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Rezension: Starke Abwehr – Unser Immunsystem – ein medizinisches Wunder und seine Grenzen von Matt Richtel – Teil 2 Rezension: Starke Abwehr – Unser Immunsystem – ein medizinisches Wunder und seine Grenzen von Matt Richtel – Teil 2
Pullitzerpreisträger und Bestsellerautor Matt Richtel schreibt in seinem Buch "STARKE ABWEHR" humorvoll und spannend  über die beeindruckende Kraft des menschlichen Immunsystems das effektiv Krankheiten... Rezension: Starke Abwehr – Unser Immunsystem – ein medizinisches Wunder und seine Grenzen von Matt Richtel – Teil 2

Pullitzerpreisträger und Bestsellerautor Matt Richtel schreibt in seinem Buch „STARKE ABWEHR – Unser Immunsystem – ein medizinisches Wunder und seine Grenzen“ humorvoll und spannend  über die beeindruckende Kraft des menschlichen Immunsystems das effektiv Krankheiten bekämpft. In vier anschaulichen Fallgeschichten beschreibt er die Rolle des Immunsystems als Schlüssel zu unserer Gesundheit und als Entscheider über Leben und Tod.

Leider ist es unmöglich, bei einer Rezension dieses Buches auf jedes Kapitel einzugehen, obwohl das gesamte Buch wirklich interessant, spannend und lesenswert ist.

Nun kehrt der Autor wieder zu Jason, Bob Hoff, Linda und Merredith zurück.

Bob hatte in dieser Zeit viele seiner Freunde sterben sehen. Er selbst, zwar HIV positiv, gehörte zu einer Elite-Kontrollgruppe die ein menschliches Leukozyten-Antigen besaß, das zwischen körpereigenen und körperfremden Stoffen unterscheiden kann. Diese Entdeckung war wegweisend. Er verdankte sein Überleben einem Gen mit der Bezeichnung HLA-B57. Bob war ein Beispiel dafür, wozu unsere Abwehr fähig ist.

Seit dieser Zeit ist HIV dank verschiedener Medikamente nicht mehr zwangsläufig ein Todesurteil. Bob, dessen Immunsystem von der Norm abwich, war außergewöhnlich segensreich und unentbehrlich für die Wissenschaft und für das Überleben – denn jeder der eine Pandemie überlebt, trägt zur Rettung der Spezies bei.

Linda, die sich jeder Herausforderung gewachsen glaubte, überschritt all ihre Grenzen auf jede erdenkliche Weise und brach zusammen. Sie wurde Opfer einer Autoimmunerkrankung bei der die Ärzte vollkommen ratlos waren.

Der Biochemiker Kendell entdeckte das Hormon E, besser bekannt unter dem Namen CORTISOL, das die Eigenschaft hat, das Immunsystem zu unterdrücken. Diese Steroide sind allerdings nicht nur ein Segen. Die Ärztin Bevra Hahn, die Linda betreute fand heraus, dass Frauen durch ihr starkes Immunsystem zwar länger leben, aber dass sich dieses auch nach innen wenden könne und durch Schlafmangel, Stress, Rauchen und bestimmte Erbanlagen außer Kraft gesetzt werden kann.

Der Biochemiker Kendell entdeckte das Hormon, das Wissenschaftsgeschichte schreiben sollte, das Hormon E. Als es gereinigt und isoliert werden konnte, verabreichten sie es einer Frau die durch ihre rheumatoide Arthritis bewegungsunfähig war und nach einigen Injektionen wieder gehen konnte.

Als sich Linda bei dem Rheumatologen Dr. Lambert vorstellte musste sie im Rollstuhl ins Krankenhaus gefahren werden. Sie bekam eine Behandlung mit Steroiden, die aber ihr Immunsystem noch mehr schwächte, die Schlafprobleme verstärkte und die Nebenniere schädigte. Es gab keine Infektion die Linda nicht hatte, doch die Medizin stand kurz vor einem großen Erfolg.

1998 kam ein Medikament unter dem Namen – Etanercept – auf den Markt, das gegen rheumatoide Arthritis eingesetzt wurde und welches nicht das gesamte System schwächte.

Der Autor erklärt in diesem Zusammenhang mit viel Humor und auch für den Laien verständlich, den notwendigen Zelltod (Apoptose) und dass diese Medikamente darauf abzielen, bösartige Zellen zum „Selbstmord“ zu veranlassen. Grotesk ist daran die Tatsache, dass die Antikörper in dem Medikament Enbrel aus den Eierstöcken von Hamstern produziert werden.

1999 erhielt Linda die erste Spritze mit Enbrel. Nach Monaten gingen die Schwellungen zurück, die Schmerzen ließen nach und Lindas Leben änderte sich grundlegend. Aber leider gilt dieses Wunder nicht für alle und hier kommt der Autor zu Merredith.

