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Interview mit Ann Kathrin Peters und Stefan Bumann | Wacken Firefighters Interview mit Ann Kathrin Peters und Stefan Bumann | Wacken Firefighters
Die Wacken Firefighters sind schon lange legendär und ein wichtiger Teil des W:O:A geworden. Wir haben mit Ann-Kathrin Peters und Stefan Bumann im Rahmen... Interview mit Ann Kathrin Peters und Stefan Bumann | Wacken Firefighters

Die Wacken Firefighters sind schon lange legendär und ein wichtiger Teil des W:O:A geworden. Wir haben mit Ann-Kathrin Peters und Stefan Bumann im Rahmen unserer Arbeiten an unserem Buch „Wacken – Das perfekte Paralleluniversum. Was die Gesellschaft von Metalheads lernen kann“ gesprochen und bekamen interessante Erlebnisse geschildert.

Hallo Ann-Kathrin, hallo Stefan. Vielen Dank, dass ihr euch Zeit nehmt. Wir arbeiten an einem Buch über die Liebenswürdigkeit der Metalheads und den sozialen Aspekt der Metalszene. Das Ganze erklärt am Beispiel Wacken. Nicht jeder kennt die Musiker hinter den W:O:A Firefighters so genau. Möchtet ihr euch kurz persönlich vorstellen?

Ann-Kathrin: Also, ich bin die Chefin. Die Organisatorin von dem ganzen Haufen. Ich bin die Musikzugführerin und spiele Euphonium. Und ich bin schon seit 2011 dabei.

Hast du seit 2011 auch direkt auf dem W:O:A mitgespielt oder erstmal nur im Musikkorps?

Ann-Kathrin: Ich habe erstmal ein Jahr so mitgespielt. Ich konnte das Instrument vorher schon spielen. Danach kommt man dann automatisch mit zum W:O:A.

Für die, die sich mit Blasinstrumenten nicht so auskennen: Was ist ein Euphonium?

Ann-Kathrin: Das musst du wohl man googeln. (lacht) Also, das sieht aus wie eine ganz kleine Tuba. „Tiefes Blech“ sagt man auch dazu. Davor habe ich ein Tenorhorn gespielt, was eigentlich die gleiche Tonlage hat. Aber vom Aufbau des Instruments her ist das ein Euphonium.

Was ist dein persönlicher Musikgeschmack?

Ann-Kathrin: Querbeet. Von Blasmusik über Märsche zu Schlager. Ich hab mich da nicht festgelegt. Ich höre alles. Es muss halt nur gerade passen.

Heavy Metal normalerweise nicht?

Ann-Kathrin: Nicht so sehr. Wenn W:O:A ist, geht man da natürlich mal hin und hört sich zum Beispiel Hämatom an. Obwohl ich auf dem W:O:A eine bin, die eher im Biergarten bleibt. Da ist ja normalweise eine etwas andere Musik. Obwohl es da auch schon ziemlich laut ist.

Hast du eine musikalische Ausbildung?

Ann-Kathrin: Nein, ich habe damals mit Tenorhorn angefangen. Da war ich 9. Dann habe ich zwischendurch mal auf die Klarinette gewechselt. Als ich dann nach Wacken gekommen bin, brauchten sie wieder die Tenorhornstimme. So bin ich dann wieder auf Tenorhorn umgestiegen. Und da bin ich jetzt. Eine spezielle musikalische Ausbildung oder ein Musikstudium habe ich nicht. Ich bin Freizeitmusiker und Amateur.

Stefan, möchtest du dich auch kurz vorstellen?

Stefan: Ja, mein Name ist Stefan Bumann und bin seit 2013 bei den W:O:A Firefighters. Das war damals mehr oder weniger ein Zufall, weil mal jemand sagte, ich solle da mit hinkommen, denn das sei ein lustiger Haufen. Und dann war ich, wie der Teufel es so wollte, zwei Wochen vor dem W:O:A mal dort. Ich habe dann nur eine Probe mitgemacht und dann hat der damalige Musikzugführer gesagt, ich solle auf dem W:O:A mitspielen. Das gab zwar dann intern einige Diskussionen, weil eigentlich gesagt wurde, dass Neueinsteiger nur für ein W:O:A nicht direkt mitspielen sollten. Der Musikzugführer wollte mich aber unbedingt dabeihaben. Ich wusste aber auch gar nicht, was da so hinter steckte.

Meine musikalische Ausbildung habe ich auch mit 9 Jahren mit dem Trompetespielen begonnen. Ich spiele Trompete und Flügelhorn und habe auch keine professionelle Ausbildung, sondern eher eine semi-professionelle. Ich hatte sehr viele professionelle Lehrer, wie den 1. Trompeter der NDR-Bigband Lennart Axelsson oder Bob Lanese, Trompeter bei James Last. Aktuell nehme ich unter anderem auch Unterricht bei Rüdiger Baldauf, der bei TV TOTAL gespielt hat oder Christoph Moschberger, der mit den Egerländer Musikanten unterwegs ist. Ich bilde mich da also immer noch sehr, sehr viel weiter. Und seit 2014 bin ich die Gallions-Figur vorne beim Musikzug. Damals war der Dirigent krank geworden und da ich schonmal einen Satz Proben gemacht hatte, wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die musikalische Leitung zu übernehmen. Seitdem hänge ich da drin und es macht total Spaß.

Was ist dein persönlicher Musikgeschmack?

Stefan: Mein Musikgeschmack ist sehr mainstreammäßig, aber auch im Bigband- oder Jazz-Bereich. Für Improvisationen interessiere ich mich sehr. Im Grunde genommen mag ich aber auch alles, wo mein Instrument vorkommt. Das ist zum Beispiel im Ska-Bereich. Es gibt natürlich auch Heavy Metal Bands, bei denen mal eine Trompete vorkommt. Gerade letztens habe ich als Gastmusiker bei der Band Koma aus Russland mitgespielt. Bei denen war ich beim Metalbattle als Gastmusiker dabei. Das war auch eine ganz tolle Erfahrung. Insofern ist mein Musikgeschmack ganz breit gefächert. Auch Klassik interessiert mich, aber mehr vom musikalischen Bereich her. Das ist sehr interessante Musik, auch wenn ich sie nicht so viel höre. Letztendlich sind alle auf demselben Schema aufgebaut, egal ob Rap, Pop oder Heavy Metal. Alle haben irgendwie mit Harmonien zu tun. Und alles vereinigt sich dann wieder in der Musik. Das ist eigentlich eine ganz coole Erfahrung.

Könnt Ihr uns etwas über die Aktivitäten des Musikkorps auf dem W:O:A und die Entstehung der W:O:A Firefighters erzählen?

Ann-Kathrin: Von denen, die von Anfang an im Musikzug waren, sind nicht mehr viele dabei. Viele sind leider schon verstorben. Das, was wir so mitbekommen haben ist, dass es eine Laune von Holger (Hübner) und Thomas (Jensen) war. Es wäre doch ein Gag, wenn der Musikzug mal auf dem W:O:A spielen würde. Die haben damals auch nicht auf einer Bühne gespielt, sondern auf einer Koppel auf Stühlen gesessen. Wir haben gehört, dass die damals erst ein sehr unangenehmes Gefühl hatten. „Was werden denn die Metaller denken, wenn wir da mit unserer Truppe kommen.“ Die hatten schon richtig Muffensausen. Sie waren dann aber begeistert, wie sie aufgenommen wurden. Sie haben erzählt, dass sie auf einem Haufen saßen und die Metalheads um sie herum Polonaise tanzten. Sie wurden da mit Bier versorgt und allem Möglichen. Das soll also wohl richtig gut angekommen sein, so dass die Veranstalter gesagt haben, dass sie es nächstes Jahr wieder machen würden. Und so wurde das irgendwann zum Kult. Dann kam irgendwann der Name „Wacken Firefighters“ dazu. Und irgendwann hieß es, dass wir die inoffizielle Eröffnung machen sollten. Da stehen dann die Leute und feuern uns mit „Wacken, Wacken, Feuerwehr“ an. Früher war es dann auch so, dass wir noch mit unseren Köfferchen durch den Biergarten durchgegangen sind. Das war aber auch nur bei meinem ersten Mal und dann nicht mehr. Damals hatten wir auch noch unsere Feuerwehruniformen angehabt. Und als wir am Biergarten ankamen und uns die Ersten gesehen hatten, gingen dann zwei, drei Metalheads vor uns und machten uns den Weg frei. Und als wir durch die Menge gegangen sind, wurden wir von allen Seiten angetatscht und alle freuten sich, dass wir da waren. Einige schrien: „Die Firefighters sind da.“ Und es öffnete sich die Menge und wir gingen zur Bühne. Da hat man echt Gänsehaut. Eine Freundin von mir, die auch mitspielt, sagt: „Ich habe jedes Mal Pipi in den Augen.“ Es ist wirklich so. Die Metalheads freuen sich, wenn wir kommen. Aber nachher wurde der Einmarsch aus Sicherheitsgründen nicht mehr gemacht. So mussten wir damals von hinten an die Bühne heran gehen. Mittlerweile werden wir mit dem Bus von hinten an die Bühne herangefahren. Aus Sicherheitsgründen.

