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Interview mit Felix Heintz, dem Gründer der Rotarian Metalhead Fellowship – TEIL 1 Interview mit Felix Heintz, dem Gründer der Rotarian Metalhead Fellowship – TEIL 1
 Michael und Lydia haben mit Felix Heintz über seine Gründung der "Rotarian Metalhead Fellowship" gesprochen. Da wir die Hälfte des Interviews in unserem Buch... Interview mit Felix Heintz, dem Gründer der Rotarian Metalhead Fellowship – TEIL 1

 Michael und Lydia haben mit Felix Heintz über seine Gründung der „Rotarian Metalhead Fellowship“ gesprochen. Da wir die Hälfte des Interviews in unserem Buch über Wacken und den sozialen Aspekt der Metal Szene veröffentlichen werden, bekommt ihr erst mal hier nur einen Teil des Interview zu lesen. Die andere Hälfte werden wir auf Metalogy nach Buchrelease veröffentlichen.

Hallo Felix, danke dass du dir die Zeit nimmst. Kannst du dich bitte für unsere Leser vorstellen

Felix: Beruflich bin ich IT-Projektleiter sowie Niederlassungsleiter einer IT und Software Firma. Metal höre ich schon seit ich zehn war. Begonnen hat das Ganze mit Tapes von den Scorpions, zum Beispiel die Crazy World und Back in Black von AC/DC. Die Begegnung mit dem Metal hat mein Leben nachhaltig verändert. Später kamen dann natürlich andere Bands dazu wie z.B. Manowar.

Ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens ist meine Mitgliedschaft innerhalb der rotarischen Familie. Im Grunde genommen nichts anderes als eine Service Organisation, die das soziale Engagement im Fokus hat.

2012 bin ich nach München gezogen, habe geheiratet und meinen eigenen Rotary Club gegründet. 2013 habe ich dann auf Facebook eine geschlossene Gruppe gegründet, eigens für Metalheads, die auch innerhalb der rotarischen Familie aktiv sind.

Die Gruppe wuchs relativ schnell an und 2014 war ich dann auch das erste Mal in Wacken. Schon zuvor bin ich regelmäßig auf andere Rock- und Metal Festivals und Metal Konzerte sowieso gegangen. 2018 habe ich auf dem Wacken Open Air einen Stammtisch zu organisiert. Ich dachte mir, wenn fünf Leute kommen, wäre das toll. Gekommen sind letztlich 23 Personen. Wir trafen uns im Wackinger.

2019 waren wir schon fast 50 Leute. Das hat mich natürlich sehr motiviert und so habe ich Ende 2018 die Rotarian Metalhead Fellowship gegründet. Fellowships bei Rotary sind international. Folgende Auflagen musste ich für die Gründung erfüllen: Es müssten mindestens 25 Gründungsmitglieder aus 5 verschiedenen Ländern mitwirken. Durch Mitrotarier, die den Holger Hübner kannten, war ich auch relativ bald an ICS dran. Unter dem Hintergrund, dass ICS, beziehungsweise die Wacken Gründer, ja sehr sozial engagiert sind, wurde dann die Idee geboren, auf dem Wacken Open Air einen eigenen Stand zu machen.

Wir haben Rotary immer ein wenig als exklusiven Club wahrgenommen. Wie bist du damals reingekommen?

