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Interview mit Victor Smolski (Almanac, Rage, Lingua Mortis Orchestra, Mind Odyssey, etc.) Teil 2 Interview mit Victor Smolski (Almanac, Rage, Lingua Mortis Orchestra, Mind Odyssey, etc.) Teil 2
Hier nun der gestern versprochene zweite Teil des Interviews mit Ausnahmegitarrist und Komponist Victor Smolski. Heute spricht Victor über sein Projekt "Schule gegen Rassismus". Interview mit Victor Smolski (Almanac, Rage, Lingua Mortis Orchestra, Mind Odyssey, etc.) Teil 2

Hier nun der gestern versprochene zweite Teil des Interviews mit Ausnahmegitarrist und Komponist Victor Smolski. Heute spricht Victor über sein Projekt „Schule gegen Rassismus“.

Victor, kannst du mir bitte etwas über dein Projekt Schule gegen Rassismus erzählen?

Victor: Ich werde natürlich an der Schule öfters mit dem Thema konfrontiert. Im Laufe meines Lebens bin ich schon sehr viel gereist, habe in so vielen verschiedenen Ländern gelebt und würde mich selbst als Weltmensch bezeichnen. Meine Freunde sind über die ganze Welt verteilt. Und auch wenn ich über Skype unterrichte, bin ich täglich mit Menschen aus mindestens zehn verschiedenen Ländern konfrontiert. Verschiedenste Sprachen und unterschiedlichste Mentalitäten, was total spannend ist. Und für mich ist es immer wieder interessant zu sehen, wie gut es funktioniert unabhängig von Religion oder Herkunft. Und ich versuche vor allem mit Neuntklässlern, die bereits mit diesem Thema konfrontiert werden, es anhand von Musik aufzuarbeiten und den Kindern zu zeigen, wie gut das ohne Konflikte funktionieren kann. Wie respektvoll die Musiker aus den verschiedensten Ländern miteinander umgehen und wie schön der kulturelle Austausch sein kann. Ich zeige Ihnen auch wie das in musikalischer Hinsicht funktioniert, wenn sich zum Beispiel Britpop mit amerikanischem Blues vermischt. Oder wie europäischer oder deutscher Straight-Metal mit asiatischem Folk harmoniert. Welche Einflüsse zum Beispiel Pongos-Gruppen auf Metal haben. Der Kulturaustausch funktioniert einfach und die Musiker der ganzen Welt sind eigentlich wie eine große Familie.

Auch die Fans kommen aus aller Herren Länder und verstehen sich untereinander wunderbar. Hautfarbe, Herkunft, Sprache – alles völlig egal. Jeder, der gerne Metal hört, ist einfach willkommen. Leider kommen aus der Politik sehr viele Vorurteile. Wenn ich mir zum Beispiel Nachrichten anschaue, dann aus mindestens drei internationalen Sendern, um nicht einseitig beeinflusst zu werden. Die Wahrheit liegt meistens in der Mitte, denn jeder erzählt einem etwas anderes. Und wenn man im Fernsehen skrupellos angelogen wird, macht mich das schon sauer. Das ist vor allem bei Kindern ziemlich heikel, denn sie wiederholen das dann ungeprüft, ohne zu verstehen was sie da sagen.

Ich versuche auch oft mit Ausländern zu reden, denn manche kommen mit komplett falschen Vorstellungen hier her und ihnen ist nicht klar, dass wenn sie als Gast wohin kommen, dass sie sich auch als solcher benehmen müssen. Wenn man irgendwo zum Geburtstag eingeladen wird und sich in einer fremden Wohnung befindet, hält man sich ja auch an die Regeln des Gastgebers und benimmt sich nicht wie im eigenen Haus. Man geht ja auch nicht an den Kühlschrank, ohne zu fragen. Und das ist vielen Ausländern nicht bewusst. Manche kommen nach Deutschland und denken, weil sie die gleichen Rechte haben, können sie einfach tun was sie wollen. Wenn man als Gast wohin kommt, muss man sich anpassen und wenn man das nicht tut oder einem die Regeln des Landes nicht gefallen, dann muss man eben auch wieder nach Hause gehen. Diese Aggression mancher Menschen halte ich für sehr gefährlich. Denn auf jede Provokation folgt Reaktion. Und wenn jemand kommt und Ärger macht, dann bekommt er das zurück. Und leider gibt es dann Menschen, die das verallgemeinern und es den Menschen, die gar nichts damit zu tun haben dann auch schwer machen. Dann trifft es ungerechterweise coole und integrierte Menschen. Das ist sehr ungerecht und führt zu einem Teufelskreis. Dann fühlen sich diese ungerecht behandelt, werden sauer und reagieren dann auch wieder falsch. Und ich versuche den Menschen auf musikalischem Niveau zu zeigen, wie gut wir zusammen funktionieren und wie sehr wir davon profitieren könnten. Denn das Know-how von Menschen verschiedenster Kulturen bringt uns alle weiter.