Stefan: Als ich das erste Mal dabei war – da hat der Arno noch vorne gestanden und das Ganze anmoderiert und die Leute angeheizt – hatten sie irgendwie vergessen uns die Stühle auf die Bühne zu stellen. So hat Arno gesagt, wenn wir nicht sitzen könnten, könnten wir auch nicht spielen. Wenn die sich nichts einfallen lassen würden, könne auch kein Ton losgehen. Innerhalb von 2 Minuten wurden von den Metalheads alle Sitzgarnituren aus dem Biergarten über die Köpfe hinweg nach vorne gereicht. So konnten wir dann sitzen und spielen. Das war so genial. Sowas habe ich in dieser Form das erste Mal miterlebt. Das war irre. Da hat man einfach gemerkt, dass da Leute sind, die unbedingt wollen, dass wir da spielen. Es wollte jeder, dass die Bänke schnell nach vorne kommen, damit die Firefighters anfangen können zu spielen und Party machen.

Ich habe nachher einmal den Fehler gemacht, zu fragen, ob denn alle was zu trinken haben. Da gingen alle Arme hoch. „Ja, haben wir.“ Dann habe ich gesagt: „Aber irgendwie ist es bei mir hier oben so staubig. Ich habe irgendwie nichts zu trinken.“ Und dann kamen von ganz vorne jede Menge Bierbecher. Soviel wollte ich dann eigentlich auch nicht trinken (lacht). Ein Becher hätte mir gereicht. Es wurde mir wirklich alles Mögliche nach vorne gereicht. Die Bereitschaft von den Leuten ist einfach irre. Das macht einfach Spaß.

Hattet Ihr eigentlich schon mit Metalheads Kontakt gehabt, bevor ihr mit den Firefighters auf dem W:O:A gespielt habt?   

Ann-Kathrin: Ich sage es mal so, bevor ich da gespielt habe, war ich gar nicht auf dem Gelände. Ich wüsste auch nicht, dass sich da irgendjemand von uns Karten gekauft hat. Ich wohne seit 1996 in Gribbohm. Das ist das Dorf gleich nebenan, wo das eigentliche W:O:A stattfindet. Daher müsste es eigentlich Gribbohmer Open Air oder G:O:A heißen (lacht), aber egal. Als Dörfler waren wir dann halt auf dem Festival. Aber mit der Musik oder mit den Metalheads hatte ich eigentlich keinen Kontakt. Aber dieser Kontakt kam natürlich dann bei mir durch das Spielen dort ab 2011.

Seid ihr bei der Feuerwehr eigentlich selbst aktiv, zum Beispiel wenn es brennt?

Ann-Kathrin: Ich selbst nicht.

Stefan: Ich bin Mitglied in der Feuerwehr Gribbohm. Nebenbei bin ich auch noch in der technischen Einsatzleitung des Kreises Steinburg. Da bin ich als S1 tätig und bekomme bei Großschadensklagen meine Alarmierung. So muss ich dann hin und die Einsatzabwicklung mitmachen. Ich war früher mal stellvertretender Gemeindewehrführer hier in Bordesholm, wo ich derzeit auch noch (zumindest während der Woche) wohne. Ich habe dementsprechend alle möglichen Ausbildungen, wie Führung von Verbänden oder Leiten einer Wehr, was ich sehr gut in den Bereich Technische Einsatzleistung einbringen kann. Aber in der Feuerwehr Gribbohm bin ich ganz einfacher Löschknecht, wie alle anderen. Dort habe ich nichts zu sagen, auch wenn mein Dienstgrad lustigerweise ein Grad über meinem Wehrführer liegt (lacht). Das sieht optisch immer ein bisschen komisch aus, aber ich habe da nichts zu sagen. So habe ich die Gelegenheit als echter Löschknecht mal wieder mit dabei zu sein. Und auch bei den W:O:A-Diensten mache ich durchaus mal eine Nachtschicht in der Einsatzleitung, zum Beispiel vom Gelände oder bestreife auch gerne mit einer Gruppe mal das Gelände in einem Feuerfahrzeug. Das mache ich durchaus auch.

Ann-Kathrin: Wenn man aber mal schaut, wer alles bei uns im Musikzug wirklich Feuerwehrleute sind, dann sind das wirklich die wenigsten. Wir sind halt eine Untergruppierung der Feuerwehr und nennen uns „Klangkörperverstärker“. Das heißt tatsächlich so. Aber nur wenige von uns sind noch aktiv, dann auch nicht in Wacken, sondern zum Beispiel in Itzehoe oder Gribbohm. Und wir haben auch noch ein paar Ältere, die Ehrenmitglieder der Feuerwehr sind.

Stefan: Aktive Mitglieder haben wir eigentlich gerade nur zwei. Das sind Jörg und ich. Die anderen sind aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.

Welche Erfahrungen hast du bei deinen Streifen auf dem W:O:A gemacht ?    

Stefan: Auch total genial. Da ist zwar ein bisschen was zu tun, aber die Leute sind ziemlich vorsichtig, muss man ehrlich sagen. Klar kann es mal passieren, dass mal ein Zelt abbrennt, ein Grill Feuer fängt. Sowas kann natürlich passieren. Man hofft natürlich, dass das nie passiert. Und und ist aufgefallen, dass die Hilfsbereitschaft unter den Leuten ganz, ganz groß ist. Als einmal ein PKW brannte, haben wir ihn abgelöscht und diejenigen, denen das Auto gehört, waren nicht vor Ort. Die waren schon auf dem Festivalgelände. Deren Hab und Gut, wie die Zelte, war mehr oder weniger aus dem Fahrzeug gerettet worden. Die Leute drum herum haben sich dann aber sofort bereit erklärt, die Leute unterzubringen. Uns wurde gesagt, wir sollen uns da mal keine Gedanken machen. Und das hat auch richtig gut geklappt. Die haben echt Hilfe bekommen. Oder eine andere Geschichte: Mitten in der Nacht, so gegen 2 Uhr geht einer mit einer Taschenlampe über den Platz. Er sagte, er habe sein Handy verloren. Da haben wir vom Fahrzeug aus den großen Suchscheinwerfer angemacht. Es kamen andere an und fragten was denn los sei. Plötzlich suchten 20 bis 30 Leute dieses Handy, bis dann einer sagte: Ich habe es gefunden. So hat der junge Mann sein Handy wiederbekommen und  alles war gut. Dann hat sich wieder alles aufgelöst. Das war einfach genial.

Wieviele Leute sind überhaupt bei euch im Musikzug? Und wieviele davon kommen aus Wacken?

Ann-Kathrin: Aus Wacken kommen genau zwei. Jürgen und Stefan (ein anderer Stefan). Dann bin ich mit Gribbohm die Nächste. Dann kommt Holstenniendorf und der Rest kommt aus ganz Schlewig-Holstein. Einige kommen  auch aus Itzehoe. Am weitesten weg sind Hamburg, Heiligenhafen, Bad Oldesloe und Kiel.

Stefan: Das ist schon eine ganze Ecke an Kilometern, die da jedes Jahr zusammengefahren werden, wenn man sich dann mal zu einer Probe trifft.

Wie oft wird geprobt und wie sieht es in der aktuellen Corona-Zeit aus?

Ann-Kathrin: Wir proben normalerweise einmal pro Woche. Jeden Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr. Davor probt der Nachwuchs eine Dreiviertelstunde bis Stunde. Ein, zwei Tage vorm W:O:A treffen wir uns auch meistens, proben nochmal und spielen spezielle Sachen durch. Aber normalerweise treffen wir uns eigentlich nur einmal pro Woche. Sonst wäre es auch zu viel. Wie gesagt kommen die Leute aus ganz Schleswig-Holstein. Da kann man nicht zwei, drei Mal pro Woche nach Wacken kommen. Das geht einfach nicht. Ansonsten sind wir 56 Leute. Auf die Bühne dürfen wir mit 43 Leuten. Mehr Platz ist da einfach nicht.

