Tropische Zeckenarten: Mehrere Funde in Deutschland beunruhigen Fachleute
Dies & DasNewsWissenswertes 1. September 2018 Lydia Dr. Polwin-Plass
Ein Team der Uni Hohenheim und des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr bestätigt sieben Funde der Gattung Hyalomma. Eine Zecke trug die gefährlichen Zecken-Fleckfieber-Erreger in sich.
Der heiße, trockene Sommer macht ihnen gar nichts aus, ganz im Gegenteil, die tropischen Zeckenarten der Gattung Hyalomma fühlen sich bei dieser Witterung pudelwohl und könnten sich künftig möglicherweise auch in Deutschland ausbreiten. Sieben Exemplare haben Zeckenforscher an der Universität Hohenheim in Stuttgart und ihre Kollegen am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München in diesem Jahr bereits nachgewiesen.
Die Zahl klingt überschaubar, doch bei den Forschern lässt sie die Alarmglocken läuten. Sie befürchten, dass sich die Blutsauger hier etablieren könnten. Und ein weiterer Fakt beunruhigt sie: Ein Exemplar trug das gefährliche Rickettsia aeschlimanniiBakterium in sich, einen bekannten Erreger des Zecken-Fleckfiebers.
Drei fand man an einem einzigen Pferd, eine an einem Schaf und drei weitere auch an drei einzelnen Pferden. Die sieben Zecken gehören zu den tropischen Zeckenarten der Gattung Hyalomma.
„Fünf der sieben Zecken haben wir zweifelsfrei bestimmen können, vier sind der Art Hyalomma marginatum und eine der Art Hyalomma rufipes zuzurechnen. Die beiden restlichen hatte der Pferdebesitzer beim Einsammeln verloren“, erklärt Dr. Lidia Chitimia-Dobler, Zeckenexpertin am IMB. „Hyalomma-Zecken haben wir hier in Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch nicht erwartet. Bisher gab es lediglich zwei Einzelfunde in den Jahren 2015 bis 2017.“
Die vergleichsweise großen Tiere mit den auffällig gestreiften Beinen waren in diesem Jahr im Raum Hannover, in Osnabrück und in der Wetterau aufgetaucht und wurden vermutlich über Vögel eingeschleppt. „Diese Zeckenarten könnten in Deutschland Einzug halten. Wir werden sie in diesem Jahr verstärkt im Auge behalten und bereiten uns darauf vor, ihr in den nächsten Monaten womöglich noch öfters zu begegnen,“ befürchtet Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. „
Etablierung tropischer Zecken-Arten durch Klimaerwärmung
Überraschend ist diese Entwicklung für die Expertin allerdings nicht. „Wegen der Klimaerwärmung ist bei uns grundsätzlich mit immer mehr wärmeliebenden Zecken zu rechnen. Ixodes inopinatus aus dem Mittelmeerraum beispielsweise hat sich inzwischen bis Dänemark ausgebreitet.“
Die große Frage sei nun bei den beiden Hyalomma-Arten, ob es sich noch um einzelne eingeschleppte Exemplare handelt oder ob sich die Arten hier etabliert haben. „Bei einer anderen Art, der ursprünglich in Afrika beheimateten Braunen Hundezecke Rhipicephalus sanguineus, sind Exemplare an Hunden gefunden worden, die ihren Hof nie verlassen hatten“, berichtet Prof. Dr. Mackenstedt. „Damit konnten sie kein unbeabsichtigtes Urlaubsmitbringsel sein – ein Hinweis darauf, dass sich die Art hier möglicherweise bereits entwickeln kann.“
Trockenheit begünstigt das Hyalomma-Vorkommen
Dazu Dr. Chitimia-Dobler: „Wir wissen, wie lang der Zeitraum ist, den die Tiere für ihre Entwicklung benötigen. Damit können wir abschätzen, ob sie sich bei einer weiteren Klimaerwärmung mit zunehmend trockenen und heißen Perioden in Deutschland etablieren können.“
Sie führt das Auftreten von Hyalomma-Zecken in Deutschland 2018 auf den heißen, trockenen Sommer zurück. „Diese Zecken bevorzugen eine geringere Luftfeuchtigkeit als die bei uns vorkommenden Zeckenarten. In diesem Jahr kommt die hiesige Witterung den Lebensbedingungen dieser Zecken daher sehr entgegen.“
Gefährliche Krankheitserreger
In Deutschland sind Zecken vielen Menschen bekannt als Überträger gefährlicher Krankheiten wie der Lyme-Borreliose oder der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Diese Krankheitserreger wurden bislang nicht in Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes nachgewiesen. Doch auch diese Blutsauger bergen Risiken. Beide Arten gelten insbesondere als wichtige Überträger des Krim-Kongo Hämorrhagischen Fiebers, des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers und einer Form des Zecken-Fleckfiebers. Daneben sind sie wichtige Überträger tropischer Erkrankungen der Nutztiere.
PD Dr. Gerhard Dobler, Mediziner und Mikrobiologe am IMB, hat hierzu keine guten Nachrichten: „In einem der gefundenen Exemplare konnten wir den Erreger einer tropischen Form des Zecken-Fleckfiebers nachweisen. Doch zumindest gefährliche Viren als Erreger von hämorrhagischen Fieber-Formen wurden bisher nicht entdeckt.“
Quelle: Pressemitteilung Elsner/Universität Hohenheim
Headerbild: Bernd Lang / pixelio.de
Lydia Dr. Polwin-Plass
Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de