Review: Ashenspire „Speak Not Of The Laudanum Quandary“
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNews 8. November 2017 Reviews
Des Briten Imperialismus aus einer schwarzmetallischen Perspektive. Wer meint, schon viel gehört zu haben und so leicht nicht an die Grenzen seiner Hörgewohnheiten zu gelangen, der mag mit dem Debut „Speak Not Of The Laudanum Quandary“ von Ashenspire eines Besseren belehrt werden.
Der Begriff Avantgarde vor dem Black Metal lässt genug Spielraum, um auch diese sehr spezielle Band zu beschreiben, dennoch haben sie einen einzigartigen Sound. Als am ehesten vergleichbare Bands werden gerne A Forest of Stars und Vulture Industries genannt. Alles Vertreter einer neuen britischen Szene, die sich sehr deutlich vom norwegischen Death Metal abhebt.
Der Titel des vorliegenden Erstlings, der 2013 in Glasgow gegründeten Band bedeutet im Deutschen „Sprich nicht über das Laudanum Dilemma“. Die Lyrics erzählen laut Band von den Absurditäten und Tragödien, die der britische Imperialismus mit sich brachte. Laudanum ist eine Opiumtinktur, die bis ins 20. Jahrhundert als Schmerzmittel und zur Förderung der Kreativität beliebt war. Es wurde für und gegen alles Mögliche verschrieben und spielte eine Rolle in Künstlerkreisen.
Die kritische Haltung der Texte ist erfrischend anders, als die gern romantisierenden patriotischen Texte des Genres.
„A Series of observations on the less antiquarian and perhaps incriminating aspects of scottish and indeed british imperial history. In order to evoke certain understandings as to why it is that we sit here atop a mountain of bone while others drown in their own filth in gutters that we dredged.“
Bereits an der Sprache bekommt man eine Ahnung vom hohen Anspruch der Band, dies ist kein Klamauk, das Album erzählt eine Geschichte.
Schwere Riffgewitter bilden die Basis, im Vordergrund stehen zumeist aber die fließende Geige von James Johnson und der Gesang. Das Schlagzeug wirkt oft wie Beiwerk, um die Songs zu akzentuieren. Immer wieder bieten ruhigere Breaks Raum für einen neuerlichen Ausbruch an Not und Verzweiflung. Da und dort eingestreute Sounds, wie zB das Glockenspiel und das Piano im hinteren Teil von „A Beggar’s Belief“ klingen traumhaft im doppelten Sinne. Sanfte, wunderschöne Intros sind nur das Vorspiel zu einem Inferno der Verzweiflung und der Qual.
Mit theatralischer, anklagender Stimme berichtet Sänger und Drummer Alasdair Dunn in einem Mittelding aus Rezitativ und Gesang von Siechtum, Tod und Verdammnis.
Oft scheint es, als spielten die einzelnen Instrumente ihr ganz eigenes Ding, und ergänzten sich trotzdem zu einem funktionierenden Ganzen, wie ein Bild aus Rasterpunkten, das man erst aus der Entfernung erkennt. Wie diese Musik so derart eindrucksvoll funktioniert bleibt ein Rätsel.
Fazit: Die Songs sind komplex, düster, theatralisch, eindringlich und exzentrisch, ohne jedoch jemals pathetisch zu werden. Es ist schwer möglich, einen Anspieltip zu benennen, die Songs stehen sich stilistisch sehr nahe, ohne langweilig zu werden.
Insgesamt ein sehr komplexes und forderndes Werk, das mehrere Male gehört werden will, bevor es sich erschließt. Absolut empfehlenswert!
Erschienen am 20. Jänner 2017 bei Code666 Records
Line Up: Petri Simonen: Bass, Fraser Gordon: Guitars, James Johnson: Violin, Alasdair Dunn: Vocals, Drums
Tracklist:
Restless Giants
The Wretched Mills
Mariners at Perdition’s Lighthouse
Grievous Bodily Harmonies
A Beggar’s Belief
Fever Sheds
Speak Not Of The Laudanum Quandary
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