Gibt es da Konkurrenz oder auch Leute, die da eher nicht spielen wollen?

Ann-Kathrin: Eigentlich bringt das allen Spaß. Es gibt zwar manchmal jemanden unter den Älteren, der fragt, ob er denn wirklich wieder mitspielen müsse oder ob er nicht mal aussetzen könne. Es ist natürlich auch anstrengend, wenn man da dreimal in der Woche hinmuss. Man muss sich ja extra Urlaub nehmen. Wenn wir am Mittwoch um 19 Uhr spielen, müssen wir mindestens drei Stunden vorher da sein, inklusive Reinfahren, Aufbauen, Rausfahren. Da sind es hauptsächlich die Älteren, die dann sagen, dass sie gerne mal ein Jahr aussetzen würden. Das ist dann aber auch kein Thema. Ansonsten finden das alle toll. Trotz all der Gegensätze fühlt man sich ja wohl. Man fühlt, dass die Metalheads respektieren, was wir da spielen. Die fordern ja auch bestimmte Stücke, die sie hören wollen. So macht das Ganze auch Spaß.

Wie wählt ihr die Stücke insgesamt aus? Bestimmt ihr das selber oder richtet ihr euch da nach den Wünschen der Metalheads?

Ann-Kathrin: Eigentlich bestimmt das Stefan und sein Stellvertreter Torben. Die setzen sich zusammen und überlegen, welche Stücke gut ankommen würden. Es wiederholen sich da natürlich auch viele, weil die Leute das einfach hören wollen. Es gibt aber auch Anfragen über Facebook. So wollte mal jemand ein nicht ganz so metal-typisches Lied hören, nämlich eine Polka, den Böhmischen Traum. Da wundert man sich erstmal. Das sind aber meistens Leute, die selber in irgendwelchen Musikzügen spielen. Auf dem W:O:A sind ja nicht nur Metalheads, die nur Heavy Metal hören, sondern gerne auch mal was anderes. Man merkt das auch, wenn im Fernsehen bei Interviews Metalheads gefragt werden, warum sie die Wacken Firefighters mögen und was sie mit so einem Musikzug verbindet. Dann sagen einige, dass sie selber in einem Musikzug Schlagzeug spielen. Die wissen auch, welche Lieder man spielen kann. Und so kam dann auch mal die Anfrage nach dem Böhmischen Traum. Es wurden sogar mal Schilder hochgehalten: Wir wünschen uns den Böhmischen Traum. Wir gehen dann natürlich gerne drauf ein. Ansonsten überlegen sich Stefan und Torben, welche Lieder wir einstudieren könnten und was gut ankommen würde. Einmal im Jahr machen wir auch ein Probenwochenende in der Jugendherberge in Heide. Da werden dann jedes Jahr zwei neue Stücke für das W:O:A einstudiert, die die beiden aussuchen. Und bis jetzt ist noch nichts negativ angekommen. Was die beiden ausgesucht haben. wurde eigentlich immer positiv aufgenommen.

Stefan: Da haben wir wirklich Glück gehabt. Aber die Geschichte mit dem Böhmischen Traum war wirklich bezeichnend. Der Böhmische Traum ist wirklich eine Volksmusik-Polka. Erst denkt man, dass das nicht deren Ernst sein kann. Ich wollte das eigentlich erst einmal abhaken. Aber wir hatten das Stück sowieso im Programm, aber es war an und für sich nicht für das W:O:A vorgesehen. Dann kamen aber aus dem Publikum immer wieder die Rufe nach dem Böhmischen Traum. Dann habe ich nach hinten gefragt, ob jeder die Noten mithat und zum Glück war das so. Und so haben wir dann den Böhmischen Traum gespielt. Wir haben sogar angefangen, das Ganze ein bisschen zu verschärfen. Ich habe unserem Schlagzeuger gesagt, dass wir beim letzten Durchlauf das Tempo dann mal anziehen wollen. Der hat dann einen ordentlichen Double-Bass reingehauen. So spielt den Böhmischen Traum keiner, möchte ich mal behaupten. Wir haben da selber etwas kreiert, das richtig passt. Andere mögen dann sagen, dass wir die Polka viel zu schnell spielen und was denn der Double-Bass soll. Ich sage dann: Leute ihr habt keine Ahnung. Das ist das, was die Metalheads gerne haben wollen. Nach dem Motto: Wir können schick spielen, wir können aber auch verrückt sein. Dieses Verrücktsein können wir wunderbar auf dem W:O:A ausleben. Wir werden aber auch von den Fans dabei sehr, sehr gut getragen.

Ist denn jeder Auftritt etwas Besonderes oder habt ihr mittlerweile eine gewisse Routine?

Stefan: Die Routine spiegelt sich auf alle Fälle beim Aufbauen wider. Mal änderte sich der Stage-Manager. Der kam dann bei Ann-Kathrin an und meinte erklären zu müssen, wie alles funktioniert. Die Antwort war in etwa: „Du sagst hier gar nichts. Ich nehme das hier in die Hand und dann wirst du sehen, wie schnell das geht.“ Und dann war das gegessen. Beim nächsten Mal meinte er, dass er ja gar nichts mehr sagen brauche, weil wir ja eh wissen, wie alles funktioniert. Die Aufbau-Routine ist also da. Wir haben auch Routine, wenn wir ankommen, die Instrumente fertig machen, auf die Bühne gehen, uns an den Zeitplan halten und nachher wieder von der Bühne gehen. Bei allem anderen, was während des Auftritts auf der Bühne passiert, lassen wir uns tragen. Wir gucken einfach, was passiert. Und bisher war das immer extremst positiv.

Gibt es also auch spontane Programmänderungen auf der Bühne?

Stefan: Höchstens in der Reihenfolge. Die Stücke stehen schon mehr oder weniger fest. Auch weil die anderen gesagt haben, dass sie nicht jedes Mal eine Mappe mit 200 Stücken mitnehmen wollen, wenn wir nur einen Bruchteil davon spielen. Die wollen also vorher schon wissen, welche Stücke gespielt werden. Ich schaue dann, was wir vielleicht mal versuchen könnten. Ich habe dann immer ein paar Stücke in Reserve, falls wir mal zu früh fertig sein sollten. Das hat bisher aber immer ganz gut geklappt.

Wie war für euch das Gefühl, das erste Mal auf dem W:O:A zu spielen?

Stefan: Für mich war das der absolute Wahnsinn. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dem, was da passiert ist, ganz ehrlich gesagt. Es war gigantisch. Ich hatte zur damaligen Zeit zwar vom W:O:A gehört, aber, dass da die W:O:A Firefighters spielen, hatte ich noch gar nicht so mitgekriegt. Aber als ich das erste Mal auf der Bühne stand, da hatten wir vor der Bühne 5.000 bis 6.000 Leute, war das schon irre. Aber für mich ist eigentlich jedes Jahr total irre. Wir merken auch, dass es jedes Jahr immer mehr werden. Im letzten Jahr hat uns die Security erzählt, dass der Platz bis zu dem Banner vom Biergarten für 15.000 Leute ausgelegt ist und es bis dahin voll sei und noch darüber hinaus gehe. Er schätzte, dass vor der Bühne vom Biergarten etwa 30.000 Leute standen, wobei in den Biergarten selber nur 15.000 Leute reinpassen. Selbst die ganzen Wege bei den Verkaufsständen waren zugestopft. Da kam niemand mehr durch, weil wir da über die Leinwand zu sehen waren . Da ging gar nichts mehr. Das ist total irre, wenn man bedenkt, dass das Blasmusik ist. Aber die Leute gehen einfach ab und das macht Spaß. Es gibt natürlich auch Leute, die mit dieser Musik nichts anfangen können. Genauso, wie andersherum Leute mit Heavy Metal nichts anfangen können. Wobei Heavy Metal ja unglaublich breit gefächert ist. So ähnlich wie Jazz. Als ich damals beim Metal Battle mitgespielt hatte, waren Bands dabei, die waren für mich nur Gegröle und Gedröhne. Und dann gibt es wiederum Metalbands, die so harmonisch und so klassisch spielen, bei denen man den Rhythmus mitkriegt und die Texte verstehen kann. Das sind ganz, ganz tolle Musiker. Man kann das nicht über einen Kamm scheren. Es gibt halt viele, die mit Metal nichts anfangen können, genauso wie Metalheads nicht unbedingt etwas mit Schlager anfangen können. Oder mit Blasmusik. Wobei der Großteil der Metalheads sagt: Da müssen wir hin. Das ist Kult.

