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W:O:A 2015 – Großartige Bands und wunderbare Stimmung, trotz Regen und Schlammchaos W:O:A 2015 – Großartige Bands und wunderbare Stimmung, trotz Regen und Schlammchaos
Nachdem nun das größte Metal Festival der Welt im kleinen 1800 Seelen Dörfchen Wacken, wieder einmal zu Ende gegangen ist, ziehen Fans, Bands, Polizei, Rettungsdienste... W:O:A 2015 – Großartige Bands und wunderbare Stimmung, trotz Regen und Schlammchaos

Nachdem nun das größte Metal Festival der Welt im kleinen 1800 Seelen Dörfchen Wacken, wieder einmal zu Ende gegangen ist, ziehen Fans, Bands, Polizei, Rettungsdienste und Veranstalter trotz des mehr als gruseligen Wetters eine durchwegs positive Bilanz. Trotz der suboptimalen Gesamtumstände zeigten sich die Metalfans wie immer, bestens gelaunt und vollkommen friedlich. Und das überwältigende Aufgebot an großartigen Metalbands entschädigte für die körperlichen Strapazen

Ein wahrer Metalfan sieht sich als Teil einer riesigen weltweiten Familie, achtet auf das Wohl der anderen und ist hilfsbereit und sozial. So sollte es sein – und so ist es! Wie friedlich 75.000 Menschen miteinander umgehen können, drücken die trotz des allgemein sehr hohen

Schlammschlacht in Wacken, Foto: Lydia Polwin-Plass

Schlammschlacht in Wacken, Foto: Lydia Polwin-Plass

Alkoholkonsums am legendären Wacken Open Air die gerade mal 12 notierten Körperverletzungen aus. Die bereits 2014 sehr niedrige Zahl der Straftaten rund um die Veranstaltung erreichte 2015 den absoluten Rekord Tiefstand. Und das obwohl das Festivalgelände einem Katastrophengebiet glich und die Fans in diesem Jahr wegen des klebrigen Schlamms und des nassen Wetters zu körperlichen Höchstleistungen gezwungen waren. Ein echter Metaller lässt sich eben nicht durch Schlamm oder Regen beirren. Er feiert und genießt in vollen Zügen – komme was da wolle.

 

Muskelkater vorprogrammiert

Dass manche Metalfans in den ersten beiden Tagen durch die Unmengen von wadentiefem Schlamm beinahe an die Grenzen ihrer körperlichen Kräfte stießen, änderte nichts an der großartigen Stimmung auf dem Festivalgelände im Biergarten und auf den Campingplätzen. Wassermassen von rund 30 Litern pro Quadratmeter in nur einer einzigen Nacht verwandelten das Festivalgelände schnell in eine einzige Schlammkloake. Shuttlebusse konnten nicht mehr zum Festivalgelände fahren, Anfahrtswege waren gesperrt und Abpumpfahrzeuge mussten mehrmals täglich den Acker von den ungeheuren Wassermassen befreien.

Überall sah man Menschen durch den tiefen Schlamm schlurfen, stecken oder kleben bleiben oder sogar zum Teil ihre Schuhe verlieren. Wer keine Gummi- oder wenigstens Springerstiefel besaß, war am W:O:A 2015 echt arm dran. Am Muskelkater in den Beinen kamen jedoch auch diejenigen nicht vorbei, die bezüglich Schuhwerk und Bekleidung bestens ausgerüstet waren und sportliche Höchstleistungen durchaus gewohnt sind. Doch trotz der heftigen Umstände überall nur freundliche, lachende Gesichter und der gewohnt herzliche Umgang der Metalfans untereinander. „Metalheads sind unzerstörbar – das ist der Grund weswegen sie sich den größten Herausforderungen stellen…Die Metal-Community ist eine große weltweite Familie die sich selbst feiert so wie sie ihre Bands feiert.“ sagt der W:O:A-Veranstalter Holger Hübner im Interview mit Jürgen Muhl.

Judas Priest, Foto: Lydia Polwin-Plass

Judas Priest, Foto: Lydia Polwin-Plass

Wahnsinnsprogramm, sensationelle Bands und gut gelaunte Fans

Eröffnet wurde das Infield und somit auch hochoffiziell das Festival wie jedes Jahr von der Coverband des W:O:A-Gründers Thomas Jensen Skyline und die Biergartenbühne von den W:O:A Firefighters, der hiesigen Feuerwehrkapelle. Auf insgesamt 8 Bühnen traten in den dreieinhalb Tagen 120 Bands aus aller Welt auf. Darunter Metalgrößen wie Judas Priest mit einem Rob Helford in Bestform und einer sensationellen Lichtshow, die brasilianischen Rhythmusgiganten Sepultura mit ihrem charismatischen Sänger Derrick Leon Green, die sympathische Melodic Death Metalband aus Schweden: Dark Tranquillity, Queensryche mit neuem Sänger, der stimmlich Geoff Tate in nichts nachsteht, Annihilator, Savatage, Dream Theater, Ensiferum, Beyond The Black, Biohazard, Combichrist, Stoneman, Stratovarius, In Flames, Black Label Society, In Extremo, Samael, Subway To Sally und viele andere.

Within Temptation, Foto: Lydia Polwin-Plass

Within Temptation, Foto: Lydia Polwin-Plass

Mit Frauenpower und beeindruckenden epischen Kompositionen überzeugten Epica und Within Temptation ihre Fans, die während der Gigs bis über die Knöchel im Wasser stehen mussten. Ein wie immer etwas düsterer Rob Zombie zeigte sich in Wacken sehr publikumsaffin und suchte während seines ganzen Gigs immer wieder Körperkontakt mit seinen Fans an vorderster Front. Für enorme Stimmung und den scheinbar größten Zustrom sorgten die sympathischen Mannen in

Opeth, Foto: Lydia Polwin-Plass

Opeth, Foto: Lydia Polwin-Plass

Tarnanzughosen aus Schweden, Sabaton. Die raue Stimme des Sängers Joakim Brodén ist unverkennbar und sein komödiantisches Talent machte den einen oder anderen falschen Ton am Anfang des Gigs locker wett.

Die ausdrucksstarken Schweden Opeth, zur Freude der meisten Fans wieder mit dem an Sänger Mikael Åkerfeldt so geschätzten und komplett anstrengungsfreien Wechsel zwischen Shouting und Gesang, sorgten für angenehme Gänsehaut und eine zum Teil meditativ anmutende Stimmung.

Abgerundet wurde das Programm durch Musik Filme im Moviefield, Wrestling-Veranstaltungen im Zelt und einzigartig bombastische Feuershows auf der Wasteland Stage mit madmaxmäßigem Endzeitflair und ebenso schrägen Bands.

Zwei besondere Höhepunkte

Einer der absoluten Höhepunkte des diesjährigen Wacken Open Air in Schleswig Holstein war der Auftritt von U.D.O. zusammen mit dem Musikkorps der Bundeswehr. Wenn Bundeswehrsoldaten in Wackenshirts riesige Trommeln bedienen oder ältere Herren mit Zwirbelbart und Ziehharmonika den Fans mit voller Begeisterung die Pommesgabel (Mano Cornuta oder gehörnte Hand) zeigen, dann kann man sich vorstellen, dass das die Metalheads beeindruckt. Aber nicht nur die

Udo Dirkschneider, Foto: Lydia Polwin-Plass

Udo Dirkschneider, Foto: Lydia Polwin-Plass

Einzigartigkeit der Sache an sich, auch das musikalische Potpourri aus Klassik, Blasmusik und Metal mit Chor, Orchester und Sopran begeisterte das stets für alles aufgeschlossene Metalpublikum. Sowohl der Leiter des Orchesters Oberstleutnant Scheibling, als auch das U.D.O.- und Ex-Accept Urgestein mit der unverkennbar schrillen Stimme, Udo Dirkschneider gaben an, mächtig Spaß an diesem Projekt gehabt zu haben und erstmals war Udo Dirkschneider nicht der einzige Mann auf der Bühne im Tarnanzug.

U.D.O. mit dem Bundeswehrkorps, Foto: Lydia Polwin-Plass

U.D.O. mit dem Bundeswehrkorps, Foto: Lydia Polwin-Plass

Ein weiteres Highlight war das Rock Meets Classic Projekt. Es wartete diesmal mit einer ganz besonderen Überraschung auf. Erstmals und vollkommen spontan trat der Allrounder aus Braunschweig, Herbie Langhans (Beyond The Bridge, Ryffhuntr, Sinbreed) neben Rockgrößen wie Ex-Rainbow Sänger Joe Lynn Turner, Marc Storace von Krokus, Dee Snider von Twisted Sister, Ex-Helloween, Michael Kiske und Jennifer Haben von Beyond The Black auf.

Herbie Langhans, Foto: Kommodore Johnsen

Herbie Langhans, Foto: Kommodore Johnsen

Dazu Herbie: „Der Song wurde von Sascha Paeth eigentlich für Beyond the Black produziert und sollte die neue Wacken Hymne werden. Eigentlich war geplant, dass ich den Song nur mit Beyond the Black auf der WET Stage im Zelt singe. Da aber deren Sängerin

Herbie Langhans und Jennifer Haben, Foto: Kommodore Johnsen

Herbie Langhans und Jennifer Haben, Foto: Kommodore Johnsen

Jenny dann auch bei Rock Meets Classic eingeplant war, durfte ich den Song dann ganz spontan mit Rock Meets Classic performen. Band und Orchester haben das ganze in Windeseile eingelernt und arrangiert. Und so kam es dann für mich zu diesem großartigen Auftritt.“ Und Herbie Langhans begeisterte das Publikum um kein Bisschen weniger als die Althasen Storace, Kiske, Turner oder Snider. Möglicherweise der Durchbruch des sympathischen Sängers.

