Nachbericht Dong Open Air
NewsRückblicke 25. Juli 2017 Gastbeitrag
Je steiler der Berg desto schöner die Aussicht – das kleine Dong Open Air bei Duisburg in Nordrhein-Westfalen hat sich das zu Herzen genommen. Neben einem atemberaubendem Panoramablick findet man auf der Halde Norddeutschland, oder dem Dongberg, ein kleines, familiäres Festival.
Dieses Jahr knackte das DOA seinen Besucherrekord mit 2600 Leuten (Quelle: http://www.stadt-panorama.de/ausgaben/kamp-lintfort-neukirchen-vluyn-rheinberg/dong-open-air-2017-besucherrekord-aid-1.6953671). Das Wetter war größtenteils gut, sonnig und warm, Freitag gab es zwischendurch einen heftigen Regenschauer und Samstag wechselte warm (mit Sonne) mit leicht frischer Brise (mit Wolke) im Minutentakt.
Lage und Location
Das Dong Open Air findet seit 2001 auf der Bergehalde in Neukirchen-Vluyn statt und ist auch schon von weitem zu sehen, besonders ins Auge fällt das „Hallenhaus“, eine Art Hallengerüst auf einer der Bergkuppen, welches dort als Kunst rumsteht. Das dreitägige Festival bot vom 13. – 15. Juli 2017 28 Bands auf einer überdachten, halbgeschlossenen Zeltbühne.
Allerdings muss man eben auch erst einmal auf den Berg raufkommen. Das Dong empfiehlt die Autoanfahrt, da die Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ziemlich mies sei. Groß ausgeschildert ist das Festival nicht, lediglich der Berg ist eben zu sehen. Am Fuße des Berges, wo ein kleiner Parkplatz ist, werden per Platzanweiser die Ankommenden zu anderen Parkplätzen in der Nähe, etwa schräg gegenüber oder noch mehr in Neukirchen-Vluyn in der Nähe eines Möbelhauses, gelotst. Die Parkflächen sind alle ziemlich klein und reichen nie und nimmer für (grob geschätzt) 1000 Autos, daher gibt es auch so viele verstreute. Dadurch kann leider mit Pech ein gewisser Laufweg verschiedener Länge vom Auto zum Berg entstehen, fünf Minuten, zwanzig, oder vielleicht auch länger, je nachdem, wo man landet.
und Leute angeboten, allerdings fahren davon nicht viele (zwei?) und es sind auch nicht wirklich große Busse, sie haben 16 Sitzplätze +Fahrer. Allerdings kostet ein Sitzplatz 3 €, und ein Sitzplatz ist eben, was man mit sich selbst und seinem Gepäck belegt, da kann sowas schonmal ziemlich teuer werden. Die Busschlangen sind auch sehr lang, da kann locker mehr als eine Stunde zusammenkommen, vielleicht auch zwei. Denn offiziell eröffnet der Campingplatz erst um 10 Uhr morgens am ersten Festivaltag, was natürlich dumm ist, wenn gegen eins schon angespielt wird (wenn auch nicht wirklich etwas explizit wichtiges kommt, aber schade ist es trotzdem). Trotzdem sind schon um 11 Uhr verdächtig viele Autos da und auch nicht wenige Zelte oben. Autos – anscheinend bilden die organisatorisch notwendigen Fahrzeuge wohl eine Ausnahme – dürfen auf den Berg nicht hoch (da laut Dongs Website Landschaftsschutzgebiet). Die ganze Anfahrtsituation ist nicht so cool organisiert, man möchte gar sagen, suboptimal. Die Location ist natürlich toll, aber weder Leute ewig mit viel Gepäck hochlatschen zu lassen noch die Shuttlebusse völlig überteuert zu machen, ist besonders besucherfreundlich. Außerdem nimmt der Shuttlebus keine Paletten und Fässer mit hoch, weil das Dong sein Bier selber verkaufen möchte, um sich zu finanzieren. Was ja auch teilweise berechtigt ist. Aber rechnet mal euren Bierkonsum um, das kann sich kaum jemand leisten. Sollte man Paletten mitnehmen wollen, würde man das auf das Gepäck verteilen müssen.
