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Review: Herzlos – Schwarz-Weiß-Neon Review: Herzlos – Schwarz-Weiß-Neon
Seit 10 Jahren rocken „Herzlos“ alle Bühnen, ob groß oder klein, sie geben immer alles. Im Herbst 2017 unterschrieben sie ihren ersten Plattenvertrag. Das... Review: Herzlos – Schwarz-Weiß-Neon

Seit 10 Jahren rocken „Herzlos“ alle Bühnen, ob groß oder klein, sie geben immer alles. Im Herbst 2017 unterschrieben sie ihren ersten Plattenvertrag. Das Ergebnis: 4 Studienalben. Passend zum zehnjährigen Jubiläum der Punk Rocker erschien im Mai 2018 ihr fünftes Album über Laute Helden/SPV.

Aus zweierlei Hinsicht trifft ihre Selbstbetitelung schon mal nicht ganz zu. Was sie machen geschieht aus Überzeugung und ist von einem gewissem Herzblut geprägt. Und die Auseinandersetzung mit sozialen Themen lässt sie ebenfalls nicht herzlos erscheinen. Doch eines wird im Verlauf des Tonträgers klar. „Herzlos“ sind sie nur, da sie dieses Organ an ihre Fans verschenkt haben. Rührselig.

Dem szenefremden Hörer mag die Tonkunst des Vierer aus Eulenbis vorkommen wie eine Mixtur aus Neuer Deutschen Härte, Toten Hosen und Böhse Onkelz. Wobei sie zu keinem Zeitpunkt eine derart polarisierend, spaltende, politische Attitüde wie die Frankfurter an den Tag legen. Dafür ist ihr leichtfüßiges Gebilde auch zu harmlos gestaltet.

Ungeachtet dessen wird beim Namen genannt, was in den Augen der Jungs nicht passt. Das geschieht aber wie gesagt zu sehr von der geputzten Kanzel, als aus dem Dreck einer leidgeplagten Lebenserfahrung.

Los geht es mit schnell raus gefeuerten, kritischen Worte bei „Heiligenschein“, untermalt in typischer Genre-Manier und einer Mischung aus angerauhten jugendlichen Stimme, die durch das Programm leitet.

Als nächstes röhren „Du bist das Gift“ und das Titellied „Schwarz-Weiß-Neon“„ aus den Boxen, die sehr gut Pate stehen, für die leichtgängige, teilweise poppige Gangart der Gruppe.

Bei dem vor Kommerzkritik strotzenden Stück „Platin“ hätten sie also gut daran getan mehr auf dem Teppich zu bleiben. Denn auch sie gehen einer eher kommerziellen Ausrichtung des Musikzweigs nach, bewegen sich somit auf massenkompatiblen Pfaden und fahren ganz gut damit.

„Ich bleibe hier“ hätte sich zu einem recht coolen Titel entwickeln können. Doch mit teils diffusen Wechseln in Stil und Text entfernt es sich keineswegs vom im Lied gescholtenen Mittelmaß, sondern versackt stattdessen darin.

„Statuen aus Gold“ hat da besser die Kurve gekriegt und zeigt eine lockere, unkonventionelle Strophenführung, dessen legere Art nicht allzu sehr durch den peppigeren Refrain zerstört wird.

Bei der gefühlsseligen Hommage an bestimmte Teile des Landes in „Panorama“ wird es beinahe schmusig und man kann sich sehr gut vorstellen, dass es sich hierbei um eine viel besungene Fan-Hymne bei Konzerten handeln könnte.

Einige dürften zwar den Text des abschließenden Liedes „Saufen für den Regenwald“ für dümmlich halten. Dafür beinhaltet es einen gewissen Witz und vermag mehr zu unterhalten als so manche Pseudomoral verschleudernde Nummer.

Jedes der vierzehn Stücke steht zwar für sich. Doch aufgrund des linHerzlos_Schwarz-Weiß-Neon_Artworkearen Stils können diese durchaus in der Erinnerung zusammenfließen.

Als Eindruck bleibt leichtfüßige Tonkunst zurück, die mal eine gescheite, mal holprige Textgestaltung bietet, aber den geneigten Hörer stets zu bespaßen weiß.

Hartgesottenen Anhänger des Genres, für die die Musik auch eine Lebenseinstellung ist, dürfte den Jungs aus Eulenbis der nötige Biss fehlen.

Fans der neuen deutschen Härte, sowie massentauglicher Punk-Kreationen sind bei den Pfälzern jedoch gut aufgehoben.

Anspielempfehlung: Heiligenschein, Statuen aus Gold

Review: Daniel Oestreich 

Besetzung:  Marvin Glytas – Gesang, Oliver „Olla“ Kripp – Gitarre, Andrew Philips – Gitarre, Christoph Brunn –  Bass, Alexander Gallé – Schlagzeug

Titelliste:

  1. Heiligenschein 4:39
  2. Du bist das Gift 3:16
  3. Schwarz-Weiß-Neon 5:10
  4. Aus anderem Holz 3:23
  5. In dieser Nacht 3:29
  6. Platin 3:14
  7. Ich bleibe hier 3:26
  8. Ohne Fehl und Tadel 3:50
  9. Statuen aus Gold 3:28
  10. Alter neuer Glanz 3:01
  11. Panorama 4:47
  12. Herzenssache (Bonus) 4:49
  13. Du und Ich (Bonus) 3:44
  14. Saufen für den Regenwald (Bonus) 3:27

 

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