Felix: Das Exklusive gibt es auch zum Teil heute noch, vor allem in Deutschland. In Amerika ist das ganz anders, da stehen große Trucks herum, mit denen nach neun Mitgliedern geworben wird. In Deutschland ist das unvorstellbar, weil hier teilweise immer noch das Thema Exklusivität vorherrschend ist. Ich glaube aber, dass sich das auch hier gerade ändert. Denn am Ende des Tages ist es wichtiger Leute zu haben, die sich sozial engagieren, als ein exklusiver Club zu sein. Denn die jetzt heranwachsende Generation wüsste mit Exklusivität nichts mehr anzufangen. Aber auf jeden Fall gibt es noch einige Clubs, wo die Exklusivität immer noch vorherrscht. Ganz im Gegensatz zu dem Club, den meine Frau und ich gemeinsam gegründet haben. Dieser Club hat den Hintergrund, die Welt etwas besser zu machen und dafür ist jeder, der das auch möchte und dem unser Club gefällt, herzlich willkommen. Aber leider gibt es auch noch die alteingesessenen Clubs, teilweise sogar nur Herren Clubs, was natürlich völlig überholt und eigentlich ganz furchtbar ist. Die Entscheidung wie ein Club sich strukturiert ist sehr länder- und clubspezifisch. Und dieses Bild von Exklusivität haben viele auch nach wie vor von den Rotariern, insbesondere in Deutschland. Und natürlich müssen wir daran arbeiten, dieses Bild in der Fremdwahrnehmung loszuwerden.

Zum Schüleraustausch, der Basis meiner späteren Mitgliedschaft war, bin ich durch meinen Vater, der ebenfalls Rotarier ist, gekommen. Allerdings ist das Austauschprogramm auch für Nicht-Rotarier offen. Damit treten die Rotarier auch an Schulen heran. Es ist also keine zwingende Voraussetzung für einen Austausch Rotarier zu sein oder Eltern zu haben, die Rotarier sind.

Wie viele Leute seid ihr denn bei der Rotarian Metalhead Fellowship?

Felix: Ungefähr 200 aus 17 verschiedenen Ländern. Tendenz steigend. Die meisten haben wir bei der Veranstaltung in Hamburg gewonnen. Letztes Jahr wäre die Veranstaltung in Hawaii gewesen und dieses Jahr in Taipeh. Auch eine Metal Veranstaltung vor Ort hätten wir gerne gemacht, aber Corona lässt es nicht zu.

Und eure Aktivitäten sind alle ehrenamtlich?

Felix: Ja, zu 100 %.

Und die Rotarier haben auch nichts mit Religion zu tun?

Felix: Ja, absolut nichts. Weder religiös noch politisch.

Es ist schwierig einen Vortrag zu bringen von einem Politiker, aber vollkommen in Ordnung, wenn man eine Podiumsdiskussion mit mehreren Politikern aus verschiedenen Lagern macht.

Gibt es irgendwelche Aktivitäten, die gerade in Planung sind?

Felix: Die letzte soziale Aktion war um Weihnachten herum. Wir machen mit irgendwelchen signierten CDs oder anderen Dingen Spendenaktionen, die man ja auch online ganz gut organisieren kann. Was wir gerne wieder machen würden, wäre bei der Rotary International Convention einen Katamaran mieten, um eine Veranstaltung auf dem offenen Meer zu bieten.

Zudem war eigentlich geplant, auf dem diesjährigen Wacken Open Air, direkt im Wacken Foundation Camp, im Infield, einen Stand zu bekommen. Dafür bin ich im engen Austausch mit dem Arne. Ich wurde auch gefragt, ob ich Lust hätte auf dem Video der Wacken Veranstalter einen Gruß an die Metalheads zu richten. Läuft (lacht).

Ich hab‘ da auch noch ein anderes Projekt geplant: nämlich ein Benefiz Metal Festival. Das ist aber im Moment gestoppt, da die Firmen, die es sponsern wollten, im Moment andere Sorgen haben. Denn selbst wenn irgendwann mal wieder Konzerte stattfinden, müssen die Veranstalter eine Zeit lang auch wieder Geld einnehmen. Schätze, es wird schon 3-4 Jahre dauern, bis wieder alles normal läuft und man wieder Benefizveranstaltungen organisieren kann. Dafür habe ich wirklich tolle Partner gefunden, die mir vor Corona schon eine Zusage gegeben hatten. Nie im Leben hätte ich mir so einen derartigen Zuspruch erwartet. Und auch ICS war an einer Beteiligung interessiert. Auch für diese Veranstaltung wollte ich die Metal Welt mit der Rotary Familie fusionieren.

