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Interview mit TANKARD Gerre – Teil 2 Interview mit TANKARD Gerre – Teil 2
Für Teil  2 des Interviews habe ich mich mit Tankard Gerre unter anderem über Ernährung, Nachhaltigkeit, seinen Job und vieles mehr unterhalten. Hier nun... Interview mit TANKARD Gerre – Teil 2

Für Teil  2 des Interviews habe ich mich mit Tankard Gerre unter anderem über Ernährung, Nachhaltigkeit, seinen Job und vieles mehr unterhalten. Hier nun der zweite Teil der zweiteiligen Interviewserie.

Was fällt dir spontan zu den folgenden Schlagworten ein?

Rituale

Gerre: Vor unseren Konzerten immer mit unserem Roadie Harald abschlagen und uns einen guten Gig wünschen.

Ernährung 

Gerre: Ich bin seit September letzten Jahres wieder bei Weight Watchers und ernähre mich entsprechend. Ich hab‘ bereits 30 Kilo abgenommen und versuche nach wie vor meine Ernährung umzustellen und weiter etwas für die Gesundheit zu tun.

Wow, mit Weight Watchers hast du das geschafft? Das ist ja unglaublich, was du erreicht hast. Du siehst großartig aus.

Gerre: Danke, da werde ich gleich rot (lacht). Ja, aber wenn man wieder aufhört, gibt es natürlich den bösen Jojo Effekt. ich hab leider auch ein kaputtes Knie und jedes Kilo, das ich weniger hab, entlastet natürlich auch mein Knie. Also ich versuche schon auf die Ernährung zu achten. Aber natürlich, wenn wir mit Tankard unterwegs sind, geht das natürlich nicht immer. Da zähle ich auch keine Punkte, sondern esse das was da ist. Aber wenn ich dann wieder zurück zu Hause bin, versuche ich wieder auf die Ernährung zu achten.

Geht deine Ernährung in Richtung vegan?

Gerre: Nein, ich esse schon Fleisch, aber eigentlich relativ selten. Im Moment habe ich eine Phase, in der ich total auf Vollkorn Pasta abfahre. Die haben nämlich in meinem Punktesystem null Punkte und da kann ich essen soviel ich will.

Und was kommt da drauf?

Gerre: Tomatensoße oder andere Saucen aber meistens ohne Fleisch.

Nachhaltigkeit

Gerre: Würde ich mir in unserer heutigen Zeit bei vielen Dingen wünschen. Im Musikgeschäft zum Beispiel war früher eine Platte 2-3 Jahre heiß und heute interessiert sich schon in drei Wochen keiner mehr dafür.

Und in den Medien: Vor eineinhalb Jahren hast du immer nur Corona gehört und dann plötzlich bricht ein Krieg aus und man hört überhaupt nichts mehr von Corona. Und jetzt langsam wird das Thema wieder spannender. Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit, wo ja auch ein wenig Nachhaltigkeit verloren geht.

Ich glaube aber nicht, dass noch mal ein richtiger Lockdown kommt.

Gerre: Ja, aber mit der Berichterstattung geht’s ab Herbst auf jeden Fall wieder los. Ich fand es bezeichnend, das ein Thema das alle so beschäftigt hat, plötzlich vollkommen von der Bildfläche verschwindet, wenn ein noch schlimmeres Ereignis Auftritt wie der Ukrainekrieg.

Werte

Gerre: Wichtig! Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Fehler eingestehen. Jeder macht Fehler, aber wenn man sich entschuldigt, sollte die Sache auch wieder erledigt sein. Das alles sind Werte, die für mich wichtig sind. 

Ethik  

Gerre: Ich arbeite ja in meinem Job mit drogenabhängigen Menschen. Diese respektvoll zu behandeln, hat für mich etwas mit Ethik zu tun.

Wie kommst du denn mit diesem Job zurecht? Du wirst wahrscheinlich häufig mit Schicksalen konfrontiert, die du wahrscheinlich manchmal auch mit nach Hause nimmst? 

Gerre: Nein, das darf man nicht tun. Man muss versuchen nichts nach Hause zu nehmen, denn das ist nicht gut für das Gemüt. Ich mach das ja jetzt auch schon 25 Jahre. Also man muss da schon gut abschalten können und dafür ist der beste Ausgleich die Musik. Sobald ich Freitagabend mit dem Bus zu einem Gig fahre, ist mein Kopf auch schon frei. Das ist wirklich perfekt.

Natürlich hat man mit vielen krassen Einzelschicksalen zu tun, aber man muss einfach aufpassen, dass man nichts davon nach Hause nimmt.

Ein bisschen doof an der Arbeit ist, dass man oft kein Feedback bekommt, wenn es Leute mit unserer Hilfe raus aus dem Sumpf geschafft haben. Denn die sieht man dann nie wieder. Ganz selten kommt mal eine Postkarte oder sowas. Aber das ist eher die Ausnahme denn wenn Menschen aus dem Sumpf heraus sind, wollen Sie damit auch absolut nichts mehr zu tun haben. Meiner Meinung nach ist das ein sinnvoller Job und eine sinnvolle Institution. Ich würde das ja gar nicht machen, wenn ich nicht 100-prozentig dahinter stehen würde.

Wacken

Gerre: Dort haben wir schon vier Mal gespielt und gerne auch mal wieder. 

Wart ihr dieses Jahr nicht im Gespräch?

