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Review: AENIMUS – DREAMCATCHER Review: AENIMUS – DREAMCATCHER
AENIMUS haben eine Balance zwischen heftigem Tech Death Metal und filigranem Progressive Metal gefunden und diese auf ihrem neuen Album „Dreamcatcher“ verewigt. Die harte... Review: AENIMUS – DREAMCATCHER

AENIMUS haben eine Balance zwischen heftigem Tech Death Metal und filigranem Progressive Metal gefunden und diese auf ihrem neuen Album „Dreamcatcher“ verewigt. Die harte Seite der Songs wird mit Vollgas Doublebasses, rasenden Gitarren und tiefen oder keifenden Growls aus den Boxen gehauen. Daneben steht innerhalb der gleichen Songs meist ruhigerer Progressive Metal mit anspruchsvoller Gitarrenarbeit und wirbelnden Schlagzeugläufen. AENIMUS schaffen mit „Dreamcatcher“ eine ungewöhnliche, aber hochinteressante Fusion zweier Stile. Gewöhnungsbedürftig, aber sehr gelungen. Hut ab.  

Im Jahre 2011 gründeten sich in der Bay Area AENIMUS und legten 2013 eigenständig ihr Debütalbum „Transcend Reality“ auf. Sechs Jahre und ein paar Line-up-Wechsel später steht nach einer musikalischen Weiterentwicklung seit dem 22. Februar mit „Dreamcatcher“ das zweite Album der US-Amerikaner in den Regalen (natürlich auch in den virtuellen). Hierauf manifestiert sich ein sehr eigener Stil, den sich AENIMUS dadurch erarbeiten, dass sie Technical Death Metal und Progressive Metal fusionieren. Die beiden Spielweisen des extremen Technical Death Metal und des ruhigeren Progressive Metal sind dabei eigentlich nur entfernte Verwandte, haben aber insbesondere die extrem anspruchsvolle Beherrschung der Instrumente und technische Versiertheit als gemeinsame Grundlagen. Und genau diesen Strang nutzen AENIMUS, um beides zu kombinieren. Der heftige Tech Death Anteil wird vor allem durch die mal tiefen und mal keifende Growls, sowie brutale Schlagzeug-Attacken getragen. Der ruhigere Progressive Metal Anteil wir durch ein sehr filigranes Gitarrenspiel und wirbelnde Schlagzeugläufe, aber auch Klavier- oder Geigenklänge repräsentiert. Dazu kommt der Klargesang, der auf „Dreamcatcher“ eher elegisch und leidend klingt und zum Glück nicht so hollywood-mäßig weichgespült ist. Trotz aller technischen Raffinessen wird aber immer wieder ein kleines bisschen Eingängigkeit gegönnt, was die Songs interessant hält, ohne, dass zu sehr gefrickelt wird.

Strukturell haben die Songs oft zwei Gesichter. Statt die beiden Stilrichtungen brutal zu verquirlen, werde sie innerhalb der Songs nebeneinander gestellt. Songs, wie „Before The Eons“, „The Ritual“ oder „The Overlook“ starten mit extremen Tech Death Kanonaden, um in einen ruhigeren progressiven Teil über zu gleiten. Diese stilistische Gegenüberstellung findet man in fast allen Songs, nur in anderer Reihenfolge. So starten z.B.  „Between Iron and Silver“ und The Dark Triad“ eher ruhig. Mit „My Becoming“ und „Day Zero“ bleiben nur zwei Songs durchgängig auf der harten Schiene. Das Instrumental-Stück „Dreamcatcher“, mit dem das Album abschließt, ist als Gegenentwurf rein progressiv und kommt ohne extreme Härte aus. Besonders auffällig ist zudem in den Songs „The Ritual“, „Between Iron and Silver“ und „Caretaker“, dass diese zum Ende hin einen strukturellen Schnitt erleben und sich der Sound grundlegend ändert. Bei „The Ritual“ findet man sich plötzlich bei voller Orchestrierung in einer Art Filmmusik wieder, während bei den anderen beiden Songs irgendwann Klavier und Geigen übernehmen.Aenimus - Dreamcatcher - Artwork

Thematisch ist „Dreamcatcher“ ein Konzeptalbum, das sich an verschiedensten Horrorgeschichten abarbeitet. Es orientiert sich an Bücher und Filmen wie „The Shining, „The Dead Zone“ „Es“ oder den Geschichten um „Hannibal“. Dabei ist das Album so geschrieben, die diese Thematiken sich nicht nur in den Songtexten finden, sondern auch in der Musik selbst, indem sie die Momente, Gefühle und Gedanken der Charaktere dieser klassischen Geschichten darstellt. Metalheads und Horror-Liebhaber sollten hieran ihre Freude finden. „Dreamcatcher“ wird zudem durch Gastauftritte von Mike Semesky (INTERVALS, THE HAARP MACHINE), Jamie Hanks (I DECLARE WAR), Brian James (FALLUJAH), Sims Cashion und Leonardo Guzman verfeinert. Für den Mix und das Mastering war übrigens Jamie King (BENEATH THE BURIED AND ME, THE CONTORTIONIST) verantwortlich.

Insgesamt ist die stilistische Mischung technisch hochanspruchsvoll. Daher  ist „Dreamcatcher“ sehr hoch einzuschätzen, da AENIMUS es schaffen, die Songs interessant zu gestalten und sich nicht total zu verstricken. Klar ist, dass man Ohrwürmer vergeblich sucht (Was bei Dream Theater durchaus auch zutrifft.). Sicherlich zündet „Dreamcatcher“ auch nicht beim allerersten Durchlauf. Aber es bleibt so viele Anreize davon im Hirn zurück, dass man einen zweiten, dritten, vierten Durchlauf oder mehr wagt und sich die Songs dann entfalten und entdecken lassen. Dann kann der Spaß beginnen. Mit Ihrer zweiten Scheibe sollten AENIMUS ihre Anhängerschaft daher deutlich erweitern.

Anspieltipps: Eternal, Between Iron And Silver, Caretaker,

Tracks 

  1. Before the Eons 4:42
  2. Eternal 5:15
  3. The Ritual 6:26
  4. My Becoming 3:25
  5. The Dark Triad 4:39
  6. Between Iron and Silver 7:09
  7. The Overlook 4:38
  8. Caretaker 5:53
  9. Second Sight 4:20
  10. Day Zero 4:30
  11. Dreamcatcher 3:12

Line up:

Alex Green – Vocals
Sean Swafford – Guitar, backing vocalsSeth Stone – Bass, backing vocals
Cody Pulliam – DrumsJordan Rush – Guitar

Review: Michael Glaeser

Hörprobe auf  Youtube von „Before The Eons“:

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de