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Interview mit DORO Pesch – Teil 2 Interview mit DORO Pesch – Teil 2
Gestern konntet ihr hier auf METALOGY den ersten Teil unseres Interview mit DORO Pesch lesen. Heute präsentieren wir euch den zweiten von drei Teilen.... Interview mit DORO Pesch – Teil 2

Gestern konntet ihr hier auf METALOGY den ersten Teil unseres Interview mit DORO Pesch lesen. Heute präsentieren wir euch den zweiten von drei Teilen. Wie gestern angekündigt, werden wir den dritten erst nach Buchveröffentlichung posten. Doro sprach mit uns über das Kochen und Ernährung, Rituale vor den Shows, Wacken, Werte, Finanzen und Vieles mehr.

Hi Doro,

danke, dass wir das Interview fortsetzen dürfen. Starten wir also mit dem zweiten der drei Teile.

Kochst du gerne?

Doro: Specki, der Schlagzeuger von In Extremo, hat mich auch mal gefragt, ob ich zu ihm in die Kochshow kommen möchte. Der hat was bei Amazon. Ich habe gesagt, dass ich nicht kochen könne, aber wenn, dann nur vegan. Und das haben wir dann so gemacht.

Aber ich muss zugeben, dass ich im Lockdown, weil ja alles geschlossen war, eine Leidenschaft für das Kochen entwickelt habe. Das passt gar nicht zu mir, aber ich habe die ganze Zeit Sachen ausprobiert. Auch in Amerika, obwohl da ja viele Restaurants offen hatten, war ich einkaufen und habe selber gekocht. Man muss ja gesund und fit bleiben für die nächsten Gigs, Touren und Festivals.

Wir hätten ein paar Schlagworte und würden dich bitten, uns zu sagen, was dir spontan dazu einfällt.

Doro: Ok, gerne.

Rituale

Doro: Ich kenne Rituale vor den Auftritten und wir haben auch Rituale mit der Band. Wir geben uns immer eine Gruppenumarmung, so ähnlich wie beim Sport. Wenn es in den Dressingroom geht, gehe ich nochmal die Songs durch und ziehe die Bühnenklamotten an. Mache mich für den Kampf bereit (lacht).

Die Rituale vor der Show sind für uns ganz wichtig, auch wenn ich das nicht immer schaffe, weil ich Interviews oder Autogrammstunden habe. Und wenn es ganz hart auf hart kommt, bete ich auch nochmal. Wenn irgendwas ganz schwierig ist zum Beispiel. Oder wenn man in einer gefährlichen Situation ist, was auch schon mal vorkommt auf Tour. Eigentlich ganz oft sogar. Da habe ich schon oft Wunder erlebt und wurde immer reichlich beschützt von meinen Schutzengeln. Beten hilft immer, wenn gar nichts mehr geht.

Ernährung

Doro: Ernährung ist für mich ganz wichtig geworden. Früher war es das nicht. Ich habe früher Ketten geraucht, wie man das damals so gemacht hat in Düsseldorf in den 80ern. Ich habe nie was gegessen und nie geschlafen. Damals bin ich noch arbeiten gegangen und danach ging es direkt in den Proberaum. Ich habe nicht auf mich geachtet. Auch nicht auf die Ernährung. Man hatte damals gar nicht die Kohle dafür. Die reichte für Pommes aus der Pommes-Bude.

Mittlerweile bin ich ein Gesundheitsfanatiker, damit man die Tour durchsteht. Ich bin jetzt vegan und achte auf die Ernährung, Das ist schon wichtig. Ich rauche auch nicht mehr. Ich nehme auch keine Drogen und trinke nichts. Gut, ich trinke ganz minimal zum Feiern, zum Beispiel zu Silvester. Wenig Alkohol und nie Drogen. Ich habe wirklich nie Drogen genommen. Das ist wichtig, damit man fit bleibt.

Gibt es noch andere Dinge, die im Vergleich zu den 80ern anders sind?

Doro: Die Stimmung heute ist ganz anders. Die alte Stimmung sieht man heute eigentlich nur noch in Südamerika. Dass der Geräuschpegel schon hoch ist, bevor man auf die Bühne kommt. Der Happiness-Faktor ist dann schon bei 200. Ansonsten ist alles viel verhaltener geworden. Man muss sich viel mehr anstrengen, um die Leute ganz nach oben zu holen, was früher in den 80ern ganz normal und einfach war.

Es hat sich schon viel verändert. Auch in Amerika. Damals als ich nach Amerika gegangen bin, das war 1986/87, waren alle fröhlich und haben sich kaputtgelacht. Das ist heute auch nicht mehr so. Im Allgemeinen hat sich die Stimmung in der Welt doch ziemlich gedämpft. In den letzten Jahren ganz besonders. Das merkt man auch als Musiker auf der Bühne. Es ist zehnmal anstrengender. Deswegen muss ich mich auch besser fit halten.

Werte

Doro: Werte sind mir ganz wichtig. Ich hatte das Glück, ganz tolle Eltern zu haben. Ich habe meinen Vater total geliebt. Der war mein bester Freund und er hat mir viele Werte beigebracht.

Meine Mutter natürlich auch, aber mit meinem Vater hatte ich ein noch engeres Verhältnis. Mein Vater war LKW-Fahrer und hatte ein Transportunternehmen. Ich habe auf jeden Fall gelernt, dass es ganz wichtig ist, gewissenhaft zu arbeiten, immer am Start zu sein, sich nicht hängen zu lassen und gut mit den Mitmenschen umzugehen. Mein Vater war ein herzensguter Mensch. Ich hatte wirklich einen Super-Papa. Und dafür bin ich ewig dankbar. Von ihm habe ich die ganzen Werte. Das hat mir wirklich viel geholfen. Das gibt einem viel fürs Leben.

Ich weiß aber auch, dass viele Leute nicht so glücklich aufwachsen durften und nicht so ein tolles Elternhaus hatten.

Ich hatte viele andere Probleme, aber ich habe immer versucht ein grader Mensch zu bleiben und immer alles zu geben. Ich entscheide auch immer noch nach wie vor aus dem Herzen, aus dem Gefühl heraus. Bauchgefühl, Instinkt, das finde ich wichtig. Jeder Mensch weiß eigentlich, wie er sich als Mensch gut verhalten müsste. Ich habe auch immer ein großes Herz für andere Menschen. Deswegen mache ich auch diesen Beruf, wobei es für mich eigentlich gar kein Beruf ist. Es ist toll, dass ich überhaupt Musik machen kann und für andere etwas machen kann. Ich bin eigentlich ein Diener der Fans. Und alles was ich in der Kindheit mitgekriegt habe, kann ich gut gebrauchen.

Ich habe damals eine Lehre als Typographin gemacht. Ich wollte Graphikerin werden. Da habe ich einen ganz tollen Ausbildner gehabt. Der war Künstler und ein Kerl wie ein Baum mit riesigen Pranken. Der war Bildhauer und Maler. Von dem habe ich auch ganz viel gelernt. Das kann ich immer noch gut gebrauchen. Ich mache zum Beispiel immer noch gerne die ganzen Graphiken für die Cover und Poster.

Ich würde sagen, dass mein Vater und mein Ausbilder mir ganz, ganz tolle Werte vermittelt haben. Zu den Leuten gut zu sein, freundlich zu sein, offen zu sein, damit bin ich in der ganzen Welt gut gefahren. Mitgefühl zu haben ist auch ganz wichtig. Auch das findet man im Wacken-Umfeld. Die Leute haben viel Mitgefühl, was sonst so in der Welt gar nicht mehr so selbstverständlich ist und häufig fehlt.

Wacken

Doro: Wacken ist für mich eine der wichtigsten Säulen im Leben. Schon von Anfang an. Ich bin froh, dass man da so eine Gemeinschaft hat. Ich bin superhappy und dankbar, dass ich so eine gute Verbindung zu den Veranstaltern habe, Holger Hübner und Thomas Jensen. Die haben mir schon so oft Support gegeben und Mut gemacht. Wir haben Ideen ausgetauscht. Wir haben viele, viele Projekte durchgezogen. Man kann sich auf den anderen 100%ig verlassen. Ich finde es auch toll, dass sie so einen langen Atem hatten. Manche Leute geben direkt auf, wenn es mal schwer wird. Bei den Beiden weiß man genau, die geben niemals auf. Die ziehen das durch – egal – Rain or Shine. Egal, ob die Welt untergeht, wir machen das.

Ich finde Wacken ist pure Menschlichkeit. Mit ganz viel Liebe, ganz viel Herz und ganz viel Seele. Auch mit ganz viel Tiefe und Bedeutung. Wacken hat eine tiefe Bedeutung. Für die Fans. Für uns Musiker. Für alle Beteiligten ist es etwas ganz Bedeutungsvolles. Das ist der große Unterschied zu anderen Festivals. Man hat auch ewig Erinnerungen dran. Das erste Mal 1993, dann 1998 und 2002. Die Jahreszahlen weiß ich gar nicht mehr genau. Aber ich erinnere mich noch ganz genau wie die Situationen waren, wie der Gig war, wie die Fans waren, und als uns die Australier, die Metal Warriors, uns eingeladen haben. Das sind Sachen, die einem so im Gedächtnis bleiben, was bei anderen Festivals jetzt gar nicht so der Fall ist. Man weiß vielleicht noch, wo man gespielt hat und wenn es geil war, aber daran habe ich nicht so tiefe Erinnerungen.

Ich fand es auch so toll, als letztes Jahr Wacken nicht normal stattfinden konnte, dass sie sich dann was ausgedacht haben. Sie haben es ja virtuell gemacht. Das wurde in die ganze Welt übertragen. Wir durften auch dabei sein. Das war genial. Die Verbindung zu Wacken bringt mir persönlich als Mensch und uns als Band ganz viel. Das ist in jeder Hinsicht menschlich, unterstützend, weltverbindend und für mich was ganz Wichtiges. Und ich bin froh, dass ich fast von Anfang an dabei sein durfte. Das sind ganz tolle Partner und ein ganz toller Menschenschlag.

Schwarz

Doro: Ich trage immer gerne schwarz. Das mit dem Schwarz hat sich ja auch erst entwickelt. Das war in den 80ern nicht so. Wenn ich alte Fotos anschaue, dann hatten wir da noch farbige Klamotten an und Jeans in blau oder rot. In der Hair Metal-Zeit musste alles ganz bunt sein. Ich trage aber auch am liebsten Schwarz. Das ist meine Lieblingsfarbe. Man erkennt sich dadurch auch sofort. Früher waren das die Kuttenträger. Heute gibt es leider nicht mehr so viele Kuttenträger wie in den 80ern. Das vermisse ich total. Da wusste man sofort, das ist dein bester Freund. Heute erkennt man sich halt an den schwarzen T-Shirts mit den Bandlogos drauf.

In Schwarz ist man auch immer richtig angezogen. Man fühlt sich immer richtig dabei. Aber eigentlich muss es ja auch nicht sein. Es kann jeder so kommen, wie er will. Es ist alles kein Muss. Bei uns hat sich das einfach eingebürgert. Die ganze Band ist immer schwarz. Wir brauchen uns gar nicht absprechen, was wir für die Bühnenshow anziehen. Es sind eh alle in Schwarz.

Alter

Doro: Alter ist nur eine Zahl. Wir machen ja gerade die Triumph and Agony Live CD und DVD und da habe ich alle möglichen alten Magazine durchforstet. Ich habe ein Magazin gefunden, da hieß es zum Monsters of Rock 1986: Die Abschiedstour von Ozzy Osbourne. Man dachte damals schon, dass er aufhören würde. Das Gleiche war beim Metal Hammer Festival 1989 in der Dortmunder Westfalenhalle. Da ging Ozzy auf Krücken und alle dachten, er würde es nicht mehr lange machen. Der war so fertig und sah so gebrechlich aus. Da hatte man wirklich Angst um ihn.

Wenn man aber das macht, was einen glücklich macht, wie Musik, kann man uralt werden. Lemmy ist sogar trotz seines Lebensstils 70 geworden. Es liegt viel an einem selber, ob man seine Bestimmung lebt und, ob man was aus seinem Leben macht.

Ich habe letztens für meine Patreon-Seite alte Materialien gesichtet. Patreon ist etwas Neues. Das ist wie ein Club, aber für die Die-Hard-Fans. Man bezahlt da monatlich einen Beitrag von ganz kleinen bis zu größeren Beträgen. Du bekommst dafür aber auch einiges. Spezielle Poster, Video-Calls, Meet & Greets oder einen Livetime-Backstage-Pass. Auch zu einer 1993er DVD bzw. VHS, die hieß Doro Live, habe ich die ganzen Backstage-Materialien auf Patreon getan. Und da hat mich ein Fan auf ein witziges Interview hingewiesen. In dem habe ich gesagt: Ich möchte mein Leben lang Musik machen, bestimmt bis ich 50 bin. Und jetzt bin ich schon weit drüber. (lacht) Wenn man ganz jung ist, kommen einem 50 so absurd vor.

Meinen ersten amerikanischen Manager habe ich kennengelernt, da war ich Anfang 20. Er fragte mich, was ich mir so vorstelle und was meine Vision sei. Ich habe dann gesagt, dass ich nach Amerika und weltweit touren will. Das möchte ich bis 25 machen und dann sterbe ich sowieso. Er fragte, wieso. Ich sagte: Ich bin jetzt schon fix und fertig. Er meinte, er sei 57 und man könne auch länger leben (lacht).

Ich dachte nur, dass mit 25 Schluss sei. Ich habe damals ja auch noch Kette geraucht. Ich habe nicht einmal geglaubt, dass ich den 27er-Club erreiche. Dann bin ich nach New York gegangen. Da meinte mein Manager, dass man uns erstmal in Form bringen müsse. Gesundheitlich vor allem. Er hat uns dann ein Jahr Zeit gegeben, um drüber nachzudenken, ob es uns das wert ist und, ob er Zeit in uns investieren soll. Ich sollte dann Sachen vorschlagen, die ich machen würde. Ich sagte, dass ich alles machen würde, um in Amerika durchzustarten. Er meinte dann, ich solle das Rauchen aufgeben. Das war damals für mich unvorstellbar. Ich würde alles machen, aber doch nicht das Rauchen aufgeben. Das gab ein richtiges Theater. Ich wurde dann zum heimlichen Klo-Raucher und alle wussten das. Die Road Crew und der Produzent mussten dem Manager immer rapportieren, wenn ich geraucht hatte. Und irgendwann habe ich dann doch mit dem Rauchen aufgehört. Das ist mir damals echt schwergefallen. Aber jetzt bin ich dankbar für all die Dinge, die ich umgestellt habe. Mehr auf die Gesundheit achten, nicht mehr rauchen und nicht mehr so viel Quatsch machen. Auf sich achten – das ist wichtig, damit man so lange wie möglich durchhält. Möglichst auch nach 25 oder 50 (lacht).

Ich finde, dass es keinen Unterschied macht, ob man Frau oder Mann ist. In anderen Musikgenres, wie im Pop-Bereich ist das vielleicht mehr ein Thema, aber im Metal nicht. Da fällt mir Jutta Weinhold ein. Die war ja schon aktiv, da hatte ich noch meine erste Kinderband. Es gibt so viel weibliche Musikerinnen oder Sängerinnen. Im Metal ist das nie ein Thema gewesen. Und das finde ich toll. In der Metalszene ist halt alles viel offener. Nicht so eng gesteckt.

Finanzen

Doro: Ein wichtiges Thema. Das Musikbusiness ist auf jeden Fall ein Haifischbecken. Das muss man wissen. Man sollte sich die Verträge auch mal vorher angucken oder von einem guten Anwalt angucken lassen. Das ist ganz wichtig, weil man als Musiker mit dem Kopf ja eigentlich nur bei den Fans, beim Musikmachen, Proben, auf Tour gehen oder Song schreiben ist. Man ist eben ein Kreativling. Man ist darauf angewiesen, dass man Profis an seiner Seite hat, die einen beraten. Das hatten wir ganz am Anfang nicht. Wir haben ganz viele Sachen unterschrieben, die man niemals hätte unterschreiben dürfen. Da waren am Anfang auch viele Leute dabei, die einen über den Tisch gezogen haben. Dafür bezahlt man ein Leben lang. Es gab auch ganz viele Knebelverträge fürs Leben. Solche Sachen sind heute gar nicht mehr erlaubt. Aber auch als kreativer Mensch ist es wichtig, auf die Finanzen zu achten. Irgendwann kommt man halt in Schwierigkeiten und dann geht gar nichts mehr. Das ist ein wichtiges Thema, das mich früher aber auch nicht interessiert hat. Ich wollte nie darüber nachdenken, aber das muss man. Wenn man oft genug auf die Schnauze fällt, kümmert man sich irgendwann drum. Sonst geht es ja nicht mehr weiter.

Es ist auch alles ein wahnsinniges Unterfangen. Für meine ganzen Jubiläumskonzerte haben wir uns ein Jahr drauf vorbereitet und haben Hallen angemietet. Wenn dann irgendwas schiefgelaufen wäre, wäre ich meines Lebens nicht mehr froh geworden. Deshalb war ich so froh, dass die Wacken-Leute miteingestiegen sind. Als Einzelmusiker hat man da ein ziemlich hohes Risiko.

Ich möchte dazu ein Beispiel nennen: Ich habe mein erstes Jubiläum, das 20-Jährige, in der alten Philips-Halle in Düsseldorf gefeiert. Da war Lemmy dabei. Und Saxon. Das war das erste Mal, dass ich was veranstaltet habe. Mit vielen Gästen und Bands. Finanziell dachten wir, es käme Plus-Minus-Null raus. Ich wollte nichts dran verdienen. Ich wollte nur, dass es total geil wird und das wurde es letztendlich auch.

Aber ein paar Leute, die im Publikum waren, haben Randale gemacht und wurden von der Security rausbefördert. Die sind aber nicht einfach gegangen, sondern waren vorher auf der Toilette und haben Waschbecken und Toiletten rausgerissen. Das musste ich dann alles bezahlen. Vandalismus kann man leider nicht versichern. Damals haben wir auch noch gar nicht an Versicherungen gedacht. Selbst wenn die Hütte voll ist, muss man sich dennoch um die Finanzen kümmern. Das ist ein leidliches, aber notwendiges Thema für jeden Musiker.

Es ist auch wichtig, vertrauenswürdige Personen an seiner Seite zu haben. Am Anfang haben wir viele Sachen gemacht – da waren wir noch Kumpels. Und auf einmal hat uns der beste Kumpel auf abgezogen, als wir ein ganz kleines Bisschen Erfolg hatten. Der lebt aber auch nicht mehr. Der ist damals abgehauen. In ein Land, in dem man keinen finden konnte und wurde letztlich umgebracht. Ich vermute, der hat die Falschen geärgert. Ich glaube, man kann im Musikgeschäft schnell auf die schiefe Bahn kommen, sobald etwas Erfolg kommt und einen die falschen Leute umgeben. Das geht ganz schnell. Früher liefen auch überall Drogendealer rum. Ich selber habe da auch viele Lektionen gelernt.

Umweltschutz

Doro:  Ist ganz wichtig. Bei uns fing das im Tourbus an. Irgendwann hat Johnny D., unser Drummer, der auch in Amerika unser Tourmanager ist und den Truck gefahren hat, am ersten Tag der Tour gesagt, wir hätten jetzt neue Regeln und wir würden jetzt alle Flaschen sammeln. Besonders die Leute, die immer ein Bier nach dem anderen trinken, stutzten erstmal. So haben wir schon vor 10 Jahren damit angefangen und ein Bewusstsein dafür entwickelt. Auch als Musiker macht man sich Gedanken und macht und tut, was man kann. Mülltrennung ist mittlerweile ganz normal. Dass man einen Tourbus fährt, ist ja leider unvermeidbar. Dass man fliegt, leider auch. Wir versuchen das dann anders wieder auszugleichen.

Gemeinschaft / Zusammenhalt  

Doro: Das ist das Allerwichtigste im Leben. Ich bin ja nicht verheiratet. Für mich sind die Metaller, die Metalheads, die Die-Hard Fans, die Wacken-Leute, meine Band und meine Road Crew meine Familie. Wir sind ganz eng verbunden und einer kümmert sich um den Anderen. Man kann sich auf den anderen verlassen, auch wenn es 6 Uhr morgens ist. Gemeinschaft ist ganz wichtig. Man tut alles für den anderen. Da ist einem nichts zu viel und nichts zu weit. Ich denke, was man selber gibt, kommt irgendwann zurück, wenn man mal in Not ist. Aber dafür mache ich es eigentlich nicht. Ich bin ein Mensch, der gerne gibt. Und wenn es hart auf hart kommt, kann ich mich auf den engsten Kreis verlassen.

Gesellschaftliche Verantwortung

Doro: Gerade in der heutigen Zeit ist das besonders wichtig. In den letzten vier Jahren habe ich in Amerika gemerkt, dass die Leute auf einmal ganz hart geworden sind. Das hat viel mit der Politik zu tun gehabt. Man ist als Mensch aber verantwortlich für seine Mitmenschen und für seine Umwelt. Es ist auch ganz wichtig, dass man sein Herz am rechten Fleck behält, egal welche Einflüsse es gibt und welche Dinge sich gerade abspielen. Ob es jetzt politisch ist oder mit einem Virus zu tun hat. Man muss stark bleiben und für das Gute kämpfen.

Bei manchen Musikern habe ich das leider anders erlebt. Die waren früher die nettesten Leute und auf einmal sind sie total abgedriftet durch das, was in Amerika in den letzten vier Jahren abging. Das war wirklich schlimm. Das lag an dem Präsidenten. Es gibt ja einen sehr prominenten Fall in der Metal-Szene. Man muss bei sowas auf dem rechten Weg bleiben und darf nicht abdriften. Ok, diese Leute denken ja, sie seien auf dem rechten Weg. Das ist einfach fatal.

Ich habe 20 Jahre in New York gewohnt und ich hatte einen Mitbewohner, der total nett war. Das war unser Ex-Drum-Roadie und ein Schlagzeuger. Ich mag den auch immer noch gern. Und irgendwann haben wir telefoniert und dann meinte er, dass er aus New York weggehen würde, weil es keine Arbeit mehr geben würde, obwohl es dieses Virus doch gar nicht geben würde. Und er meinte, dass wir nun zusammenhalten müssten, weil nur einer die Welt retten könnte. Ich fragte, ob das vielleicht Gott sei, aber er meinte Trump. Ich konnte das dumme Gerede echt nicht ertragen. Der war mal einer meiner besten Freunde, aber jetzt habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm. Aber auch andere Tontechniker und Musiker sind da abgedriftet.

Familie

Doro: Familie sind für mich die Metalheads, meine Fans, meine Band, die ganze Wacken-Familie. Das ist für mich meine Familie. Dafür lebe ich. Dafür würde ich auch alles tun. Und das macht mich unendlich glücklich. Ich vermisse auch nichts, auch wenn ich nicht verheiratet bin und keine Kinder habe. Ich fühle mich in meiner Familie gut aufgehoben, geliebt, angenommen, akzeptiert und unterstützt. Was gibt es Besseres im Leben. Und das war schon vom ersten Tag an so. Viele fragten, wie das denn für mich als Frau sei, aber ich und die Fans waren schon ab dem ersten Gig eine Einheit. Da gab es sofort eine gute Chemie und man war tief verbunden. Vom ersten Gig an, noch vor Warlock-Zeiten, war das so. Und das war ein tolles Gefühl. Das kam aber natürlich raus. Ich habe da nie irgendwas gemacht oder mir was Spezielles ausgedacht. Das war einfach so und das finde ich so toll

Danke Doro für das tolle Interview und die Zeit, die du dir für uns genommen hast. 

Teil 3 des Interview erscheint erst einige Zeit nach Buchveröffentlichung.

Headerbild © Dr. Lydia Polwin-Plass | Doro bei der Wacken Pressekonferenz 2017

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de