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Erlebnisbericht und FOTOSTRECKE vom ROCKHARZ 2025 – Dienstag, Mittwoch und Donnerstag Erlebnisbericht und FOTOSTRECKE vom ROCKHARZ 2025 – Dienstag, Mittwoch und Donnerstag
Kollege Gernot Döhne-Jochmann war auf dem Rockharz Festival und hat mir einen tollen Nachbericht und super Fotos abgeliefert. Aufgrund der Länge des Textes und... Erlebnisbericht und FOTOSTRECKE vom ROCKHARZ 2025 – Dienstag, Mittwoch und Donnerstag

Kollege Gernot Döhne-Jochmann war auf dem Rockharz Festival und hat mir einen tollen Nachbericht und super Fotos abgeliefert. Aufgrund der Länge des Textes und der Menge der Fotos splitte ich das Material auf drei Teile. Hier Teil 1: Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Viel Spaß beim Lesen und Ansehen der Bilder.

Entspannungsdienstag

Am e1. Juli, einem Dienstag ist es so weit. Die Rückbauarbeiten auf den Rock & Metal Day’z neigen sich dem Ende zu, nachmittags wird das letzte Abbauteam das Gelände für ein Jahr verlassen. Für uns heißt es jedoch schon nach dem Frühstück Abreise nach Ballenstedt zum Rockharz-Festival.

Diesmal sollen An- und Abreise entspannter und ohne große Staus sowie Kreuz- und Querfahrerei stattfinden als in den Vorjahren. Dafür sind erstmals verschiedene Routen vorgegeben, die zu den unterschiedlichen Campgrounds führen, Wohnwagenlager, reservierter, VIP- und Inklusions- sowie Pressebereich und der allgemeine Bereich. Wir stehen in der Tat nur sehr kurz im Stau, die Zeit reicht noch nicht mal, um die vor einem fahrenden Leute kennenzulernen und ein erstes gemeinsames Wartebier zu trinken. Nach weniger als einer Stunde haben wir unsere Akkreditierungsunterlagen abgeholt und bauen unsere Unterkunft für die nächsten Tage auf.

Es ist sehr heiß und nahezu schattenlos, im altmodischen Segeltuch-Zelt sind schnell weit über 30°C erreicht, der MDR wird am Mittwoch bei einer Liveübertragung gar 38,3°C dokumentieren und dieses Zelt mit 3m Firsthöhe klimatisiert wirklich gut… In einer Dackelgarage möchten wir in der Tat nicht nächtigen müssen. Nichtsdestotrotz gönnen wir uns abends ein frisch gezapftes Bier am bereits geöffneten Mutantenstadl und drehen eine kleine Runde über die Trink- und Fressmeile bis es uns wieder in den Campingbereich zieht, um sich mit weiteren Freunden zu treffen. Natürlich werfen wir auch einen kurzen Blick auf den noch abgesperrten Bereich des Infields. Die beeindruckende Doppelbühne, auf der die Bands ab morgen im Fünf-Minuten Abstand ohne Überschneidungen abwechselnd auf Dark- und Rock-Stage auftreten macht den gewohnt imposanten Eindruck. Nur Kleinigkeiten scheinen noch erledigt werden zu müssen, eigentlich könnte es fast schon sofort losgehen!

Todesmittwochshitze

Der Mittwoch beginnt eigentlich und traditionellerweise für viele mit der obligatorischen Wanderung auf die Teufelsmauer. Eigentlich…, dieses Jahr finden sich nur wenige Unentwegte, die in sengender Hitze die anstrengende Steigung in Angriff nehmen und auch wirklich überwinden. Im Laufe der nächsten Tage verlieren wir dieses Ansinnen völlig aus den Augen, die langen Tage sind ohnehin anstrengend genug.

So heißt es, im wenigen Schatten ausharren, sich Abkühlung verschaffen bis um 15:00 endlich das Infield komplett öffnet und sich der Zuschauerstrom in Vorfreude auf Kommendes auf Getränke- und Essenstände, den besten Plätzen vor der Doppelbühne oder den vielen Merchständen verteilt. Um 15:30 legen dann als erste Band des Festivals EXCREMENTORY GRINDFUCKERS mit ihrem Extreme Metal los. Freilich passen ihre bunten Bühnenoutfits nicht ganz zum Musikstil, das tut der Stimmung aber keinen Abbruch, im Gegenteil.

Weiter geht es mit den Kämpen von TÝR. Auf den Färöer-Inseln sind die Bandmitglieder  niedrigere Temperaturen gewöhnt, dennoch legen sie mit Doppelleadgitarrensolis und harmonischem Viking Metal los wie zu einer Midgards-Feier.

Frühlingshafter und gewohnt rot wird es mit den Hessen von APRIL ART. Lisa und die Jungs reißen das Publikum sofort mit sich und treiben es unermüdlich an, ihrem Sports-Metal aktiv zu frönen. Die Band wird uns auch in den nächsten Tagen immer wieder mal auf dem Infield begegnen…

Beängstigender starten PRIMAL FEAR durch, dezent düsterer wissen sie mit ihrem durchdachten und eingängigen Power-Metal zu begeistern. Besonders auffällig ist dabei natürlich nicht nur optisch Thalia als Linkshänderin an einer der beiden Leadgitarren.

