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Leprous in der Batschkapp Frankfurt – Präzision, Leidenschaft und die Kunst der Emotion Leprous in der Batschkapp Frankfurt – Präzision, Leidenschaft und die Kunst der Emotion
Leprous und ihre Special Guests Gåte und Royal Sorrow bescherten gestern in der Batschkapp Frankfurt dem Publikum einen Abend zwischen kathartischer Wucht und stiller... Leprous in der Batschkapp Frankfurt – Präzision, Leidenschaft und die Kunst der Emotion

Leprous und ihre Special Guests Gåte und Royal Sorrow bescherten gestern in der Batschkapp Frankfurt dem Publikum einen Abend zwischen kathartischer Wucht und stiller Ergriffenheit.

Schon lange bevor die norwegischen Prog-Meister Leprous die Bühne betraten, war die Batschkapp ziemlich gut gefüllt. Die Stimmung: erwartungsvoll, beinahe elektrisiert. Man spürte, dass dieser Abend etwas Besonderes werden würde – das erste Frankfurt-Konzert der Band seit Jahren, mit neuem Material aus „Melodies Of Atonement“ im Gepäck.

Ein Auftakt im Zeichen nordischer Intensität

Den Abend eröffneten Royal Sorrow, die mit ihrem dunklen, atmosphärischen Post-Metal sofort eine dichte Grundstimmung legten. Nebel, tiefe Gitarren, flirrende Elektronik – ein perfekter Nährboden für das, was folgen sollte. Danach betraten Gåte die Bühne, ebenfalls aus Norwegen, und schufen mit ihrer Mischung aus Folk, Prog und Mystik eine fast tranceartige Atmosphäre. Sängerin Gunnhild Sundlis klare Stimme hallte durch die Halle wie ein Ruf aus einer anderen Zeit – faszinierend, anders, hypnotisch.

Leprous: Das Wesentliche im Fokus

Kurz nach 21 Uhr erlosch das Licht, und ein einzelner Synth-Ton kündigte an, was kommen sollte. Mit Atonement, der ersten Single ihres aktuellen Albums, eröffneten Leprous ihr Set – präzise, kontrolliert, doch voller emotionaler Sprengkraft. Frontmann Einar Solberg stand im Zentrum, scheinbar in sich gekehrt, nur um im nächsten Moment in einem ekstatischen Ausbruch zu explodieren. Seine Stimme, die zwischen fragiler Zartheit und schneidender Intensität pendelt, füllte die Halle mühelos.

Silent Walking Alone folgte – live noch druckvoller als auf Platte. Der neue, direktere Sound der Band kommt besonders in diesen Momenten zur Geltung: weniger orchestrale Schichten, mehr Raum für das Zusammenspiel von Gitarre, Bass, Schlagzeug und Elektronik. Man spürt, dass Melodies Of Atonement“ kein Rückgriff, sondern ein mutiger Schritt nach vorn ist.

Die Fans reagierten begeistert. Zwischen stiller Andacht und eruptivem Jubel bewegte sich die Menge mit der Musik, ließ sich von rhythmischen Verschiebungen und emotionalen Ausbrüchen tragen. Besonders bei Klassikern wie The Price und From the Flame sangen viele lauthals mit – Momente, in denen die sonst so kontrollierte Perfektion der Band aufgelöst wurde in purer Leidenschaft.

Musikalische Präzision trifft emotionale Tiefe

Das Lichtdesign blieb minimalistisch – kalte Blautöne, warme Spotlights auf Solberg – und verstärkte den Fokus auf die Musik. Allerdings war das Fotografieren dementsprechend schwierig. Schade, denn ich war bei den ersten beidenBands die einzige Fotografin. Erst bei Leprous waren wir zumindest zu zweit.

Bassist Simen Børven und Schlagzeuger Baard Kolstad lieferten wie gewohnt eine Meisterleistung ab: technisch brillant, aber nie steril. Gerade Kolstads dynamisches Spiel, das zwischen filigranen Akzenten und explosiven Breaks pendelte, trug maßgeblich zur Intensität des Abends bei.

Als Einar Solberg sich zum Keyboard setzte und die ersten Töne von Below anstimmte, war es mucksmäuschenstill. Kein Handylicht, kein Flüstern – nur dieser schwebende Gesang, der jeden im Raum berührte. Mit The Sky Is Red setzten Leprous schließlich ein gewaltiges Finale: wuchtig, schneidend, kathartisch.

Nach knapp zwei Stunden, um 11h30  verabschiedete sich die Band unter tosendem Applaus. Viele blieben noch Minuten nach dem letzten Ton stehen – als müssten sie erst wieder in die Wirklichkeit zurückfinden.

Fazit

Leprous haben in Frankfurt gezeigt, warum sie als eine der eindrucksvollsten Livebands der modernen Prog-Szene gelten. Melodies Of Atonement wirkt live noch intensiver als im Studio – direkter, ehrlicher, kompromissloser.
Was bleibt, ist das Gefühl, einem seltenen Moment musikalischer Wahrheit beigewohnt zu haben: einer Band, die sich immer weiterentwickelt und dabei nie vergisst, worum es letztlich geht – Emotion.

Leprous

Gåte

Royal Sorrow

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de