Ann-Kathrin: Wie gesagt, gehörte ich ja damals noch zu denjenigen, die durch die Menge gegangen sind. Und, ja, man hat Gänsehaut und es ist aufregend. Obwohl unsere Älteren ja schon gesagt hatten, dass die Metalheads tiefenentspannt sind und sich freuen, wenn wir kommen. Und das war auch tatsächlich so. Bei den Eindrücken, wie groß das alles ist und wie viele Menschen das sind, hatte man beim ersten Mal auf der Bühne schon zittrige Knie. Man hat sich schon gefragt, was passiert jetzt, kommt das alles an und ist alles gut. Aber das ist, wie immer gesagt wird, eine große Familie und so fühlt man sich da auch. Man fühlt sich dort einfach gut aufgehoben. Mittlerweile ist man zwar immer noch aufgeregt, aber durch die Routine ist man entspannter. Beim Aufbau gebe ich ja auch meistens die Anweisungen.

Habt ihr Holger (Hübner) und Thomas (Jensen) eigentlich vorher schon gekannt?

Ann-Kathrin: Also, ich kannte die beiden vorher nicht, aber einige, die hier im Bereich wohnen, kannten die beiden vor W:O:A-Zeiten schon. Die beiden kommen ja hier aus der Gegend. Die meisten Spieler sind leider verstorben, die Holger schon kannten, als er auf dem Trekker gesessen hat und über das Feld gefahren ist – nicht W:O:A-mäßig, sondern arbeitstechnisch. Oder Thomas, als er noch hinter dem Tresen gestanden hat. Ich kenne die beiden so leider überhaupt nicht. Ich habe sie durch den damaligen Musikzugführer kennengelernt, als ich zweite Chefin geworden war und es darum ging, etwas für das W:O:A bezüglich der T-Shirts zu klären. Da habe ich Holger das erste Mal persönlich gesehen. Und irgendwie hat es sich sehr freundschaftlich entwickelt. Er hat nur gesagt, dass wir einfach bescheid sagen sollen, wenn wir irgendwas brauchen. So entstand dann der Kontakt. Man hat dann mit Holger einfach mal ein Bierchen getrunken. Holger und Thomas sind auch Ehrenmitglieder bei uns im Musikzug.

Stefan: Dazu muss ich sagen, dass Thomas ganz große Angst deswegen hatte. Er ist ja Bassist und hat früher bei Skyline gespielt. Er fragte, ob diese Ehrenmitgliedschaft an irgendwelche Bedingungen geknüpft sei. Ich sagte scherzhaft, er müsse regelmäßig bei uns mitspielen. Da hat er schon ein bisschen Panik bekommen. Ich habe ihm dann aber versichert, die Ehrenmitgliedschaft für die beiden nur Wertschätzung und ein ganz großes Dankeschön, sei nicht an irgendwelche Verpflichtungen gebunden. Da fiel Thomas echt ein Stein vom Herzen. Obwohl Thomas es im letzten Jahr sehr genossen hat, mal wieder bei Skyline mitzuspielen. Ich glaube, er würde sehr gerne viel, viel mehr Musik machen, als er derzeit überhaupt schafft.

Du erwähntest gerade die T-Shirts. Habt ihr ein Mitspracherecht, wie die T-Shirts oder die Bilder der W:O:A Firefighters gestaltet werden?

Ann-Kathrin: Bei den T-Shirts selbst haben wir kein Mitspracherecht. Das wird von ICS vorgegeben. Wir kriegen jedes Jahr T-Shirts, da steht dann W:O:A Firefighters hinten drauf. Die unterscheiden sich von denen der Feuerwehr, denn da steht „Fire Brigade“ drauf. Ansonsten war das in der Mache von Holger’s Leuten. Nur die Jahreszahl ändert sich jedes Jahr. Jedes Jahr bekommt also jeder ein Polo-Shirt. Und dann haben wir noch unsere eigenen T-Shirts, die wir auch verkaufen. Das sind schwarze, die wir auch beim ersten Auftritt immer anhaben, mit „Musikzug Wacken“ hinten drauf. Die sind auch heiß begehrt.

Erzählt ihr bitte über euere Aktivitäten während der Corona-Krise? Oder habt ihr die komplett runtergefahren?     

Ann-Kathrin: Wir dürfen ja gerade leider keine Musik machen. Als es die ersten Lockerungen nach dem ersten Lockdown gab und man sich wieder mit ein paar Leuten  mit entsprechendem Abstand treffen durfte, baute ein Mitspieler von uns Kabinen, in denen ein einzelner Spieler ohne Kontakt zum Nebenmann sitzen konnte. So konnten wir mit 14 Leuten und Dirigent proben. So haben wir die Proben aufgeteilt und konnten dreimal in der Woche proben, aber jeder immer nur spielen. Der Musikzug wurde also in drei Gruppen und drei Dirigenten aufgeteilt. Die Gruppen haben dann auch immer das Gleiche gespielt. Bis dann nachher der nächste Lockdown kam, seither können wir ja gar nichts machen.

Stefan: Im Corona-Studio habe ich Aufnahmen von jedem Einzelnen gemacht. Die habe ich dann zusammengeschnitten. Das Endziel war dann eigentlich, dass wir die Stücke dann so klingen lassen, als ob der gesamte Musikzug zusammenspielt. Auch da wurde uns leider Gottes auch ein Strich durch die Rechnung gemacht, weil sich unser Proberaum in einer Schule befindet. Diese Schule gilt als öffentlicher Raum und ist nun nicht zugänglich. Das heißt, wir mussten dann raus. Da stand aber das gesamte Equipment drin. Das Ergebnis kann man auf unserer Facebook-Seite sehen und über Radio Antenne haben wir einen Gruß geschickt, als wir mit sieben Leuten „Born to be wild“ eingespielt hatten. Aber das waren halt nur sieben Leute, weil so eine Produktion schon aufwändig ist. Ich musste jeden einzelnen reinholen und die Aufnahmen phrasenweise machen. Man nimmt 16 Takte auf und wenn ein Fehler drin ist, nimmst du sie nochmal auf und nochmal und nochmal. Bis so ein Stück durch ist, musste ich pro Musiker vier bis fünf Stunden dran sitzen. Wenn ich das für 40 Musiker machen würde, könnt ihr euch ja ausrechnen, wie lange das dauert. Und das ist nur die Aufnahmezeit, unabhängig davon, dass alles noch zusammengeschnitten werden muss. Das Projekt ist immer noch in der Mache, aber es scheitert gerade an der Zeit. Man hat ja noch einen Job nebenbei.

Was macht ihr beruflich?

Stefan: Ich bin Vogelhändler. Ich klebe Kuckucks und bin Gerichtsvollzieher in Kiel. Ein ganz untypischer Beruf. Der hat mit Musik nichts zu tun.

Ann-Kathrin: Und ich bin Polizeibeamtin in Itzehoe.

Wie sind deine Erfahrungen bzw. die deiner Kollegen, die auf dem W:O:A im Einsatz sind?

Ann-Kathrin: Die reißen sich zum Teil um den Dienst, weil es da alles friedlich ist. Man kann sich mit dem einen oder anderen unterhalten. Alles ist schön. Alles ist toll. Das ist ein angenehmer ruhiger Job wenn das Wetter mitspielt. Sonst ist das natürlich auch doof. Es gab natürlich auch Jahre, in denen es zu heiß war.

Stefan: Den Schlamm hatten wir genau in den vier Jahren, seit ich dabei bin. (lacht) 2015 war das ganz extrem. Da sah der Biergarten aus, als hätte jemand einen Estrich glattgestrichen. Mal ist jemand durchgegangen, der plötzlich bis zu den Knien weg war. Es haben Leute auf Bierzeltgarnituren gestanden und Bauchklatscher in den Matsch gemacht. Das Jahr war ein bisschen dramatisch.

Stefan, du sprachst gerade von Aufnahmen. Gab es schonmal Überlegungen, einen Auftritt der Firefighters auf DVD aufzunehmen?

