Review: LIGHT THE TORCH – REVIVAL
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNews 17. April 2018 Reviews
Nach fünf Jahren DEVIL YOU KNOW kehren HOWARD JONES, FRANCESCO ARTUSATO und RYAN WOMBACHER als LIGHT THE TORCH unter neuer Flagge und mit einer musikalischen Neuorientierung zurück. „Revival“ setzt als Debüt-Album klar neue Zeichen. Mit modernem Metal gehen LIGHT THE TORCH andere Wege als die Vorgänger-Band. „Revival“ glänzt mit packenden Mid-Tempo-Hymnen, groovt kraftvoll und setzt sich gnadenlos im Gehörgang fest.
Nach einigen Kämpfen und Streitereien wurde THE DEVIL YOU KNOW eingestampft und anschließend LIGHT THE TORCH vom L.A.-Dreiergespann Howard Jones (Gesang), Francesco Artusato (Gitarre) und Ryan Wombacher (Bass) ins Leben gerufen. Aber nicht nur der Name der Band sollte neu sein, sondern auch die musikalische Orientierung. „2016 war ein sehr hartes Jahr für uns als Band, sowohl persönlich als auch beruflich„, erzählt Sänger Howard Jones Nuclear Blast. „Während wir mit einigen Line-Up-Änderungen zu kämpfen hatten, hatten wir auch Probleme mit der Verwendung unseres Bandnamens. Gleichzeitig habe ich versucht, mit dem Verlust meines ältesten Bruders fertig zu werden, was mir mein Herz gebrochen hat. Diese Zeit hat uns jedoch auch zusammengeschweißt wie nie zuvor und so haben wir alle gemeinsam gekämpft, weil wir uns dem Krieg gegenübergesehen haben. Und wir überlebten. Am Ende wurde uns klar, dass wir eine richtige Band waren und beschlossen, ein Album zu machen, das unsere Widerstandsfähigkeit repräsentiert. Wir haben es aus den tiefsten Abgründen wieder nach oben geschafft und die Dunkelheit um uns rum besiegt – und so erzählt unser Name buchstäblich, was wir durchgemacht haben.“
Um eine leuchtende Fackel in der Dunkelheit zu sein, stellen LIGHT THE TORCH ihren Sound deutlich moderner auf. „Revival“ wird beherrscht von groovenden Midtempo-Nummern, die verschiedene Einflüsse von modernen Metalvarianten beherbergen. Vieles geht in eine hymnische Richtung, aber ohne ins Kitschige abzudriften. Extreme Spielarten fehlen auf „Revival“ fast gänzlich. „Es war Zeit für eine Veränderung. Es war Zeit für uns, unsere Flügel weiter auszustrecken. Wir haben all unseren Fokus auf die Songs gelegt. Die Strukturierung ergibt mehr Sinn. Ich konzentrierte mich auf Melodie und Harmonie und legte voll los. Alles in allem war es der perfekte Sturm! Wir hatten so viel Spaß bei den Aufnahmen, weil es keinerlei Einschränkungen gab, außer ein wirklich heavy und zugleich einprägsames Werk zu schaffen,“ führt der ehemalige KILLSWITCH ENGAGE-Frontmann weiter aus.
So sind die Songs recht kurz, knackig und schnörkellos. Schon beim Opener „Die Alone“ wird deutlich, dass sich Howard Jones´ Stimme dieses Mal in seichteren Gefilden bewegt. Weniger aggressiv und weniger extrem wechselnd, sondern emotionaler, aber gewohnt ausdrucksstark kommt der Ausnahmesänger daher. Das ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch in diesem Gewand lässt sich diese Stimme der Magie nicht berauben. „Ich schreibe kitschige Songs“, beschreibt Jones den Entstehungsprozess von „Revival“. „Bei allem was wir durchgemacht hatten, gab es eine ganze Fülle von Emotionen und Geschichten zu erzählen. Manche sind Fiktion. Manche sind echt. Einige beziehen sich auf mich selbst, andere nicht. Wenn man genau hinhört weiß man genau wo wir herkommen und wo wir hingehen.“ Weiterhin erklärt der Sänger: „Jeder hat einen Weg. Es wird immer seltsame und unerwartete Wendungen geben. Wichtiger als der Kampf ist, wie man damit umgeht und was man daraus macht. Ich weiß nicht, was das alles in uns ausgelöst hat, aber wir haben es in unsere Musik übersetzt. Dieses Album zu machen war unsere Bestimmung!“
An den Drums wird LIGHT THE TORCH von EXTINCTION A.D.-Schlagzeuger Mike „Scuzz“ Sciulara unterstützt und die Produktion übernahm WOVENWAR- und AS I LAY DYING-Bassist bzw. Produzent Josh Gilbert.
Aber auch, wenn „Revival“ tolle Songs, wie den Kracher „Die Alone“ oder die tolle Midtempo-Hymne „The Safety Of Disbelief“ enthält, gibt es ein paar Punkte, die Wasser auf die Fackel gießen und „Revival“ etwas holpern lassen. Zum einen singt Howard Jones nicht ganz so intensiv und energisch wie bei KSE, obwohl das Gesangsgenie auch die leiseren Töne mühelos und ausdrucksstark meistert. In der neuen musikalischen Umgebung fehlt aber irgendwie der stimmliche Knalleffekt früherer Meisterwerke. Deutlich wird das bei Songs wie „Virus“, die bei aller Qualität irgendwie dahinplätschern oder einer atmosphärischen Nummer wie „The Great Divide“, der es einfach an Tiefgang fehlt. Den größten Punkteabzug, wenn wir welche bergeben würden, gabe es aber für den weichgespülten Background-Gesang, der Songs wie „The God I Deserve“ oder „Raise The Dead“ die Intensität aussaugt.
Fazit: Insgesamt ist „Revival“ aber ein abwechslungsreiches, mächtig groovendes und durchaus gelungenes Album mit einer Menge Highlight. Vor allem von „Die Alone“ und „The Safety Of Disbelief“ kann sich der Metalhead sehr leicht mitreißen lassen. Die etwas ungewohnte Umgebung für Howard Jones´ Stimme ist wohl nur eine Frage des Gewöhnungseffekts. Mit etwas Feintuning sollte von LIGHT THE TORCH noch Großes zu erwarten sein. Wichtig ist erst einmal, dass Howard Jones zurück ist.
Anspieltipps: Die Alone, The Safety Of Disbelief, The Sound Of Violence, Judas Convention
Review: Michael Glaeser
Tracks
01. Die Alone
02. The God I Deserve
03. Calm Before The Storm
04. Raise The Dead
05. The Safety Of Disbelief
06. Virus
07. The Great Divide
08. The Bitter End
09. Lost In The Fire
10. The Sound Of Violence
11. Pull My Heart Out
12. Judas Convention
Line up: Howard Jones – GesangFrancesco Artusato – GitarreRyan Wombacher – BassMike Sciulara – Schlagzeug
Einbettungscode Youtube von „Die Alone“: