Metalogy.de - Das Magazin für Metalheadz
Interview mit Felix Heintz Gründer der Rotarian Metalhead Fellowship Interview mit Felix Heintz Gründer der Rotarian Metalhead Fellowship
Im Interview für unser Buch "Wacken – Das perfekte Paralleluniversum. Was die Gesellschaft von Metalheads lernen kann" mit Felix Heintz, dem Gründer der Rotarian... Interview mit Felix Heintz Gründer der Rotarian Metalhead Fellowship

Im Interview für unser Buch „Wacken – Das perfekte Paralleluniversum. Was die Gesellschaft von Metalheads lernen kann“ mit Felix Heintz, dem Gründer der Rotarian Metalhead Fellowship,  haben wir unter anderem erfahren, dass Rotary schon lange kein verstaubter Altherrenverein mehr ist. Eine Vereinigung, die Gutes tut und bei der es eine Metalhead Fellowship gibt, kann ja eigentlich nur cool sein.

Hallo Felix, wir veröffentlichen ein Buch über die Liebenswürdigkeit der Metalheads und den Sozialen Aspekt der Metalszene. Könntest du dich bitte für unsere Leser vorstellen und uns ein wenig über das Projekt erzählen?

Felix: Beruflich bin ich IT-Projektleiter sowie Niederlassungsleiter einer IT und Software Firma. Metal höre ich schon seit ich zehn war. Begonnen hat das Ganze mit Tapes von den Scorpions, zum Beispiel die Crazy World und Back in Black von AC/DC. Die Begegnung mit dem Metal hat mein Leben nachhaltig verändert. Später kamen dann natürlich andere Bands dazu wie z.B. Manowar.

Ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens ist meine Mitgliedschaft innerhalb der rotarischen Familie. Im Grunde genommen nichts anderes als eine Service Organisation, die das soziale Engagement im Fokus hat. Ich bin dann mal ein Jahr lang im Rahmen eines Schüleraustauschprogramms von Rotary nach Kanada gegangen. Dieses Jahr hat mich nachhaltig geprägt. Ich bin im Rahmen meines Austauschjahrs mit 100 anderen Schülern aus 24 Nationen einen Monat lang in zwei Bussen quer durch Kanada gereist. Da lernt man sich natürlich kennen und Leute aus der ganzen Welt kennen. Schon da fand ich die Welt Offenheit und das Interesse für andere Kulturen extrem spannend. Als ich zurückgekommen bin, wurde ich Mitglied bei Rotaract, der Jugendorganisation von Rotary. Dort habe ich auch meine jetzige Frau kennen gelernt.

2012 bin ich nach München gezogen, habe geheiratet und meinen eigenen Rotary Club gegründet. Zusätzlich habe ich 2018 die Rotarian Metalhead Fellowship gegründet und Hauptverantwortlich initiiert. Fellowships innerhalb Rotarys sind quasi ein Hobby im Hobby.

Die Rotarier haben weltweit 1,2 Millionen Mitglieder mit intensivem sozialem Engagement. Einer von mehreren Aspekten ist auch der Schüleraustausch. Außerhalb von Corona gehen weltweit ungefähr 8000 Schüler pro Jahr mit Rotary in den Austausch. Was viele nicht wissen, Rotary ist der größte nicht kommerzielle Anbieter von Schüleraustauschprogrammen. Als ich von meinem Austausch zurückgekommen bin, war es mir ein großes Anliegen mich weiter innerhalb der rotarischen Familie zu engagieren, um mich auch für das sehr prägende Jahr in Kanada zu bedanken.

Metal war dabei immer für mich eine Parallelwelt. Rotary war ja, gerade in Deutschland, eher ein Altherrenclub im Durchschnittsalter um die 60. Und ich hab‘ innerhalb der Rotary Familie kaum über mein Hobby geredet aber in den sozialen Medien bald mitbekommen, dass sich auch Gleichgesinnte bei den Rotariern befinden. So habe ich dann 2013 auf Facebook eine geschlossene Gruppe gegründet, eigens für Metalheads, die auch innerhalb der rotarischen Familie aktiv sind.

Die Gruppe wuchs relativ schnell an und 2014 war ich dann auch das erste Mal in Wacken. Schon zuvor bin ich regelmäßig auf andere Rock- und Metal Festivals und Metal Konzerte sowieso gegangen. Bei Rotary gibt es zum Teil die Möglichkeit, dass man sich auf großen internationalen Messen trifft. Man trifft sich zum Essen, tauscht sich mit anderen aus. Man hat ja als Rotarier schon mal die gleichen Werte wie die anderen, und so hatte ich 2018 beschlossen, auf dem Wacken Open Air einen Stammtisch zu organisieren. Ich dachte mir, wenn fünf Leute kommen, wäre das toll. Gekommen sind letztlich 23 Personen. Wir trafen uns im Wackinger.

Bekommt ihr Im Wackinger immer genug Tische für so viele Leute? Wir haben oft Probleme im großen Biergarten genug Tische für unseren XING Gruppen Stammtisch zu bekommen.

Felix: Ja, 2019 waren wir schon fast 50 Leute, da war das auch sehr schwer.

Das hat mich natürlich sehr motiviert und so habe ich Ende 2018 die Rotarian Metalhead Fellowship gegründet. Fellowships bei Rotary sind international. Folgende Auflagen musste ich für die Gründung erfüllen: Es müssten mindestens 25 Gründungsmitglieder aus 5 verschiedenen Ländern mitwirken. So habe ich auch den Manou kennen gelernt. Durch Mitrotarier, die den Holger Hübner kannten, war ich auch relativ bald an ICS dran.

Unter dem Hintergrund, dass ICS, beziehungsweise die Wacken Gründer, ja sehr sozial engagiert sind, wurde dann die Idee geboren, auf dem Wacken Open Air einen eigenen Stand zu machen. Dazu gibt es auch ein Video.

Auf einem Metal Festival muss man keine Werbung für Metal machen, also haben Mitglieder der Rotarian Metalhead Fellowship für unsere sozialen Projekte geworben. Das geschah erstmals 2019. Mir war es ein großes Anliegen die Metal Welt mit der Welt der Rotarier zusammenzubringen.

Wenn man bei uns Mitglied wird – und das kann jeder Metalhead, egal ob dieser Mitglied bei Rotary ist oder nicht, bekommt man einen Pin. Genauso gibt es auch einen Patch für die Kutte. Projekte, die wir unterstützen, müssen internationale Projekte aus dem Metalbereich sein. So kamen wir auf die Wacken Foundation, die mit ihrem Metal Battle Metalnachwuchs aus der ganzen Welt unterstützt und fördert. Mit allen Mehreinnahmen nach Deckung der Kosten, unterstützen wir seither die Wacken Foundation.

Zusätzlich gibt es auch noch die Rotary Foundation, über die man Stipendien bekommen kann. Auch die unterstützen wir mit unserer Fellowship.

Wenn wir auf Metal Konzerten mit unserer Fahne aufgetaucht sind, wurden wir natürlich sehr oft angesprochen und bald kamen auch die ersten Anfragen, ob man bei uns auch Mitglied werden könne. Zuerst mussten wir natürlich ablehnen, da die Leute ja sonst nichts mit Rotary zu tun hatten. Ich habe dann beim Headquarter in den USA nachgefragt, ob es eine Möglichkeit gäbe, Interessenten aufzunehmen.

Es gibt ja 91 Fellowships und wir waren die ersten, die jeden aufnehmen wollten und alle zu gleichen Konditionen. Und unser Anliegen wurde uns gewährt. Die Konditionen sind 15 USD für eine jährliche Mitgliedschaft für unter 30-jährige und 75 $ für die lebenslange Mitgliedschaft. Für über 30-jährige 30 $ und 150 $ für die lebenslange Mitgliedschaft. Dann bekommt man Pin PIN und den Patch und ist Mitglied in den Gruppen. Wir gehen gemeinsam auf Konzerte oder haben zwischendurch auch immer wieder Online Fundraiser.

Jedes Jahr gibt es irgendwo auf der Welt eine große Rotary Konvention. Dadurch kam ich auch ein bisschen herum und war in Südkorea und in Brasilien. 2019 fand sie im schönen Hamburg statt. Mit fast 30.000 Teilnehmern. In diesem Rahmen hatten wir einen Side Event organisiert in Form einer Metal Cruise. Dafür haben wir ein Schiff gechartert und sind auf der Alster Bei Stunden lang bei voller Lautstärke herumgefahren und hatten am Ende 6000 € an Spenden in der Kasse Für den guten Zweck. Die Metal Cruise war komplett ausverkauft und wir hatten mit den 100 Teilnehmern eine tolle Zeit. Das war für mich eines der schönsten Erlebnis in Zusammenhang mit Rotary.

Internationalität teilt sich sowohl das Wacken Open Air als auch der Rotary Background. In meiner Standard Präsentation zeige ich immer ein Bild von Menschen mit ganz vielen Fahnen aus aller Welt. Man denkt zuerst das könnten Austauschschüler der Rotarier sein, aber wenn man genau hinschaut sieht man, dass alle schwarz gekleidet sind und die Manu Cornuta zeigen. Das Foto wurde auf dem Wacken Open Air aufgenommen. Damit steige ich in meinen Vortrag ein und zeige anhand einiger Beispiele wie Rotary und Metal zusammenpassen.

Und das alles passt perfekt in euer Buch.

Wir haben Rotary immer ein wenig als exklusiven Club wahrgenommen. Wie bist du damals zum Schüleraustausch gekommen? 

Felix: Das Exklusive gibt es auch zum Teil heute noch, vor allem in Deutschland. In Amerika ist das ganz anders, da stehen große Trucks herum, mit denen nach neun Mitgliedern geworben wird. In Deutschland ist das unvorstellbar, weil hier teilweise immer noch das Thema Exklusivität vorherrschend ist. Ich glaube aber, dass sich das auch hier gerade ändert. Denn am Ende des Tages ist es wichtiger Leute zu haben, die sich sozial engagieren, als ein exklusiver Club zu sein. Denn die jetzt heranwachsende Generation wüsste mit Exklusivität nichts mehr anzufangen. Aber auf jeden Fall gibt es noch einige Clubs, wo die Exklusivität immer noch vorherrscht. Ganz im Gegensatz zu dem Club, den meine Frau und ich gemeinsam gegründet haben. Dieser Club hat den Hintergrund, die Welt etwas besser zu machen und dafür ist jeder, der das auch möchte und dem unser Club gefällt, herzlich willkommen. Aber leider gibt es auch noch die alteingesessenen Clubs, teilweise sogar nur Herren Clubs, was natürlich völlig überholt und eigentlich ganz furchtbar ist. Die Entscheidung wie ein Club sich strukturiert ist sehr länder- und clubspezifisch. Und dieses Bild von Exklusivität haben viele auch nach wie vor von den Rotariern, insbesondere in Deutschland. Und natürlich müssen wir daran arbeiten, dieses Bild in der Fremdwahrnehmung loszuwerden.

Zum Schüler Austausch bin ich durch meinen Vater, der ebenfalls Rotarier ist, gekommen. Allerdings ist das Austauschprogramm auch für Nicht-Rotarier offen. Damit treten die Rotarier auch an Schulen heran. Es ist also keine zwingende Voraussetzung für einen Austausch Rotarier zu sein oder Eltern zu haben, die Rotarier sind.

Wie viele Leute seid ihr denn bei der Metalhead Fellowship?

Felix: Ungefähr 200 aus 17 verschiedenen Ländern. Tendenz steigend. Die meisten haben wir bei der Veranstaltung in Hamburg gewonnen. Letztes Jahr wäre die Veranstaltung in Hawaii gewesen und dieses Jahr in Taipeh. Auch eine Metal Veranstaltung vor Ort hätten wir gerne gemacht, aber Corona lässt es nicht zu.

Und eure Aktivitäten sind alle ehrenamtlich?

Felix: Ja, zu 100 %.

Und die Rotarier haben auch nichts mit Religion zu tun? 

Felix: Ja, absolut nichts. Weder religiös noch politisch.

