Metalogy.de - Das Magazin für Metalheadz
Interview-Serie 2020 mit MAIK WEICHERT von HEAVEN SHALL BURN – TEIL 2 Interview-Serie 2020 mit MAIK WEICHERT von HEAVEN SHALL BURN – TEIL 2
Wir haben vor ein paar Tagen ein fast zweistündiges Interview mit Maik Weichert geführt. Maik ist Gitarrist und kreativer Kopf von HEAVEN SHALL BURN.... Interview-Serie 2020 mit MAIK WEICHERT von HEAVEN SHALL BURN – TEIL 2

Wir haben vor ein paar Tagen ein fast zweistündiges Interview mit Maik Weichert geführt. Maik ist Gitarrist und kreativer Kopf von HEAVEN SHALL BURN. Aufgrund der Länge des Interviews, veröffentlichen wir es als Serie in mehreren Teilen. Im zweiten Teil erzählt Maik von seinen Privatbesuchen auf Festivals, seiner Aversion gegen das Campen, der Pyrotechnik auf Shows und Vieles mehr.

Und hattest du persönlich irgend ein tolles spezielles persönliches Erlebnis mit der Metalszene, das du vielleicht erzählen möchtest?

Maik: Also zu einem ganz persönlichen Erlebnis zähle ich zum Beispiel solche Momente – das schildere ich auch in der Doku – wenn du zum Beispiel eine Zwischenlandung hast und vorher 15-20 Stunden im Flugzeug gesessen bist, irgendwo ans andere Ende der Welt fliegst und die Leute haben überall die gleichen T-Shirts an, singen die gleichen Texte mit und finden die gleichen Bands geil, die du geil findest. Das ist, glaub ich, so eine Sache. Das haben ja Viele schon festgestellt, dass Heavy Metal eine der wenigen Weltmusikrichtungen ist, die auf allen Kontinenten vertreten ist, in der es diesen Grundkanon gibt und in der auch aktuelle Entwicklungen zeitgleich stattfinden können.

Iron Maiden finden die Leute auf jedem Kontinent geil und wenn Metallica eine neue Platte veröffentlichen, wird das in fast allen Ländern der Welt gleichzeitig diskutiert. Und das schafft kaum eine andere Musikrichtung. Ich fasse diesen Begriff jetzt wirklich ganz weit. Das reicht eigentlich fast vom Punkrock bis zum wüsten Grind-Core.

Was bedeutet denn für dich zum Beispiel Wacken oder überhaupt die Festivals? Und warst du selber auch auf Festival, ohne aufzutreten?

Maik:  Klar, auf jeden Fall, ich bin ja auf Festivals selber als Kind groß geworden und vor der Bühne. Also wenn wir nichts zu tun haben, sind wir schon auch privat auf Festivals. Unser Sänger war sogar jedes Jahr auf Zeltplätzen, als Fan, wenn es sich einrichten ließ, gar nicht mal in der VIP Area.

Auf dem Summer Breeze sind wie eigentlich auch immer, weil da ist immer eine ganz schöne Stimmung. Das ist ja im Festival Kalender von ganz vielen Leuten so das letzte Festival des Jahres. Deshalb ist da irgendwie immer noch eine ausgelassenere Stimmung, das hat immer so ein bisschen was von einer Abschlussparty der jeweiligen Saison. Insofern ist es beim Summer Breeze auch immer sehr, sehr schön.

Und Wacken natürlich auch, aber da muss man schon noch was drum rum zu tun haben, denn das ist ja ein wirklich, wirklich langer Weg dahin von uns aus, also von Thüringen aus, und deshalb versuch‘ ich da immer gleich ein paar Meetings und Interviews und sowas damit zu verbinden.

Was mir da wirklich ganz wichtig ist: die Bands, die ich sehen will, schaue ich mir dann auch meistens vom Publikum aus an. Wenn man einen Backstagepass hat oder sowas, das bringt dann irgendwie nix auf der Bühne rumzustehen. Da hab‘ ich irgendwie nichts davon auf diese Art die Band zu sehen, auch wenn man da irgendwie näher dran ist und vielleicht wichtig tun kann (Lacht), aber so richtig wirkt eine Band – und so ist es ja auch gedacht –  also nur wenn man vorne vor der Bühne steht.

Auch wenn wir selber auf einem Festival spielen und da ein bisschen Zeit ist, und man sich eine Band anschauen möchte, dann versuchen wir eigentlich immer vor die Bühne zu kommen. Das ist ja allein vom Sound her schon viel besser. Sonst kriegt man ja gar nix mit von der Show. Von vorne ist das einzig Richtige.

Also Festivals bin ich nach wie vor ein großer Fan. Ich hasse allerdings Campen (lacht), also Zelten und ich bin auch so ein Heuschnupfen Kandidat. Da ist das Zelten auch nicht besonders gut. Und das muss ich ganz ehrlich zugeben, da penn ich wirklich lieber bei Kumpels, die in der Nähe wohnen, zuhause. Hab liebe Freunde in Nordfriesland, bei denen ich unterkommen kann wenn es zum Wacken geht oder in Bayern / Baden Württemberg beim Summer Breeze find ich auch immer meinen Schlafplatz. Also im Zelt wird mich da niemand finden (lacht).

Und hast du da ein bisschen Ruhe privat, so dass du dich auch mal entspannen kannst, oder wirst du pausenlos angequatscht von irgendwelchen Leuten?

Maik: Das ist kein großes Problem, wenn man in einer Metalband spielt. Die Leute, die einen erkennen, kommen ganz normal auf einen zu. Man redet dann über die Bands oder das Festival, das ist in der Metalszene recht entspannt. Unser Sänger wird schon häufiger mal angequatscht als ich.

Also da hab‘ ich kein besonders großes Problem. Im Gegenteil, das macht ja sogar Spaß. Also dass da jetzt wirklich jemand nervig ist, kommt bei Metal Festivals oder bei Metal Shows wirklich nur, ich schätze mal, vielleicht im 2 Promille-Bereich, also ganz selten vor. Und das sind irgendwie dann meistens Leute, die so besoffen sind, die merken auch nicht, wenn man sie einfach stehen lässt (lacht). Und die können sich dann auch gar nicht dran erinnern, wenn man arrogant reagiert hat (lacht). Also insofern gab’s da noch kein negatives Feedback.

Welche Bands würdest du dir jetzt gerne ansehen auf den Festivals?

Maik:  Also ich hab‘ mich sehr auf Dismember am Partisan gefreut, beim With Full Force hätte ich mir auch gern mal wieder The Ghost Inside angeschaut. Eine Band, die auch ganz lange nicht hier drüben war, nach einem tragischen Unfall.

Und ansonsten, das muss man auch sagen, wollen wir auch mal gucken was die freundschaftliche Konkurrenz so macht in Anführungsstrichen (Lacht).

Da hätte man sich sicher mal angeschaut wie es so bei Amon Amarth läuft, die Headlinershow. Klar da muss man ja auch immer up to date bleiben, was die grad alle in ihrer Show so bieten (Lacht). Und danach Manöverkritik bieten. Also das wären so die Sachen gewesen, die ich mir auf jeden Fall angeschaut hätte.

Guckt man sich da auch was ab bei anderen Bands, was zum Beispiel Pyroeffekte betrifft?

Maik: Ja, da schaut man schon mal, klar. Man guckt da oft eher an, was man selber nicht macht. Man bekommt ja auch von irgendwelchen Firmen Effekte angeboten und dann sieht man das bei einer anderen Band, und denkt sich: „na ja, soll man echt für den Knall jetzt 500€ ausgeben? Muss das sein?“

Wenn du dir ein Auto kaufen willst, achtest du ja auch im Straßenverkehr darauf, ob mal genau so einer vorbeifährt, da schaut man dann auch genauer hin.  Also da schaut man schon.

Ich würde mir aber jetzt nicht Amon Amarth, Powerwolf, Sabaton oder so anschauen und sagen, „genau das will ich auch“, das ist Quatsch. Man spielt ja auch auf den gleichen Festivals und die Leute würden dann auch merken, dass das redundant ist.

Lacht jetzt nicht, ich war zum Beispiel mal bei einer Show von DJ Bobo. Also was der live abgefahren hat an Bühnenperformance, an Pyros, LEDs, Tänzern, was weiß ich was noch alles auf der Bühne, also da kann man sich schon eine Menge abgucken.

Meine Kumpels von den Broilers haben da zum Beispiel wieder eine ganz andere Herangehensweise wie man eine Bühnenshow macht. Zum Beispiel nur mit Weiß. Da kann man sich schon gute Inspirationen holen und schaut man dann schon bisschen weiter.

Die wichtigste Regel für Musiker ist aber: nicht bei Rammstein zugucken, weil das deprimiert einen (Lacht). Also Rammstein darf man sich nur als Fan angucken und nicht als Musiker, weil das natürlich ein anderes Universum ist. Ich hab‘ keinen Bock Flammenwerfer zu buchen wenn ich eine Rammstein-Show gesehen hab, weil die dann nur wie ein Feuerzeug bei „Wind of Change wirken.

In Bezug auf Innovationen in Pyrotechnik und Showeffekten, muss man sich das so vorstellen, dass da tatsächlich Vertreter vorbeikommen und sagen „Wir haben da was ganz neues Cooles?“

Maik: Nein, das ist nicht wie beim Pharmareferenten, der bei Ärzten aufschlägt (lacht). Nein, man redet einfach mit seinen Technikleuten, Lichtleuten: „Was gibt es denn Neues auf dem Markt und was ist cool.“

Es ist auch relativ selten, dass man auf der Musikmesse in Frankfurt etwas sieht, das man noch nie gesehen hat und total cool findet. Meistens kommen die Ideen von den Lichtleuten und Technikern, wenn da bestimmte Sachen in Entwicklung sind.

Kommst du immer nach Frankfurt auf die Musikmesse?

Maik:  Ich war vor ca. 4 Jahren das letzte Mal dort. Da wirst du ja auch windelweich in der Birne. Also meine Anbieter wie zum Beispiel Ibanez waren in der Halle, wo auch die Drum-Ausstellung ist. Da wirst du nach einer halben Stunde so weich in der Birne, weil da wirklich jeder irgendwo drauf haut.

War schon immer lustig die Leute zu treffen, aber ich glaub die Musikmesse ist auch auf dem absteigenden Ast. Denn die ganzen Firmen und Instrumentenmarken machen jetzt einfach anders Geschäfte.

Das war der 2.Teil unserer Interviewserie mit Maik Weichert.

Und hier ist der Link zum ersten Teil.

Interview-Serie 2020 mit MAIK WEICHERT von HEAVEN SHALL BURN – TEIL 2.

Und hier TEIL 3 unseres Interviews mit MAIK von HEAVEN SHALL BURN.

Und Teil 4

Und hier könnt ihr unser Interview aus 2018 lesen.

Headerfoto: HSB_Press_Credits_Candy_Welz

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de