Dazu machte ich Kurse und Workshops. Daraufhin hat man mir gesagt, dass ich das fest ins Programm nehmen sollte, da das Feedback extrem gut war. Ich merke auch, dass ich die Kinder damit zum Nachdenken bringe. Ich lasse sie miteinander jammen und versuche so die verschiedenen Kulturen zusammenzubringen. Das ist oft nicht einfach, da ja alles von der Politik gesteuert wird und es ist auch oft sehr schwierig die Balance zu finden zwischen Schützen der eigenen Kultur und Offenheit und Respekt für fremde Kulturen zu zeigen. Ich bin ein sehr offener Mensch, was Integration und Weltkultur betrifft, aber manchmal finde ich es schade, wenn wir unsere Kultur komplett aufgeben. Deutschland macht seit einigen Jahren die eigene Kultur kaputt. Und obwohl ich selbst ja eigentlich kein Deutscher bin, finde ich es sehr schade, das zu beobachten. In dieser Hinsicht werden oft falsche Entscheidungen getroffen.

Alleine das Wort Nachrichten sagt für mich schon aus, dass etwas „nach gerichtet“ wird. Und die Menschen wiederholen das Gehörte dann ohne darüber nachzudenken. Ich vertraue immer noch auf das Gute im Menschen und hoffe, dass wir irgendwann alle verstehen, dass wir uns eigentlich das Leben gar nicht gegenseitig schwer machen müssten. Uns geht’s gut und wir könnten eigentlich alle gemeinsam das Leben genießen. Der Stress und die Provokation kommen oft von außen und man sollte einfach nicht alles glauben was uns so aufgetischt wird. Viele Politiker wollen sich ja nur profilieren, um später eine gute Rente zu haben. Wenn wir alle ein bisschen mehr auf unsere innere Stimme hören würden, wäre alles viel leichter.

Die Entwicklung, dass große Firmen kleine schlucken und immer mehr Monopole entstehen finde ich auch sehr bedenklich. Auch in der Musikindustrie ist das so. Früher gab es viele kleine unabhängige Plattenfirmen jetzt gibt es ein paar wenige große. Kleinere werden dann meistens von den großen verschluckt.

Auch auf YouTube dürfen nicht mehr mehrere Leute zusammen eine Seite verwalten, die Rechte werden streng kontrolliert, selbst als Komponist kannst du gar nichts mehr bestimmen. Alles ist sehr kompliziert geworden. Das macht es für Musiker eigentlich sogar schwieriger, auch wenn die Digitalisierung ja einiges erleichtert.

Und wenn die Musik kostenlos im Internet kursiert, bringt es niemandem etwas Gutes. Die Menschen müssen bereit sein für Musik Geld zu bezahlen. Auf der einen Seite zögern die Leute nicht für einen Kaffee 3 Euro auszugeben, auf der anderen Seite ist ihnen 1 Euro für den Download schon zu viel. Das steht in keiner Relation. Dann muss man sagen, Leute, ihr seid bereit, drei Euro für ein Brötchen zu bezahlen? Für etwas das in der Produktion fünf Cent kostet. Aber ihr seid nicht bereit, einen Euro für etwas auszugeben, hinter dem jahrelange Arbeit steckt, und das 30.000 € gekostet hat.

Deshalb ist es wichtig den Leuten klarzumachen, wie Musik überhaupt entsteht und wie sie produziert wird und was dahintersteckt. Produktion ist ein richtiges Mammut Projekt. Man sitzt mindestens ein halbes Jahr, bis ein Produkt fertig ist. Dahinter stecken so viel Schweiß, Blut und Nerven. Und Filme über Produktionen im Musik Business sollten zum Lehrmaterial gehören. Zum Beispiel in der Sendung mit der Maus erzählen sie so viel, aber noch nie hat man die Abläufe in einer Musikproduktion gezeigt.

Manche Menschen meinen: „für eine Stunde auf der Bühne bekommt ihr so viel Geld?“ Dass man aber für diese Stunde Jahre lang üben und proben muss, bedenken viele nicht. Das Honorar ist also nicht nur für die Stunde, sondern für die letzten zehn Jahre.“

Und Musiker sollten auch ein bisschen sortieren und nicht alles veröffentlichen. Früher haben wenigstens die Plattenfirmen ein wenig sortiert und manches auch aussortiert. Das fand ich gar nicht so schlecht. Letztlich zählt nicht die Quantität, sondern die Qualität. Man sollte also nicht 300 CDs am Tag veröffentlichen, lieber etwas weniger aber dafür gut.

Der dritte und letzte Teil erscheint in einigen Monaten.

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de