Review: PARASIGHT – At leve som hvis der var et håb
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNews 3. Mai 2018 Lydia Dr. Polwin-Plass
Mit ihrem zweiten Album „At leve som hvis der var et håb“ liefert die Kopenhagener D-Beat-Combo PARASIGHT eine konsequente Metal-Hardcore-Platte ab. Das Album kam am 9. März über Indisciplinarian & Modstand Records heraus und zeichnet sich durch sein politisches Songwriting aus. Eine aus Verzweiflung und Sehnsucht entwachsene Systemkritik – aber nicht ohne Hoffnung.
Aus Einfühlungsvermögen, Liebe und der Erkenntnis und der Notwendigkeit zu leben entsteht die Hoffnung, die PARASIGHT vermitteln wollen. Die Bandmitglieder hatten bereits zusammen in verschiedenen Metal- und Hardcore Bands gespielt, als sie 2009 aus ihrer gemeinsamen Liebe zu schwedischem Punk, D-Beat und Bands wie Motörhead und Discharge heraus, PARASIGHT gründeten.
Neben der gemeinsamen musikalischen Vision hatte die Band auch das Bedürfnis, politische Themen zu behandeln. Das gemeinschaftliche Songwriting stammt von Anfang an aus der Feder des Bassisten KB Larsen. Zudem haben PARASIGHT all ihre Veröffentlichungen selbst produziert, mit dem Unterschied, dass das neue Album von der schwedischen Produzentenlegende Fredrik Nordström (Martyrdöd, At The Gates) gemixt wird. Nordströms reicher Mix vervollständigt die massive und dynamische Ästhetik der Band und die Platte ist die bisher die erfolgreichste und direkteste Veröffentlichung der Band.
Während die ersten Releases von unterschiedlichen Inspirationsquellen und Experimentierfreude geprägt waren, haben PARASIGHT nun ihren melodisch und skandinavisch klingenden D-Beat, der zu gleichen Teilen aus Metal, Punk und Hardcore besteht, geschärft.
PARASIGHTs neues Album „At Leve som hvis der var et håb“ (Dänisch für „So leben, als ob es Hoffnung gäbe“) fasst die musikalische Reise der Band von ihren Anfang bis heute zusammen in einem kraftvollen akustischen Angriff. Die Inhalte werden auf direkte aber dennoch einfühlsame Weise kommuniziert.
Auf der musikalischen Seite hat die Band auf alle unnötigen Elemente verzichtet, um den rohen, primitiven und ultra-einfachen Song zu finden, ohne die Melodien zu verlieren. Gefühl und Inhalt bleiben die wichtigsten Elemente – dem darf nichts im Wege stehen.
Dieser Umstand trifft auch auf den dänischen Text der Band zu, der auf einer nationalen Tradition der politischen Poesie basiert. Inspiriert vom politischen dänischen Rock der 70er schreibt der Lyriker und Leadsänger Michael Aagesen leicht verständliche, anti-elitäre Texte, in denen der Inhalt über der Form steht. Soziale Ungerechtigkeit, Krieg als Profit des Einen während ein Anderer darunter leidet, die Flüchtlingskrise und eine zunehmende Gefühllosigkeit, die Gier und die daraus resultierende Umweltzerstörung, der Verfall des Körpers, des Lebens und der Moral sind die Hauptthemen mit denen PARASIGHT arbeiten. Die Botschaften sind klar verständlich, aber dennoch gibt es mehrere Ebenen der Interpretation innerhalb des Materials. Sie sind zwar politisch und sozial realistisch, aber auch persönlich und manchmal voller Verzweiflung, jedoch nicht immer ohne Hoffnung oder gar Lösungsansätze. Die negativen Zustände, die beschrieben werden, entstanden aus der Trauer um das, was wir verlieren, wenn wir weiterhin gleichgültig zusehen während das Böse herrscht. Damit ist nicht „Gut“ und „Böse“ in religiösem oder ideologischem Sinne gemeint – es ist vielmehr in einem humanistischen Bezugsrahmen zu verstehen.
Das Cover des Albums wurde vom Künstler Phillip Janta kreiert – es stellt eines der vielen tragischen Ereignisse während der europäischen Flüchtlingkrise im Jahr 2015 dar. Ein Vorfall, der durch ein ikonisches Foto in unser kollektives Gedächtnis geätzt wurde: Wir können uns alle an das Bild des ertrunkenen Jungen am Strand erinnern. Für ihn ist jede Hoffnung verloren, aber wir sind immer noch hier können diesen unaussprechlichen Horror beenden indem wir kämpfen, lieben und leben – als ob es Hoffnung gäbe.
Die Gigs finden übrigens meist in den natürlichen Umgebungen für die konfrontativ aggressive und politisch angeheizte Musik der Band statt.
Hörprobe auf YouTube:
Track list:
1. Bløder blod
2. De skyder
3. Kødet er dødt
4. Alt falder sammen
5. Grådigheden selv
6. Sulten i seng
7. Du glemt
8. Alt er noget lort
9. …som hvis er var et håb
10. Håbløst
Band: PARASIGHT
Title: At leve som hvis der var et håb
Release date: March 9th 2018
Label: Indisciplinarian & Modstand Records
Lydia Dr. Polwin-Plass
Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de