

Metal-Review: TANZWUT – SEEMANNSGARN
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNews 9. September 2019 Reviews

TANZWUT spinnen feinstes „Seemannsgarn“ und tun dieses mit harten Klängen kund. Das neue Album der Mittelalter-Metaller erzählt Geschichten aus einer phantastischen Welt zwischen Fiktion und Realität. Der wortgewandte Teufel, krachende Gitarrenriffs und klanggewaltige Dudelsäcke untermalen diese ausdrucksstark und mitreißend. TANZWUT verbreiten mit „Seemannsgarn“ allerbeste Spielmannslaune.
In den letzten zweieinhalb Jahren haben TANZWUT dreizehn Mal feinstes „Seemannsgarn“ gesponnen, mit Geschichten, die noch den Geschmack der Spelunke haben, in der sie erzählt wurden. Spielleute, Gaukler, Musiker und Seeleute kommen durch TANZWUT zu Wort und berichten von menschlichen Abgründen, dem Verlangen nach Liebe, maßloser Gier und schonungslosen Wahrheiten. Die gnadenlose Ausdruckskraft von Frontmann Teufel gibt dem Zuhörer das Gefühl, dieses „Seemannsgarn“ direkt aus einer sagenumwobenen Spelunke in irgendeinem verruchten Hafen erzählt zu bekommen.
Musikalisch untermalen insbesondere die klaggewaltigen Dudelsäcke und mächtigen Gitarrenriffs dieses Gefühl und vermitteln etwas Rohes, Ursprüngliches. Dabei sind die Songs auf dem neuen Album von TANZWUT sehr abwechslungsreich. Der Opener „Seemannsgarn“ steht stellvertretend für die Songs, die stark Einflüsse von Mittelalterrock und Folk haben. Der mystische Mittelalterrocker „Reden ist Silber“, das instrumental hochvariable „Francois Villon“ (Es kommen Cister, Nyckelharpa und Bandoneon zum Einsatz.), das rockige „Das Gewissen“, das Trink- und Freundschaftslied „Gib Mir Noch Ein Glas“ und „Herrenlos Und Frei“ stoßen in dasselbe Horn (oder Dudelsack). Einen mächtigen Schuss Metal mit heftigen Riffs und Doublebasses findet sich bei „Galgenvögel“. Auch Songs wie „Die Letzte Schlacht“, „Schwarzes Gold“, „Puppenspieler“ und Im Freien Fall“ lassen es mächtigst brachial krachen, wobei aber die Melodie niemals zu kurz kommt. Dagegen ist die Ballade „Ich Bin der Nachtwind“ unglaublich gefühlvoll und ausdrucksstark. Besonders der Wechsel zwischen sanften Klavier- und Gitarrenklängen und der enormen Klangwand der Dudelsäcke ist faszinierend und mitreißend. Einen Einschlag von NDH bzw. Rammstein mit viel Power hat „Schmiede Das Eisen“. Zum Abschluss von „Seemannsgarn“ gibt es eine zweite Version von „Gib Mir Noch Ein Glas“, bei dem Sänger Torben von KÄRBHOLZ zum Duett mit Teufel antritt. Dadurch wird der Song zu einer Hymne auf gute alte Freunde, die aus dem rechten Holz geschnitzten Kneipengesellen.
Insgesamt ist „Seemannsgarn“ ein unglaublich starkes Album. Egal in welcher musikalischen Variation und in welchem Härtegrad, die Songs sind gut strukturiert, haben mächtig Melodie, sind textlich tiefgründig und gehen einfach heftig ab. TANZWUT haben ein klasse Album in den Orbit geschossen, an dem viele noch ihren Spaß haben werden – besonders Live.
Anspieltipps: Seemannsgarn, Die Letzte Schlacht, Schwarzes Gold, Gib Mir Noch Ein Glas
Tracks
- Seemannsgarn
- Galgenvögel
- Reden Ist Silber
- Die Letzte Schlacht
- Schwarzes Gold
- Ich Bin Der Nachtwind
- Der Puppenspieler
- Francois Villon
- Das Gewissen
- Schmiede Das Eisen
- Gib Mir Noch Ein Glas
- Im Freien Fall
- Herrenlos Und Frei
- Gib Mir Noch Ein Glas (feat. Kärbholz)
Line up:
Teufel – Vocals
René – Guitar
Der Zwilling – Bass
Shumon „Zack“ – Drums
Pyro – Bagpipe
Bruder Schlaf – Bagpipe
Alexius – Keyboard, Percussion
Review: Michael Glaeser
Veröffentlichungstermin: 07.06.2019
Label: AFM Records
Hörprobe auf Youtube von „Seemannsgarn“: