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Interview mit Metalheads4pets – Teil 2 Interview mit Metalheads4pets – Teil 2
Hier nun Teil 2 des Interviews mit Susanne Hallerbach und Alexander Fähnrich von Metalheads4pets. Teil1 konntet ihr ja gestern schon lesen. Interview mit Metalheads4pets – Teil 2

Hier nun Teil 2 des Interviews mit Susanne Hallerbach und Alexander Fähnrich von Metalheads4pets. Teil1 konntet ihr ja gestern schon lesen.

Wie seid ihr eigentlich an die beiden Projekte in Vackolo (Ungarn) und Sarajevo gekommen? Kanntet ihr die vorher schon?

Susanne: Ich unterstütze das Tierheim in Vackolo bei Veszprem jetzt schon seit 15 Jahren. Ich fahre Spendentransporte dorthin. In den letzten drei Jahren ist das weniger geworden, weil ich in das Reisebussegment gewechselt habe. Aber immer, wenn ich kann, fahre ich rüber. Meist über mehrere Tage. Dann mache ich Fotos von den Hunden und stelle die in den Verteiler an die ganzen Vereine, die Zsuzsa‘s Hunde vermitteln. Ich gucke mir die Tiere an und schreibe Profile dazu. Wie der Hund tickt und welche Macken er hat. So haben die Vereine es leichter die Hunde zu vermitteln. So stelle ich den Kontakt zwischen Ungarn und Deutschland her. Für die Spendentransporte habe ich zudem die großen Führerscheine, um große Fahrzeuge zu fahren, wo auch viel reinpasst. Es wird ja immer viel gesammelt, wie Futter, Decken und was die da so brauchen. Die Zsuzsa ist genauso selbstlos, wie der Damir in Sarajevo. Sie isst lieber selber nichts, bevor die Hunde hungern. Sie ist übrigens Veganerin und freut sich immer, wenn ich ihr aus Deutschland ein Paket mit veganen Lebensmitteln mitbringe. In Ungarn kriegt man sowas nicht so gut. Meine zwei Hunde sind von dort und ich habe schon ganz viele Pflegehunde von ihr gehabt. Dieses Projekt liegt mir total am Herzen.

Ich finde es auch total toll, wie sowas mit den Metalheads läuft. Die Metalheads haben generell einen Riesenspaß daran zu helfen. Die ticken genau richtig. Die packen es an, die wollen helfen ohne sich zu profilieren. Das ist einfach eine andere Sorte Mensch: Harte Schale, weicher Kern

Alexander: Ich habe den Damir damals über Facebook und über die Musik kennengelernt. Zunächst hatten wir den gleichen Musikgeschmack und haben gegenseitig die geposteten Bands geliked. Das mit dem Tierschutz kam dann einfach dazu. Irgendwann hatte er einen Notfall und hat gefragt, ob nicht jemand etwas spenden könnte, weil ein Hund krank war. Den Hund, den wir von ihm haben, hatte er als Welpe von der Straße geholt. Der hatte Parvovirose, eine Durchfallerkrankung an der ein Großteil der befallenen Welpen stirbt. Den hat er bei sich zu Hause aufgepeppelt, was eine Menge kostete, auch an Tierarztkosten. Und das war damals auch so ein Aufruf in der Gruppe. Ich habe ihm über PayPal dann Geld geschickt und so ist die Beziehung entstanden. Zunächst war es die Musik und nachher wurde es das gemeinsame Tierschutzvorhaben.

Susanne: Bei mir fing es mit Ungarn dadurch an, dass ein damaliger Busfahrerkollege, der schon lange im Tierschutz tätig war, zu diesem Tierheim fahren wollte. Dem war ein Fahrer für einen Spendentransport abgesprungen und er brauchte dringend noch einen zweiten Fahrer. Er fragte mich, ob ich Lust hätte und so bin ich dann nach Ungarn mitgefahren.

Und unser Projekt in Ungarn muss man sich so vorstellen: Dort gab es Schotter, Zäune und 300 Hunde. Bei meinem ersten Besuch habe ich einfach nur Rotz und Wasser geheult. Da war mir direkt klar: Das war nicht mein letzter Besuch und ich wollte helfen. In Ungarn bekommen die Tierheime auch keinerlei staatliche Unterstützung. Zsuzsa, die Leiterin des Heims ist komplett auf Spenden angewiesen. Da glücklicherweise Tötungsstationen in Ungarn verboten sind, liefert das Ordnungsamt in Ungarn aber alle Hunde von der Straße oder aus schlechter Haltung bei den Tierheimen ab. Ich selber musste die Räumung eines Messiehauses miterleben – mit 73 Tieren. Wir gingen da im Vollschutz und mit Maske über Knochen und Tierkadaver, um die noch lebenden Tiere rauszuholen. Die Besitzerin wurde damals zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Das war eine Präzedenzfall in Ungarn, da gerade erst die Gesetze geändert wurden. Mittlerweile gilt auch eine Chip-Pflicht. Es hält sich nur leider niemand dran.

Mittlerweile schockiert mich gar nichts mehr. Der Mensch ist eine Bestie. Dabei sind die Menschen, von denen die Leute denken, dass sie Bestien seien und angeblich nur saufen, versifft sind und nix arbeiten – nämlich die Metalheads – sind die allerbesten. Die wohnen in abgezahlten Einfamilienhäusern mit Blümchen im Garten. Das Klischee-Denken der breiten Masse über die Metalheads kann ich ganz und gar nicht nachvollziehen.

Wart ihr schonmal auf dem Wacken Open Air?

Susanne: Mein erstes Wacken war 1996. Das war das berühmte Wacken mit den Onkelz. Ich war zu der Zeit der absolute Onkelz-Fan und wir sind denen damals deutschlandweit hinterhergefahren. Und so kam ich auf mein erstes Wacken. Zum Glück war das damals der Durchbruch, so dass ich immer noch nach Wacken fahre. Letztes Jahr leider nicht. Dieses Jahr vielleicht auch nicht. Gerade wurde ja das Hellfest abgesagt, da wird das W:O:A wahrscheinlich auch noch abgesagt.

Alexander: Mein erstes Wacken war 1993. Mein erstes und mein letztes. Ich bin damals wegen Fates Warning hingefahren. Die waren Headliner, was heutzutage aufgrund der Größe der Band gar nicht mehr möglich wäre.

Ich komme hier aus der Koblenzer Gegend und hatte eine relativ weite Anfahrt. Aber das haben wir uns gegönnt und es war ein tolles Erlebnis. Damals war das Wacken Open Air natürlich gar nicht vergleichbar mit der Größenordnung, die es heute hat. Es war relativ übersichtlich und kuschelig. Richtig intim.

Susanne: 1996 waren es etwa 8.000 oder 9.000 Leute. Dagegen gab es 2019 zum 30-jährigen Jubiläum 75.000 zahlende Besucher offiziell. Tatsächlich waren es ja etliche mehr. Und trotzdem war es immer noch sehr familiär und kuschelig. Ich liebe es einfach. Mein Mann und ich fahren altersgerecht schön mit dem Wohnmobil hin. Auf „Y“.

Alexander: Bei mir hat es sich so entwickelt, dass ich eher die kleineren Festivals oder Veranstaltungen wie Club-Shows präferiere. Die großen Veranstaltungen können zwar auch amüsant sein, aber ich finde die kleineren ansprechender. Im Jahr vor Corona, also 2019, kam ich auf knapp 60 Veranstaltungen pro Jahr, also etwa eine pro Woche. Das gehört einfach dazu. Mittlerweile habe ich vom 40-Jahre-Rübe-Schütteln ein paar Probleme mit den Halswirbeln (lacht). Da ist man halt etwas beeinträchtigt.

Habt ihr bei den Wacken Open Air Veranstaltern mal nachgefragt, ob die Euch unterstützen?

Susanne: Nein, ich habe schon mal drüber nachgedacht. Ich hatte auch schon mal dran gedacht, bei der Wacken Facebook-Gruppe und der Wacken2.0-Gruppe nachzufragen, ob ich da ein bisschen Werbung für uns machen darf. Ich habe es aber noch nicht getan. Es steht auf jeden Fall auf meiner To-Do-Liste. Da steht zum Beispiel auch drauf, dass ich unseren Metalheads4pets-Shop endlich mal richtig bestücken muss. Wir suchen auch immer Unterstützung.

Vielen Dank für das nette Interview.

Einige Tage nach dem Interview verließ Alex den Verein Metalheads4pets. Seine Aussagen bleiben dennoch relevant und aktuell. Er hat seine eigene Gruppe, die Heavy Metal Pets.

Fotoquelle: Susanne Hallerbach

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de