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Review:  BRAINSTORM – MIDNIGHT GHOST Review:  BRAINSTORM – MIDNIGHT GHOST
Die Power Metal-Institution BRAINSTORM zeigen mit ihrer neuen Scheibe “Midnight Ghost” mal wieder, wo der Power Metal-Hammer hängt. Da ist auf BRAINSTORM seit Jahren... Review:  BRAINSTORM – MIDNIGHT GHOST

Die Power Metal-Institution BRAINSTORM zeigen mit ihrer neuen Scheibe “Midnight Ghost” mal wieder, wo der Power Metal-Hammer hängt. Da ist auf BRAINSTORM seit Jahren Verlass. Ein starker Gesang von Andy B. Frack und packende Riffs und Harmonien vom kongenialen Gitarren-Duo Ihlenfeld/Loncaric sind gepaart mit einem klasse Songwriting einfach Garanten für ein geniales Album. Das ist mit „Midnight Ghost“ nicht anders. Dabei enthält das neue Werk neben den gewohnt großen Melodien und rasanten Grooves durchaus ungewohnte Klänge. So ist „Midnight Ghost“ nicht nur unglaublich stark, sondern auch das bisher kreativste BRAINSTORM-Album.

Am 28. September war es endlich soweit – die Power Metal-Institution BRAINSTORM beehrt uns mit ihrem neuen Mach(t)werk „Midnight Ghost“. In regelmäßigen Abständen liefern die Jungs seit 1989 eine geniale Scheibe nach der anderen ab. Und da steht „Midnight Ghost“ seinen Vorgängern in Nichts nach. Ganz im Gegenteil: Durch kreative Einflüsse hat BRAINSTORM einen neuen Level erreicht.

Die beiden treibenden Kräfte sind auch auf „Midnight Ghost“ auf der einen Seite der geniale Gesang und die packenden Shouts von Sänger Andy B. Franck und auf der anderen Seite das kongeniale Gitarren-Duo Ihlenfeld/Loncaric, das ganz locker reihenweise krachende Riffs, schwebende Harmonien, geniale Soli und tonnenweise Groove in die Songs zaubert. Auch für „Midnight Ghost“ ist dieses die Basis, aber es wurde dieses Mal noch mehr gezaubert. Sänger Andy B. Franck erklärt die Beziehung der Band zum neuen Album mit den Worten: „Es ist eher ungewöhnlich, dass ein Musiker nach einer langen und kräftezehrenden Produktion immer noch Gänsehaut bekommt, wenn er das neue Material hört. In diesem Fall jedoch kann man tatsächlich behaupten: Alle Brainstorm-Musiker sind absolute Fans der neuen Scheibe. Midnight Ghost ist das Album, an dem wir uns zukünftig messen lassen wollen.“

Denn, was seit Jahren BRAINSTORM´s große Stärke ist, ist das Songwriting. Und als ob das nicht schon stark genug wäre, habe sich die Schwaben mit Seeb Levermann (ORDEN OGAN) einen weiteren kreativen Kopf als Produzenten an Land gezogen. Zum Entstehungsprozess von „Midnight Ghost“ erklärt Sänger Andy: „Bereits während der letzten Tournee fingen wir damit an, erste Ideen zu sammeln, und konnten dadurch das Adrenalin aus den Konzerten in die neuen Songs einfließen lassen. Anschließend wurden extrem viel Zeit und Mühe ins Ausarbeiten der Stücke investiert und unsere volle Konzentration auf die Produktion verwendet. Nahezu jedes neue Stück wurde ganz bewusst über Wochen zur Seite gelegt, um die notwendige Distanz zu gewährleisten. Und schließlich war die Zusammenarbeit mit ‚Seeb‘ der absolute Volltreffer. Er war während der dreimonatigen Aufnahmeprozedur nicht nur unser Produzent, sondern quasi das sechste Bandmitglied. Seeb hat dabei geholfen, unsere größten Stärken hervorzuholen und Brainstorm gleichzeitig auf ein noch höheres Level zu heben.“ Thematisch ist „Midnight Ghost“ zwar kein Konzeptalbum, aber als roter Faden zieht sich die Angst vor Geister, dem Schwarzen Mann oder wilden Bestien durch die Songs.BRAINSTORM – MIDNIGHT GHOST