Felix: Es ist schwierig einen Vortrag zu bringen von einem Politiker, aber vollkommen in Ordnung, wenn man eine Podiumsdiskussion mit mehreren Politikern aus verschiedenen Lagern macht.

Gibt es irgendwelche Aktivitäten, die gerade in Planung sind?

Felix: Die letzte soziale Aktion war um Weihnachten herum. Wir machen mit irgendwelchen signierten CDs oder anderen Dingen Spendenaktionen, die man ja auch online ganz gut organisieren kann. Was wir gerne wieder machen würden, wäre bei der Rotary International Convention einen Katamaran mieten, um eine Veranstaltung auf dem offenen Meer zu bieten.

Zudem war eigentlich geplant, auf dem diesjährigen Wacken Open Air, direkt im Wacken Foundation Camp, im Infield, einen Stand zu bekommen. Dafür bin ich im engen Austausch mit dem Arne. Ich wurde auch gefragt, ob ich Lust hätte auf dem Video der Wacken Veranstalter einen Gruß an die Metalheads zu richten. Läuft (lacht).

Ich hab‘ da auch noch ein anderes Projekt geplant: nämlich ein Benefiz Metal Festival. Das ist aber im Moment gestoppt, da die Firmen, die es sponsern wollten, im Moment andere Sorgen haben. Denn selbst wenn irgendwann mal wieder Konzerte stattfinden, müssen die Veranstalter eine Zeit lang auch wieder Geld einnehmen. Schätze, es wird schon 3-4 Jahre dauern, bis wieder alles normal läuft und man wieder Benefizveranstaltungen organisieren kann. Dafür habe ich wirklich tolle Partner gefunden, die mir vor Corona schon eine Zusage gegeben hatten. Nie im Leben hätte ich mir so einen derartigen Zuspruch erwartet. Und auch ICS war an einer Beteiligung interessiert. Auch für diese Veranstaltung wollte ich die Metal Welt mit der Rotary Familie fusionieren.

Holger Hübner hat mir dafür vorgeschlagen, dass ich das nicht autark machen sollte, sondern mich an ein anderes Festival mit einem Tag anhängen sollte. Das ist bedeutend kostengünstiger. Ich hätte sogar schon eine megageile Burg dafür organisiert. Aber Corona hat alles zunichte gemacht. Jetzt muss man halt eine unbestimmte Zeit warten, bis man das dann wirklich durchziehen kann. Ich habe auch früher schon Veranstaltungen bis zu 1000 Leuten gewuppt. Ich bin ja selbst auch Projektleiter – also den Background habe ich und ich will das wirklich sehr. Und wenn ich sehe, was ich in der relativ kurzen Zeit bisher schon bewegen konnte, ärgere ich mich noch umso mehr, dass das alles im Moment nicht geht.

Es wird ja auch noch einiges Anderes sehr spannend werden. Die freien Mitarbeiter, die normalerweise jetzt für die Veranstaltungsbranche arbeiten würden, die mussten sich ja zwischenzeitlich um andere Jobs umsehen. Ist ja gar nicht so sicher, dass die dann alle wieder zurückkehren in die Veranstaltungsbranche. Bühnenarbeiter, Licht- und Tontechniker werden aber trotzdem wieder gebraucht werden. Es wird also in vielerlei Hinsicht noch eine große Herausforderung.

Unterstützt ihr auch den Rescue Fund der Wacken Foundation?

Felix: Ja, den auch. Wir haben auch letztes Jahr spontan von unseren Überschüssen 3000 € für den Rescue Fund gespendet

Unterstützt ihr auch noch andere Projekte?

Felix: Ja, es hat sich auch eine Kooperation mit der Metal Academy ergeben. Rotary macht auch viel im Bereich Stipendien. So dachten wir uns, wenn die Metal Academy auch noch Leute aus dem Ausland bekommt, dann wird die Sache auch für uns unterstützenswert. Denn ich möchte nicht nur den Bezug auf ein Land oder eine Region haben. Wenn es also mal zu einem weltweiten Projekt wird, was ja auch geplant ist, dann werden wir auch die Metal Academy unterstützen. Internationale Projekte passen halt gut zu den Werten der Rotarier, bzw. der Rotarian Metalhead Fellowship.

