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Rezension: TOD IN WACKEN von Heike Denzau Rezension: TOD IN WACKEN von Heike Denzau
Die Autorin, Heike Denzau, hat für ihren Kriminalroman TOD IN WACKEN, der im Emons Verlag erschienen ist, einen spannenden Ort als Schauplatz gewählt. Das... Rezension: TOD IN WACKEN von Heike Denzau

Die Autorin, Heike Denzau, hat für ihren Kriminalroman TOD IN WACKEN, der im Emons Verlag erschienen ist, einen spannenden Ort als Schauplatz gewählt. Das Wacken Open Air. Sie versucht, leider nicht immer sehr überzeugend und erfolgreich, neben der Kriminalgeschichte, die Stimmung des Festivals einzufangen. 

Der Inhalt

Drei Männer wohnen jedes Jahr beim Wacken Open Air im kleinen Gartenhaus von Werner Schwedtke, Vater einer halbwüchsigen Tochter. Das Mädchen ist seit der Scheidung von seiner Frau das Wichtigste in seinem Leben. Jedoch nimmt sich Tochter Judith einige Monate nach dem vorjährigen Festival aus unerklärlichen Gründen das Leben und hinterlässt ihrem Vater nur ein paar Zeilen der Entschuldigung.

Innerhalb kurzer Zeit werden drei Männer getötet, wobei die Polizei herausfindet, dass zwei dieser Mordopfer Gäste beim W:O:A waren und im Gartenhaus logierten. Daher kannten sie sicher auch Judith. Beim dritten Ermordeten tappen die Hüter des Gesetzes absolut im Dunkeln. Als die Polizei mit den Ermittlungen beginnt, ist Werner Schwedtkes Geschäft schon seit Wochen geschlossen, das Gartenhaus verwahrlost und dieses Jahr ohne Mieter.

Oberkommissarin Lyn Harms und ihren Kollegen gelingt es, durch die Bekannte des Mordopfers, Thomas Lug, den dritten Mieter ausfindig zu machen. Sie vermuten, dass der dritte Mord ein Irrtum war und möglicherweise einem gewissen Andreas Strobling gelten sollte, der sich aber dieses Jahr mit seinem Freund vorgenommen hatte, zu zelten. Der Verdacht, dass die drei Männer Judith vergewaltigten ist zwar angesichts der Umstände naheliegend, der Umstand jedoch, dass sich das Mädchen erst Monate nach dem Wacken Open Air das Leben nahm, total verwirrend.TOD IN WACKEN

Schwedtke, der Hauptverdächtige, kannte seine drei Mieter; warum hätte er sich dann bei einem Mordopfer irren sollen. Hat aber der mutmaßliche Mörder seinen Irrtum jetzt erst entdeckt, dann ist Andreas Strobling in größter Gefahr.

Später erfährt man auch, dass Judith einen Freund hatte, der seit deren Tod schwer depressiv ist und der Polizei aufschlussreiche Informationen gibt.

Lyn und ihr Freund Kommissar Hendrik befragen unter anderem eine alte Lehrerin, die in der Nähe des Festivalgeländes ihr Haus hat. Diese beschwert sich hasserfüllt über Lärmbelästigung durch die 75 000 fremden feiernden und lärmenden Menschen und nennt einen Nachbarn, der diesen Tumult noch weniger erträgt als sie.

Ob während des Festivalgetümmels, oder nach einem besoffenen Geschlechtsverkehr von Andreas und seiner neu gewonnenen Freundin, lässt die Autorin den Leser geschickt immer wieder die Gedanken des unbekannten Mörders wissen.

Kommentar

Anfangs hatte ich beim Lesen des Krimis das Gefühl in einem russischen Roman zu sein, da man mit unendlich vielen Namen und belanglosen Details konfrontiert wird. Ich vermute aber, dass Heike Denzau damit langsam die Spannung steigern wollte, was ihr auch tatsächlich im Laufe der Handlung gelungen ist.

Befremdlich sind manchmal die während der größten Spannung eingebauten beschaulichen Beschreibungen der Autorin bzw. der Erzählerin. Zum Beispiel wie stimmungsvoll und friedlich das Paradiestal ist, in dem aber gerade eine wilde Verfolgungsjagd stattfindet, oder, dass die Beete im Garten des Mörders unkrautfrei sind usw., anstatt insbesondere Lyn, die Hauptperson der aufregenden Szene die Eindrücke schildern zu lassen. Dies geschieht leider oft zu Lasten der Spannung.

Ob die Wackenbesucher Freude an diesem Buch haben wird, sei dahingestellt, denn die Schilderungen von: „Bier in Unmengen, Meeren von Wodka, Massen von Rumflaschen, Uringestank und zuhauf mitten im Gelände liegenden Volltrunkenen, „diesen alkoholisierten Stolperfallen“ wie die Autorin sie nennt, sind sicher für Festival-Neulinge und auch für Stammgäste des friedlichsten Festivals der Welt, eher abstoßend, obwohl die Erzählerin zwischendurch, zwar sehr spärlich, auch von empathischen netten Aktionen erzählt.

Fazit: Sicher nicht ohne Grund ersucht die Autorin im Nachwort die Metalheads ein Auge zuzudrücken und bedankt sich für die tollen Tage und die neuen Erfahrungen auf dem Wacken Open Air. Meiner Meinung nach müsste die Metal Community mindestens beide Augen zudrücken, was die Authentizität und Beschreibung des Festivals betrifft.

Rezension: Hermelinde Trefny

Über Heike Denzau

1963 wurde Denzau im schleswig-holsteinischen Itzehoe geboren, dem Nachbarort von Wacken. Seit zehn Jahren schreibt sie Kurzgeschichten verschiedener Genres und seit 2011 auch Krimis.

Ihr erster Kriminalroman „Die Tote am Deich“  erschien im April 2011 beim Kölner Emons Verlag mit Nominierung meines Erstlings für den Friedrich-Glauser Preis 2012 in der Sparte „Debüt“.

Der Nachfolger „Marschfeuer“ – wieder mit Oberkommissarin Lyn Harms – erschien im März 2012. Seit März 2013 ist der dritte Lyn-Harms-Krimi „Tod in Wacken“ im Buchhandel erhältlich. Im April 2014 folgte ihr Mystery „Todesengel von Föhr“, der nach nur vier Wochen direkt in die zweite Auflage ging. Der vierte Lyn Harms-Krimi „Schwarze Elbe“ erschien im März 2015. In ihrem fünften Fall, der im September 2016 in „Dunkle Marsch“ erschien, ermittelt Lyn auf einem Itzehoer Gutshof und deckt Familientragödien, Morde und Geheimnisse aus vergangenen Zeiten auf. Seit 28. Juni 2018 ist „Der Teufel von Wacken“ im Buchhandel erhältlich. Auch dazu könnt ihr in Kürze bei Metalogy eine Rezension lesen.

Weiters schrieb Denzau auch die beiden mordfreien Romane „Opa will ans Nordkap“ und „Ein Landarzt zum Verlieben“.

Denzau ist Mitglied der „Mörderischen Schwestern e. V“, einer Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen. Bei der Vergabe des „KrimiNordicaAwards“ 2015 belegte sie in der Kategorie Story den 2. Platz. 2011 war sie für den“NordMord Award“ nominiert und belegte den 3. Platz.

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