An besagtem kleinen Parkplatz, der an der „Himmelsleiter“, einer sehr schmalen, langen und steilen Treppe, die aussieht, als würde ganz oben ein alter weißhaariger Asiate auf einen warten, um einem Jahrtausende alte Weisheiten und Kampfkünste beizubringen, fährt der Shuttlebus, gestellt vom örtlichen Busunternehmen. Die Himmelsleiter ist während des Dongs aus Sicherheitsgründen gesperrt, schon beim Angucken fällt man runter. Also bleiben zu Fuß die steilen Serpentinen, für die der Veranstalter „bei durchschnittlicher Fitness“ etwa 15 Minuten Laufweg schätzt, der allerdings mit Gepäck deutlich länger und anstrengender sein muss. Besucher schätzen die Strecke auf plusminus zwei Kilometer, was hinkommen könnte. Wer also hochläuft, dem lege ich wirklich eine Sackkarre oder Bollerwagen ans Herz, und unterschätzt die Steigung nicht. Als Alternative wird ein Shuttlebus für Gepäck
Wenn man endlich oben auf der Bergspitze, die eigentlich aus mehreren Bergspitzen besteht, angekommen ist, sieht man endlich das beworbene Panorama. Zelte können eh nur auf
Hügelkuppen und Ausläufern stehen, denn teilweise ist der Boden extrem steil. Ein Asphaltweg führt einmal über den Berg, teilweise ist er nachts durch paar Lämpchen im Boden beleuchtet. Die sind immer da, denn der Boden gehört zu einer Art Panorama-Wanderweg. Das winzige Infield befindet sich hinter der ersten Hügelkuppe in einer kleineren Senke.
Um das Bühnenzelt herum bildet sich ein kleiner Kreis aus wenigen Essensständen, einem Dong-Merchstand mit humanen Shirtpreisen (Tanktops, Spaghettiträgertops, T-Shirts) um die 20 €, teilweise weniger, einem obligatorischen Shirt-und-Patches-Stand, und die Wacken Foundation ist auch vertreten. Das Essen ist freilich teuer, aber nicht ganz so unverschämt teuer wie auf einigen anderen (Graspop…) und für Festivalpreise vertretbar.
Bändchen gibt es auch erst auf der Hügelkuppe neben dem Infieldeingang, genauso wie die Wertmarken, mit denen man bezahlen kann, und Klopässe. Einige Dixieklos stehen zur Verfügung, Spülklos und Duschen kosten Geld. Dumm: anscheinend ist die Wasserquelle auch dort, dh, man müsste mindestens eine Klomarke kaufen.
Man kann also gegen die Organisation sagen, was man möchte, aber die Lage ist schon unschlagbar. Die relative Winzigkeit des Festivals macht die Wege lachhaft kurz und die Atmosphäre sehr entspannend und ruhig, zwischen den Zelten kann, zumindest an den Bergrändern, angenehm viel Platz gelassen werden. Musikalisch deckt das Festival alles mögliche ab.
Die Bands
Am ersten Tag spielen etwa um halb vier Messiah’s Kiss ihre flotten, eher klassisch und melodisch geprägten Lieder, eine Stunde später tüten die Sisters Of Suffocation mit tieferem Growlen als man bei Frauen für möglich hält, die Bühne ein. Erster Headliner des Festivals ist Ensiferum mit ihren folkinspirierten Melodien und starken Gesangseinlagen – kein Wunder, dass da die Stimmung ebenso abgeht wie die Instrumente einschlagen. Am zweiten Tag wissen Aeverium durch flügelhafte Melodie und Abwechslung von Clear Vocals der Sängerin Aeva Maurelle und den eher rauheren Gesang, manchmal Shouts von Marcel Römer das Publikum zu verhältnismäßig früher Stunde anzulocken. Atomgott mussten ihren Auftritt leider canceln. Zum letzten Abendlicht hin beginnen die Melodic Death Metaller von Dark Tranquillity mit ihren melancholischen Liedern die einsetzende Dämmerung zu begrüßen und Frontmann Mikael Stanne verzaubert seine Fans – ein durchaus gelungenes Konzert!
