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Interview mit Herbie Langhans (Firewind, Avantasia, Radiant, Sonic Haven, Beyond the Bridge, etc) – TEIL 2 Interview mit Herbie Langhans (Firewind, Avantasia, Radiant, Sonic Haven, Beyond the Bridge, etc) – TEIL 2
Wir haben vor einigen Tagen mit Herbie Langhans ein zweistündiges Interview geführt. Aufgrund der Länge des Interviews veröffentlichen wir es als Serie in mehreren... Interview mit Herbie Langhans (Firewind, Avantasia, Radiant, Sonic Haven, Beyond the Bridge, etc) – TEIL 2

Wir haben vor einigen Tagen mit Herbie Langhans ein zweistündiges Interview geführt. Aufgrund der Länge des Interviews veröffentlichen wir es als Serie in mehreren Teilen. Im nachfolgenden zweiten Teil erzählt Herbie wie er die Coronakrise meistert, von seinen wichtigsten Projekten, den Veränderungen in seinem Leben, seinem eigenen kleinen Studio, seinen Kindern und vieles mehr.

Wie hältst du im Moment deine Stimme fit und hat der Mund-Nasenschutz Einfluss auf deine Stimme?

Herbie: Nein, eigentlich gar nicht. Den Mund-Nasenschutz braucht man ja auch nur wenn man mal kurz in den Supermarkt geht oder kurz shoppen im Baumarkt, aber sonst ja nicht so oft. Der hat keine großen Auswirkungen auf meine Stimme.

Wie haltest du dich sonst fit, hast du ein Fitnessprogramm oder sowas?

Herbie: Nein ich denke in der Corona Zeit habe ich sogar einige Kilo zugelegt. Auch zu Hause habe ich ja die meiste Zeit mit Gesang zu tun d.h. zur Ruhe komme ich eigentlich selten. Eigentlich hat man eher die Möglichkeit die Stimme fitzuhalten wenn man mal zwei Wochen nicht singen muss, das schont die Stimme dann auch mal zwischendurch ungemein. Wenn man gerade in Produktion ist wie eben mit FIREWIND, dann ist man froh, wenn man zwischendurch mal ein paar Tage Luft hat. Bei den Aufnahmen trinke ich sehr viel Tee, was ich sonst nicht mache, und ein paar Aufwärmübungen, ansonsten mach ich da gar nicht so viel.

Da scheiden sich auch die Geister beim Einsingen vor Konzerten. Ich singe mich eigentlich nie wirklich ein. So richtig warm singen macht für mich gar keinen Sinn. Wenn ich jetzt 1 Stunde singe, um mich warm zu singen und dann noch mal 3 Stunden singen muss, dann ist das zu viel. Dann singe ich mich lieber auf der Bühne ein anstatt zwischendurch auch noch ständig zu singen. Geoff zum Beispiel singt sich den ganzen Tag ein. Den hörst du im Hotelzimmer singen und auch sonst überall. In dieser Hinsicht ist jeder komplett anders. 

Fernab von all deinen Projekten gibt es da eines das dir besonders wichtig ist und wenn ja warum?

Herbie: Avantasia ist für mich natürlich besonders wichtig, weil sie für mich auch das große Sprungbrett waren. Und weil man mit ihnen auch auf den größten Bühnen auf der ganzen Welt spielen kann und den größten Festivals. Avantasia sind für mich sowohl musikalisch als auch menschlich besonders wichtig, denn mit AVANTASIA habe ich eine Familie dazugewonnen. Das sind alles absolute Herzensmenschen. Wir sind auch zwischendurch die ganze Zeit in Kontakt. Wir haben Chats auf Whatsapp, in denen wir ständig mit allen Blödsinn schreiben.  Auch Erik Martin und Ronnie sind in diesen Chats mit drin. Da wird genauso wie in anderen Chats Blödsinn geredet, komische Bilder werden verschickt und Spaß gemacht. Das ist neben der professionellen Geschichte einfach eine große Familie geworden. Da reden wir auch über private Sachen. So wie letztes Jahr mit Ronnies‘s Krebs. Dass es ihm jetzt wieder so gut geht, ist großartig und wir haben alle mit ihm mitgefiebert. Nichts was da passiert, lässt irgendwen kalt. Wenn man wieder großes Familientreffen hat und alle machen zusammen Spaß und lachen, das ist schön.