Die Metalheads sind wahnsinnig engagiert und viele auch noch viel engagierter als so mancher Rotarier. Und wenn ich Vorträge halte, dann spreche ich auch darüber und zeige ein Video, das Inklusion thematisiert.

Glück in Dosen ist übrigens auch eine soziale Aktion auf dem Rock Hard Festival, die von Rotaract, der Jugendorganisation organisiert wird. Ist also auch eine Partner-Aktion. Da wird Pfand für den guten Zweck gesammelt. Die haben in den letzten 6-7 Jahren um die 100.000 € zusammengebracht. Einige Unterstützer hören selbst keinen Metal, sind aber total begeistert von den Metalheads, wenn sie Vorort Pfandflaschen sammeln.

Es gibt ja auch noch ein ähnliches Projekt, das von einem Elektrofestival in Kooperation mit Rewe ausgeht, und wo es auch eventuell eine Kooperation mit Holger und Thomas geben wird. Zumindest wurde das Projekt schon an die beiden gepitcht. Es würde auch gut zu Wacken passen, im Campingbereich für den guten Zweck Pfand zu sammeln. Zum Hashtag GeenWacken, der ja beim letzten Open Air durch die sozialen Medien gegangen ist. Auch bei Rotary ist der Schwerpunkt Umwelt gerade sehr wichtig. Er ist einer von sieben Schwerpunkten und ist letztes Jahr dazu gekommen.

Auch DKMS wird von einzelnen Rotary Clubs unterstützt.

Es gibt noch eine andere sehr lustige Geschichte: Ein Rotaracter, ist bei den Barber Angels, die sich das Ziel gesetzt haben Obdachlosen Menschen Haare und Bart zu pflegen. Die haben dann eine Aktion auf dem Wacken Open Air 2019 gemacht mit einem Stand, auf dem sie gegen eine Spende Leuten die Haare geschnitten haben. Die Spende war natürlich für einen guten Zweck. Die durften das dann sogar im VIP Bereich tun. Also Bandmitgliedern die Haare und / oder den Bart schneiden / pflegen. So durften wir in den AAA Bereich. Das nützten wir, um ein Rollup von sämtlichen Headlinern unterschreiben zu lassen, um dieses zu einem späteren Zeitpunkt zu Gunsten der Wacken Foundation zu versteigern. Es ist auch das einzige Rotary Rollup, das das Wort Fuck beinhaltet (lacht).

Im Februar 2019 kam ein Anruf vom George, der fragte: Was ich davon halten würde, eine eigene Anthem zu bekommen? Er sei hauptberuflich Metal Musiker und nebenbei auch noch Rotarier. Er hat dann tatsächlich eine Band gegründet. Ein ehemaliges Bandmitglied von Beyond the Black spielt mit und der Sänger der Band Shylock. Die Produktion des Debütalbums hat Sascha Paeth von Avanasia übernommen. Einer der besten deutschen Rock- und Metalproduzenten.

Das geplante Benefiz Festival hat das Thema „Metal gegen Polio“ (Metal Against Polio). Ob das Thema nach Corona auch noch relevant für die Spendensammlung ist, werden wir dann sehen. Dafür könnten wir eventuell sogar Heaven Shall Burn als Headliner bekommen. Die würden auch perfekt in den rotarischen Kontext passen. Hämatom zum Beispiel würde ich persönlich zwar auch engagieren, aber die würden leider nicht in den rotarischen Kontext passen.

Was meinst du könnte denn die Gesellschaft von uns Metalheads lernen?

Felix: Ich würde auf jeden Fall sagen, Verantwortung für Dinge zu übernehmen. Und Offenheit. Man kommt mit den Leuten sehr schnell ins Gespräch. Man wird überall mit offenen Armen aufgenommen. Sehr viele sind sozial engagiert und kümmern sich auch um Menschen, denen es nicht so gut geht.

Was ist denn deiner Meinung nach, das Spezielle an Wacken im Vergleich zu anderen Festivals?