Danach haut Headliner Iced Earth nochmal richtig einen raus; ihr von einem breiten Feld an Untergenres inspirierter Musikstil findet in vielen Metallerherzen Anklang. Man hört Power Metal-Anleihen heraus, anderes klingt eher thrashy, manches eher nach Progressive Metal, vielleicht für die Basis eine Anleihe an der NWoBHM? Man weiß es nicht genau, aber es klingt super und versetzt rund zweitausend Leute in Euphorie. Am letzten Tag eröffnen Storm Seeker mit ihrer piratigen Musik die Bühne; nachmittags wird es Zeit für den leicht celtic-folk-metaligen Power Metal von Elvenking. Crossplane spielen soliden Rock (’n’Roll) und dann nehmen Gloryhammer das inzwischen sehr volle Zelt mit auf eine weitere intergalaktische Power Metal-Odysee. Die Lieder sitzen, es wird kräftig gecrowdsurft, einer auf einem großen aufblasbaren Einhorn, Thomas Winkler ist in Topform, die Stimme sitzt, Bierdosenhämmer werden geschwungen. Zweifellos waren Gloryhammer mitunter Topacts des Festivals, die Stimmung eigentlich unschlagbar. Nach Memoriam spielen In Extremo, bekannt für ihren soliden und eingängigen Mittelalterrock mit interessanten Instrumenten und fleißigen Gebrauch des Dudelsacks, die letzte Show des DOAs, inklusive Pyroshow mit Feuerstößen und Funkenregen. Die Stimmung ist großartig, die Texte sind bekannt, und noch lange hallt ein Chor von zweienhalbtausend Leuten gut hörbar über das Campinggelände hinaus in die Nacht.
Abreisetag
Am folgenden Tag ist wieder gutes Wetter, abreisefreundlich nennt man das, nicht so abreisefreundlich ist wieder die Organisation mit den Shuttlebussen. Die sollen nur bis 12 fahren, da sind aber noch nicht alle Leute unten, die Orga-Crew bittet das leicht gestresste Buspersonal um Verstärkungsanforderung. Immerhin kann man mit dem Auto an den Fuß des Berges ranfahren und spart sich so das Zurücktragen des Gepäcks. Auch hier könnte man sich für nächstes Jahr irgendwie bessere Organisation einfallen lassen. Abgesehen von dem organisatorischen Chaos ist das Festival nämlich sehr angenehm.
Fazit: Ein kleines, übersichtliches, familiäres Festival mit einem wunderschönen Ausblick, der das Trinken direkt doppelt so schön macht, für erstmal kleines Ticketgeld (60 €), aber die Preise für Shuttle, Klo und Bier hauen ziemlich rein, wenn man alles nutzt. Organisatorisch liegt einiges im Argen. Die Laune, wenn man dann mal oben ist, ist trotzdem gut, von jedem Genre ist musikalisch was dabei und man kann sich auf drei bequeme Festivaltage mit sehr kurzen Laufwegen freuen.
Nachbericht und Fotos: Clara C. Wanning
Weitere Nachberichte findet Ihr unter dem Menüpunkt „Rückblicke„ auf Metalogy.de, dem etwas Metal Magazin.
Metalogy.de, das Wissensmagazin für Metalheads und Rockfans sucht dringend Sponsoren, Werbekunden und Unterstützer. Im Google-Ranking befindet sich Metalogy unter den TOP 3 (auf Platz 3 /Seite 1) der Metal-Magazin-Suche.
Wir würden uns sehr freuen, wenn du unsere Artikel, Termine und Beiträge in den sozialen Netzwerken teilen und die neue Metalogy.de Facebook Seite unter https://www.facebook.com/metalogy.de liken und deine Freunde dazu einladen würdest.
Denn Heavy Metal ist nicht nur eine Musikrichtung sondern eine Lebenseinstellung.
Vielen Dank für deinen Support.