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Review: Teufelskreis – Wahrheit oder Lüge Review: Teufelskreis – Wahrheit oder Lüge
Die Österreicher „Teufelskreis“ beschreiben in ihrem neuen Heavy Rock - Werk „Wahrheit oder Lüge“ einmal mehr in welchem namensgebenden Zustand sich die Menschheit zurzeit... Review: Teufelskreis – Wahrheit oder Lüge

Die Österreicher „Teufelskreis“ beschreiben in ihrem neuen Heavy Rock – Werk „Wahrheit oder Lüge“ einmal mehr in welchem namensgebenden Zustand sich die Menschheit zurzeit befindet.

Es sind momentan schon recht seltsame Zeiten. Da hat man die Scheibe einer deutschsprachigen Band vor sich liegen auf der man die Zeilen Wahrheit oder Lüge – Pressekit lesen kann. Und das erste was das medial beeinträchtigte Bewusstsein anspringt, ist das nicht miteinander verbundene Gebilde aus Lüge und Presse. Dabei hat die Truppe aus dem Alpenland rein gar nichts mit den Skandierern dieser Wortschöpfung gemein. Im Gegenteil.

Die Hauptstädter bieten anständigen Deutschrock mit teils treibenden Strukturen. Ansonsten gestaltet sich das Tongewand weitgehend eher lässig.

Man sagt des öfteren den Österreichern nach, speziell den Wienern, etwas sonderbar in der Ausübung ihrer Kunst zu sein und ab und zu zu skurrilen Eigenarten zu neigen. Wenn man sich Ulrich Seidl – Filme anschaut oder eben „Teufelskreis“ anhört, mag da wohl ein Fünkchen Wahrheit dran sein. Bei beiden werden bedeutende Themen auf leicht verschrobene Weise vorgetragen. Die erwähnte Skurrilität liegt vornehmlich am dargebotenen Gesang, der überwiegend im Sprechrhythmus mit teils eigentümlicher Betonung gestaltet ist, welche jedoch weniger von einem etwaigen Dialekteinfluss herrührt.Teufelskreis - Wahrheit oder Luege_Cover

Doch diese Form beeinträchtigt nicht allzu sehr die erwünschte Tragweite der Lieder.

Unter anderem wird die negative Seite des Drogenmissbrauchs in „Neben der Spur“ beleuchtet, angebrachte Religionskritik findet man beim flotteren „Schadenfroh“ und bei „Kirche“. Auch die Damen und Herren Politiker kriegen in einigen Stücken zu hören, was von ihnen und ihren Taten zu halten ist.

Die Auseinandersetzung der Band mit sozialkritischen Texten ist an sich lobenswert, wobei sie aber bei „Hängt sie höher“ doch ein wenig über das Ziel hinausschießt.

Das mit der melodischsten Gesangsdarbietung aufwartende „Auf der Flucht“, das gegen eine Ausgrenzung Auswärtiger plädiert, scheint „Teufelskreis“ besonders am Herzen zu liegen und könnte für viele gegenwärtig der bedeutungsvollste Titel dieses Silberlings sein.

„Teufelskreis“ zeigen in ihren Texten ganz klar auf, um es mit ihren Worten zu kleiden, daß in unserer Wohlstandswelt eben nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist.

Fazit: „Wahrheit oder Lüge“ ist keine Kreation mit hohem musikalischen Anspruch geworden, auf der poetisch hochtrabende Zeilen zu erwarten sind. Einige Reime entlocken sogar, gewollt oder nicht, dem Hörer ein Schmunzeln. Aber die ernsthaften Botschaften sind klar formuliert und regen mitunter zum Nachdenken an, was in diesen aktuellen politischen und gesellschaftlichen, Zuständen umso angebrachter erscheint. Aus dieser Tatsache heraus bekommt das Album ihren Grad der Beachtung verliehen.

Anspielempfehlung:  Schadenfroh, Freunde, Auf der Flucht

Review: Daniel Oestreich

Besetzung: Ronny Platzer – Gesang, Friedl Schütz – Gitarre, Reinhold Spiegelfeld –  Baß, Christian Platschek – Schlagzeug

Titelliste:

  1. Aufruf 3:11
  2. Zum Teufel 3:58
  3. Wahrheit oder Lüge 6:45
  4. Neben der Spur 4:54
  5. Justizirrtum 5:16
  6. Schadenfroh 2:30
  7. Kugelrund 5:45
  8. Kirche 4:10
  9. Hängt sie höher 5:17
  10. Freunde 5:03
  11. Auf der Flucht 7:00

 

Hörprobe auf Youtube von „Kirche“

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