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Review:  ANNISOKAY – ARMS Review:  ANNISOKAY – ARMS
Am 17. August hauen ANNISOKAY ihr neues und mittlerweile viertes Metalcore-Werk „Arms“ raus. Die Truppe aus Halle an der Saale zeigt mit ihrer neuen... Review:  ANNISOKAY – ARMS

Am 17. August hauen ANNISOKAY ihr neues und mittlerweile viertes Metalcore-Werk „Arms“ raus. Die Truppe aus Halle an der Saale zeigt mit ihrer neuen Scheibe, wie moderner, melodischer Metalcore klingen sollte: Aggressive Shouts werden mit melodiös-emotionalem Klargesang gekontert. Kraftvoll aggressive Drums fusionieren gekonnt mit rockig-rhythmischen Gitarren. Brutale Härte wird mit gefühlvollen Melodien umspült. ANNISOKAY findet auf „Arms“ die perfekte Balance dieser gegensätzlichen Elemente.      

2007 gründeten Christoph Wieczorek und Norbert Rose ANNISOKAY in Halle an der Saale und ließen sich beim Bandnamen von Michael Jacksons´s „Smooth Crimial“ inspirieren. Auf ihre musikalische Ausrichtung hatte das zum Glück keinen Einfluss. Stattdessen steht Mitte August mit „Arms“ der mittlerweile vierte Release des Fünfers ins Haus, bei dem ANNISOKAY melodiösen, modernen Metalcore aus den Boxen hauen.

Mit dem Titel „Arms“ will ANNISOKAY die Ambivalenz und die große Bedeutung dieses Wortes andeuten, gibt dem Metalhead aber den Freiraum, ob es sich um Be- oder Entwaffnen, geschlossene oder offene Arme oder ein Zeichen des Triumphes oder der Hilfslosigkeit handelt.

Mit dem Songwriting begann Mastermind und Musikproduzent Christoph Wieczorek bereits während der ausgiebigen 2017er Tour. Aktuelle Soundtrends und genretypische Klischees sollten hierbei bewusst außen vor bleiben.  „Ich habe aufgehört mir neue Bands anzuhören und mich zu fragen, welche derer Sounds oder Ideen ich für ANNISOKAY ausprobieren könnte und was deren Fans daran gut finden. Stattdessen gab es nur mich und meine Gitarre und ich begann draufloszuschreiben! Es geht um Emotionen und darum, die Geschichten der Songtexte, welche zunächst größtenteils von Bassist Norbert geschrieben werden, in Musik zu verpacken“ beschreibt Gitarrist/Sänger Christoph den Prozess. „Der Aufnahmeprozess zu „Arms“ war sehr lang und intensiv. Schlaflose, aber kreative Nächte wurden in dieser Zeit zur Normalität. Nachts arbeiten wir am liebsten. Da stört uns niemand, alles ist ruhig und der ganze Geist kann sich viel besser auf die Kreativität konzentrieren“ erzählt Christoph, der auch Produzent und Besitzer eines brandneuen und modernen Tonstudios in Halle an der Saale ist, weiter.Annisokay - Arms - Artwork

Musikalisch bietet „Arms“ eine ganze Bandbreite an Metalcore-Entwicklungsvarianten. Im Kern des Geschehens steht neben rockigen Gitarren (ohne Soli) ein gesangliches Zwiegespräch zwischen aggressiv-harten Shouts und melodiösem, emotionalem Klargesang. An den teils sehr weichgespülten und durchsynthetisierten Klargesang a la Disney Highschool-Musical hat man sich bei modernen Metalcore-Bands heutzutage natürlich schon gewöhnt. Schließlich ist das Genre im Mainstream angekommen.

Der Klargesang ist in den Songs auf „Arms“ passenderweise in den rockigen, eingängigen, aber auch sehr mitreißenden Refrains angesiedelt, während die Shout in den Strophen ordentlich Druck aufbauen. Das Ganze wird durch einen kraftvoll wummernden Bass und energiegeladene Drums rhythmisch in Form gebracht. Untermalt werden die Songs mit Synthesizer-Klängen im Stile der 80er („Humanophobia“), die teilweise an Depeche Mode erinnern („Escalators“).

Insgesamt holten sich ANNISOKAY durchaus Inspirationen aus den 80ern, wie Mastermind Christoph erklärt: „Bei diesem Album haben wir uns an Sounds aus den 80ern und frühen 90ern bedient. Wir lieben die Klangästhetik der Synthies aus dieser Zeit und fanden die Stimmung super passend zu unseren neuen Songs!“.

Auch das Booklet ist im Stile der 80er gehalten.  Songtechnisch startet „Arms“ mit „Coma Blue“, das mit typischen Metalcore-Elementen und direkt dem gesanglichen Schlagabtausch der Scheibe ordentlich Anschub leistet. Das folgende „Unaware“ ist eine schwungvolle Mitgehnummer mit Ohrwurmfaktor. „Good Stories“ ist eine Art Powerballade und sehr packend. Im energischen und explosiven „Full Automatic“ finden sich passenderweise Hardcore-Einflüsse, welche sich auch im sehr sphärischen „Private Paradise“ (mit seltsamem Sprechgesang) zeigen. Die 80er-Jahre-Synthesizer fallen in Songs auf, wie „Escalators“ und „Humanophobia“, wobei letzterer der härteste Song auf „Arms“ ist. Ruhiger startet „Innocence was here“ (mit Klavier) zwar, mündet aber in einem emotional-energischen Knalleffekt. „End of the world“ dagegen bleibt durchgängig rockig ruhig. Etwas alternativ-rockiger kommt auch „Sea of trees“ daher. Als kraftvoll und etwas gefühlsdüster entpuppt sich das späte „One Second“. Den Abschluss findet „Arms“ mit der flotten Durchschnitts-Metalcore-Nummer „Locked Out, Locked In“.

Der Sound auf „Arms“  ist roher und authentischer geworden. So wurde zum Beispiel auf digitale Drum-Samples verzichtet.  Als zusätzlichen Produzenten haben ANNISOKAY neben Christoph für „Arms“ Benny Richter an Bord genommen, der bereits Größen wie CALIBAN oder EMIL BULLS produzierte. Die Zusammenarbeit beschreibt Christoph Wieczorek: „Die Arbeit mit Benny war großartig! Wir haben uns zusammen jede der Songideen bis ins kleinste Detail angeschaut und die Schwächen und Stärken der Songs analysiert. Dabei sind oftmals kleine Änderungen entstanden, die am Ende den großen Unterschied gemacht haben. Benny hat ein super Verständnis von Harmonien und Akkorden und so brachte er teilweise einen musikalischen Einfluss in die Songs, den man in diesem Genre heutzutage nur selten zu hören bekommt. Bei meiner eigenen Musik bin ich eigentlich sehr resistent gegen Gänsehaut. Aber dieses Mal bekam ich dieses Gefühl bei vielen musikalischen Momenten, selbst noch nach wochenlanger Arbeit an den Songs.“

Fazit: Insgesamt ist “Arms” ein solides, modernes Metalcore-Album, das viele mitreißende Songs und Momente enthält und häufig gefühlvoll, melancholisch angehaucht ist. Die Songs haben mit (fast) durchgängig unter vier Minuten das richtige Format, um extrem griffig und packend zu sein. ANNISOKAY machen mit „Arms“ einen positiven Entwicklungsschritt und haben nun viele neue Songs im Gepäck, um live für jede Menge Stimmung zu sorgen.

Anspieltipps: Unaware, Coma Blue, Innocence Was Here, One Second

Review: Michael Glaeser

Tracks

  1. Coma Blue 3:23
  2. Unaware 3:50
  3. Good Stories 4:19
  4. Fully Automatic 3:52
  5. Sea Of Trees 3:30
  6. Innocence Was Here 3:35
  7. Humanophobia 3:41
  8. End Of The World 3:26
  9. Escalators 3:19
  10. Private Paradise 3:21
  11. One Second 3:48
  12. Locked Out, Locked In 3:52

Line up: Dave Grunewald – Gesang, Christoph Wieczorek – Klargesang, Gitarre, Philipp Kretzschmar – Gitarre, Norbert Rose – Bass, Nico Vaeen – Schlagzeug

Hörprobe auf Youtube von „Unaware“:

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