Metal-Review: OCEANS – THE SUN AND THE COLD
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNEWCOMERNews 11. Februar 2020 Lydia Dr. Polwin-Plass
„The Sun And The Cold“ ist das Debütalbum der deutsch-österreichischen Düstermetaller OCEANS. Hierauf zaubert der Vierer eine düstere Atmosphäre, die von Dunkelheit, Verzweiflung und Wut getrieben ist. Moderner Death Metal wird auf „The Sun And The Cold“ gekonnt mit sphärischem Post Rock, Alternative Metal und Black Metal fusioniert. OCEANS schaffen mit ihrem Debütalbum dunkle Abgründe und atmosphärische Tiefen.
OCEANS ist eine Band von Dunkel-Metallern aus Deutschland und Österreich, die mit ihrem Debütalbum „The Sun And The Cold“ düstere Atmosphären sowie tiefe Abgründe schafft und den Hörer dann an die Hand nimmt und hinüber schweben lässt. Wie der Titel schon andeutet ist „The Sun And The Cold“ ein Album von Gegensätzen, die sich musikalisch durch brutalen, massiven, heftigen Death/Black Metal auf der einen Seite und ein groovendes, eher sphärisches Gemisch aus Post Rock, Alternative Metal und Dark Rock auf der anderen Seite ausdrücken. Die abgrundtiefe Atmosphäre aus Dunkelheit, Verzweiflung und Zorn, die OCEANS erschaffen, lässt sich musikalisch etwa mit Amorphis oder Insomnium vergleichen. Dass sich das Debütalbum vom Sound her aber nicht nach einem Erstling, sondern sehr ausgereift anhört, liegt daran, dass die Musiker bereits tiefgreifende Erfahrungen bei Bands wie Varg, Sintech oder Mathyr gesammelt haben. Dabei war das Projekt bereits seit drei Jahren in der Planung und wurde nun unter dem Namen OCEANS realisiert.
Die gegensätzlichen Stimmungen werden neben den stilistischen Ausprägungen besonders durch den unterschiedlichen Gesang getragen. Gnadenlose, brutale Growls zementieren die Abgründe des Black / Death Metals, wohingegen der sehr starke Klargesang die leichtere, rockige Atmosphäre prägt. Gleich der massive Opener und Titelsong „The Sun And The Cold” demonstriert dieses Zusammenspiel. Wird Anfangs mit stark verzerrten Gitarren und heftigen Blastbeats die Stimmung in den Abgrund gezogen, überkommt einem beim Umschwenken auf sphärische Rock-Klänge mit Klargesang ein melancholisches Gefühl schwebender Leichtigkeit. Diese beiden vermeidlichen Gegenpole werden von OCEANS aber sehr gekonnt miteinander verschmolzen, sodass sie nicht wirklich im Gegensatz zueinander stehen. Das Verbindende ist schlicht und einfach die besondere Atmosphäre, die OCEANS zu erzeugen verstehen. Ähnlich funktioniert auch der gewaltige Hammer „Dark“. Klar im Metal-Bereich angelegt ist die enorm groovende Modern Death Metal-Hymne „Shadows“, bei dem die Gitarrenarbeit teilweise sehr an Amon Amarth erinnert. Auch von „Truth Served Force Fed“ gibt es metallisch was auf die Ohren, wobei Death Metal, Black Metal und ein bisschen Hardcore und Metalcore munter und sehr energiegeladen vermischt werden.
Das eingängigste Stück auf „The Sun And The Cold“ ist sicherlich „We Are The Storm“, das Alternative Metal, Post Rock und Death/Black Metal verbindet und mit einem packenden Refrain den Hörer überwältigt. Dabei wird im Mittelteil richtig extremmetallisch einer raus gehauen. Ähnlich, aber etwas ruhiger geht es bei „Paralyzed“ zu, das sich mit sphärischem Rock in die Gehörgänge fräst und an die modernen In Flames erinnert. Auch „Take The Crown“ und „Legions Arise“ gehören in diese eher rockige Rubrik. Sehr nachdenklich und mit Klavierklängen untermalt drückt das verträumte „Polaris“ die Stimmung. Das düstere „Water Rising“ und seinen atmosphärischen Sprechgesang kann man mit Worten wie experimentell, progressiv, elegisch rockend oder gewöhnungsbedürftig bezeichnen. Zum Abschluss kommt auch die düstere Post Rock-Nummer „Hope“ ohne metallische Härte aus.
Insgesamt gefällt „The Sun And The Cold“ alleine schon, weil musikalisch alles perfekt sitzt. OCEANS schwimmen stilistisch mit ihrem Debüt zwar am Rand eines Wasserfalls, stürzen aber nicht ab. Die düstere Atmosphäre hält die Songs als Einheit zusammen, obwohl sie stilistisch im direkten Vergleich schon recht unterschiedlich sind („Dark“ vs. „Hope“). Wer der Scheibe eine Chance gibt und kein Hardcore-Purist ist, wird an „The Sun And The Cold“ seinen Gefallen finden. Songs wie „We Are The Storm“, „Dark“ und „Paralyzed“ setzten sich im Ohr fest und wirken Tage später nach. So ist „The Sun And The Cold“ ein starkes Debütalbum und es wird sehr spannend zu betrachten sein, ob OCEANS den stilistischen Mix weiterverfolgen oder letztendlich in eine der beiden Richtungen schwenken.
Anspieltipps: The Sun And The Cold, Dark, Shadows,
Tracks
01. The Sun And The Cold 5:34
02. We Are The Storm 6:01
03. Dark 4:23
04. Paralyzed 5:25
05. Take The Crown 3:32
06. Shadows 4:01
07. Legions Arise 3:45
08. Polaris 4:32
09. Truth Served Force Fed 4:34
10. Water Rising 3:34
11. Hope 4:19
Line up:
Timo Rotten – Vocals, Guitar
Patrick Zarske – Guitar
Thomas Winkelmann – Bass
J.F. Grill – Drums
Review: Michael Glaeser
Veröffentlichungstermin: 10.01.2020
Label: Nuclear Blast Records
Video auf Youtube von „Dark“:
Lydia Dr. Polwin-Plass
Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de