


Die ukrainischen Sonnenaufgänger und Power-Metaller von SUNRISE tun das, was ihrem Namen und ihrer Genre-Bezeichnung entspricht. Sie lassen die Sonne aufgehen! – zumindest akustisch und im Besonderen für Melodic Power Metal-Fans. Nun erschien ihr vierter Longplayer Equilibria, der insgesamt hymnenhaft klingt und all jene ansprechen wird, deren Synapsen mit derlei Stilistik bereits gut verdrahtet sind.
Und so ist auch das epische Ansinnen des Power Metals, das oftmals in wahren Metalopern mündet, auch hier durchaus entsprechend wahrzunehmen. Man begrüßt nicht bloß die aufgehende Sonne, sondern auch die deutschen Vorbilder rund um Helloween und Masterplan, wie auch die finnischen Stratovarius et al.
Sunrise präsentieren ihre eingängigen Songs im Uptempo-Format und begleiten sie mit treibenden Riffs, zwischendurch auch mit mehrstimmigen Gitarren. Zeitweilig kommen dabei auch diverse Gastmusiker und das exotische Instrument der ukrainischen Bandura hinzu. Der Gesang ist heroisch angelegt und wird mit kräftiger Stimme und beachtenswertem Tonumfang artikuliert. Mit Duett- und Chorpassagen wechselt man manchmal zur weiblichen Mitstreiterin – seltener zu aggressiveren Shouts und pathetischen spoken Words.
Die rhythmische Gestaltung aller Songs ist gut durchmischt, was zu einem guten Gesamtflow beiträgt. Auch wenn die Musik nahezu von vorne bis hinten kräftig durchrattert – es gibt keine Ballade auf dem Album, Double Bass-Salven dafür en masse – tut sie das meist nicht nur im typischen Speedy-Polka-Takt, sondern setzt auf homogene Ausgewogenheit innerhalb des progressiven Verlaufs. Die Keyboard-Arrangements (unter)malen flächendeckende Landschaften, nehmen mal sinfonische Anleihen, synthetisieren helle Synthie- und Piano-Klänge oder äußern sich ab und an in elektronischen Soundschnipsel, die der Musik einen modernen Anstrich verleihen. Selten aber doch verlassen sie die konservierten Streicherklänge und überraschen mit ansprechendem Geknarze, das für Abwechslung sorgt.
Produktionstechnisch ist Equilibria ein solides Album geworden. Allerdings würden mehr Wagnis und Volumen in raueren Gitarren und weniger Werksounds in den Keys etwas reifer, dann allerdings auch düsterer rüberkommen. Indem sie sich live bereits mit Orchesterbegleitung versucht hatten, bewiesen Sunrise, dass sie das sein können. Alles in allem eine junge farbenfrohe „Scheibe“ (sagt man heute noch Scheibe?) innerhalb des Genres zur rituellen Anbetung unseres Muttersterns, wenngleich sich die Lyrics im Entferntesten wohl auf den psychologischen Begriff der Äquilibration und seine Störfaktoren im Bewusstsein stützen dürften. Vielleicht wird ihre Reise in Richtung Turilli/Lione Rhapsody weitergehen.
Christian Tschinkel
Sunrise:
Laars Naumenko – vocal
Daria Naumenko – vocal, keyboards
Maksym Vityuk – guitar
Alexander Ignatenko – drums
Vladyslav Sedov – bass
Wings Of The Dreamer
Equilibrium
We Are The Fire
Wild Swans
Call My Name
Unbroken Dreams
Life Is A Journey (feat. Mayo Petranin)
The Only Reason
The Bridge Across Infinity
The Shadow
The Bell
Nightingale
Rebel Yell
YouTube:
The Bridge Across Infinity: https://youtu.be/tacRvCExleE