Stefan: Es gab bereits Aufnahmen vom Musikzug. Auch alte aus dem Biergarten. Als ich die musikalische Leitung übernommen hatte, sagte ich, dass ich von diesen CDs nichts mehr sehen will. Was damals aufgenommen wurde, spiegelt nicht mehr wider, was der Musikzug heutzutage zu leisten im Stande ist. Das sind grottenschlechte Aufnahmen. Wir hatten zum Beispiel auch die Anfrage, ob wir nicht bei Wacken Worldwide ein Online-Konzert machen könnten. Da hatten wir aber das Problem, dass wir seit März nicht mehr geprobt hatten und so sagt ich, wenn wir dann irgendetwas spielen und das klappt alles nicht so, wie es sein sollte, dann ist das auf Ewigkeiten im Internet zu finden. Das ist so eine Sache. Wir hatten mal ein Weihnachtskonzert aufgenommen. Das haben wir mit einfachsten Bordmitteln gemacht. Die klingen eigentlich auch gar nicht so schlecht. Im Moment auch gerade auf unserer Facebook-Seite zu finden. Wünsche zum zweiten und zum vierten Advent, Titel, die wir bei einem Konzert in der Kirche in Wacken gespielt haben. 2016 war das. Richtige Aufnahmen in einem Studio waren auch schon mal angedacht. Das Problem ist nur, dass sowas bei einer so großen Anzahl von Leuten auch extrem teuer ist. Da hat es bisher immer noch ein bisschen dran gehapert. Es ist aber ehrlich gesagt immer noch eines meiner Ziele, sektionsweise ordentliche Aufnahmen zu machen, die wir zusammenschneiden können, um sie dann als CD oder auch DVD präsentieren zu können. Live-Mitschnitte vom W:O:A gibt es natürlich auch eine ganze Menge im Internet auf YouTube. Dabei gibt es immer das große Problem mit der Aussteuerung.

Ich weiß noch, dass im ersten Jahr, als ich die Firefighters auf dem W:O:A moderiert hatte, ich am Mittwoch richtig Gas gegeben hab und danach heiser bis zum Es-geht-nicht-mehr war. Am nächsten Tag war dann SpiegelTV mit einer Kamera da und hat mich aufgenommen. Da war nur noch ein Krächzen zu hören und nichts mehr an Stimme. In dem Video kam dann: „Och, der Dirigent hat wohl auch ordentlich einen gesoffen.“ Das kam dabei raus. Aber ich schwöre, ich war stocknüchtern. Soviel zum Thema, wenn man solche Sachen nachher wieder aus dem Internet raushaben möchte. Das ist extrem schwierig. Aufnahmen vom W:O:A sind ok, aber mir wäre eine professionelle Studioaufnahme mit dem Musikzug lieber.

Was ist das für ein Gefühl sich nach einem Auftritt direkt bei YouTube wiederzusehen?

Stefan: Das ist natürlich ein komisches Gefühl. Aber halt immer nur von Publikumsseite aufgenommen. Viel genialer ist das, was wir von unserer Seite aus sehen. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel auch den Titel „YMCA“ gespielt. Es ist irre, wenn du dann plötzlich 30.000 Leute siehst, die buchstabenmäßig die Arme in die Höhe reißen. Da denkst du vorher: Das machen Metalheads niemals, ausgerechnet nach diesem Song zu tanzen. Und dann sind die plötzlich alle voll dabei. Da ist der Blick von der Bühne wesentlich interessanter als das Video aus dem Publikum heraus.

Ihr selber hört ja keinen Heavy Metal. Habt ihr in der Familie oder im Freundeskreis Metalheads?

Ann-Kathrin: Unser Schlagzeuger hört Metal. Der ist auch ein bisschen Wacken-bekloppt. Der ist aus Mainz und war auch, bevor er zu uns kam, immer auf dem W:O:A. Wir haben noch eine Freundin, die neben dem W:O:A auch auf Metal-Konzerte geht. Ansonsten gibt es einige, die die Musik auch mögen, aber das Ganze nicht so ausleben.

Das W:O:A zeigt ja sehr viel soziales Engagement, wie zum Beispiel Blutspendeaktion, Barrierefreiheit oder Gebärdendolmetscherin. Sind die W:O:A Firefighters dort involviert und unterstützt ihr das?

Ann-Kathrin: Jedes Jahr ist eine Rollstuhlfahrerin da, die einen kleinen Teddy dabeihat. Und jedes Jahr kommt sie mit diesem Teddy an und wir wissen schon, dass der jedes Jahr bei uns auf die Bühne bzw. auf den Lautsprecher muss. Das ist gesetzt. Und dann ist sie natürlich auch jedes Jahr bei uns vorne im Graben. Vorletztes Jahr war auch eine ganze Gruppe Rollstuhlfahrer bei uns dabei und kamen nachher mit zu uns in den Backstage-Bereich. Dort haben sie mit uns ein Foto gemacht.

Stefan: Einmal haben wir einen Aufruf der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) unterstützt. Der Neffe eines Mitspielers  bzw. eines Bekannten suchte einen Spender. Ein 9-jähriger Junge. Den Aufruf haben wir natürlich auf unserer Internetseite veröffentlicht und dazu gab es auch keine zwei Meinungen.  Es war klar, dass wir das fördern. Ich bin auch selber Knochenmarkspender. Ich habe auch schonmal so einen Test gemacht und bin in der Kartei. Ich kann das Ganze nur befürworten. Wir haben das also auf unserer Facebook-Seite gepostet. Mit einem grandiosen Erfolg. Wir bekamen nachher die Information, dass für den Jungen ein Spender gefunden wurde. Total klasse. Wir wissen zwar jetzt nicht, ob das Ganze auch anschlägt, aber wir hoffen das Beste. Man kann mit so einer Geschichte also wirklich was reißen. Warum soll man seinen Bekanntheitsgrad nicht auch dafür nutzen, sozial engagierte zu unterstützen.

Wir haben auf der Kieler Woche auch mal die Stiftung Mensch aktiv unterstützt. Am Krach-Mach-Tach hatten wir mit dem Chor der Stiftung Mensch aus Meldorf einen Auftritt. Die haben einen Chor und wir haben ihn begleitet und zusammen an einem Wettbewerb teilgenommen, wo die dann ganz weit vorne gelegen haben. Das hat uns dementsprechend gefreut. Es macht einfach Spaß etwas für diese Leute zu machen. Du siehst sofort eine Reaktion, ob es gefällt. Es ist einfach schön, wenn wir so Freude spenden können. Wenn es irgendwas gibt, was wir als Musikzug unterstützen können, dann sind wir immer gerne mit dabei.

Ganz weit vorne sind natürlich ICS mit den ganzen Aktionen, die sie machen. Blutspende. Stiftung Mensch. Die T-Shirts werden, glaube ich, auch in einer Behinderteneinrichtung gedruckt. Es wird unheimlich viel in diese Richtung gefördert. Das ist richtig klasse.

Bezüglich der DKMS finde ich wichtig, dass man sie auch immer wieder in Erinnerung ruft. Sonst gehen die Leute nicht hin. Gerade in der Pandemie ist das schwierig. Dabei heißt es ja mittlerweile „Stäbchen rein, Spender sein.“ Das ist im Endeffekt ja nur ein Abstrich. Schön wäre es, wenn man diesen Test direkt neben dem Corona-Test mitmachen könnte. Das würde sicherlich jede Menge Spender geben.

Wie sehr hat euch Ausfall des W:O:A 2020 bzw. die Region getroffen?