Bei Kriegsbeginn entkamen ihre Eltern mit jüdischen Wurzeln nur knapp den Nazis. Der Großvater wurde im Konzentrationslager ermordet. Da die Mutter unter dem Guillain-Barré Syndrom litt, ist es kein Wunder, dass Merredith genetisch vorbelastet und für eine Autoimmunkrankheit anfällig war.

Nach dem erschütternden Ereignis einer Vergewaltigung durch einen Studenten der Hochschule und einer sexuellen Belästigung eines Priesters brach Merredith ihr Studium ab.

Ihr körperlicher Zustand wurde unerträglich. Die Diagnose war rheumatoide Arthritis. Leider ging es ihr nach der Einnahme von Steroiden noch viel schlechter; ebenso nach allen anderen medikamentösen Versuchen. 2003 bekam Merredith das Wundermittel Enbrel, das nur kurze Zeit Besserung verschaffte und dann wurden die Symptome noch schlimmer. Nun erhielt sie Remicade – beide Medikamente kosteten zwischen 10.000 und 12.000 Dollar, es profitierte aber nur die Pharmaindustrie. Nachdem Merrediths Ärztin selbst an der schrecklichen Autoimmunerkrankung starb, nahm sie so viele Medikamente, dass sie nicht mehr sagen konnte, was schlimmer war, die Krankheit oder die Nebenwirkungen.

Nach einem todtraurigen Mail an den Autor fing sie eine neue Reise an, änderte die Ernährung und versuchte natürliche Methoden wie Vitamin D, Vitamin B, Q-10 usw. zu denen sie genaue Recherchen anstellte.

In diesem Zusammenhang zitiert der Autor Dr. Lemon nach dessen Meinung nur deshalb so viele Menschen an Autoimmunkrankheiten und Allergien leiden, weil das Immunsystem durch den zunehmenden Sauberkeitsfimmel zu wenig Training hat. Er sagt: „Ein Immunsystem das nicht trainiert wird, schießt übers Ziel, wird durch Pollen oder Milben unter Druck gesetzt und entwickelt Allergien und gefährliche Entzündungen.“ Es werden Vergleichsstudien angeführt, die meiner Meinung nach aber auch durch Seuchen und andere Krankheiten in den indischen Slums, wo es keinen Sauberkeitsfimmel gibt, teilweise widerlegt werden könnten.

Aber dass die häufige, unnötige Verschreibung von Antibiotika absolut unverantwortlich ist, weil dadurch wichtige Bakterien im Körper getötet werden, ist absolut nachvollziehbar, denn die Bakterien entwickeln dadurch eine Resistenz.

Antibiotika werden aber nicht nur als Medikament sondern auch als Geburtsbeschleuniger bei Tieren eingesetzt, sodass die Resistenz gegen Antibiotikum sprunghaft ansteigt.

Der Autor schreibt nun über die wichtige Beziehung zwischen Menschen und Bakterien und die gegenseitige Unterstützung, die für das Überleben wichtig ist.

Laut eines 2014 erschienenen Berichtes sterben jährlich 700 000 Menschen an normalen Infektionen durch Bakterien, die gegen Medikamente resistent sind und dadurch die größte Überlebenschance haben.

Es ist aber auch unrichtig zu glauben wenn wir die modernen Annehmlichkeiten wie Sauberkeit abschaffen, dass wir dann gesünder sind. Wir müssten den gesunden Mittelweg finden – Nahrungsmittel verwenden bei deren Produktion keine Antibiotika eingesetzt werden, aber auch nicht Fleisch essen, das nicht durchgegart ist.

Im Kapitel STRESS erfahren wir durch Forschungen den Zusammenhang von Stress auf unser Immunsystem. Die Reaktion des Immunsystems auf Stress ist mit einem großen Energieaufwand  verbunden und kann enorme Kollateralschäden, wie Fieber, Müdigkeit, Schwellungen und Entzündungen verursachen. All diese Symptome werden durch schlechten Schlaf noch verstärkt.

Im Kapitel SCHLAF schreibt der Autor, dass es eine Theorie gibt, dass sich im Schlaf der Körper von Giftstoffen im Gehirn befreit; eine Funktion des Immunsystems, den Müll zu beseitigen. Studien haben gezeigt, dass alle Wege durch das Immunsystem laufen, wenn Gefahren durch Schlaflosigkeit drohen. Der durch Stress verursachte Schlafmangel führt zu noch mehr Stress. Außerdem zeigte das Ergebnis der Studien, dass Menschen die weniger als 4,5 Stunden schlafen ein höheres Sterberisiko haben. Interessant ist aber auch, dass angeblich dieselbe Gefahr besteht bei Menschen die mehr als 8,5 Stunden schlafen. Für Dr. Irwin von der UCLA gilt die Schlussfolgerung: Es gibt eine Verbindung zwischen Schlaflosigkeit und Autoimmunität und meint, wenn man die Schlafprobleme in den Griff bekäme, könne man den Alterungsprozess verlangsamen.