RHAPSODY OF FIRE lassen dann italienische Stimmung mit ihrem fantasievollen „Film Score Metal“ aufkommen, schließen also verspätet, aber nahtlos an die Vorband an. Die Zuschauer feiern es, was auch sonst?

Zu für ihre Verhältnisse früher Uhrzeit von gerade mal 19:10 betreten DIE düsteren Melodic Death Metal Spezialisten die Bühne: INSOMNIUM. Es wird sehr atmosphärisch, finnisch und melancholisch, aber granatenstark ein unvergleichlicher Klangteppich gewoben, der selbst sechs Stunden später, weit nach Mitternacht noch Tote wiederauferweckt hätte.

Gefolgt werden sie von DARK TRANQUILLITY, wir bleiben also hohem Norden und dem Sub-Genre treu. Dennoch sind sie im Vergleich wahre Sonnenscheine, naja, diese fängt langsam an, unterzugehen, die Temperaturen werden „nordischer“ und erträglicher, gerade rechtzeitig für ein weitere skandinavische Band.

CLAWFINGER spielen mit einem unbekümmerten Crossover aus Rap, Nu Metal und elektronischen Anklängen. Wer kann, der kann halt, wie sie mit Bravour beweisen.

Klassisch wird es dann mit niemandem geringeren als APOCALYPTICA. Klassisch heißt in dem Fall Cellos statt Gitarren und Bass, aber auch Coverversionen der klassischen Trashmetalstücke aus dem Hause Metallica, diesmal rein instrumental ohne Gesang, aber dafür umso verfremdeter und verzerrter und das ist gut so, denn sie bereiten das willige Publikum auf den Headliner des Mittwochs vor.

Die Briten von SAXON spielen das erste Mal auf dem Rockharz-Festival und es wird für ein paar Wochen ihr letzter Auftritt sein, Sänger Biff muss sich kurzfristig einer dringenden Operation unterziehen, sodass zehn Auftritte abgesagt wurden. Erst Ende August auf dem NOAF bei Wörrstadt planen die Mitstreiter der NWOBHM wieder ins Live-Geschehen einzugreifen. Entsprechend fulminant ist die Show, die Band ist in bester Form und liefert einen ihrer weit über 40 Jahre alten Hits nach dem anderen ab.

Den fröhlichen Reigen beenden dann Max Cavalera‘s SOULFLY temporeich geladen ab 00:35. Es wird gegroovt, gebangt, gemoshpitet als gäbe es keinen nächsten Morgen und keine Nacht, die zum Schlafen genutzt werden könnte. KÖNNTE, wenn man nicht noch Nachlese des Tages halten möchte bei ein oder zwei letzten Getränken, einer Wanderung über den Camp Ground, um sich selbst zu einem Freigetränk einzuladen oder einfach, weil man noch zu aufgekratzt ist, um todmüde ins Bett zu fallen.

Eingewöhnungsdonnerstag

Wesentlich früher als am Vortag beginnt der Donnerstag, nämlich mit DELIVER THE GALAXY bereits um 11:50 und es wird sehr weltraumlastig, auch wenn die Band von „um die Ecke“ aus Quedlinburg stammt. Bei so kurzer Anreise per Anhalter durch die Galaxis kann man auch so früh ausliefern…

Das nächste Brett liefert dann direkt Tetzel mit ASENBLUT ab, sprich, es wird sehr und gewohnt testosterongesteuert und hymnisch musiziert. Ohnehin ist Tetzel über das ganze Festival sehr fan-affin und ungekünstelt auf dem Gelände anzutreffen.

Die nachfolgenden KUPFERGOLD lassen dann doch etwas sanftere und weiblichere Töne anklingen, Bonnie Banks weißhalt mit ihrem Publikum, das fast schon Headlinerniveau erreicht, umzugehen. Bester Rheinländischer Folkmetal regiert den Harz!

Sie übergibt den Staffelstab der guten Musik nahezu nahtlos an MISTER MISERY, ergo wird es geschminkter und wieder mal nordisch. Feinster Gothic Metal gepaart mit Metalcore verzaubert das Publikum kurz nach dem Mittagsimbiss als perfekter Digestif bevor die nächste Band ersatzgeschwächt erstmals das Rockharz bespielt.

THE GEMS feiern ihr Debüt ohne Gitarristin DeMona, die schwangerschaftsbedingt pausieren muss – Flugverbot – und ohne etatmäßige Tourbassistin Mia Karlson, die als Coldheart gerade mit Crucified Barbara unterwegs ist. Emlee und Guernica haben adäquaten Ersatz dabei und lassen entsprechend nichts anbrennen obwohl die Temperaturen wieder ins Unermessliche steigen. Traditioneller, schneller und harter Heavy Metal beherrscht das Infield.

Die Rheingauner von THE NEW ROSES lassen dann als kleine Abwechslung Sleaze Rock ‘n‘ Roll mit gewaltigem Blues-Einschlag aufleben. Die Band wirkt gewohnt geerdet, routiniert und extrem gut eingespielt. Wen wundert es, gefühlt sind die fünf Jungs an 370 Tagen im Jahr auf Tour, ohne zu ermüden.

