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Nachbericht: URBAN PRIOL mit TILT! 2023 im halbNeun Theater Darmstadt Nachbericht: URBAN PRIOL mit TILT! 2023 im halbNeun Theater Darmstadt
URBAN PRIOL hat sich gestern in Darmstadt selbst übertroffen. Sein satirischer Jahresrückblick TILT! ist mittlerweile eine feste Institution in der Bundesrepublik geworden. Gestern im... Nachbericht: URBAN PRIOL mit TILT! 2023 im halbNeun Theater Darmstadt

URBAN PRIOL hat sich gestern in Darmstadt selbst übertroffen. Sein satirischer Jahresrückblick TILT! ist mittlerweile eine feste Institution in der Bundesrepublik geworden. Gestern im halbNeun Theater legte der Kabarettist aber noch mal eine Schäufelchen drauf. Er war großartig!

2023 – das Jahr der großen Unsicherheiten und 1000 Fragen. Werden wir uns in diesem Winter – wie ja auch im letzten Jahr schon – wieder zu Tode frieren, weil kein Gas mehr aus Russland kommt und noch schlimmer, weil die Heizungen ja schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben und damit ihre Existenzberechtigung verlieren? Müssen wir jetzt alle unsere Häuser in Styropor wickeln? Nehmen uns – wie der umstrittene Bundesvorsitzende der CDU Friedrich Merz behauptet – die Flüchtlinge die Arbeitsplätze weg obwohl sie ja gar nicht arbeiten dürfen? Oder kommen sie, wie er meint, alle nur in unser Land, um ihre Zähne reparieren zu lassen? Und das „bis auf die Zähne bewaffnet? „Wie geht das, wenn die Zähne ja gar nicht vorhanden sind?“ Woher nehmen wir die 60 Milliarden, die uns jetzt beim „Transformationsfond“ für den Klimawandel fehlen? Wird das Gastgewerbe bei der Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz noch mal die eh teilweise schon unverschämten Preise weiter erhöhen, obwohl die meisten sie ja gar nicht gesenkt haben als sie niedriger waren? Priol spricht von einer natürlichen Auslese, die dann passieren wird. Wird die Schuldenbremse unser Sozialsystem kippen und warum ist es in Krisenzeiten überhaupt Thema das sogenannte „Sondervermögen“ auf Null zu bringen anstatt alles wieder ins Lot? Auch bei privat aufgenommenen Krediten sollte von Sondervermögen gesprochen werden. „Wenn man dann auf die Bank geht und der Beamte sagt: ‚Sie stehen ja schon knietief im Dispo‘ sagt man dann einfach: ja ich weiß, das ist mein Sondervermögen. Was krieg ich dafür an Zinsen?

Und warum wird Till Schweiger nicht untertitelt?“ Fragen über Fragen, die sich und uns die Ampel und das Leben stellt, wofür wir aber keine Antworten bekommen.

Und jeden wichtigen wirtschaftlichen Trend verpassen wir: Man denke nur an den peinlichen Auftritt der deutschen Autoindustrie auf der Automesse in Shanghai. Als die Chinesen mit einer Innovation nach der anderen aufwarteten, waren wir stolz auf ein paar lächerliche SUVs, die neben den chinesischen Errungenschaften blass aussehen. Denn wie die Wirtschaftswoche treffend sagt: „Lorbeeren aus der Verbrennerzeit welken schnell

Und Gnade uns Gott, wenn dann Donald Trump aus dem Gefängnis heraus – in Amerika tatsächlich möglich – regiert. Das Publikum im halbNeun Theater verfällt kurz in Panik als Priol das Thema auf den Tisch legt. Denn so grotesk es klingt – das kann tatsächlich geschehen.

Priols Lieblingsopfer neben Merz und ehemals Merkel ist Markus Söder. Er bekam natürlich wieder ordentlich sein Fett weg. Und natürlich unser kraftloser Bundeskanzler Olaf Scholz, den man laut Priol „ja nicht parodieren kann, denn dafür müsste man ja Pantomime können.