Nun kommt der Autor zu Jasons Geschichte, die vielleicht am meisten über die Zeit in der wir uns gerade befinden aussagt.

Wie schon anfangs kurz erwähnt, wurde bei Jason, einem Freund des Autors 2010 das Hodgkin-Lymphom, eine gefährliche Mutation der T-Zellen, diagnostiziert. Besser gesagt, der Tumor tarnt sich und kann so die T-Zellen austricksen. Unbehandelt würden sich die bösartigen Zellen ungehemmt vermehren, doch glücklicherweise gab es die Chemotherapie. Der Autor schreibt, dass es in unserem Körper ständig zu Zellmutationen kommt, aber die meisten sterben ab, weil sie zu stark verändert sind, um überleben zu können oder das Immunsystem erkennt sie als fremd und zerstört sie.

Im Fall des Hodgin-Syndroms sagt der Onkologe Dr. Alexander Lesokhin verkleidet sich jedoch die Krebszelle, trickst die T-Zellen aus und treibt sie zur Selbstzerstörung. Jason wären nur mehr 4 Monate Leben geblieben. Ein Feuerwehrschlauch eines giftigen Cocktails, wie Richtel treffend sagt, der noch dazu bis zu 8.500 Dollar pro Chemo kostete, wurde auf Jasons Immunsystem gerichtet. Die Nebenwirkungen waren katastrophal und der Krebs überlebte das Gift.

Zwischen Jason und dem Autor, der selbst einen schweren Kampf gegen eine Krankheit durchmachte, entwickelte sich eine tiefe Freundschaft. Der Autor schreibt über sich, dass ihn sein Ehrgeiz, besser als andere sein zu müssen in eine schlimme Schlaflosigkeit trieb.

Der Neurologe William Malarkey, Experte für den Zusammenhang von Stress und dem neurologischen System erklärte Richtel, dass er sich während dieser ruhelosen Zeit im

„Noradrenalin-High“ befand, einem Überlebensmechanismus, der aber auf lange Sicht tödlich ist.

Noradrenalin ist neben Adrenalin der wichtigste Neurotransmitter – das wichtigste Hormon – und wird im Nervensystem produziert und bei Kampf oder Fluchtreaktion ausgeschüttet. Da das Gehirn dies forciert, kann man süchtig danach werden und das Immunsystem gerät in Unordnung. Die Folge ist Depression, Isolation Rückzug und Erschöpfung; die Gesundheit und die Schlaflosigkeit verschlechtern sich. In dieser Ausweglosigkeit begann der Autor zu meditieren und es gelang ihm, den gefährlichen Teufelskreis zu durchbrechen. Die Meditation hatte ihm die Erlaubnis gegeben, zu entspannen; loszulassen, wo es nötig war und auf die eigene Stimme zu hören und nicht die Anerkennung von außen zu suchen. Richtel schreibt, dass er die schmerzlichen Erfahrungen trotzdem niemals missen möchte.

Im Kapitel LAZARUS – MAUS berichtet der Autor über die Entdeckung der Wissenschaftler Allison und Krummel, denen es bei einem Versuch mit Mäusen mit Tumor gelang, T-Zellen durch Stimulation von CD28 in Verbindung mit CTLA-4 zu vermehren und dadurch das Immunsystem auszuschalten. Nach ein paar Tagen waren alle Mäuse geheilt.

Für den neuen Versuch manipulierten die Forscher nicht den Tumor, sondern nutzten die Antikörper, die eine Immunreaktion auslösten und die T-Zellen ausschalteten. Der Autor geht in diesem Kapitel auch näher darauf ein und zitiert Allison der sagt: wir benötigen CTLA-4, damit wir nicht vom eigenen Immunsystem umgebracht werden….

Hier die beiden anderen Teile (der 1. und 3. Teil) unserer Rezension

Rezension: „Starke Abwehr – Unser Immunsystem – ein medizinisches Wunder und seine Grenzen“ von Matt Richtel – Teil 1
https://metalogy.de/rezension-starke-abwehr-unser-immunsystem-ein-medizinisches-wunder-und-seine-grenzen-von-matt-richtel-teil-1/

Rezension: Starke Abwehr – Unser Immunsystem – ein medizinisches Wunder und seine Grenzen von Matt Richtel – Teil 3
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Rezension: Linda Padma

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