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Interview mit Victor Smolski – Teil 1 Interview mit Victor Smolski – Teil 1
Zum Abschluss ihrer „Kingslayer“-Tour finden sich ALMANAC im Colos-Saal in Aschaffenburg ein. Als Besonderheit gibt Mastermind VICTOR SMOLSKI auf diesem Teil der Tour ein... Interview mit Victor Smolski – Teil 1

Zum Abschluss ihrer „Kingslayer“-Tour finden sich ALMANAC im Colos-Saal in Aschaffenburg ein. Als Besonderheit gibt Mastermind VICTOR SMOLSKI auf diesem Teil der Tour ein Best-of-Programm aus den verschiedenen Abschnitten seiner Schaffenskunst zum Besten. Vor dem Auftritt stand der Saitenhexer Lydia und Michael von Metalogy Rede und Antwort und erzählte von den Veränderungen bei ALMANAC, von den Erfahrungen im Laufe seiner Karriere, seiner Passion zum Rennfahren und zukünftigen Plänen. Lest hier den ersten Teil der 4-teiligen Interview-Serie mit Victor Smolski.

Hallo Victor, vielen Dank, dass Du dir die Zeit für uns nimmst. Ihr seid jetzt seit etwas mehr als einer Woche mit dieser Tour unterwegs. Wie lief es so?

Victor: Ja. Wir sind seit dem 7. März unterwegs. Im Februar hatten wir die Show in Hamm. Die war ausverkauft. Kurz danach war Haltern am See. Das war auch ausverkauft. Die Shows waren super. Andernach war super. Mannheim auch. Die Tour läuft super, wenn man überlegt, dass es so ein Zwischenrutscher ist. Es gibt ja keine neue CD. Wir haben uns einfach gedacht, bevor wir wieder ins Studio gehen, spielen wir ein bisschen. Für mich ist es wichtig, die Band einzuspielen. Ich habe einen neuen Sänger und einen neuen Schlagzeuger. Für mich ist es wichtig, für ein Bandgefühl zu kriegen und dass sich alle mehr eingrooven können. Bevor wir anfangen neue Songs zu proben und aufzunehmen, damit alles abgestimmt ist und alle den Bandgroove gleich fühlen. Wir haben im Sommer auch noch große Festivals. Das ist eine super Erfahrung. Das passt perfekt jetzt. Wir haben hier die Club-Erfahrung und eine kleine Bühne auf der einen Seite und dann die große Bühne, die ist eine ganz andere Baustelle. Da ist auch die Kommunikation ganz anders. Da sind die Leute teilweise ganz weit weg, muss man teilweise mit dem Blick arbeiten, weil man nicht viel hört. Wir haben das Metalfest. Wir fliegen wieder nach Asien auf ein Festival und ein großes Festival in Moskau. Big Gun Festival. Und wir spielen überübermorgen so ein Mini-Festival in Minsk. Ich mache da mein eigenes Festival. Da spielen wir auch als Headliner. Ich mache da mehr oder weniger ein Almanac-Festival in meiner Heimatstadt. Das wird sicher auch lustig.

Hast Du noch eine Beziehung zu der Metalszene in Weißrussland? Gibt es da Bands, die Du speziell promotest?

Victor: Ja, die Bands kenne ich immer noch alle. Ich bin zwar ein seltener Gast dort, aber trotzdem kenne ich immer noch die Leute. In Moskau wird es dieses Jahr auch wieder ein tolles Festival geben, Big Gun, ein ganz neues, internationales Festival. Sowas gab es noch nie.

Wo spielt Ihr in Asien?

Victor: In Korea. Das ist eines der größten Festivals da – JUMF. Wir haben da schon gespielt. Das ist immer ein ausverkauftes Stadion. Das macht schon Spaß. Und jetzt als Headliner dort zu spielen, das wird richtig geil. Und durch die Clubs und die Festivals wird die Band richtig fit fürs Studio sein. Dafür, dass das so eine Zwischentour, sozusagen eine Spaßtour ist, passt das super.

Ihr seid jetzt nur noch mit einem Sänger unterwegs (und natürlich einer Sängerin). Wie wirkt sich die neue Konstellation auf die Songs aus?

Victor: Richtig. Wir hatten vorher David und Andy. Wir hatten bewusst das Konzept der verschiedenen Stile. David ruhiger und Andy aggressiver. Da muss ich sagen, dass es mit Patrick jetzt unglaublich gut passt. Irgendwie macht er einen richtigen Spagat zwischen beiden. Er kann singen wie David und genauso Gas geben wie Andy. Das ist richtig komfortabel jetzt. Es ist mehr Ruhe auf der Bühne, weil David und Andy sich oft mal im Weg standen.

Und ich sage es mal so: Im Studio war es phantastisch. Live war es nicht einfach teilweise. Auch zu mischen. Da waren halt viele Sänger auf der Bühne. Das war nicht einfach. Jetzt ist es eine sehr komfortable Situation auf der Bühne. Und mit dem Patrick passt es super. Ich denke, dann wird es auch bei dieser Besetzung bleiben, weil das einfach gut passt. Die Idee von Anfang an bei „Tsar“ war – das habe ich im Prinzip von LMO (Ligua Mortis Orchestra) übernommen und das hat mir bei LMO gefallen, dass ich so viele verschiedene Sachen komponieren konnte, was früher nie möglich war. Früher musste ich mich wirklich darauf konzentrieren, was Peavy (Wagner, Rage) singen kann. Da war eine ganz harte Grenze von bis und keinen Zentimeter Abweichung. Und bei LMO mit Henning Basse – auch ein Mega-Sänger – und zwei Sängerinnen im Studio, da konnte ich einfach komponieren, komplett frei von irgendwelchen Grenzen. Und das wollte ich unbedingt für Almanac auch haben, denn das hat super funktioniert. Jetzt merke ich, live mit Patrick, dass der alles ganz locker macht. Der wird auch im Studio keine Probleme haben.

Almanac Colos-Saal © Lydia Polwin-Plass

Spielst Du auch auf der Tour noch Cello und Klavier?

Victor: Ja, das habe ich auch letztes Jahr gespielt. Und jetzt wieder auf der Solotour. Ich habe eine Solotour gehabt um Weihnachten herum. Da habe ich beide Instrumente wieder live gespielt. Das macht schon Spaß.

Welche Beziehung hast du zur Klassik? Und wo würdest du die Parallelen zwischen Metal und Klassik sehen?

Victor: Ich finde Parallelen überall. Ich finde da überhaupt keinen Unterschied. Für mich ist der Unterschied zwischen den klassischen Instrumenten und Rock-Instrumenten oder elektrischen Instrumenten einfach nur der Klang, der unterschiedliche Klang. Von der Dynamik, von der Power, musikalisch oder sonst irgendwas,  da ist überhaupt gar kein Unterschied. Ich denke, auch ein Orchester kann richtig rocken. Also, wenn ich komponiere, trenne ich das überhaupt nicht. Wenn ich einen Song komponiere, höre ich beides mehr oder weniger gleich, ob es passt oder nicht.

Ich habe mein eigenes Orchester in Minsk, mit dem wir auch viele Aufnahmen machen. Die sind auch speziell für das Studio trainiert. Die spielen alle mit Mikros. Das macht einen ganz großen Unterschied zu einem normalen Orchester. Ein normales Klassik-Orchester ist so aufgebaut, dass vorne die Top-Leute sitzen und hinten sitzen die Schüler. Im Studio spielt das keine Rolle. Durch das Mikro bekommst du das gleiche Signal von hinten wie von vorne. Da müssen alle gut sein. Da ist auch eine andere Dynamik. Ich meine, normal hassen es Klassiker gerade zu spielen. Sonst heißt es, da ist kein Gefühl drin. Da muss man schön „wackeln“. (Lacht) Und in der Rockmusik oder im Funk hat einer, der nicht gerade spielen kann, kein Gefühl. Und das ist der Unterschied, wenn Klassiker Rockmusik spielen, muss alles ziemlich tight sein, genauso wie bei uns. Alles aufs Schlagzeug. Die Dynamik ist vielleicht ein bisschen anders, dass man zum Beispiel kein Pianissimo braucht. Das hört man einfach nicht. Das geht von Mezzoforte bis dreifaches Forte. Aber sonst finde ich alle Instrumente gleichberechtigt. Und es macht mir Spaß, beide Welten zu kombinieren.

Ist Metal die moderne Fortsetzung der Klassik?

Victor: Absolut, gerade zeitgenössische klassische Musik ist in ihren Harmonien sehr schräg. Und das ist, was ich am Metal mag: Es gibt keine Regeln. Wenn man zum Beispiel über Jazz redet, die klassische Art von Jazz, also nicht Free Jazz, dann gibt es da viele Regeln und viele Strukturen. Ich meine, in der konservativen Klassik gibt es das auch, wenn man ein Arrangement macht für ein Orchester. Das finde ich gerade gut, dass man so frei ist. Im Endeffekt ist man komplett frei beim Komponieren. Schräge Akkorde kann man super mit geregelten Harmonien verbinden. Man muss nur die Tonart einhalten. Ich spiele gerne Cello und Klavier, aber richtig Rocken an der Gitarre macht noch mehr Spaß.