Felix: In erster Linie die Internationalität. Inzwischen sollen ja bereits 50 % alle Länder der ganzen Welt auf dem Wacken Open Air vertreten sein. Wenn ich dann sehe, wie in der Menge die Leute mit ihren Fahnen crowdsurfen oder die Brasilianer gute Laune verbreiten, bekomme ich immer sofort Gänsehaut. Ich finde das Thema Völkerverständigung extrem spannend. Bei den Internationalen Rotary Conventions gibt es immer eine Fahnenparade – auch das beeindruckt mich immer sehr. Wenn man sich mit Menschen aus der ganzen Welt austauschen, gemeinsam Bier trinken und dann auch noch den gleichen Musikgeschmack haben kann, ist das einfach großartig.

Denkst du wird nach Corona noch mehr Hilfe benötigt werden?

Felix: Ja, mir geht’s sehr gut ich hab‘ einen fixen Job und eine Anstellung. Aber es gibt sehr viele Menschen, die freiberuflich tätig sind, und die werden sicher immer mehr ins Kämpfen kommen. Thomas und Holger sind natürlich auch froh, dass sie jetzt ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken können und staatlich unterstützt werden. Aber viele Musiker und ihre Crew haben hier gar keine Unterstützung. Und ob es auch gleich wieder mit richtig vollen Konzerthallen losgehen kann, weiß ja auch keiner. Und selbst wenn es mal wieder erlaubt wird, wird bei vielen Menschen auch immer noch die Angst in den Knochen sitzen, die sie vielleicht von der einen oder anderen Veranstaltung abhält. Ob wir also so schnell ausverkaufte Stadion Tourneen erleben werden, ist die Frage. Ich glaube, dass hier noch richtig viel auf uns zukommen wird. Wo immer wir dann unterstützen können, werden wir es im Rahmen unserer Möglichkeiten tun.

Stichwortabfrage

Rituale

Felix: Bei Ritualen denke ich sofort an Horns up. Rituale hat jeder. Das fängt ja schon morgens an, in welcher Reihenfolge man die Körperpflege macht. Rituale gibt es also in jedem Bereich, egal, ob privat oder beruflich oder im Metal.

Ernährung

Felix: Ernährung ist etwas elementar Wichtiges. Eine ausgewogene Ernährung in Kombination mit Bewegung erleichtert Vieles im Leben.

Wie stehst du zur Massentierhaltung?

Felix: Geht gar nicht. Meine Frau und ich, wir machen einmal im Quartal eine Detox Woche, in der wir uns komplett vegan und ohne fett ernähren. Und wir haben unseren Fleischkonsum auch ganz allgemein seit ungefähr drei Jahren ziemlich runtergeschraubt. Wenn wir Fleisch essen, dann Bio. Beziehungsweise nicht aus dem Discounter.

Nachhaltigkeit 

Felix: Ist essenziell. Ich würde Sustainability. Auch im rotarischen Bereich muss man sich bei allem was man tut über die Nachhaltigkeit Gedanken machen. Und dass die Dinge nicht nur spontan etwas bringen, sondern auch nachhaltig nützlich sind. Also eigentlich sollte man bei allem was man tut und konzipiert über Nachhaltigkeit nachdenken. Gelingt natürlich nicht immer, sollte aber immer präsent sein. Unsere Wegwerfgesellschaft ist sehr problematisch. Nachhaltigkeit ist elementar wichtig.

Werte

Felix: Sowohl Metalheads auch Rotarier haben Werte. Und die findet man überall auf der Welt. Egal wo ich auf der Welt hinkomme, ich kann mich verlassen darauf, dass dort Menschen mit denselben Werten sind. Egal ob Metalheads oder Rotarier. Wenn man gemeinsame Werte hat, dann kann man auch über diese miteinander kommunizieren.

Wacken 

Felix: Wackööööööön! (lacht) Ein unheimlich geiles Festival, das für mich auch die Werte der Rotarier bezüglich sozialem Engagement und gleichzeitig meine Leidenschaft wunderbar repräsentiert. Das auch die Internationalität wunderbar in Einklang bringt.

Schwarz

Felix: Sind meine Klamotten, wenn ich auf Metal Festivals oder Konzerte gehe. Ich muss manchmal tatsächlich ein wenig bei der Shirtwahl aufpassen, da meine Frau nicht alle toleriert.

