Review: EARTHLESS – Black Heaven
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNews 18. April 2018 Lydia Dr. Polwin-Plass
Am 16. März 2018 hatten EARTHLESS eine Überraschung bereit! Während die letzten drei Alben der Band vorrangig psychedelisch und voller instrumentaler Space Rock Jam-Tracks waren, ist das neue und damit vierte Album „Black Heaven“ völlig anders.
„Dieses Album ist etwas komplett Neues“, so Schlagzeuger Mario Rubalcaba im Gespräch mit Nuclear Blast. „Es enthält sechs Songs und, zu Jedermanns Überraschung, sind ca. 70% der Songs sogar mit Gesang. Wahrscheinlich ist dies der Tag, an dem wir nicht mehr als reine Instrumentalband eingestuft werden…“
Nur zwei der sechs Tracks auf dem neuen Album sind instrumental, einer davon ist sogar ziemlich kurz, weniger als zwei Minuten lang. „Es war nicht geplant, ein Album mit Gesang zu machen“, erörtert Rubalcaba. „Auf unseren vorherigen Alben war Mike für die meisten Riffs verantwortlich, aus denen dann unsere Jams entstanden sind. Dieses Mal hat Isaiah seinen Pep und seine persönliche Note mit eingebracht, was den größten Unterschied zu unseren letzten Alben ausmacht: Isaiahs Einfluss. Es war ein Risiko für ihn uns diese Ideen zu präsentieren, da er nicht wissen konnte, ob wir es mögen würden. Doch wie alles, was wir machen, hat es sich auch dieses Mal völlig natürlich angefühlt, diesen Schritt zu gehen.“
Als Rubalcaba, Mitchell und Bassist Mike Eginton im Jahre 2001 EARTHLESS als rein instrumentale Psychedelic-Band gründeten, wurden sie andauernd gefragt: „Sucht ihr eigentlich nach einem Sänger?“ – „Das war jahrelang ein Running Gag von uns“, amüsiert sich Rubalcaba. „Doch wir wussten schon immer, dass Isaiah singen kann und dass er eine tolle Stimme hat. Wir haben bereits hier und da einige Cover gespielt oder einen Song für ein bestimmtes Projekt bzw. eine Zusammenarbeit geschrieben, doch uns zuvor nie weiter auf Songs fokussiert, die mit Gesang arbeiten. Es war sehr erfrischend, dieses Element auf unserem neuen Album miteinzubringen.“
Black Heaven hat neben der psychelischen Schiene einen erdigen Klassik-Rock-Sound. Insofern hebt sich das Album klar von seinen beiden Vorgängern ab. “Für mich persönlich ist unsere psychedelische Seite sehr wichtig”, offenbart Rubalcaba. „Aber ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob wir in musikalischer Sicht immer auf der ‘verrückten Seite‘ bleiben werden. Auch auf der neuen Platte gibt es einige psychedelische Ausflipp-Momente, aber wir waren auch schon immer große Fans von Classic Rock-Acts wie ZZ TOP, JAMES GANG, ALLMAN BROTHERS – und natürlich CREAM. Ohne CREAM gäbe es kein EARTHLESS, sie sind sowas wie die Urgroßväter aller Power-Trios! Einflüsse wie diese kommen auf der neuen Scheibe stärker zum Vorschein. Für mich ist unser Albumopener ‚Gifted By The Wind‘ beispielsweise eher an JAMES GANG oder ZZ TOP angelehnt, als an die FLOWER TRAVELLIN’ BAND oder ähnlichem Krautrock-Zeug. Mit den ganzen Gesangspassagen und Harmonien dazu geht das Album also ganz klar in eine etwas andere Richtung für uns.“
„Als wir wieder alle gemeinsam in einem Raum waren, um ein neues Album für EARTHLESS zu schreiben, hatten wir alle etwas Schiss. Wir fragten uns: ‘Wie bekommen wir es hin, dass unser neues Album nicht wie unser vorheriges klingt?‘“ so Rubalcaba. „Es stand immer diese Frage im Raum, wie wir es schaffen sollten, unser letztes Album noch zu toppen. Doch als wir mit der neuen Scheibe fertig waren, waren wir begeistert und sprachlos – denn wir haben es geschafft. Wir haben etwas komplett Neues erschaffen, mit dem wir überglücklich sind!“
Aufgenommen wurde das Album im renommierten Rancho de la Luna Studios in Joshua Tree, Kalifornien, wo auch viele andere Stars bereits erfolgreich werkelten.
Der Albumtitel wurde dem etwas längeren, ein wenig düsteren Instrumentaltrack gewidmet. Deshalb nannten EARTHLESS ihr Album „Black Heaven„, wie den Song Nummer Fünf.
Das Album startet mit einer erdigen Rocknummer mit einem Gesang, der ein wenig an Zak Wild’s Black Label Society erinnert. „Gifted by the Wind“ marschiert wohlwollend vor sich hin und verspricht viel für das was danach noch kommen möge. Geile Gitarrensoli in verschiedensten Soundkleidern werten den Song noch dramatisch auf. Im Laufe seiner über sechsminütigen Spiellänge steigert er sich immer mehr zu einem sensationellen Rockgewitter.
Der zweite Song „End to End“ beginnt gewollt gruselig, chaotisch experimentell und man ist richtig erleichtert, als die Instrumente zum waschechten Rock einsetzen. Es dauert Gott sei Dank nicht lang bis der Song richtig abgeht.
Beim dritten Stück „Electric Flame“ höre ich wieder eine starke Ähnlichkeit zu BLS, was natürlich niemals falsch sein kann.
„Volt Rush„, der vierte Song, fetzt wie der Name schon sagt, ordentlich mit einer gespannten Ladung von 100.000 Volt dahin. Und den fünften hatte ich ja bereits erwähnt.
„Sudden End„, das sechste und letzte Lied, beendet das Album gar nicht so sudden (plötzlich) wie man erwarten würde, denn der Song dauert über acht Minuten. Er startet ruhig und ein bisschen experimentell psychedelisch und groovt dann angenehm vor sich hin. Auf alle Fälle ein würdiger Abgang.
Fazit: Black Heaven ist ein sehr angenehmes Album – etwas für späte Stunden und durchgemachte Nächte. Ein ganz kleiner Rest an Psychedelic Rock ist noch zu erkennen, das Gros ist aber erdiger Rock vom Feinsten. Nicht nur wer Black Label Society mag, wird seine Freude an dem neuen Werk von EARTHLESS haben.
Band: Isaiah Mitchell | Gitarre/Gesang, Mario Rubalcaba | Schlagzeug, Mike Eginton | Bass
Hörprobe auf YouTube:
Lydia Dr. Polwin-Plass
Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de