Stefan: Zu der wirtschaftlichen Situation an sich kann ich wenig sagen. Wir haben natürlich die Geschäfte, wie Edeka oder Netto, wo die Leute dieses Jahr nicht zum Einkaufen hingekommen sind. Das hat sich sicherlich im Umsatz widergespiegelt. Wie das mit anderen Personen ist, kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass es durch die ganze Corona-Geschichte für uns durchaus problematisch wird. Wir haben keine Mitgliedsbeiträge und unterhalten uns komplett selbst. Wir kriegen auch kein Geld von der Feuerwehr und sonstiges, sondern spielen unsere Gelder selber ein. Gelder, von denen wir Noten kaufen oder die Ausbildung bezahlen. Wir sorgen im Endeffekt für uns selbst Durch Corona ist uns natürlich alles an Auftritten und an Einnahmen, die für die Künstler da sind, weggebrochen. Die Einnahmen sind regelrecht gleich Null. Die Ausgaben blieben aber noch eine ganze Zeit lang bestehen. Wenn wir jetzt noch die Miete für einen Raum oder Kosten für Leasing-Instrumente hätten, dann würde es für uns ganz, ganz schlimm aussehen. Uns geht es derzeit aber noch relativ gut, wenn ich an die anderen Künstler denke, die immense Einbußen hatten. Auch während des W:O:A sind ganz viele Helfer unterwegs, wie die Security, die Trafficcontrol, die Kartenverkäufer oder die einzelnen Stände, die haben alle enorme Einbußen. Es gibt durch die Corona-Zeit und da jetzt Wacken nicht stattgefunden hat, ein ganze Menge Verlierer. Von unserer Seite können wir gar nicht beurteilen, wie groß der Schaden für die anderen Leute wirklich ist. Wenn ich sehe, wie groß alleine für uns der Schaden ist und man bedenkt, dass andere von diesen Einnahmen leben müssen, ist das schon eine ganz dramatische Situation.

Wieviele Auftritte haben die Firefighters sonst durchschnittlich im Jahr?

Stefan: Das sind schätzungsweise 35 bis 40 Auftritte im Jahr. Dabei sind natürlich die drei Auftritte beim W:O:A. Aber so besonders das W:O:A auch ist, ist es für uns ein Auftritt wie jeder andere. Wir machen ja auch noch andere Auftritte. Der Musikzug lebt ja nicht nur vom W:O:A. Aber die Auftritte sind alle weg. Wir haben sonst Oktoberfeste. In Großenbrode wird jedes Jahr ein großes Oktoberfest gefeiert, wo ganz viele Leute hinkommen. Da machten wir immer den Frühschoppen. Da ist es am letzten Tag richtig abgegangen. Oder im Zelt bei der Firma Möbel Kraft haben wir auf dem Oktoberfest gespielt. Das alles fehlt einfach gerade. Auch für das eigen Gefühl und Selbstbewusstsein. Normalerweise haben wir am Ende des Jahres eine Veranstaltung, die manche Weihnachtsfeier nennen, wir aber nennen sie Wir-haben-fertig. Alleine dieses Wir-haben-fertig ist 2020 ausgefallen, weil wir einfach nichts hatten. Das Letzte, was wir hatten, war das Probenwochenende in Heide. Danach war es zappenduster.

Was war denn bei euren Auftritten bisher für euch das Schönste bzw. das Schlimmste?

Ann-Kathrin: Das Schlimmste war mal ein Frühschoppen, bei dem wir extra Tracht angezogen hatten und nur 8 oder 9 Leute kamen. Wir waren für 2 Stunden engagiert worden und sollten Oktoberfestmusik machen. Wir hatten uns extra zurecht gemacht mit Dirndl und Latzhose. Und dann saßen da nur 8 Leute. Das war so frustrierend. Das find ich ganz schlimm.

Das W:O:A gehört für mich immer zu den Höhepunkten. Von der Stimmung und den Leuten her. Unser Weihnachtskonzert in der Kirche war auch ganz toll. Das haben wir bisher zweimal gemacht. Einmal mit Godewind und einmal mit Sternenklang. Die beiden Konzerte fand ich toll, weil wir zeigen konnten, dass wir auch was anderes spielen können. Toll finde ich auch den karitativen Weihnachtsmarkt in Wanderup, dessen Einnahmen immer an das Kinderhospiz gespendet werden. Da spielen wir auch immer im Gerätehaus der Feuerwehr. Das bringt auch immer total gute Laune und zählt für mich zu den Highlights.

Ist denn auf dem W:O:A mal richtig was schief gelaufen?

Ann-Kathrin: Ja, wir sollten nicht auf die Bühne. Wir wurden mit dem Bus reingefahren und da waren wohl welche von der Security, die nicht wussten, wer wir sind. Wir hatten zwar jemanden mitbekommen, die uns reinbegleiten sollte und die auch das entsprechende Band anhatte, womit sie überall reindurfte. Wir selber haben „Stuff“-Bänder gehabt, was bedeutet, dass wir auch hinter die Bühnen dürfen. Wir kamen also an und sind mit unserem Sack und Pack ausgestiegen. Und da war ein Riesen-Zaun, vor dem zwei von der Security saßen. Die Dame, die uns begleitete, sagte denen, dass wir zur Bühne müssten. Es war ja damals extra der Wall eingerissen worden, damit wir direkt an die Bühne kommen. Die Antwort war: „Nö, ihr kommt hier nicht durch.“ Als wir sagten, dass wir die Wacken Firefighters sind und und auf der Bühne Musik machen müssten, sagten sie nur, dass sie uns nicht kennen.  Die blieben bei ihrem Nein und haben erstmal eine geraucht. So sagte ich: „Ok, wir fahren wieder aber ihr habt ein Problem, wenn wir nicht gleich auf der Bühne stehen“. Das fanden die erstmal amüsant, aber nachdem unsere Begleiterin richtig Druck gemacht hatte, telefonierten sie doch. Sie hielten uns für einen Chor, obwohl wir unsere Instrumente in der Hand hatten. So mussten wir erstmal darauf hinweisen, dass wir Musik machen und nicht singen und  die Wacken Firefighters sind. Die haben am Telefon trotzdem gesagt, dass wir ein Feuerwehrchor seien. Die Antwort am Telefon war, dass es sowas nicht gäbe und wir nicht reinkommen würden. Die Zeit wurde etwas knapp. So habe ich etwas gemacht, was ich eigentlich nicht mache: Ich habe bei Holger (Hübner) angerufen bekam ihn aber nicht ans Telefon, nur seine „rechte Hand“.  Die hat nur geseufzt und gefragt, an welchem Checkpunkt wir den seien. Die Punkte haben alle eine Bezeichnung und unsere Führerin hat sie dann durchgegeben. Holgers rechte Hand sagte nur, dass die jetzt einen Anruf bekämen und das Tor gleich aufgehen müsste. Die Securities gingen tatsächlich gleich ans Telefon und nickten nur ganz eifrig. Dann sind sie aufgesprungen und haben das Tor aufgemacht. Wir sind also rein und haben Musik gemacht. Und am nächsten Tag saßen sie da wieder und wollten uns wieder nicht durchlassen. Wir haben nochmal unsere Bänder gezeigt und meinten nur, dass das bei ihnen nicht auf dem Plan stehen würde. Ich habe nur gefragt, ob ich schon wieder mit Holger telefonieren müsse. Nachdem unsere Begleiterin aber ordentlich Druck gemacht hatte, haben sie uns widerwillig reingelassen. Das war ein echter Burner. Ich weiß nicht, ob die da noch arbeiten. Ein Erlebnis war es trotzdem.

Stefan: In 2015, dem Jahr, in dem wir alle so abgesoffen sind, kam der Stagemanager auf mich zu und sagte, dass wir die ersten seien, die überhaupt spielen würden. Die anderen Gruppen, die sonst dran gewesen wären, konnten nicht spielen, weil die gar nicht auf den Platz gekommen sind. Er fragte mich dann, ob ich eine Hülse haben wolle, also ein Bier. Warum nicht, dachte ich. Er sagte nur, dass ich echt aufpassen müsse. Ich fragte, warum und was denn so schlimm an dem Bier sei. War es vielleicht warm? Er erklärte mir dann, dass das Bier schön kalt sei, das Problem wäre aber ein anderes: Das Bier hatten sie zwar bekommen, aber die Toiletten waren noch nicht da. Und die kämen auch nicht so schnell. Ich solle auf keinen Fall auf die Idee kommen, mich irgendwann irgendwo an den Rand zu stellen. Das Bier war also da, aber die Toilettenfirma kam mit ihren Fahrzeugen nicht auf das Gelände. Wir haben dann gespielt und es hat geregnet wie aus Eimern. Es gibt auch noch ein tolles Bild von mir im Regenmantel und der Trompete in der Hand. Wir hatten vielleicht 2000 Leute. Das war in Anbetracht dessen, was da sonst so ist, relativ wenig. Nach uns haben die Blechblos’n gespielt, eine Band, mit der wir echt gute Kontakte haben, weil die immer entweder vor uns oder nach uns gespielt hat. Auch auf der Kieler Woche treffen wir uns immer. Es sind echte Freundschaften entstanden. Dann kam also deren Chef Roland Schleifer auf mich zu und fragte, wieviele Leute bei dem Regen denn so gewesen seien. Ich sagte, dass wegen des schlechten Wetters nur 2000 etwa da waren. Es sagte, dass bei ihnen nur 20 gewesen wären. Das ist für so eine Band, die richtig gut ist, natürlich der Horror. Man kriegt schon echt Frust, wenn bei so einem Auftritt überhaupt nichts los ist. Auf der anderen Seite war es das Jahr, an dem wir mit unseren T-Shirts nicht ausgekommen sind. Unsere damalige Kassenwartin hatte das mit dem Wetter vorausgesehen und ließ die T-Shirts einschweißen. Wir hatten danach den Luxus trockene T-Shirts verkaufen zu können. Die sind alleine deswegen weggegangen, weil sie alle schön trocken waren. Seitdem sind die Dinger bei uns eingeschweißt. Man weiß ja nie, was kommt.