 Zeigt auf sein Wacken Shirt 2014: das hier zum Beispiel, ist in Ordnung. Es gibt aber auch Metal Shirts die nicht kindergerecht sind. Solche trage ich dann nur auf Konzerten und Festivals und nicht privat.

Schwarz, wenn es etwas Dunkleres gäbe, würde ich das tragen (lacht)

Toleranz

Felix: Superwichtig. Was die Welt-Metal Szene betrifft, ist Toleranz ein ganz wichtiges Wort. Denn das macht die Metal Szene aus. Völlig egal welche Herkunft oder Background du hast, ,an hat einfach eine coole Zeit miteinander. Der Austausch funktioniert einfach. Metal und Toleranz sind sehr eng miteinander verbunden.

Alter

Felix: Wir werden mit jeder Sekunde älter. Musik verbindet, da spielt Alter keine Rolle. Auch bei der Rotarian Metalhead Fellowship, haben wir Menschen jeden Alters dabei.

Finanzen

Felix: Also ein Dach über dem Kopf ist schon sehr cool. Und bei Konzerten stehe ich halt gerne ganz vorne, dafür gebe ich gerne mehr Geld aus. Dafür braucht man natürlich ein bisschen Geld, um sich das leisten zu können. Und natürlich sollte man sich auch das eine oder andere Bierchen auf den Konzerten oder Festivals leisten können (Lacht). Irgendwo hinfahren, kostet natürlich auch Geld.  D.h. man sollte sich seine Hobbys leisten können.

Umweltschutz

Felix: Elementar wichtig! Alles was wir jetzt verbocken, müssen künftige Generationen ausbaden. Hab‘ vor kurzem ein Foto gesehen, da hat jemand eine Fanta Dose aus den 70er Jahren im Wald ausgegraben, die noch komplett erhalten war. Was wir also heute anpacken können, sollten wir für die künftigen Generationen unbedingt anpacken. Und dazu gehört natürlich Umweltschutz. Plastikvermeidung, Mehrwegsysteme, etc. Enorm wichtig, dann jeder kleinste Beitrag, den man leisten kann, zählt und hat Einfluss auf das Gesamte.

Wer bin ich denn schon unter Milliarden anderen Menschen? So denken viele, aber so darf man nicht denken, dann jede Handlung jedes einzelnen Menschen hat Auswirkung auf das große Ganze.

So ist es auch wichtig, dass es Parteien gibt wie die Grünen. Denn wir sind auf dem besten Weg unseren Planeten vor die Wand zu fahren.

Gemeinschaft und Zusammenhalt

Felix: In der Gemeinschaft von Freunden auf Konzerten und Festivals eine geile Zeit zu haben. Social Distancing passt ja da gar nicht hinein und fällt mir natürlich sehr schwer, da ich ein sehr sozialer Mensch bin.

Gesellschaftliche Verantwortung

Felix: Ich würde mir wünschen, dass jeder die Entscheidungen, die er trifft, im Kontext zur gesellschaftlichen Verantwortung sieht. Und immer im Zusammenhang mit den Auswirkungen auf andere betrachtet. Egal ob im Privatleben oder im Berufsleben. Ich denke, wenn jeder die Erfahrung machen dürfte, die ich machen durfte, ein Jahr im Ausland zu verbringen, dann wären alle Menschen viel weltoffener und es gäbe mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Krieg. Denn über das Kennenlernen, lernt man andere Menschen, auch aus anderen Kulturen und Ländern zu schätzen.

 Familie

Felix: DER Rückhalt. Die Basis. Fallen lassen können. Familie ist dafür ein integraler Bestandteil.

Interview: Lydia Polwin-Plass und Michael Glaeser

WACKEN – das perfekte Paralleluniversum: Was die Gesellschaft von Metalheads lernen kann„, unser Buch über die Liebenswürdigkeit der Metalheads und den sozialen Aspekt der Metalszene, könnt ihr überall im Buchhandel oder signiert über info@metalogy.de bestellen.

Wir würden uns sehr freuen.

Vielen lieben Dank für euren Support.

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de