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Metal-Review: PALLBEARER – Forgotten Days Metal-Review: PALLBEARER – Forgotten Days
PALLBEARER sind zurück mit einem neuen Album - "Forgotten Days" ist der vierte Longplayer des Quartetts und wurde bereits 2019  geplant und aufgenommen. Das... Metal-Review: PALLBEARER – Forgotten Days

PALLBEARER sind zurück mit einem neuen Album – „Forgotten Days“ ist der vierte Longplayer des Quartetts und wurde bereits 2019  geplant und aufgenommen. Das neue Werk ist anders als sein Vorgänger „Heartless“ und verzichtet bewusst auf zu komplexe und überladene Kompositionen, um stattdessen mit zermalmenden Grooves und Hooks  aufzuwarten.

PALLBEARER lassen sich schwer schubladisieren. Auf den acht Tracks ihres Neulings widmen sie sich wieder ihren Wurzeln und mischen diesmal einen doomig-metallischen Funken unter ihren Sound, der sofort mitreißt.  PALLBEARER haben auf „Forgotten Days“ eine interessante musikalische Mischung geschaffen. Tracks wie ‚Riverbed‘, ‚Stasis‘ und ‚Vengeance & Ruination‘ enthalten Campbells bis dato beste Gesangsparts und weichen selbst nach Verklingen des letzten Tons noch lange nicht aus den Gliedern. Auf Songs wie  ‚Silver Wings‘, ‚The Quicksand of Existing‘ oder »Forgotten Days«’ und dem fesselnden Finisher ‚Caledonia‘ beweisen PALLBEARER hörbare Zurückhaltung und zeigen, dass ihre Riffs eher Charakter und aufwühlende Gefühlswelten mit sich bringen als t sich in hochkomplexen und zu vertrackten Strukturen zu verlieren.

“Auf »Forgotten Days« erkunden wir das, was für uns natürlich erschien,“ so Rowland gegenüber Nuclear Blast. „Die Songs geben die Richtung für mich an und dann schreibe ich drauf los. Wir wollten Tracks erschaffen, die instinktiv sind und bei denen es Spaß macht, sie live zu performen – und die auch unsere Fans live genießen können.  Wir widmen uns diesmal wieder den groovigeren und härteren Elementen von PALLBEARER. »Heartless« war relativ uptempo und technisch. Dieses Album ist ein wenig offener, aber es haut dich um.“

Thematisch widmet sich die Band der Familie. Dabei geht es um tragische Geschichten, wie Verlust (sowohl physischer als auch immaterieller), die Konsequenzen von privaten Entscheidungen und intensive Aufarbeitung.

„Auf diesem Album finden sich viele Gemeinsamkeiten zu unserem Debüt,“ berichtet Rowland. „Als wir »Sorrow and Extinction« schrieben, war meine Mutter unheilbar krank. Sie starb, als wir die Demos aufnahmen, und seitdem sind 10 Jahre vergangen. Und so lange habe ich auch gebraucht, um mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Damit meine ich, dass all mein Leben danach das Resultat der Tatsache war, dass ich damals »Sorrow and Extinction« gemacht habe. Ich wäre heute nicht hier, wenn ich all das nicht getan und erlebt hätte. All die Jahre habe ich die Frage von mir weggeschoben, zu welchem Menschen mich das gemacht hatte. Als wir »Forgotten Days« schrieben, wusste ich: ‚Jetzt ist es an der Zeit, mich hinzusetzen und über meinen Werdegang nachzudenken.‘ Und um diesen Prozess geht es in den Songs. Sie verarbeiten, was über die Jahre hinweg aus mir geworden ist, in Form eines langen Dialogs mit meiner Mutter. Das ist ein sehr großer Teil des Albums, auch wenn meine Erinnerungen langsam verblassen. Lange Zeit bin ich nicht gerade auf gesunde Weise mit meinen Problemen umgegangen und über die Jahre sind die Erinnerungen nicht mehr so klar, wie ich es mir wünschen würde. Aber auch über meine Reue diesbezüglich schrieb ich.“

“Joe und ich schreiben unsere Texte immer getrennt voneinander”, berichtet Campbell. “Trotzdem sind unsere Lyrics immer wie mit einem roten Faden miteinander verbunden.  Ich weiß nicht wieso. Vielleicht weil wir uns schon so lange kennen. Zwischen »Heartless« und »Forgotten Days« waren wir längere Zeit Zuhause – und das gab uns wohl beiden die Möglichkeit über vieles nachzudenken. Erinnerungen sind ein sehr wichtiger Teil der Platte. Das Zeitvergehen, wie Dinge sich ändern, wenn sich unser Blickwinkel ändert. War die Vergangenheit wirklich so, wie wir sie heute im Kopf haben? Meine Großmutter litt an Alzheimer und meine Mutter musste dabei zusehen, wie sie Stück für Stück zerfiel. Das war die Grundinspiration für den Song ‚Forgotten Days‘. Wenn du einmal deine Erinnerungen verlierst, was bleibt dann noch von dir übrig? Das ist wirklich erschreckend.”

Für „Forgotten Days“ schlossen sich PALLBEARER mit dem Produzenten Randall Dunn (Sunn O))), Earth, Johan Johannson) zusammen. Das Artwork stammt, wie bereits bei „Heartless“ von Künstler Michael Lierly, dem Bruder von Schlagzeuger Mark Lierly. Lierly produzierte ausdrucksstarke Kunstwerke für das Cover, die Rückseite und das Innenbooklet, die allesamt herzzerreißende Bedrückung mit sich bringen und PALLBEARERs vielschichtige lyrische Melancholie visuell einfangen.

Fazit: Forgotten Days ist rau und doch gefühlsgeladen. Eine Evolution, die jenen niedergeschlagenen Übermut enthält, für den die Band seit seit Anbeginn bekannt ist. Alles in allem ein spannendes Album, schwermütig und emotional. Auf jeden Fall hörenswert!

Tracklist:

1. Forgotten Days 6:28

2. Riverbed 6:24

3. Stasis 4:00

4. Silver Wings 12:18

5. The Quicksand of Existing 3:59

6. Vengeance & Ruination 6:53

7. Rite of Passage 4:55

8. Caledonia 7:58

Line-Up

Brett Campbell | Gesang + Gitarre
Devin Holt |
Gitarre
Joseph D. Rowland |
Bass + Gesang
Mark Lierly |
Schlagzeug

 

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de