Das Jahr war aber auch wirklich schlimm. Ich habe auf dem Gelände auch einen mit seinem superaufgemotzten Golf GTI gesehen. Da habe ich mich echt gefragt, wer mit so einem Auto auf ein Open Air Festival und dann auch noch auf die Wiese fährt. Der hätte eigentlich wissen müssen, dass er damit schwimmen geht. Vielleicht war er das erste Mal da und so jung wie der aussah, war das Auto vom Papa.

Könnt ihr nochmal genauer erklären, warm eurer Aussage nach, das Wacken Open Air vom Gelände her mehr in Gribbohm liegt?

Stefan: Das ist tatsächlich so.

Ann-Kathrin: Naja, man weiß das nicht genau. Man kann ja auch sagen, dass dadurch, dass es immer größer geworden ist, ein großer Teil jetzt in Holzniendorf stattfindet. Vor ein paar Jahren war es aber wirklich so, dass das W:O:A mehr in Gribbohm stattfand. In irgendeinem Jahr haben sie einen Aprilscherz veröffentlicht, dass das W:O:A jetzt G:O:A, also Gribbohmer Open Air heißt. Damals gab es von ICS auch richtige T-Shirts dazu. Das wurde von ICS richtig groß aufgezogen. Es war aber auch ein Eingeständnis von ICS, dass das W:O:A gar nicht in Wacken, sondern in Gribbohm stattfindet. Dabei erinnert mich G:O:A aber eher an die Musikrichtung Goa, aber das ist was anderes.

Wir würden euch jetzt gerne ein paar Schlagworte nennen und ihr sagt uns, was euch dazu einfällt. Ok?

Stefan/Ann-Kathrin: Alles klar.

Rituale

Stefan: „Wacken, Wacken, Feuerwehr“. Wenn ich auf der Bühne stehe, hinter mir die Leute noch alles aufbauen und ich die Metalheads mit einer Welle schonmal ein bisschen in Stimmung bringe, dann brüllen sie alle „Wacken, Wacken, Feuerwehr“. Ich würde sagen, dass das ein Ritual ist.

Ernährung

Ann-Kathrin: Flüssig. Nichts Spezielles, aber flüssig.

Dann reden wir nicht von Tee?

Ann-Kathrin: Nicht wirklich.

Stefan: Ein nahrhaftes Getränk auf alle Fälle.

Nachhaltigkeit

Ann-Kathrin: Der Name: „Wacken Firefighters“. Auf dem W:O:A sind wir die Wacken Firefighters und wenn wir weiterengagiert werden, wollen sie auch immer die Wacken Firefighters haben, obwohl wir der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Wacken sind.

Ihr tretet also auch auf anderen Veranstaltungen als W:O:A Firefighters auf?

Ann-Kathrin: Die wollen uns natürlich gerne so verkaufen. Bei der Werbung können sie den Namen gerne benutzen, aber irgendwo muss dann stehen, dass wir „Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Wacken auch bekannt als W:O:A Firefighters“ sind.

Stefan: Wir sagen den Leuten aber auch, dass sie fragen sollen, ob sie den Namen benutzen dürfen. Den Namen / die Marke haben sich ICS bzw. Holger Hübner rechtlich schützen lassen. Er hat uns mal gesagt, dass er das für uns gemacht hat. Wir können den Namen aber nutzen, wie wir wollen. Das ist für Holger kein Problem. Er meinte, dass es aber auch durchaus sein könne, dass andere den Namen nutzen, ohne das mit uns abzusprechen. Diesen Fall hatten wir letztens sogar schon einmal als ein Veranstalter meldete, dass die Wacken Firefighters irgendwo spielen würden. Wir wurden dann auf Facebook angeschrieben und die Fans haben sich total gefreut, dass wir in deren Dorf spielen würden. Ich musste ihnen schreiben, dass wir da nicht seien. Man schickte uns dann das Programm, aber es gab überhaupt keinen Vertrag mit uns. Ich weiß jetzt nicht, was daraus geworden ist, aber auf jeden Fall hat jemand mit unserem Namen geworben, obwohl er das nicht durfte. Ich kann mir vorstellen, dass Holger das nicht so gerne gesehen hat.

Werte

Stefan: Instrumente. Wenn man mal so überschlagen würde, was da an Werten an Instrumenten auf der Bühne ist, kommt da schon ganz schön was zusammen. Gut, nicht jeder hat jetz,t so wie ich, eine Trompete für 4.000 Euro, aber eine Tuba kostet auch gerne mal 10.000 bis 15.000 Euro. Das sind schon ordentliche Werte.

Ann-Kathrin: Freundschaft. Die ist ganz wichtig.

Wacken

Ann-Kathrin: Kühe. Dorf.

Schwarz

Ann-Kathrin: Kult.

Stefan: Kult und cool.

Toleranz

Stefan: Toleranz kannst du auch in Zusammenhang mit Inklusion nennen. Wenn ich sehe, wie mit behinderten Leuten oder auch Leuten jeglicher Hautfarbe umgegangen wird, dann ist da definitiv ganz, ganz viel Toleranz auf dem Wacken Open Air. Gerade der Umgang und die Förderung im Bereich behinderter Menschen ist dort phänomenal.

(Anmerkung: Ann-Kathrin fährt während des Interviews ihre Tochter zum Reiterhof und führt das Interview dabei locker weiter. Dabei zeigt sie ihre Verbindung zum W:O:A mit ein paar sehr coolen W:O:A-Kopfstützenbezügen.)

Alter

Stefan: Spielt keine Rolle.

Ann-Kathrin: Bunt gemischt.

Stefan: Da gibt es auch eine coole Geschichte. Die war in der Bunten oder so, in der August- oder September-Ausgabe. Ann-Kathrin’s Mutter ist 78. Am ersten W:O:A war sie mit ihrem Strohhut und ihrer hellen Blumenbluse und hat fand sich dann plötzlich auf dem Titelbild der Bunten wieder.

Ann-Kathrin: Und meine Tochter, die 12 Jahre alt ist, spielt bei den Firefighters auch mit. Trompete.

Stefan: Alter spielt also absolut keine Rolle.

Finanzen

Ann-Kathrin: Unwichtig. Ich rede natürlich nur von uns jetzt. Wir bekommen natürlich was für die Auftritte. Wir bekommen auch die T-Shirts gestellt. Ich finde, das ist schon eine Menge. Wir dürfen dabei sein. Deswegen finde ich, sollten die Finanzen keine ganz so große Rolle spielen.

Stefan: Das sehe ich genauso. Die Finanzen waren in unserem Bereich nie das große Thema beim W:O:A. Ich finde es aber total klasse, dass das W:O:A junge Bands fördert und dafür sehr, sehr viele Bühnen zur Verfügung stellt. Wenn ich bedenke, dass da über 150 Bands spielen und jede Band im Endeffekt etwas bekommt, dann spiegelt sich das natürlich im Eintrittspreis wider. Das ist natürlich die Mischkalkulation, die der Veranstalter machen muss. Wenn man jetzt mal betrachtet, was die Eintrittskarte kostet und dagegen hält, was man auf dem W:O:A geboten bekommt, ist das vollkommen ok. Wenn ich dagegen sehe, dass Leute für ein Metallica-Konzert 200 Euro ausgeben – und das für nur eine Band. Auf dem W:O:A bekommst du dafür mehr als eine halbe Woche und ganz viele Bands für denselben Preis. Manchmal sind ja auch die ganz jungen Bands viel interessanter als die alten Hasen. Man kann sich ja sowieso rumtreiben und auf jeder Bühne ist irgendwas los.

