Review: ALMANAC – KINGSLAYER
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNews 10. Dezember 2017 Reviews
Mit ihrem Debütalbum „Tsar“ hatten ALMANAC bekanntlich die Messlatte für ihr zweites Werk sehr hoch gelegt. Mit „Kingslayer“ meistern Gitarrenvirtuose Victor Smolski und sein dreistimmiger Gesangstornado diese nicht nur, sondern legen besonders an Härte noch einmal eine Schippe drauf. Ergebnis ist ein metallisches Meisterwerk gespickt mit sinfonischen Hymnen und krachenden Power Metal-Brechern.
Als Victor Smolski und seine neue Formation ALMANAC mit dem Debütalbum „Tsar“ an den Start gingen, rieb sich die Metalgemeinde zunächst die Augen ob der drei (!) Front-Sänger. Auch die Tatsache, dass es sich mit Andy B. Franck (Brainstorm), David Readman (Pink Cream 69) und Jeannette Marchewska (Lingua Mortis) nicht um irgendwelche Sänger handelte, sondern um absolute Größen der Szene, ließ zunächst an ein Projekt mit stetig wechselndem Gesangspersonal glauben. Den Beweis, dass sich ALMANAC aber personell konstanter aufstellt als Projekte wie Avantasia, tritt die Band mit ihrem Zweitling „Kingslayer“. Nachdem mit „Tsar“ ein qualitativ hochwertiges Debüt gelungen war, zeigt ALMANAC mit „Kingslayer“ außerdem, dass dieses unglaublich hohe Niveau keine Eintagsfliege war. In Bezug auf seine vorherige Band Rage stellt Victor Smolski ohne Überheblichkeit fest: „Das musikalische Niveau ist bei ALMANAC viel höher. Außerdem stehen bei uns der Spaß und die Spielfreude an erster Stelle. Wenn das gegeben ist, kann gar keine Routine entstehen.“
Die unglaubliche stimmliche Variabilität, die sich durch das vokale Dreiergespann ergibt, weiß der Gitarrenvirtuose beim Songwriting geschickt auszunutzen. „Wir wollen Songs schreiben, die das gewisse Etwas haben. Ich kenne zumindest keine Band, die so ist wie ALMANAC. Klar, es gibt Projekte mit mehreren Gastsängern, aber keine mit drei Frontsängern.“ Die Verteilung der Klangfarben ist hierbei klar vorgegeben: Andy B. Franck bietet den Metal-Shouter, der perfekt die Hymnen trägt. David Readman deckt dagegen die kernige Rock-Röhre ab, von erdig bis gefühlvoll. Jeannette Marchewka steht als weibliche Stimme im Trio vor allem für die Klassik, wobei sie sich aber auch so manchen Ausflug in rockige Gefilde leistet, wie z.B. bei „Headstrong“. Was aber diesbezüglich „Kingslayer“ zu einem exzellenten Album macht, ist, dass Smolski es hervorragend versteht, diese Stärke in den Song perfekt zur Geltung zu bringen. „Damit kann ich alles abdecken und mit zahlreichen Klangfarben malen. Es gibt nichts, was ich mit so tollen Musikern in meiner Band nicht machen kann.“ Das geniale Zusammenspiel der drei Sänger wird besonders beim härteren „Headstrong“ offenbar. In jeder Strophe hat zunächst jeder Sänger/in einen Einzelpart und alle Drei vereinigen sich im Refrain zu einer unglaublichen Stimmgewalt.
Verglichen zu „Tsar“ hält der Zweitling „Kingslayer“ aber nicht nur das Niveau, sondern legt in verschiedenen Aspekten noch eine Schippe drauf. Besonders in Sachen Härte wurden die Regler nach Oben gedreht. „Wir haben recht schnell gemerkt, dass wir auf der Bühne eine ganze Ecke härter klingen als auf CD.“, resümiert Smolski die Erfahrungen der „Tsar“-Tour. „Wir wollten härter klingen, direkter, die Melodien noch mehr schärfen und noch mehr Dynamik aus den drei Sängern rausholen.“ Dieses gelang Dem Weltklasse-Gitarristen und seiner Truppe in den Wuppertaler HeyDay-Studios. „Ich bin wirklich so froh, dieses Studio entdeckt zu haben. Es gibt wenige Orte, die so viel bieten: Wunderbares Analog-Equipment, aber dafür auch die ganze Bandbreite der modernen digitalen Produktion.“ erklärt Smolski. Aufgenommen wurde ab April 2017, gemischt wurde live am Mischpult. So finden sich auf „Kingslayer“ neben genialen Hymnen wie „“Losing My Mind“, „Kingdom Of The Blind“ oder „Red Flag“ auch härtere Brecher wie „Headstrong“, „Regicide“ und „Guilty as Charged“. Gefühlvoll geht es zudem bei „Last Farewell“ zu.
Thematisch wandelt „Kingslayer“ im traditionellen Meucheln blaublütiger Regenten in den vergangenen Jahrhunderten. Es ist zwar kein Konzeptalbum im eigentlichen Sinn, hält aber durchgängig an der Thematik fest. Der sinfonisch-rockige Midtempo-Brecher ‚Hail To The King‘ erzählt beispielsweise von König Dhatusena von Sri Lanka. „Im Jahr 473 stieß ihn sein eigener Sohn Kasyapa vom Thron und mauerte ihn ein“, gibt Smolski kurz Nachhilfe in Geschichte. Der krachende Opener ‚Regicide‘ setzt sich mit dem Attentat auf König Heinrich VIII durch einen Mönch auseinander. Dazu erzählen ALMANAC zum Beispiel noch von einem schizophrenen Könige, der von seiner eigenen gespaltenen Persönlichkeit in den Selbstmord getrieben wird, und einer berüchtigten Piraten-Anführerin, die tatsächlich niemand zu töten vermochte. Man wandelt also nicht in Fantasy-Gefilden, sondern in dunkelster blutiger Historie.
Insgesamt ist „Kingslayer“ nicht nur eine Steigerung zum Erstling „Tsar“, sondern auch eine wahre Power Metal-Symphonie vollgepackt mit krachenden Hymnen. Zudem ist ALMANAC mehr als nur ein All-Star-Emsemble um Victor Smolski, sondern eine Band mit einem gesunden Gefüge, in das sich alle einbringen können. Diese Harmonie und das perfekte Zusammenspiel dieser Ausnahmemusiker ist „Kingslayer“ durch und durch anzuhören und macht dieses Album zu einer musikalischen Offenbarung. Und der erhöhte Härtegrad steht der Band exzellent. Hörner hoch für solch ein geniales Zweitwerk, das vor Qualität, Spielfreude und Genialität nur so strotzt. Muss ich noch erwähnen, dass alleine die Weltklasse von Victor Smolski als Gitarrist und Komponist „Kingslayer“ zur Pflichtlektüre (Nennt man das bei Alben so?) für Metalheads machen. Das 3+1-Gespann am Bühnenrand ist zudem live ein Brett und sollte auch auf der anstehenden Tour anständig abgefeiert werden.
Anspieltipp: “Regicide”, “Losing My Mind”, “Kingdom Of The Blind”, “Headstrong”
Review: Michael Glaeser
Hörprobe auf Youtube von „Losing My Mind“:
Tracks
- Regicide 6:07
- Children Of The Sacred Path 4:10
- Guilty As Charged 5:03
- Hail To The King 5:48
- Losing My Mind 5:34
- Kingslayer 1:33
- Kingdom Of The Blind 6:23
- Headstrong 6:11
- Last Farewell 4:59
- Red Flag 5:05
Line up:
Victor Smolski – Gitarre, Keyboard, Andy B. Franck – Gesang, David Readman – Gesang, Jeannette Marchewka – Gesang, Athanasios „Zacky“ Tsoukas – Schlagzeug, Tim Rashid – Bass
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