Als Opener startet „Devil´s Eyes“ direkt als Power Metal-Kracher durch – ganz in BRAINSTORM-Tradition. Und gerade dieser Song ist ein gutes Beispiel für die kreative Neuorientierung. Die gesangliche Melodieführung ist etwas ungewöhnlich, zündet aber spätestens beim zweiten Durchlauf so gewaltig, dass einem der Songs einfach im Kopf hängen bleibt. Mit Klavier und Geigen zum Anfang holt „Revealing The Darkness“ danach kurz Anlauf, um sich schließlich, wie eigentlich jeder Song auf „Midnight Ghost“ in eine Heavy Metal-Groove-Granate zu verwandeln. Besonders der Refrain reißt ohne Ende mit. Es folgt mit „Ravenous Minds“ einfach ein Hammer-Song der Marke BRAINSTORM. Für solche Mega-Groover wird BRAINSTORM in aller Welt geliebt. „The Pyre“ ist dann der schnellste Song der Scheibe. Er ist wieder mal der Beweis, dass BRAINSTORM ganz locker schnelles Spiel mit großer Melodie und mächtig Groove verbinden können. Danach laden Regen, Glockenklänge, große Geigen und Andy B. Franck´s Klargesang zum opulenten „Jeanne Boulet (1764)“ ein. Der Song beruht auf der Geschichte der Bestie des Gévaudan, deren Angriffen in den Jahren 1764 bis 1767 im Gévaudan (Südfrankreich) und in angrenzenden Gebieten etwa 100 Kinder, Jugendliche und Frauen zum Opfer fielen. Die Geschichte wurde  als „Pakt der Wölfe“ verfilmt. Der erste Angriff der Bestie fand am 30. Juni 1764 statt: Die Leiche der 14-jährigen Hirtin Jeanne Boulet wurde am folgenden Tag zerfleischt aufgefunden. Was den Song aber so ungewöhnlich macht, ist, dass es ein für BRAINSTORM ungewöhnlicher Song ist. Zwar trägt er eindeutig die bekannten BRAINSTORM-Merkmale, bei diesem Song kommt aber ganz besonders die Handschrift von Produzent Seeb Levermann durch. BRAINSTORM mit einem Schuss ORDEN OGAN? Ungewohnt, aber sehr cool. Danach wirkt „Divine Inner Ghost“ anfangs etwas vertrackt, was sich aber nach kurzer Zeit legt und der Song im Midtempo ordentlich groovt. Bei „When Pain Becomes Real“ geht es dann etwas ruhiger und gradliniger zur Sachen – tolle Melodie, genialer Refrain, packender Groove. Danach stampfen „Four Blessings“ durch den Gehörgang. Die Ooooh-Oooooohs im Refrain sind zwar etwas ungewohnt, lassen den Song aber live hundertprozentig zu einem Erlebnis werden. An später  Stelle, wo andere Bands gewöhnlich etwas schwächeln, hauen BRAINSTORM mit „Haunting Voices“ locker einen düsteren Kracher raus. Zum Abschluss gibt es mit „The Path“ dann noch eine Art Power-Ballade mit Klavierklängen, Geigen und Akustikgitarren, die teils zweistimmig gesungen ist – sehr gefühlvoll, sehr schön. Ein ungewohnter, aber klasse Abschluss.

Insgesamt hat BRAINSTORM mit „Midnight Ghost“ ein durch und durch geniales Album geschaffen. Das Album ist gespickt mit tollen Melodien, mitreißenden Gitarren, Refrains zum Mitgrölen, facettenreichen Songs und viel Abwechslung. Andy B. Franck sagt selber über „Midnight Ghost“: „Ich denke, dass unsere Qualitäten noch nie so deutlich zum Vorschein gekommen sind wie diesmal. „Midnight Ghost“ ist schneller, melodischer aber gleichzeitig auch härter als alle bisherigen Scheiben“. Das kann man einfach so stehen lassen, man muss aber eigentlich noch ergänzen, dass „Midnight Ghost“ einfach eine megageile Scheibe ist, die alles bietet, was das Herz des Metalhead begehrt, die Pommesgabeln in die Höhe strecken und die Haare wirbeln lässt. „Midnight Ghost“ ist einfach großes Metal-Kino. Und die Zusammenarbeit mit Produzent Seeb Levermann hat sicherlich einen positiven Schuss Kreativität beigesteuert. Also: Hörner megahoch.

Anspieltipps: Ravenous Minds, The Pyre, Jeanne Boulet, Haunting Voices

Review: Michael Glaeser

Tracks

  1. Devil’s Eye 04:36
  2. Revealing The Darkness 04:46
  3. Ravenous Minds 05:01
  4. The Pyre 04:19
  5. Jeanne Boulet (1764) 07:47
  6. Divine Inner Ghost 04:38
  7. When Pain Becomes Real 04:57
  8. The Four Blessings 04:51
  9. Haunting Voices 05:46
  10. The Path 04:53

Line up:

Andy B. Franck – Vocals

Torsten Ihlenfeld – Guitars

Milan Loncaric – Guitars

Antonio Ieva – Bass

Dieter Bernert – Drums

Hörprobe auf Youtube von „Ravenous Mind“:

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