Man könnte fast meinen, sie hätten sowas wie eine GREEN LUNG, aber nein, das ist „nur“ die nachfolgende Combo aus, na wer weiß es? Nein, es ist nicht Brasilien oder die grüne Insel Irland wie der Name vermuten ließe, sondern das eher als verregnet bekannte London. Der okkulte Spielspaß lässt so manches Fanherz vor Freude glühen, das liegt wahrlich nicht nur an den Temperaturen.

Als ein laues Lüftchen leise anklopft wird es Zeit für MEMORIAM, wir bleiben also auf der Insel. Die Technik will zunächst nicht ganz so, wie die Band, gibt aber letztlich nach. Old School Death Metal weht immer stärker über das Infield und endet in einem musikalischen Orkan erster Güte.

Nachdem es lange Zeit sehr ernsthaft war, wird nun mit J.B.O. der pinke Spaßmetal eingeläutet. Letztes Jahr noch von Hannes G. Laber’s gesundheitlichen Problemen geplagt spielen die vier Franken für mindestens 401 Rappen auf. Ihre verballhornten und umgetexteten Versionen bekannter Melodien lassen das Publikum nicht im Stich, wenn es um Anhebung des Gute-Laune-Niveaus geht.

Die wilde Horde der WARKINGS bereitet hernach den Freunden des fantasiereichen und historiengeladenen Power-Metal mit zwei unterschiedlichen Vokalisten ein wahres Feuerwerk der Gefühle. Die Band ist wahrlich ein Augenschmaus in ihrer Maskerade und Kostümierung, die der Musik in keiner Weise nachsteht. Das ist purer Metal-Epos!

Brutal und thrashiger wird es dann wieder mit den Veteranen von SODOM bevor sie in ihre wohlverdiente Konzertpause gehen werden, freilich mit neuem Album im Gepäck. Die Band wird zu Recht frenetisch gefeiert und liefert eine entsprechend starke Show mit den Klassikern ihrer 40jährigen Bandgeschichte ab.

Krasser könnte der Stilwechsel kaum sein als VERSENGOLD die Bühne betreten. Folkmetal aus dem hanseatischen Bremen übernimmt den schwierigen Zwischenpart vor dem nächsten Kracher. Natürlich können sie mit all ihrem Können das Publikum mehr als begeistern und meistern diese Aufgabe mit Leichtigkeit.

Dämonisch wird es mit KING DIAMOND. Ohnehin war der riesige Bühnenaufbau während der vorherigen Bands kaum zu verbergen. Und ja, wir nehmen es vorweg, Abigail stirbt natürlich, als letztes, als Zugabe. Davor fährt die Band ein gekonntes Feuerwerk in bester Horror-Musical-Manier auf. Geschichten erzählen und musikalisch wie schauspielerisch brillieren, das können die Musiker.

Als HEAVEN SHALL BURN die Bühne betreten sind die Gefühle gespalten. Natürlich hoffen alle auf Marcus‘ schnelle Genesung, aber genauso freuen sich wohl alle auch, eines der Konzerte mit Britta Görtz als Vokalistin zu erleben. Marcus war zumindest bei der nachmittäglichen Autogrammstunde dabei, bei der Show jedoch noch nicht. Dennoch gehören ihm die letzten emotionalen Worte der grandiosen Show. Britta hat ihre Sache großartig gemacht, das Publikum feiert sie und es wäre wirklich wünschenswert, wenn diese Zusammenarbeit hin und wieder bei passenden positiven Gelegenheiten wie ein gemeinsames Duett wiederholt werden könnte.

Kurz nach Mitternacht wird es dann NACHTBLUT. Muss man zu dieser Gothic Metal Band noch irgendwas sagen? Sie spielen zu Recht nicht mehr am frühen Nachmittag, sondern zu angebrachterer Zeit. Songs des brandneuen Albums „Todschick“ stehen im Vordergrund, dennoch ist die Zuschauerschaft bereits sehr textsicher. UND, die Leute verlassen einfach nicht das Infield Richtung Mutantenstadl oder Camp Ground, weil der Headliner rum ist, sondern genießen die ausgefeilten düsteren Arrangements bis zur letzten Note.

Aber es soll noch düsterer werden, auch wenn die Farbe der Bühnenkleider etwas anderes suggeriert. NON EST DEUS spielen ganz in Weiß und zelebrieren ihr unheilige Show mit wahrem Genuss. Bis ins kleinste Detail wird Song auf Song aufgebaut, mit theatralischen Gesten untermalt bis zum orgiastischen Höhepunkt und dann ist der Tag um. Das letzte Lied ist gespielt, der neue Tag hat bereits begonnen und die Nacht wird kurz genug werden, denn am Freutag wird es nicht nur bunter, sondern auch noch früher.

Text und Bilder: Gernot Döhne-Jochmann

FOTOSTECKE

Mittwoch

Donnerstag

Publikum und Personal

 

Gastbeitrag