Gerre: Nein, dieses Jahr war die Organisation etwas kompliziert, denn die anderen haben ja auch Familien und wollen auch mal mit ihnen auf Urlaub fahren. Aber Wacken auf jeden Fall jederzeit gerne wieder.

Und wie machen die anderen das, wenn sie auf Tour sind? Nehmen die da auch mal ihre Familien mit?

Gerre: Nein, die Kinder bleiben zu Hause und Frank hat ja inzwischen schon erwachsene Kinder. Und Andis Frau kommt dann auch manchmal einmal im Jahr mit zu einem Trip zu irgendeinem Gig, z.B. nach Madrid oder so.

Schwarz 

Gerre: Ist ein wichtiger Teil der Vereinsfarbe der Eintracht Frankfurt (Lacht).

Damit hab‘ ich aber jetzt nicht gerechnet. 

Gerre: (Lacht) Schwarz sind natürlich auch die meisten meiner Metalshirts.

Toleranz

Gerre: Ist eine ganz wichtige Eigenschaft und deswegen liebe ich auch den Metal so. Egal, wo du dich auf der Welt aufhältst du findest immer Metal Brüder. Lange Haare, kurze Haare, gelbe Hautfarbe, dunkle Hautfarbe, dick, dünn, völlig egal. So hart auch manchmal die Musik ist, die Metal-Community ist ein sehr toleranter Haufen.

Ja, darüber haben wir grad ein Buch geschrieben, das Ende September rauskommt. Es heißt Wacken, das perfekte Paralleluniversum – was die Gesellschaft von Metalheads lernen kann.“

Gerre: Sehr cool, unsere neue CD kommt ja auch im September raus. Das kann ich mir gut merken. Bin schon gespannt.

Alter 

Gerre: Schlimm! Wie ich eben gesagt hab: je älter man wird desto schneller vergeht gefühlt die Zeit. Dieses subjektive Gefühl lässt sich leider nicht wegleugnen. Leider lässt sich der Alterungsprozess nicht aufhalten, man muss halt einfach das Beste daraus machen.

Bruce Dickinson ist 64. Wie der gestern auf der Bühne herumgehüpft ist, ist der absolute Wahnsinn. Von daher also nicht zu viele Gedanken machen und das Leben so akzeptieren wie es ist.

Umweltschutz 

Gerre: Ist auch ein sehr wichtiges Thema und im kleinen Rahmen versucht man natürlich auch ein bisschen etwas dazu beizutragen. Es könnte natürlich immer mehr sein. Inklusive mir muss sich da jeder auch an die eigene Nase packen.

Gemeinschaft /Zusammenhalt

Gerre: Zusammenhalt ist in allen Lebenslagen wichtig. In der Familie, in der Band, in der Arbeit. Für mich hat Zusammenhalt einen sehr hohen Stellenwert im Leben.

Gesellschaftliche Verantwortung

Gerre: Gesellschaftliche Verantwortung trägt jeder von uns auch ganz persönlich mit. Das fängt mit kleinen Beiträgen zum Umweltschutz an, denn man kann nicht immer alles auf die Regierenden abwälzen. Jeder von uns trägt Verantwortung. 

Familie

Gerre: Ich habe zwei Brüder, aber selber nie eine Familie gegründet. Die Familie, die ich aber habe, liebe ich aber sehr. Mit meinen Brüdern pflege ich guten Kontakt.

Möchtest du zum Abschluss den Lesern noch irgendetwas sagen?

Eigentlich hab‘ ich alles schon gesagt. Also die Platte war auf jeden Fall sehr viel Arbeit da steckt sehr viel Herzblut drin ist. Wir sind zufrieden damit und hoffen, dass auch die Leute damit zufrieden sein werden. Für 40 Jahre Tankard sind wir sehr dankbar. Klar hätte das eine oder andere auch noch besser laufen können, aber im großen Ganzen sind wir zufrieden.

Habt ihr schon ein bisschen Feedback zur Pavlovs Dawg bekommen?

Gerre: Ja, sie scheint bisher ganz gut anzukommen. Platz 1 in den Charts werden wir auch diesmal nicht erreichen, aber wichtig ist ja, was die Fans dazu sagen.

Sag mal, weißt du eigentlich, warum CDs immer am Freitag veröffentlicht werden? (Lacht)

Nein, ist das so? Ist mir noch nie aufgefallen. Als hauptberufliche Journalistin bekomme ich um die 400 Mails am Tag darunter jede Menge Presse Mitteilungen und auch unfassbar viele Promos. Dass die Veröffentlichungstermine aber immer freitags sind, ist mir noch nie aufgefallen. Eins kann ich auf jeden Fall sagen: ich mach mir keine Sorgen um die Metalszene, denn es gibt unglaublich viele gute Nachwuchs.

Gerre: Ja, das sehe ich auch so. Es gibt zwar immer wieder Wellenbewegungen aber die Szene wird uns immer erhalten bleiben. Aber schon komisch: unsere EP kommt an einem Freitag raus, am 12. August. Die erste Präsentation zum ersten Heimspiel im Stadion ist auch an einem Freitag, und das Album kommt am 30. September, also auch an einem Freitag raus.

Kann man ja mal ein Label fragen:-)

Das wars auch schon.

Vielen lieben Dank für das interview.

Interview: Lydia Polwin-Plass

Und hier könnt ihr hier auf Metalogy den ersten Teil des Interviews mit Gerre lesen.

 

 

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de