Metal-Review: MIR ZUR FEIER – MIR ZUR FEIER
Neue Scheiben, Film- und BuchtippsNEWCOMERNews 6. März 2020 Lydia Dr. Polwin-Plass
Was hat der Lyriker Rainer Maria Rilke mit Melodic Death Metal zu tun? Genau diese Frage beantworten MIR ZUR FEIER mit ihrem selbstbenannten Debütalbum „Mir Zur Feier“. Da treffen massive Riffwände, epische Soli und knackige Grooves auf feine Lyrik.
Dramaturgisch wird dieser Gegensatz perfekt durch die unglaublich ausdrucksstarken und gnadenlosen Vocals von Sängerin Maria Bach umgesetzt. „Mir Zur Feier“ ist eine ganz neue, kraftvolle und hochinteressante Interpretation von Rilkes Schöpfungen. MIR ZUR FEIER nehmen Melodic Death Metal und gehen ihren ganz eigenen Weg damit. Statt von Walhalla und fließendem Met zu singen, setzen sich MIR ZUR FEIER auf ihrem Debütalbum „Mir Zur Feier“ mit der Lyrik von Rainer Maria Rilke auseinander. „Mir Zur Feier“ ist zudem der Name einer frühen Gedichtsammlung Rilkes, der sich MIR ZUR FEIER bedienen. Zu dem Debütalbum gibt es hauptsächlich drei Aspekte anzuführen: Die Musik, den Gesang und die Lyrik.
Zunächst zur Musik an sich: MIR ZUR FEIER hauen richtig fetten Melodic Death Metal raus, der sehr viel Groove hat, sich aber der Dramatik des Textes anpasst und hier und da einen Haken schlägt. Der Sound, den MIR ZUR FEIER kreieren, bildet durch das ganze Album einen roten Faden und das perfekte Fundament für die gesangliche Umsetzung des Rilke-Textes. Trotzdem wird musikalisch viel geboten. Mal geht es dramatisch zu („Sappho“), mal wird basslastiger Rock hinzugenommen („Der Gefangene“) und mal werden die double Basses voll durchgetreten („Mir Zur Feier“). Die Ausdrucksstärke der Musik kommt der Dramaturgie bei der Umsetzung des Textes sehr zu Gute. Der zweite Aspekt ist der Gesang. Sängerin Maria Bach ist einfach eine Granate. Ihre Stimmliche Bandbreite und die enorme Ausdruckskraft sind beeindruckend. Von gnadenlosen Growls über heftige Screams zu rockigem Klargesang und klassischem Gesang bis zum ausdrucksstARken Sprechgesang (kein Rap). Der Gesang spiegelt die Dramaturgie des Rilke Textes perfekt wider und gibt diesem ungeahnte Dimensionen.
Maria Bach ist so etwas wie eine Melodic Death Metal Version von Nina Hagen. Mehr Ausdrucksstärke zwischen Giftigkeit und Blumigkeit geht einfach nicht. Beim dritten Aspekt, der Lyrik, wird es schwierig. Die Lyrik ist textlich ungewohnt, bietet aber gleichzeitig die perfekte Grundlage für Sängerin Maria Bach ihren Gesangskünsten und ihrer Ausdrucksstärke freien Lauf zu lassen. Der Text ist sehr düster und zeigt die dunkle Seite von Rainer Maria Rilke, bei der es sehr viel um den Tod geht. Es ist natürlich das Konzept von MIR ZUR FEIER einen vorgegebenen Text musikalisch neu zu interpretieren. Dabei wird letztendlich aber auch auf die Möglichkeit verzichtet, eine eigene Botschaft durch selbstkomponierte Texte zu transportieren. Insgesamt ist „Mir Zur Feier“ ein richtig geniales Album. Für ein Debütalbum wirken die Songs sehr strukturiert und enorm ausgereift. Bei allen Anforderungen, die der Text und die Dramaturgie mit sich bringen, schaffen es MIR ZUR FEIER daraus allerfeinsten Melodic Death Metal zu machen. Die Texte sind zwar eher schwere Kost und nichts zum Mitgröhlen, die Songs gehen trotzdem ab. Groove hat der Sound von MIR ZUR FEIER zudem mehr als genug. Viel Bewegung in Pit und Nackenmuskulatur sind dabei vorprogrammiert. So ist „Mir Zur Feier“ selber ein Kunstwerk, dass es nicht nur zu bestaunen, sondern abzufeiern gilt.
Anspieltipps: Mir Zur Feier, Städte, Du Dunkelheit
Tracks
- Vorgefühl
- Mir zur Feier
- Totentanz
- Sappho
- Fragmente
- Städte
- Zwischenspiel
- Der Gefangene
- Du Dunkelheit
- Sterbebetten
Line up:
Mara Bach – Vocals
Daniel Vorkamp – Gitarre
Leo Brömser – Bass
René Meistrell – Drums
Review: Michael Glaeser
Veröffentlichungstermin: 22.11.2019
Label: Noizgate Records
Video auf Youtube von „Du Dunkelheit“:
Lydia Dr. Polwin-Plass
Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de