Holger Hübner hat mir dafür vorgeschlagen, dass ich das nicht autark machen sollte, sondern mich an ein anderes Festival mit einem Tag anhängen sollte. Das ist bedeutend kostengünstiger. Ich hätte sogar schon eine megageile Burg dafür organisiert. Aber Corona hat alles zunichte gemacht. Jetzt muss man halt eine unbestimmte Zeit warten, bis man das dann wirklich durchziehen kann. Ich habe auch früher schon Veranstaltungen bis zu 1000 Leuten gewuppt. Ich bin ja selbst auch Projektleiter – also den Background habe ich und ich will das wirklich sehr. Und wenn ich sehe, was ich in der relativ kurzen Zeit bisher schon bewegen konnte, ärgere ich mich noch umso mehr, dass das alles im Moment nicht geht.

Es wird ja auch noch einiges Anderes sehr spannend werden. Die freien Mitarbeiter, die normalerweise jetzt für die Veranstaltungsbranche arbeiten würden, die mussten sich ja zwischenzeitlich um andere Jobs umsehen. Ist ja gar nicht so sicher, dass die dann alle wieder zurückkehren in die Veranstaltungsbranche. Bühnenarbeiter, Licht- und Tontechniker werden aber trotzdem wieder gebraucht werden. Es wird also in vielerlei Hinsicht noch eine große Herausforderung.

Welche Projekte unterstützt ihr?

Felix:

Projekte, die wir unterstützen, müssen internationale Projekte aus dem Metalbereich sein. So kamen wir auf die Wacken Foundation, die mit ihrem Metal Battle Metalnachwuchs aus der ganzen Welt unterstützt und fördert. Mit allen Mehreinnahmen nach Deckung der Kosten, unterstützen wir seither die Wacken Foundation.

Auch DKMS wird von einzelnen Rotary Clubs unterstützt.

Zudem haben wir auch letztes Jahr spontan von unseren Überschüssen 3000 € für den Rescue Fund gespendet. Es hat sich auch eine Kooperation mit der Metal Academy ergeben. Rotary macht auch viel im Bereich Stipendien. So dachten wir uns, wenn die Metal Academy auch noch Leute aus dem Ausland bekommt, dann wird die Sache auch für uns unterstützenswert. Denn ich möchte nicht nur den Bezug auf ein Land oder eine Region haben. Wenn es also mal zu einem weltweiten Projekt wird, was ja auch geplant ist, dann werden wir auch die Metal Academy unterstützen. Internationale Projekte passen halt gut zu den Werten der Rotarier, bzw. der Rotarian Metalhead Fellowship.

Im Februar 2019 kam ein Anruf vom Church, der fragte: Was ich davon halten würde, eine eigene Anthem zu bekommen? Er sei hauptberuflich Metal Musiker und nebenbei auch noch Rotarier. Er hat dann tatsächlich eine Band gegründet. Ein ehemaliges Bandmitglied von Beyond the Black spielt mit und der Sänger der Band Shylock. Die Produktion des Debütalbums hat Sascha Paeth von Avanasia übernommen. Einer der besten deutschen Rock- und Metalproduzenten.

Das geplante Benefiz Festival hat das Thema „Metal gegen Polio“ (Metal Against Polio). Ob das Thema nach Corona auch noch relevant für die Spendensammlung ist, werden wir dann sehen. Dafür könnten wir eventuell sogar Heaven Shall Burn als Headliner bekommen. Die würden auch perfekt in den rotarischen Kontext passen. Hämatom zum Beispiel würde ich persönlich zwar auch engagieren, aber die würden leider nicht in den rotarischen Kontext passen.

Denkst du wird nach Corona noch mehr Hilfe benötigt werden?

