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Metal-Review: LORDI – KILLECTION Metal-Review: LORDI – KILLECTION
Die Monster-Metaller von LORDI melden sich zurück und haben eine wahre „Killection“ im Gepäck. Ihr neues Studioalbum präsentieren die Finnen wie eine Compilation und... Metal-Review: LORDI – KILLECTION

Die Monster-Metaller von LORDI melden sich zurück und haben eine wahre „Killection“ im Gepäck. Ihr neues Studioalbum präsentieren die Finnen wie eine Compilation und tun so, als ob sie schon seit den 70ern im Geschäft wären. Ob sie das wirklich sind, weiß vielleicht niemand so genau. „Killection“ klingt zumindest wie ein Best-of-Album mit Songs aus den 70ern, 80ern und 90ern.   

LORDI-Frontmann Mr. Lordi ist immer für eine ausgefallene Idee gut. Dieses Mal nehmen LORDI ihre Fans mit auf eine Art Zeitreise. So nennen sie ihr neues, zehntes Studioalbum „Killection“ und lassen es wie eine Compilation klingen mit einer Art Greatest Hits aus den 70ern, 80ern und 90ern. Mr. Lordi selber beschreibt „Killection“ mit den Worten: „Es umfasst all die Songs, die LORDI zwischen Anfang der 70er und 1995 geschrieben hätten, hätten sie damals schon existiert. Und wie sich das für eine gute Compilation gehört, befindet sich auch noch ein brandneuer Song aus dem Jahr 2019 darauf.“ Er bezeichnet „Killection“ ganz einfach als „fiktionales Compilation-Album“.

Dabei hatte Mr. Lordi das vermeintlich einfache Ziel, die typischen LORDI-Songs den Zeitgeist des jeweiligen Jahrzehnts zu verpassen. Frontmonster Mr. Lordi erklärt: „Die Songs sind in keinster Weise moderne Metal-Tracks geworden, sondern klingen sehr viel dreckiger, weniger poliert und sehr viel stärker nach Rock n Roll. So wie das in der jeweiligen Zeit halt Usus war.“

Um die dekadenspezifischen Sounds hin zu bekommen, haben sich  LORDI so einigen Aufwand betrieben. So wurden die Songs zu pro Ära in jeweils unterschiedlichen Studios aufgenommen. Gleichzeitig wurden unterschiedliche Instrumente und verschiedene Vorgehensweisen verwendet. Hierzu erzählt das Chef-Monster: „Wir haben uns authentische Instrumente und Amps aus den jeweiligen Jahrzehnten ausgeliehen, um die Nummern auch tatsächlich mit Orignal-Equipment aus der Zeit einspielen zu können. Die Songs aus den 70ern haben wir analog auf einem 24-Spuren-Tape eingespielt, wie es damals üblich war. Und wir haben eine echte Hammond-Orgel benutzt, um die Keyboard-Sounds der damaligen Zeit nachzuempfinden. Die Recordings haben irre Spaß gemacht, weil wir uns ja alle gleichzeitig im Studio einfinden mussten, um auch wirklich analog aufnehmen zu können. Das war unglaublich herausfordernd und zugleich unfassbar reich an Erfahrungen und Eindrücken. Wenn einer von uns einen Fehler gemacht hat, dann ist der eins zu eins so auf dem Track gelandet. Die Technik hat damals wenig Trickserei zugelassen.“ Nur für das Mastering gingen LORDI wieder zu ihrem Stamm-Produzenten Mika Jussila in die Finnvox-Studios in Helsinki.

Bandseitig ist bei „Killection“ Bassist Mr. Hiisi neu dabei. Hiisi ist übrigens in der finnischen Mythologie ein böser Dämon, der in den dunklen Gewässern und Wäldern zuhause ist.

Songtechnisch bietet „Killection“ sogar eine versteckte Besonderheit: Der Song „Like A Bee To The Honey“ wurde von KISS-Sänger Paul Stanley zusammen mit Jean Beauvoir geschrieben. Bei einer Songwriting-Session von Mr. Lordi, Lordi-Gitarrist Amen und Beauvoir, bei der Songs wie „Scream Demon“ entstanden, wurde dieses Juwel wiederentdeckt. Jean Beauvoir, der bereits mit Größen, wie Bruce Springsteen, The Ramones und natürlich KISS zusammenarbeitete, meinte, dass dieser Song perfekt auf das neue Album passen würde. LORDI nahm dieses Angebot mehr als dankbar an: „Dies ist eine enorme Ehre für eine Band, die ohne KISS nicht existieren würde. Einfach das Privileg zu haben, einen Song aus den 1980er Jahren zu hören, den noch kein Fan zuvor gehört hat … und dann der Künstler zu werden, der den Song bringt Jeder kann es hören – es ist umwerfend.“ Als Krönung dieses Songs steuerte das Saxophonsolo (das erste in der langen LORDI-Geschichte) niemand geringeres als HANOI ROCKS-Legende Michael Monroe bei.

Die anderen Songs sind aber in keinster Weise weniger interessant. Gerade das ungewöhnliche Konzept von „Killection“ sorgt für jede Menge Abwechslung. Mit „Horror For Hire“ gibt es zu Anfang eine klasse LORDI-typische Nummer. „Shake The Baby Silent“ hat einen deftigen 90er Industrial-Einschlag. Die 70er bedienen die Rock-Nummer „Blow My Fuse“ und die Disco-Nummer „Zombimbo“, die ein KISS-mäßiges Ohrwurm-Feeling hat. Die 80er finden sich in hymnen-artigen Songs wie dem coolen „I Dug A Hole In The Yard For You“, den beiden Party-Abräumern „Up To No Good“ und „Cutterfly“ und dem Soft-Rocker „Scream Demon“. Der mit Abstand härteste Song auf „Killection“ ist „Evil“, das es mit kreischenden Gitarren, fetten Riffs und zwischendurch knackigen Double Basses krachen lässt. Zwischendurch gibt es dazu noch ein paar horror-witzigen Radioeinspielungen.

Insgesamt ist „Killection” unglaublich vielseitig und abwechslungsreich. Die Sounds der einzelnen Jahrzehnte werden brillant umgesetzt. LORDI haben sich etwas einfallen lassen und bieten eine Zeitreise, die wahnsinnig Spaß macht. Man nimmt LORDI das Ganze auch ab, weil sie es schaffen, dass die Songs authentisch wirken. Hier kann jeder gefahrlos reinhören und abfeiern. Egal, aus welchem Jahrzehnt er stammt.

Anspieltipps: Horror For Hire, I Dug A Hole In The Yard For You, Zombimbo, Evil

Tracks:

  1. Radio SCG 10
  2. Horror For Hire
  3. Shake The Baby Silent
  4. Like A Bee To The Honey
  5. Apollyon
  6. SCG10 The Last Hour
  7. Blow My Fuse
  8. I Dug A Hole In The Yard For You
  9. Zombimbo
  10. Up To No Good
  11. SCG10 Demonic Semitones
  12. Cutterfly
  13. Evil
  14. Scream Demon
  15. SCG10 I Am Here

Line up:

Mr. Lordi – Vocals

Mr. Amen – Guitars

Mr. Hiisi – Bass

Mr. Mana – Drums

Ms. Hella – Keyboards

Review: Michael Glaeser

Veröffentlichungstermin: 31.01.2020

 Label: AFM Records

Einbettungscode Youtube von „I Dug A Hole In The Yard For You „:

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de