Rob Halford – Ich bekenne – Rezension der Autobiographie
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNews 13. Juli 2021 Reviews
Rob Halfords Autobiographie „Ich bekenne“, nun auch in deutscher Fassung, war für mich, als Rock-Biographien-Verschlinger eine klare Pflichtlektüre. Gespannt war man schon, was einen bei diesem Titel erwarten könnte. Vielleicht nur Schilderungen seiner gleichgeschlechtlichen Beziehungen? Was hat der Metal God denn so groß zu gestehen/ bekennen?
Also bekennen muss der Mann gar nichts, denn er hat nichts Schlimmes getan. Schon im Alter von 10 Jahren bemerkte er, dass er eher auf Jungs steht. Na, und? Ganz ehrlich: Mir ist die sexuelle Ausrichtung der Menschen völlig egal. Halford ist auch grundsätzlich, rein vom Typ und seiner Lebensweise her, auch nicht der ausschweifende Rocker. Eher ein „Normalo“ und einer der zu seinen Birminghamer Roots steht. Ein Mann, der noch weiß wo er herkommt und auch seine Stars hat, zu denen er ehrfürchtig aufschaut. Natürlich ging in den 80ern die Post ab. Aber im Vergleich zu anderen Kollegen war Halford noch harmlos.
Für einen 80er Metal- und Priest Fan wie mich ist dieses Buch ein wahres Eldorado. Es gibt keine langweilige Seite in der Biographie des Sängers, der zu den größten und erfolgreichsten unseres Genres gehört. Für mich ist er einer DER Metal Sänger überhaupt.
Rob Halford musste, aus Marketing-Gründen, seine sexuelle Ausrichtung bis zu seinem zufälligen Coming Out 1998 lange verstecken. Seine Bandkumpels konnten nach dem Motto Sex & Drugs & Roch’n Roll Party machen und sich die Früchte nur so in den Mund fallen lassen. Er jedoch, abends noch vor abertausenden den Metal God gegeben, musste dann klammheimlich Toiletten oder Schmuddelläden inkognito aufsuchen, um mal seiner Lust freien Lauf zu lassen. Nicht zuletzt aus diesem Grund, verfiel Rob nach und nach dem Alkohol und dem Schnee. Die Situation eskalierte dann in der Hauptphase der Entstehung des Turbo Albums, was sich, nach seinen Angaben, auch negativ auf sein Songwriting auswirkte. Trotzdem ist das Album super geworden. Nicht auszudenken wie es gewesen wäre, hätte Rob vorher schon seinen Entzug geschafft. Clean wurde er in der letzten Studiophase und war dann bekanntlich wieder fit zur damaligen Turbo-Tour.
Sein unglücklicher und eigentlich gar nicht richtig beabsichtigter Abgang bei Priest wird ebenso ausführlich dargestellt, wie die Reunion und die Trennung von K.K. Downing.
Das Thema Homosexualität steht bei „Ich bekenne“ nicht im Vordergrund, von daher könnte der Titel etwas Falsches vermuten lassen. Hauptsächlich geht es um Musik, das Miteinander der Musiker und die Entwicklung rund um Judas Priest.
Lückenlos wird der gesamte Werdegang seiner musikalischen Aktivitäten beschrieben und dies in einer super lesbaren Art und Weise. KK Downings Biographie hat mir schon gut gefallen aber Rob setzt noch einen drauf. Jedoch kombiniert zusammen mit dem Buch „Der stählerne Weg von Judas Priest“ ergibt sich dem Fan, der alle drei Werke gelesen hat, ein schönes komplettes Bild aus mehreren Perspektiven.
Fazit: Ein Buch eines Superstars, der aber mit den Füßen auf dem Boden und Mensch geblieben ist. Definitiv eine der besten Biografien der großen Rockstars.
Autor: Stephan Georg