

Die Teufelsknechte in höllischer Mission – von Magnus Wagner
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNews 28. Januar 2025 Lydia Dr. Polwin-Plass

Das Buch „Die Teufelsknechte in höllischer Mission“ von Magnus Wagner kann durchaus auch Nicht-Metal-Fans begeistern. Schnell findet man sich in der spannenden Welt von Dämonen, Musik und modernen gesellschaftlichen Themen wieder. Die Verbindung von theologischen und historischen Elementen wird geschickt mit realen Orten und Ereignissen verknüpft. Dies sorgt für spannende Überraschungsmomente. Auch für historisch versierte Leser gibt es in diesem spannenden Krimi viel zu entdecken.
„Die Zeit ist reif, um den Teufel auf Erden willkommen zu heißen.“
Aber ganz so einfach ist das leider nicht, wie die beiden Dämonen Baphomet und Belphegor feststellen müssen. Um in kurzer Zeit die Prophezeiung ihres Höllenfürsten zu erfüllen, müssen sie Tausende Menschen für ihren teuflischen Glauben gewinnen. Nur dann kann Abaddon seine höllische Herrschaft antreten. Tragischerweise hat sich die Welt seit dem Mittelalter (minimal) weiterentwickelt und die Menschen starren lieber auf Smartphones statt in das Antlitz Satans.
In den Körpern von zwei unscheinbaren Mittzwanzigern durchstreifen die Dämonen die Millionenmetropole Köln. Dort finden sie die unbekannte Heavy Metal Band Devil’s Servänts, die perfekt dafür geeignet wäre, das Ende der Menschheit einzuläuten. Werden sich die Musiker auf einen Pakt mit dem Teufel einlassen? Warum ist den Dämonen die Tochter der Hölle auf den Fersen, die für ihre eigenen Ziele über Leichen geht? Und was zum Teufel ist dieses gottverdammte Social Media?„, so lautet der Klappentext.
Dieses Buch kann durchaus auch Nicht-Metal-Fans begeistern. Schnell findet man sich in der spannenden Welt von Dämonen, Musik und modernen gesellschaftlichen Themen wieder. Die Verbindung von theologischen und historischen Elementen wird geschickt mit realen Orten und Ereignissen verknüpft. Dies sorgt für spannende Überraschungs-Momente – etwa, wenn die Metal-Szene mit James Bonds Missionen oder Teufelboxen in Verbindung gebracht wird. Auch für historisch versierte Leser gibt es viel zu entdecken: Figuren wie „Wolf“ und der Bezug zu realen Unternehmen und Locations wie Köln oder Berlin-Tempelhof verleihen der Geschichte eine faszinierende Tiefe.
Der Schreibstil ist dabei angenehm leicht und selbstironisch, was nicht nur bei den Klischees der Metal-Szene, sondern auch bei der Darstellung des modernen Lebens gut zur Geltung kommt. Das humorvolle Detail, dass Dämonen Frauen alle dreißig Tage heimsuchen, sorgt für den einen oder anderen Lacher. Zudem lässt sich der Autor durch eigene Vorlieben und Abneigungen erkennen – sei es bei der Wahl des schwarzen Kaffees oder der Kritik an übertriebenem Technik- und Social-Media-Wahn, der die Menschen versklavt.
Besonders amüsant sind die Seiten über personalisierte Marketingstrategien, Click-Raten und Social Media Interaktionen. Hier werden die Mechanismen des Onlinemarketings und Eventmanagements ebenso humorvoll wie kompetent erklärt, was dem Leser einen fast schon praktischen Crashkurs bietet. Die Verbindung von Mythologie und Astronomie, als künstliches Schwarzes Loch, ist eine gelungene und originelle Idee, die der Geschichte eine unerwartete Dimension verleiht.
Die Spannung steigt kontinuierlich, und das Ende rundet das Ganze mit einer nachdenklichen und ethisch-mahnenden Botschaft ab. Besonders das letzte Drittel des Buches ist kaum noch aus der Hand zu legen. Die Vorstellung von Digitalisierung in der Hölle und die damit verbundenen Perspektiven für die Dämonen lässt auf noch viele spannende Erlebnisse hoffen. Der Humor ist durchweg schwarz, sarkastisch und voller Ironie, was besonders beim Start der Geschichte, in der die Dämonen mit der Bürokratie und der Hölle vertraut gemacht werden, gut zur Geltung kommt.
Die Protagonisten Baphomet und Belphegor – zwei Dämonen, die sich die Aufgabe teilen, das Höllentor zu öffnen – sind dabei nicht nur sympathisch, sondern entwickeln sich zu wahren Improvisationstalenten. Während Baphomet, der Jahrhunderte als Krieger verbracht hat, mit der modernen Welt und den sozialen Medien kämpft, bleibt Belphegor als Organisationstalent stets einen Schritt voraus. Gemeinsam entwickeln sie ein außergewöhnliches Gespür für die Metal-Szene und Marketingstrategien, was sie zu echten Profis macht.
Das Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die unendlichen Weiten des Metal-Universums, die tiefsten Abgründe der Hölle und die schier unbegrenzten Möglichkeiten des Internets. Trotz der vielen komplexen Themen bleibt die Geschichte durch ihren lockeren, flüssigen Schreibstil äußerst unterhaltsam. Einige der philosophischen und technischen Ausführungen – wie die von Genie Klaus – sind zwar schwer zu verdauen, aber das nimmt der Leseerfahrung nichts.
Der humorvolle Umgang mit den Dämonenklischees, gepaart mit einer kreativen Neuinterpretation der Hölle als bürokratisches Konstrukt, sorgt für viele unterhaltsame Momente. Besonders die Charaktere, die Mischung aus Metal-Fans und Marketing-Profis, machen das Buch zu einem einzigartigen Erlebnis. Auch wenn es an einigen Stellen an Tiefe mangelt, ist die Spannung durchweg hoch, und das überraschende Ende übertrifft alle Erwartungen.