

Interview mit Rolf Tanzius, Frontmann von GUN BARREL
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNews 27. Dezember 2024 Lydia Dr. Polwin-Plass

Wir hatten das Vergnügen, Rolf Tanzius auf einer unserer Lesungen kennenzulernen als er unser Buch kaufte und signieren ließ. Nachfolgend könnt ihr ein umfangreiches Interview lesen, das ich mit ihm in den letzten Tagen vor Weihnachten geführt habe. Rolf sprach über die Weltsituation, die Metalszene, seine privaten Vorlieben, das neue Album und vieles mehr. Viel Spaß beim Lesen.
Die deutsche Heavy-Metal-Band GUN BARREL ist nach der Schusswaffe Gun Barrel benannt. Gegründet wurde die Formation 1998 in Köln von Guido Feldhausen und Rolf Tanzius. Heute informierte er mich über den Release des neuen Albums seiner Band GUN BARREL. Ab 2025 präsentiert die Formation aus Köln dann das neue Werk live. Ich habe mit Rolf Tanzius, Gründungsmitglied und Frontmann der Band ein langes Interview geführt, das ihr nachfolgend lesen könnt.
- Du bist ja schon eine richtige Legende, was denkst du, wenn du in die Vergangenheit schaust?
Dass ich viel erlebt habe, in jeder Hinsicht. GUN BARREL ist immer noch am Start und das bedeutet für mich, dass wir trotz einiger Rückschläge fast alles richtig gemacht haben. Und das gibt mir die Kraft, weiter zu machen, weil sich die Schinderei dafür einfach lohnt.
- Welche Ausbildungen und Fortbildungen hast du in musikalischer Hinsicht?
Ich habe sehr früh schon gerne „härtere“ Musik (Rolling Stones „Satisfaction“) gehört und mein Onkel schenkte mir, als ich 11 Jahre alt war, seine Schlaggitarre. Ich habe mir dann Akkorde selbst beigebracht und wollte sofort nur eigene Stücke schreiben. Ich habe das bis heute so gehalten.
- Bist du mit Musiklehre vertraut?
Nein, wir hatten in der Schule zwar Musikunterricht, aber da kam bei mir nicht an. Ansonsten war ich darin immer ein Einzelgänger und habe mich durch LPs und Konzerte inspirieren lassen.
- Welche Musikrichtungen hörst du privat?
Eigentlich alles, ich habe eine sehr umfangreiche Sammlung von allen Musikrichtungen. Da kommt im Laufe der Zeit was zusammen und manche Leute, die mich nicht so gut persönlich kennen, sind nachher erstaunt, dass ich fast überall mitreden kann, wenn es um verschiedene Stile geht.
Meine Frau nennt mich immer wieder „Rollipedia“.
- An welchen Projekten bist du aktuell beteiligt?
GUN BARREL ist mein Hauptprojekt und mein Baby. Diese Band hat mich zu meinem Ziel gebracht. Mit der Truppe haben wir vieles erreicht (Plattendeal, Auftritte, Touren und alles, was dazu gehört). Es gingen dadurch viele Träume in Erfüllung.
Dazu habe ich vor einiger Zeit mit meiner Frau eine zweite Band gegründet mit dem Namen „Lagom! the band“, die etwas ruhiger unterwegs ist. Ich liebe neben der harten Musik auch romantische Lieder, so haben wir solche Stücke geschrieben. Wir sind zur Zeit 6 Leute und ich denke es ist Folk-Rock. Manchmal sehr verträumt.
- Welche Pläne habt ihr mit Gun Barrel?
Wir arbeiten an der 7ten CD, die Songs sind schon länger fertig. Die CD soll 2025 rauskommen und ab 22.02.2025 sind wir wieder an der Live Front. Das Schönste, das es gibt, ist unterwegs zu sein. Unser Ruf, dass wir eine hart arbeitende Live Band sind, soll wieder untermauert werden, basta.
- Hast du schon mal am W:O:A gespielt?
Ja, das war 2004 mit GUN BARREL. Es war ein tolles Erlebnis.
Tomcat, unser Bassist, hatte dort seinen ersten Gig mit uns.
Den Auftritt gibt es auch auf DVD – wir sind sehr gut angekommen.
Wir waren vier Tage dort, haben viele Musiker kennen gelernt und live gesehen (Motörhead, Amon Amarth, Children of Bodom, Death Angels, Saxon usw.). Es war eine große Party.
- Welches deiner vergangenen Projekte bedeutet dir persönlich am meisten? Und warum?
Nun, GUN BARREL ist meins und unser großes Ding. Wir haben uns viele Türen mit der Band geöffnet und haben eine große Fanbase.
Wir konnten dadurch das Business kennenlernen und viel Neues erfahren, im Gutem wie im Schlechten. Wir konnten unsere Musik durch den Plattendeal in fast allen Ländern veröffentlichen und haben tolle Reaktionen bekommen.
- Welche Idole hast du?
Paul Kossoff (Free und Backstreet Crawler) ist immer noch mein großes Vorbild an der Gitarre. Außerdem Brian Robertson (Thin Lizzy, Wild Horses) und alle, die das Wort „Rockstar“ zu Recht tragen. Egal ob Sänger oder sonstiger Instrumentalist.
- Siehst du an der Metal-Szene bzw. den Metalheads etwas Besonderes?
Ja, viel ehrliche Lebensfreude und Gemeinschaft. Und immer wieder ein Publikum, das einen mitreißt durch die Power, die Metalheads ausstrahlen. Es gibt nirgends so schräge Typen im positiven Sinne, wie im Metal. Wenn du am anderen Tag noch mit voller Hingabe an den Vortag denkst, warst du auf der richtigen Party.
Das bekommst du nur in der Metalszene.
- Hattest du irgendein tolles persönliches Erlebnis diesbezüglich?
Ich habe durch das viele Herumreisen eine Menge Leute kennengelernt. Hast du mal irgendwo keine Übernachtungsmöglichkeit in der Pampa, macht dir ein Metalhead die Türe auf und lässt dich rein – und der Abend wird zur Feier ohne Berührungsängste, als ob man sich schon ewig kennen würde.
- Kann die Welt etwas von Metalheads lernen?
Ja, Begeisterung, Feiern, Ekstase, Zusammenhalt. Das, was viele „Normalos“ heute verlernt haben.
- Wie siehst du den Zustand der Welt momentan?
Sehr düster. Geld und Macht ist die umstrittene Nummer Eins auf der Welt. Ohne Rücksicht auf Verluste.
- Was denkst du, könnten wir Menschen allgemein besser machen?
Es ist schon sehr positiv, wenn viele Menschen Ihre Ansicht öffentlich machen, damit manche da oben merken, dass sie oft falsch liegen.
- Was könntest du als Rockstar beitragen, um die Welt zu verbessern?
Wenn jemand meine Meinung vertritt und diese ist dann auch gut, ist das ein kleiner Schritt.
- Wie wichtig ist für dich die Message in Texten?
Ich habe mir früher von jeder Platte die Texte durchgelesen, wenn diese abgedruckt waren und habe die Texte auch ins Deutsche übersetzt. Dadurch habe ich z.B. „Lou Reeds – Berlin“ verstanden und gemerkt, was das insgesamt für ein tolles Album war. Ich denke, dass Texte viel von der aktuellen Stimmung auf der Welt wiedergeben und deshalb finde ich es wichtig. Stumpfsinnige Texte sind mir ein Greuel.
- Können gesellschaftskritische Texte etwas bewirken?
Ich denke schon. Zumindest früher zu „Dylan und Joan Baez“ Zeiten in der großen Protestbewegung. Heute gibt es soviel davon, dass leider manches untergeht.
- Wie denkst du über die Massentierhaltung?
Mir tun die Tiere furchtbar leid und es wird viel zu wenig dagegen unternommen.
- Gibt es eine Location, ein Festival oder ein Land, wo du gerne mal spielen würdest?
„Rock in Rio“ und ansonsten alles, was kommt. Alles ist geil und ein Abenteuer. Von kleiner Location bis zum großen Festival.
- Welche Entwicklungen erwartest du in der deutschen Metalszene? Gibt es eine Sub-Richtung, die die Szene dominieren wird?
Die Metalszene ist eine feste Institution und schon seit ewigen Zeiten nicht mehr wegzudenken. Alle Richtungen im Metal sind erfolgreich und das ist auch gut so.
- Gibt es jemanden oder eine Band, mit dem/der du gerne mal zusammen auftreten würdest?