Wann bist Du zum Metal gekommen?

Almanac Colos-Saal © Lydia Polwin-Plass

Victor: Ziemlich früh. Ich habe angefangen mit Sechs mit Klavier und Cello in der Schule. Eine spezielle Musikschule verbunden mit dem Konservatorium. Da habe ich Gitarre entdeckt – mit Elf. Und dann parallel zur normalen klassischen Ausbildung bin ich zum Jazz College gegangen – fünf Jahre Jazz College – und da habe ich mir bereits, als ich das Programm für die Prüfung gemacht habe, mehr rockige Nummern ausgesucht als jazzige. Damit habe ich mich sehr unbeliebt bei den Lehrern gemacht. Damals war halt alles sehr konservativ, richtig Jazz. Da war ich nicht sehr beliebt. Trotzdem habe ich mit 14 meine erste Band gehabt. Das war bereits eine Rockband. Ich habe aber nichts gegen Jazz. Ich spiele aber auch immer noch auf Jazz-Festivals. Ich mache ich wirkliche alles Mögliche. Viel Klassik, viel Funk, Studiojobs, etc. Ich mag es zu experimentieren. Ich mag gutgemachte Hand-Musik. Ist egal was du spielst. Wenn das Instrument wirklich gespielt wird und nicht aus der Dose kommt, zeigt sich der Unterschied zwischen wirklich guten und schlechten Musikern. Ich trenne aber nicht stilistisch. Aber trotzdem habe ich gemerkt, dass einfach so mit Rock und später mit Metal für mich von der Energie her alles am besten passt. Und meine Ideen kommen aus dieser Richtung. Für mich ist es im Metal einfacher meine Ideen umzusetzen als in einem anderen Stil.

Trägst Du dich mit dem Gedanken, mal wieder ein Soloalbum zu machen?

Victor: Ich sammle bestimmt seit vier Jahren schon Ideen. Und normalerweise würde ich schon längst daran arbeiten und eines veröffentlichen, aber ich sehe für Instrumental-Musik gerade so ein Loch. Da finde ich es einfach viel zu schade, jetzt noch eine CD rauszubringen, die keiner hören möchte. Weil ich ja sehe, was mit der Instrumental-Musik gerade los ist. Das ist traurig, ganz traurig. Ich kriege andauernd wirklich ganz phantastische CDs in die Hand von Mega-Gitarristen, wie Greg Howe und anderen Gitarrengöttern, aber keiner hat mitbekommen, dass der eine neue CD gemacht hat. Und die ist nirgends zu hören, zu sehen, oder zu kaufen. Wenn du ihn persönlich nicht kennst, bekommst du das gar nicht mit. Das ist ganz traurig.

Ich sammle da in Ruhe meine ganzen Ideen für Songs und das wird eine sehr  interessante Platte. Die kocht schon richtig. Die wird bestimmt irgendwann rauskommen, aber ich gucke, dass es eventuell eine passende Tour dazu gibt. Wichtig ist, dass die Leute es mitbekommen. Wir machen viele Solo-Konzerte in Zukunft. Jetzt spiele ich zum Beispiel mit Paul Gilbert eine kleine Tour mit ein paar Workshops.

Jetzt habe ich auch eine neue Lehr-DVD rausgebracht. Die ist mit der „new music academy“ zusammen entstanden, als sozusagen „Fernunterricht“. Acht Monate lang Monate haben schon Material gesammelt. Es ist schon sehr interessantes Material, das ich gesammelt habe.Das ist schon ein echtes Mammut-Projekt und irgendwann kommt es dann raus. Im Prinzip, wenn ich irgendwann mal Zeit dafür habe, dann ist das auch in zwei, drei Monaten fertig.

Morgen könnt ihr hier auf Metalogy.de den zweiten Teil der 4 teiligen Interviewserie mit Victor Smolski lesen.

Lest dazu auch unseren Review zum neuen Album

Review: ALMANAC – KINGSLAYER

und seht euch die Fotostrecke zum Gig im Colos-Saal an

FOTOSTRECKE: Almanac, Enemy Inside und New Level im Colos-Saal

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de