Österreich in Wacken

Erstmals in Wacken und trotz widrigster Umstände, überzeugte die österreichische Fun-Rock-Band Alkbottle die ja bereits fix zum Planet Music Inventar gehört, auch das internationale Metalpublikum. An den Füßen Supermarkt- Sackerl als Schutz vor Schlamm und Regen, lehrten sie ihre deutschen Nachbarn und die internationalen Gäste wie man in Wien ungeliebte Mitmenschen zum Teufel schickt. Mit „Geh scheißn“, „6 Bier“ und der extravaganten AC/DC Thunderstruck Version „Fanta Light“ rockten sie die Biergartenbühne und sagten mit harten Klängen, originellen Texten und der Huldigung guten Bieres dem miesen Wetter den Kampf an. Begleitet von wehenden Österreichfahnen und einem textsicheren Publikum, heizten Alkbottle der seit fast zwei Tagen bei Spätherbsttemperaturen frierenden Menge ordentlich ein. Rampensau Roman Gregory erntete mit seiner erdigen Stimme und seinem komödiantischen Talent mehr als tosenden Applaus.

Alkbottle, Foto: Lydia Polwin-Plass

Alkbottle, Foto: Lydia Polwin-Plass

Zumindest zum Teil aus Österreich stammt auch die Band Celtica. Mächtig und rau, wild und mystisch, mit zwei Dudelsäcken bestückt ließen sie auf der Wackinger Stage im Mittelalterbereich das Publikum den musikalischen Highlands Spirit gepaart mit purer Rock Power fühlen. Unbeugsam, freiheitsliebend und kraftvoll. Mit cooler Feuershow und romantischem Mittalalterflair.

Es war einfach unglaublich toll vor tausenden headbangenden und Schlamm-tanzenden Metalheads, die euphorisch zu Celtica abfeierten, abzurocken! Die Energie und positive Stimmung auf den “Holy Fields of Wacken” waren eine Wahnsinnserfahrung“, schwärmte der Wiener Gajus Stappen, Kopf und Gitarrist der Band.

Celtica, Foto: Luca Valenta

Celtica, Foto: Luca Valenta

Zum 11. Mal fand am W:O:A 2015 auch wieder der Metal Battle mit Teilnehmern und Newcomern aus über 40 Ländern statt. Den Gewinnern wurde der Traum jedes Metal Musikers erfüllt, einmal in Wacken auftreten zu dürfen. Darunter junge Bands aus fernen Ländern wie Kanada, Uruguay, Indien, Island und China. Auch hier eine Band aus Österreich als Metal Battle-Gewinner in Wacken: die Thrasher Silius.

Auch das schönste Festival geht einmal zu Ende

Schräg, schrill und mit phantasievoll, aufwändigem und gleichzeitig gruseligem Bühnenbild und Outfit, gaben Cradle Of Filth unter anderem die Songs ihrer neuen CD zum Besten. Für einige waren sie der würdige Abschluss des Festivals, andere harrten noch aus und feierten zu Subway To Sally weiter.

Cradle Of Filth, Foto: Lydia Polwin-Plass

Cradle Of Filth, Foto: Lydia Polwin-Plass

Nachdem das Spektakel auf dem 240 Hektar großen Festivalgelände zu Ende gegangen war, schleppten zum Teil Traktoren die Autos der Metalfans aus dem Schlamm. Die Staus auf den Autobahnen wurden genauso humorvoll hingenommen, wie die Tage zuvor Regen und Schlamm. Denn sie sind ein fester Bestandteil des alljährlichen Festival-Rückreiseverkehrs.

W:O:A 2016 bereits ausverkauft – Sensationelle Metalgrößen am Start

Auch für das nächste Jahr sind schon einige, auf gut Wienerisch, „Kapazunder in Sachen Metal“ angesagt: Die Power Metal Band aus Krefeld, Blind Guardian, die Industrial Metaller Ministry, die Glam Metalband Steel Panther, zum allerersten mal die schweizer Pagan Metaller Eluveitie, die superflinken Finger von Dragonforce, die deutschsprachige Metalcoreband Callejon, die nations- und religionsübergreifende Band Orphaned Land, Gitarrengenie Axel Rudi Pell, Legion of the Damned, Orden Ogan, Eskimo Callboy, Henry Rollins, Pyogenesis, Kylesa, Unisonic und viele andere. Mehr unter http://www.wacken.com/ und bald auch hier auf Metalogy.

In der Nacht zum Montag startete um Punkt Mitternacht der Vorverkauf für das kommende Jahr. Die Karten für das W:O:A 2016 gingen weg wie warme Semmeln und waren bereits nach 24 Stunden ausverkauft. Kein Wunder, denn Wacken ist und bleibt einzigartig.
rain or shine!

Text: Lydia Polwin-Plass

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 Der Offizielle Trailer für Wacken 2016

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Dr. Lydia Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de