Da gibt es viele, z.B. Zakk Wylde , Evergrey oder Priest. Ich freue mich über jeden Musiker und jede Band, mit der wir zusammenspielen und wir haben bisher eine Menge kennengelernt.
- Metal Musiker haben schon sehr früh Interesse an Klassik gezeigt, ich erinnere an Sarabande von Jon Lord und April von Deep Purple. Was meinst du, wie es dazu kam?
Sie wollten sicher ihren Horizont erweitern und auch zeigen, dass Rock kein blödes Gepolter ist, sondern dass dahinter sehr gute Musiker stecken, die auch diese Richtung beherrschen.
Mein Bruder, Marc Andeya Trefny, sagt immer: Heavy Metal ist die Fortsetzung der Klassik und nicht die sogenannte zeitgenössische klassische Musik. Wie siehst du das?
Da hat er Recht. Richard Wagner hat meiner Meinung nach den Metal eingeleitet.
- Wo siehst du die Parallelen zwischen Heavy Metal und Klassik (musiktechnisch, Fangemeinde, etc.)?
Beides ist ähnlich aufgebaut und wenn man Metal und Klassik verbindet und genau zuhört, wird man ein echter Fan davon.
- Wieso sind so viele klassische Musiker daran interessiert an Rock- und Metal Projekten teilzunehmen?
Weil man sich im Rock und Metal so richtig austoben kann.
- Warum sind auch so viele Metalmusiker daran interessiert Klassik zu interpretieren oder Metal mit Klassik zu verbinden?
Um das Musikalische und sein Können zu erweitern, denke ich.
- Was ist das Besondere an solchen Crossover Projekten? Wo liegt der besondere Reiz?
Man ist überrascht davon, was der jeweilige Musiker zusätzlich bietet und womit er sich sonst noch beschäf
tigt, als nur mit seiner Stammmusik.
METALOGY Standardfragen, die wir jedem stellen:
- Dein Lieblingstier?
Hund und Esel
- Dein Lieblingsfilm?
The Wrestler und Performance (mit Mick Jagger)
- Dein Lieblingsbuch?
Motley Crue – The Dirt
- Deine Lieblings-CD oder wie ich es gerne nenne, Insel CD?
Backstreet Crawler (Paul Kossoff) – Second Street
- Dein Lieblingsessen?
Miracoli mit Siedewürstchen
- Dein Lieblingsgetränk?
Aktuell Mineralwasser mit Kohlensäure und Kaffee
- Dein Hobby, außer Musik?
Mit meiner Frau reisen und Konzerte besuchen
- Dein liebstes Reiseziel?
Bis jetzt Frankreich und Griechenland
- Gibt es etwas, das du gar nicht kannst oder beherrschst?
Töpfern
- Deine größte Sorge oder Angst?
3ter Weltkrieg oder neue Pandemie
- Was liebst du am meisten?
Meine Frau
- Was verabscheust du am meisten?
Neid
- Dein größter Wunsch oder Traum für dich selbst?
Noch mehr Länder mit meiner Frau zu bereisen und noch mehr mit den Bands unterwegs zu sein.
- Was ist dein größter Wunsch für die Welt?
Dass man sorglos aus der Tür gehen kann, egal wo.
- Was würdest du gerne deinen Fans mitteilen
GUN BARREL ist wieder da und wir werden euch weiter das bringen, was Ihr von uns kennt, daran hat sich nichts geändert.
- Was würdest du gerne der Welt mitteilen?
Lasst euch nicht alles gefallen.
- Gibt es zum Abschluss noch etwas, das du den METALOGY Lesern sagen möchtest?
Liebe METALOGY Leser, wir sind zum ersten Mal hier in diesem tollen Magazin und ich hoffe, das Interview hat euch gefallen. Hört mal bei uns rein und rockt mit uns zusammen. Auch 2025 weiter rocken und voll drauf!!!!!
Die ersten Live-Termine der Tour sind bereits bekannt:
GUN BARREL (Headliner)
22.02.2025 Siegburg – Kubana (+ Tight und Sextrow)
12.04.2025 Haan – Rocking Rooster Club
25.10.2025 Dormagen – Tankstelle (( + Tight)
Headerbild: Jasmund Logo
Lydia Dr. Polwin-Plass
Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de