Beim nächsten Mal soll ja auch mittwochs schon das Infield geöffnet werden. Dann gäbe es ja eine logische Konsequenz. Hinter vorgehaltener Hand könnte man ja sagen, dass man wegen Corona Abstand halten muss und wir im Biergarten 30.000 Leuten haben und die Konsequenz daraus wäre, dass wir auf einer der Hauptbühnen spielen müssten. Man müsste die 30.000 in einen Bereich stellen, wo sie immer noch genug Abstand halten könnten. Nein, keine Angst, wir wollen gar nicht auf eine der großen Bühnen. Es würde uns zwar reizen, aber im Infield, wo über 70.000 reinpassen, würden unsere 30.000 echt klein aussehen. Da ist mir ein vollkommen überfüllter Biergarten lieber als auf irgendeiner Hauptbühne zu spielen.

Ann-Kathrin: Ich will auch gar keine andere Crew haben. Der Biergarten ist top.

Stefan: Wir sind ja auch eigentlich für den Biergarten zuständig. Wir sind ursprünglich eingeladen worden, um Blasmusik für den Biergarten zu machen. Das sollte schon so bleiben. Never change a running system.

Umweltschutz

Stefan: …wird ganz groß geschrieben beim W:O:A. Alles was da so eingeschleppt wird, wird auch zurückgeschleppt, damit kein Umweltschaden entsteht. Die ganzen Plätze werden nach dem W:O:A von Helfern ganz akribisch abgesucht und selbst der kleinste Kronkorken wird eingesammelt, damit sowas nicht in die Erntemaschinen kommt. Die könnten sonst kaputt gehen. Da bleibt wirklich am Ende nichts übrig von dem, was hinterlassen wurde. Schade ist es nur manchmal, dass es Leute gibt, die meinen, ihren Müll zurücklassen zu müssen. Weil bei den Mengen an Müll, die zusammengesammelt werden, sich das aus finanzieller Sicht – ich bin zum Glück nicht derjenige, der das kalkulieren muss – irgendwann nicht mehr lohnt. Das spiegelt sich dann irgendwann im Preis für die Karten wider, wenn alleine der Abtransport vom Müll ein Viertel des Eintrittspreises ausmacht. Umweltschutz ist da eine ganz, ganz große Nummer. Auch diese sagenumwobene Bierpipeline, die über das Gelände läuft, ist dafür da, dass die LKWs nicht ständig auf dem Gelände rumgurken müssen und ev. was kaputt machen. Man versucht das Ganze irgendwie sauber zu halten, was letztendlich auch die Nachhaltigkeit unterstreicht. Ich finde, die machen einfach einen genialen Job.

Zusammenhalt

Ann-Kathrin: Zusammenhalt ist ganz wichtig. Zum einen beim Musikzug selbst, sonst würde das alles gar nicht so planmäßig funktionieren. Nur durch Zusammenhalt im Musikzug kann man sich so gut präsentieren und so gute Musik machen. Zusammenhalt ist wichtig. Bei uns jedenfalls.

Stefan: Definitiv

Familie

Ann-Kathrin: Erstmal sind wir im Musikzug eine große Familie. Dann gibt es im Musikzug ganz viele Familien. Das bin ich mit meiner Tochter und Stefan, meinem Freund. Dann haben wir eine Familie dabei, von der der zukünftige Schwiegersohn und die zukünftige Schwiegertochter mitspielen. Oder von einer anderen Familie spielen Vater und Sohn mit. Wir haben also viele kleine Familien in einer großen Familie. Und beim W:O:A gehören wir natürlich zur großen Familie der Metalheads.

Stefan: Und jeder kann sich auf den anderen verlassen.

Ann-Kathrin: Alle arbeiten mit. Alle arbeiten zusammen.

(Gesellschaftliche) Verantwortung

Stefan: Leute, die fröhlich sind, können nichts Böses tun. Wer fröhlich zusammen feiert, denkt gar nicht daran Scheiße zu bauen. Die Leute auf dem W:O:A und auch wir haben einfach Spaß und irgendwie Verantwortung diesen Spaß weiterzutragen. Dafür zu sorgen, dass der Zusammenhalt da ist und man den Spaß verbreitet.

Wir haben auch noch ein paar persönliche Fragen, die wir standardmäßig immer stellen.

Was ist euer Lieblingstier?

Ann-Kathrin: Hund. Großer Hund.

Stefan: Elefant.

Lieblingsessen?

Stefan: Vorhanden. Hauptsache es ist vorhanden.

Ann-Kathrin: Unsere Schafskäse-Creme.

Lieblingsbuch?

Ann-Kathrin: Habe ich keines. Elizabeth George ist meine Lieblingsschriftstellerin, die eine Krimiserie schreibt. Die lese ich gerne, aber ein spezielles Buch habe ich nicht.

Stefan: Ich habe damals „Das Boot“ gelesen. Als großen Wälzer, bevor ich mir den Film angeschaut habe, deshalb war ich vom Film leider extrem enttäuscht, obwohl der Film auch ganz gut war. Aber im Vergleich zum Buch ein riesiger Unterschied.

Lieblingsgetränk?

Ann-Kathrin: Wein.

Stefan: Wein und Bier. Auch Hefeweizen.

Lieblings-CD?

Ann-Kathrin: Habe ich keine.

Stefan: Ich habe ganz aktuell gerade eine. Mein Trompeten-Lehrer Rüdiger Baldauf hat gerade ein Jazz-Album aufgenommen. „Strawberry Fields“, auf dem er Beatles-Titel interpretiert. Auf das Cover hat er da, wo sonst die Beatles laufen würden, Käfer gemalt. Cooles Ding.

Was würdet ihr euch für euch persönlich am meisten wünschen?

Ann-Kathrin: Dass wir gesund bleiben.

Stefan: Gesundheit ist ganz wichtig. Und, dass wir irgendwann die Corona-Pandemie besiegen können.

Was würdet ihr euch für die Welt am meisten wünschen?

Stefan: Weniger Leute, die Donald Trump gut finden. Was er sich letztens gerade geleistet hat. „Trump verurteilt die Ausschreitungen.“ war heute die Pressemitteilung, wobei er das ja selber mit angeschubst hat. Und wenn ich mir vorstelle, dass der möglicherweise nach vier Jahren wieder kandidieren könnte, sollte man ja auf ein Amtsenthebungsverfahren hinwirken.

Ann-Kathrin: Mehr Akzeptanz und mehr Frieden.

Eure größte Angst?

Ann-Kathrin: Meine größte Angst ist, dass meiner Familie was passiert. Meine Familie soll gesund bleiben. Dass keiner zu Schaden kommt und, dass jedes der Kinder seinen Weg findet, wäre sehr wichtig für mich.

Eure größte Freude?

Ann-Kathrin: Musik machen.

Stefan: Wieder Musik machen.

Welche Auswirkung hat eurer Meinung nach die Corona-Krise auf das Musik-Business?

Stefan: Definitiv. Auch auf das Musikbusiness im Großen bezogen. Nicht nur auf die Musiker, sondern alles, was drum rum ist. Das sind die Leute, die für das Catering zuständig sind oder die Security. Die ganzen Roadies. Die, die den Bühnenaufbau machen oder die Beleuchtung. Die Tontechniker. Und so weiter…und so weiter. Da hängt eine ganze Menge dran. Es sind nicht nur die Künstler, sondern auch alles was drum herum ist. So gesehen sind Künstler ein ganz großer Arbeitgeber. Das darf man nicht vergessen. Und wenn die Künstler nichts mehr machen können, damit schlafen auch gleichzeitig die Veranstaltungstechniken und sonstiges ein. Ich glaube, Grönemeyer hat mal sowas gesagt wie: Wenn die ganze Sache vorbei ist, können wir wieder loslegen, haben aber keine Leute mehr, die uns helfen. Das ist eine meiner größten Sorgen, dass nachher alles kaputt ist. Weil die Leute von etwas leben müssen, suchen sie sich einen anderen Job. Und wenn derjenige dann einen anderen Job hat, dann versuch dem Arbeitgeber mal zu sagen, dass man ihn mal eben für vier Wochen braucht, um beim W:O:A mitaufzubauen. Das geht halt nicht und wird ein großes Problem werden.

Vielen Dank für das nette Interview.

Interview: Michael Gläser und Lydia Polwin-Plass

Headerbild: Dirk Jacobs

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Vielen lieben Dank für euren Support.

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de