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Nachbericht Opeth „Evolution XXX by Request-Tour“ mit Support Vintage Caravan, Arena Wien 20.09.2022 Nachbericht Opeth „Evolution XXX by Request-Tour“ mit Support Vintage Caravan, Arena Wien 20.09.2022
Trotz Mikael Akerfeldts Erkältung gaben OPETH gestern in der Arena Wien alles. Auch der Support Vintage Caravan konnte sich absolut sehen bzw. hören lassen. Nachbericht Opeth „Evolution XXX by Request-Tour“ mit Support Vintage Caravan, Arena Wien 20.09.2022

Trotz Mikael Akerfeldts Erkältung gaben OPETH gestern in der Arena Wien alles. Auch der Support Vintage Caravan konnte sich absolut sehen bzw. hören lassen.

Was für ein Kontrast von Vintage Caravan zu Opeth. Erstere gaben alles, um die große Halle der Arena zum Kochen zu bringen. 935 Gäste fasst jene, ein Teil davon auf der Galerie, ein anderer am Parkett und an den beiden beträchtlichen Tresen, dem Getränk zugewandt.

Vollgas mit ihrem Classic/Prog/Psychedelic/hauptsächlich treibenden und fetzigen Rock, sauber und dynamisch gespielt, erste Klasse die drei Jungs. Das klassische Power-Trio, frei nach Motörhead, Gitarre, Bass, Schlagzeug. Der schöne knurrige, trockene Sound dieser Minimalbesetzung wird veredelt durch häufigen mehrstimmigen Gesang aller Instrumentengruppen. Also bis zu sechs virtuelle Musiker standen mitunter auf der Bühne, könnte man sagen. Gebt den Isländern eine Riesenbühne, Videogedöns und Backgroundsängerinnen, sie könnten das locker bestreiten. In Wacken waren sie übrigens schon einige Male. Lohnenswerte Mitschnitte finden sich an der üblichen Adresse im Netz. Fünf CD’s haben sich auch schon erarbeitet.

Besagter Kontrast also, indem Opeth auf die schön dekorierte Bühne kamen. Dem ordentlich erhitzten Publikum präsentierten sie zunächst „Svekets Prins“ und „Hjärtat vet vad handen gör“ vom sehr proggigen aktuellen Album „In Cauda Venenum“. Beteiligt war wohl auch der Sound, denn die beiden Gitarren wurden sehr leise abgemischt, sodaß die Dynamik der Songs auf der Strecke blieb. Daher ein Abfall im Erregungszustands des Abends aber auch eine Klarstellung seitens der Band, daß es so nicht weitergehen wird.

Ab jetzt befinden wir uns also im leicht schrägen Opeth-Universum, das so einfach nicht ist. Mikael Akerfeldt, verkleidet als Westerngangster mit Gaucho Hut, verkündete dann noch seine bloß 70-prozentige Leistungsfähigkeit, aufgrund einer Erkältung. Kein Problem, es ging trotzdem weiter mit dem Live-Bringer „The Leper Affinity“, zurück zum Opener von „Blackwater Park“ aus 2001. Der damalige Death-Metal funktioniert einfach toll auf der Bühne und ist ein „Crowd Pleaser“, wie es Akerfeldt mit seiner sonoren Bassstimme nennt. Überhaupt strahlt er eine ansteckende Ruhe aus, ganz im Kontrast zum Growling das folgt. Die Songs beziehen Spannung aus dem Wechsel zwischen leisen/langsamen Parts und lauten, schnellen Parts.

Akerfeldt gibt sich als Kumpel, der offen mit dem Publikum interagiert, der seine Songs nicht über Gebühr zu verkaufen sucht. Das ist geschickt, denn am Ende wird das als Understatement gesehen und betont die Qualität der Songs. Ich gehe mit einem Gefühl der Zufriedenheit und Ruhe aus Opeth Konzerten, obwohl gerade Death- Metal gespielt wurde.

Also folgte eine gute Mischung aus Songs, weiter bis zur ersten Zugabe „Sorceress“, die von einem Orkan untermalt wurde: Jemand oder Etwas in der Arena meinte wohl, es wäre Zeit für Frischluft und die Saallüftung auf Stufe Elf aufgedreht. Der Krawall übertönte fast die Ansage von Mikael, aber auch auf dessen Bitte hin fand das Einblasen von Polarluft kein Ende, also spielte man trotzdem.

Als letzte Zugabe, es scheint sich bewährt zu haben, „Deliverance“. Wie zum Beweis ihrer Musikerqualitäten, spielten sie das rhythmisch äußerst vertrackte Finale des Songs mit stoischer Mine herunter. Höchste Konzentration bei allen, denn jeder Fehler wäre hier fatal.

Fazit: Bravourös gemacht, so wie die ganze Show routiniert, aber mit Verve gespielt und jedes mal sehenswert. Ohne die alten Songs von vor über zwanzig Jahren läuft aber nix. Es bleibt abzuwarten, wie die nächsten Scheiben klingen werden und was davon die Fans live lieben werden.

Michael Neumann

Setlist Opeth:

1. Svekets Prins

2. Hjärtat vet vad handen gör

3. The Leper Affinity

4. Reverie/Harlequin Forest

5. Nepenthe

6. Hope Leaves

7. Moon Above, Sun Below

8. The Lotus Eater

9. Allting tar slut

10. Sorceress

11. Deliverance

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