Selbstverständlich blieb auch der aktuelle Albtraum aller Entscheidungsfindungen Christian Lindner und seine FDP nicht verschont. Von der ewigen Oppositions- und Blockierpartei in der Regierung und der gesamten EU, wünscht man sich eigentlich nur eines: sie sollte endlich mal zu einem Thema kein Statement abgeben und mal die anderen entscheiden lassen. Als aktueller Finanzminister ohne jeglichen wirtschaftlichen Background, der, im Gegenteil, eigentlich alle seine Startups (3 in Summe) gegen die Wand gefahren hat, entpuppt sich immer mehr als Fluch der Menschheit. Frei nach dem Motto: wenn man in der freien Marktwirtschaft mangels Qualifikation nichts reißt – für die Politik reicht’s immer noch. PRIOL brachte einen besseren und witzigeren Spruch, aber vom Sinn her gleich.

Äußerst witzig auch die Parodie auf Hubert Aiwanger, Vorsitzender der Partei Freie Wähler, stellvertretender bayerischer Ministerpräsident und bayerischer Wirtschaftsminister. Wenn er als überzeugter Jäger hört, dass sich im Wald ein Wolf oder Bär umtreibt, ist für ihn klar: „Knoll man ob„.

Größtes Problem unseres Landes: Die AFD mit ihren ewig Gestrigen. Nach dem angeblichen Anschlag auf Chrupalla, konnten im Blut des Politikers keinerlei toxische Substanzen nachgewiesen werden. „Das hat mich dann wieder überrascht, denn wenn man etwas im Blut von AFD-lern auf jeden Fall vorfindet, dann ist es das Gift, das sie täglich verspritzen. Schwindel, Übelkeit, Brechreiz und Kopfschmerzen sollte die natürlich Reaktion sein, die eine Konfrontation mit der AFD bei jedem Demokraten auslösen sollte.“

Und Friedrich Merz fordert nur und fördert als Oppositions-Pascha trübe Halbwahrheiten aus seiner Populistenpipeline, mit der er seine eigene Brandmauer zur AfD zu untergraben hofft. Urban Priol seinerseits reibt sich verwundert die Augen und fragt sich: „Meinen die das eigentlich ernst? Wollen sie uns wirklich unsere Arbeit so leicht machen?“

Besonders oft wurde in Priols Programm die Panikmache der Politiker thematisiert, das Arbeiten mit der Angst des Volkes, „das  ja seit Jahrhunderten als Geschäftsmodell der katholischen Kirche perfekt funktioniert.“

Und schuld an dem ganzen Desaster ist letztlich Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz der Bundesrepublik Deutschland Robert Habeck – zumindest nach Meinung des Volkes und der Politikerkollegen.

Es gab kein politisches Thema des letzten Jahres, das Urban Priol in seinem neuen Programm nicht humorvoll aufgearbeitet hat. Ich bin immer wieder verblüfft, wie er es schafft, einen zum Lachen zu bringen, obwohl es sich ja eigentlich um sehr ernste Themen handelt. Egal ob es um Klimakrise, Inflation, Energiekrise, Flüchtlinge, Kriege und Kriegsgefahr handelt, am Ende wird gelacht. Mit seinem genial trockenen Humor und genial schauspielerischem Talent überzeugt der Aschaffenburger immer wieder. Auch seine Kunst Politiker zu parodieren, macht ihm kein anderer nach.

Fast drei Stunden dauerte das umfangreiche Programm des Großmeisters der verbalen Spitzen. Für mich ist und bleibt er der beste Kabarettist Deutschlands. Der legendäre Jahresrückblick Tilt! 2023 ist ein wahres Pointenfeuerwerk explosiv, aufrührerisch, sarkastisch, aufklärend und unglaublich witzig. Satire vom Feinsten.

Es gibt noch jede Menge Möglichkeiten Urban Priols satirischen Jahresrückblick TILT! zu sehen.

Hier die Termine:

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Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de