Felix: Ja, mir geht’s sehr gut ich hab‘ einen fixen Job und eine Anstellung. Aber es gibt sehr viele Menschen, die freiberuflich tätig sind, und die werden sicher immer mehr ins Kämpfen kommen. Thomas und Holger sind natürlich auch froh, dass sie jetzt ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken können und staatlich unterstützt werden. Aber viele Musiker und ihre Crew haben hier gar keine Unterstützung. Und ob es auch gleich wieder mit richtig vollen Konzerthallen losgehen kann, weiß ja auch keiner. Und selbst wenn es mal wieder erlaubt wird, wird bei vielen Menschen auch immer noch die Angst in den Knochen sitzen, die sie vielleicht von der einen oder anderen Veranstaltung abhält. Ob wir also so schnell ausverkaufte Stadion Tourneen erleben werden, ist die Frage. Ich glaube, dass hier noch richtig viel auf uns zukommen wird. Wo immer wir dann unterstützen können, werden wir es im Rahmen unserer Möglichkeiten tun.

Übrigens ist jeder Metalhead ist bei uns in der Rotarian Metalhead Fellowship herzlich willkommen. Details findet man auf unserer Webseite: https://metalheadfellowship.org/

Stichwortabfrage 

Rituale 

Felix: Bei Ritualen denke ich sofort an Horns up. Rituale hat jeder. Das fängt ja schon morgens an, in welcher Reihenfolge man die Körperpflege macht. Rituale gibt es also in jedem Bereich, egal, ob privat oder beruflich oder im Metal.

Ernährung

Felix: Ernährung ist etwas elementar Wichtiges. Eine ausgewogene Ernährung in Kombination mit Bewegung erleichtert Vieles im Leben.

Wacken

Felix: Wackööööööön! (lacht) Ein unheimlich geiles Festival, das für mich auch die Werte der Rotarier bezüglich sozialem Engagement und gleichzeitig meine Leidenschaft wunderbar repräsentiert. Das auch die Internationalität wunderbar in Einklang bringt.

Schwarz

Felix: Sind meine Klamotten, wenn ich auf Metal Festivals oder Konzerte gehe. Ich muss manchmal tatsächlich ein wenig bei der Shirtwahl aufpassen, da meine Frau nicht alle toleriert.

Zeigt auf sein Wacken Shirt 2014: das hierm zum Beispiel, ist in Ordnung. Es gibt aber auch Metal Shirts die nicht kindergerecht sind. Solche trage ich dann nur auf Konzerten und Festivals und nicht privat.

Schwarz, wenn es etwas Dunkleres gäbe, würde ich das tragen (lacht)

Finanzen

Felix: Also ein Dach über dem Kopf ist schon sehr cool. Und bei Konzerten stehe ich halt gerne ganz vorne, dafür gebe ich gerne mehr Geld aus. Dafür braucht man natürlich ein bisschen Geld, um sich das leisten zu können. Und natürlich sollte man sich auch das eine oder andere Bierchen auf den Konzerten oder Festivals leisten können (Lacht). Irgendwo hinfahren, kostet natürlich auch Geld.  D.h. man sollte sich seine Hobbys leisten können.

Gemeinschaft und Zusammenhalt

Felix: In der Gemeinschaft von Freunden auf Konzerten und Festivals eine geile Zeit zu haben. Social Distancing passt ja da gar nicht hinein und fällt mir natürlich sehr schwer, da ich ein sehr sozialer Mensch bin.

Familie 

Felix: DER Rückhalt. Die Basis. Fallen lassen können. Familie ist dafür ein integraler Bestandteil.

Hier noch ein Podcast

 

Bilder © Rotarian Metalhead Fellowship

Da wir die Hälfte des Interviews in unserem Buch über den sozialen Aspekt der Metal Szene am Beispiel Wacken veröffentlichen werden, bekommt ihr die zweite Hälfte auf Metalogy erst nach Buchrelease zu lesen. Wir bitten also um etwas Geduld.

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de