Also das ist eine ganz wichtige Band und natürlich auch meine eigenen Projekte. Mit denen ich zwar weniger verdiene, aber sehr viel Herzblut reinstecke, weil ich die halt zusammen mit meinen ältesten Freunden mache, wie zum Beispiel RADIANT. Wo man ganz anders an‘s Songwriting ran geht, was sich vielleicht manchmal ein bisschen zieht. Aber das ist wenigstens noch eine Proberaumband, obwohl wir auch nicht mehr so regelmäßig proben, weil halt alle ein bisschen verstreut sind, aber das ist halt noch ein bisschen Oldschool-Proberaum mit ein bisschen rumjammen und so.

Und deinen eigentlichen Beruf, betreibst du den noch?

Herbie: Nein, ich bin nicht mehr bei der Lebenshilfe in Wolfsburg, wo ich die Schlosserei geleitet und mit behinderten Menschen gearbeitet habe. Dort habe ich letztes Jahr im März gekündigt. Eigentlich hab‘ ich das mit dem Umzug beschlossen, den Job zu kündigen und alles auf eine Karte zu setzen. Irgendwann muss ich das ja tun. Ich hab‘ gesagt, „ich schmeiß alles hin und werde Rockstar“. (Lacht)

Und warum Hannover? Jetzt bist du ja ganz weit weg von uns.

Herbie: Ja, meine Frau kommt ursprünglich von dort und meine Kinder sind jetzt auch schon groß. Also hat das für alle grad gut gepasst. Für die Kinder ist die Stadt auch viel aufregender, die besuchen uns dort viel lieber. Eigentlich wollten wir erst ein Haus kaufen, aber jetzt haben wir eine sehr schöne Wohnung gefunden hier. Mit zwei Etagen, stadtnah, mit Arbeitsbereich unten. Und bisher hab‘ ich nichts bereut. Wäre Corona nicht gewesen, wäre das Jahr ja auch fantastisch gewesen. Da wären jede Menge Festivals gewesen, viele Touren. Mir sind dieses Jahr ungefähr 40-50 Konzerte weggebrochen durch Corona. Aber zum Glück haben wir Rücklagen und können noch einige Zeit überleben. Seit der Kündigung ist das Leben viel angenehmer und aufregender und bisher läuft’s ja auch.

Hannover bietet auch viel mehr Möglichkeiten für selbständige Musiker. Das ist eine richtige Musikerstadt mit vielen Locations zum Auftreten. Hier leben auch viele Musiker.

Und jetzt kann man ja auch ein bisschen relaxed die neue Stadt genießen und sich da gut einleben. Eigentlich passt das grad ganz gut, sich einmal zu entschleunigen. Ich steh auch wieder oft in der Küche und das macht Spaß. Ich koche gern, ich grille gerne, koche gerne asiatisch, probiere gerne Dinge aus und teste gerne. Nach Rezepten weniger gern. Aber es kommt auch manchmal vor, dass ich mir für komplizierte Speisen auch mal 8 Stunden Zeit nehme. Ich schnippel gerne und bruzzel gerne. (Lacht)

Und angebunden zu Flughäfen bin ich hier auch.

Habt ihr schon Livepläne für die Zeit nach der Coronakrise?       

Herbie: Bei Firewind gibt es da schon einige Pläne und mehrere Angebote. Wir müssen halt kucken, wie es tatsächlich nächsten Jahr aussieht. Es gibt da auch schon einige Headlinerangebote, mit Firewind z.B. Griechenland und Touranfragen, die sich immer wieder verschoben haben. Im Sommer wollten wir eigentlich mit Symphony X und Primal Fear touren, das wurde aber auch verschoben. Aber ich denke mal, wenn es nächstes Jahr wieder erlaubt ist, wird da vieles in der Pipeline sein. Die ganzen Avantasia Shows. Auch mit Sonic Haven und Radiant versuche ich einiges zu planen. Damit ich auch sicher keine Langeweile krieg. (Lacht)

Sind deine Kinder auch musikalisch involviert?

Herbie: Eigentlich eher nur meine Tochter. Mit der nehme ich auch manchmal auf. Erst mal nur zum Spaß oder als Familiengeschenke zu Weihnachten, aber sie findet das ganz toll. Alleine mag sie nicht singen, nur mit meiner Frau und mir. Die hat da schon sehr Lust drauf. Mein Sohn macht grad eine Ausbildung bei VW. Er weiß noch nicht so recht was er mal machen will, typisch Junge halt.

Benutzt du dein Studio nur selber oder vermietest du auch?

Herbie: Nein, ist ja eigentlich nur ein Heimstudio, aber ich möchte es auch mal für’s Vocal Coaching einsetzen. Damit die Schüler auch was zum Mitnehmen haben. Und mit anderen Sängern würde ich da auch in Zukunft gerne einiges machen. Es sind ja nur 15 m2 mit Gesangskabine und Studiodesk. Für mich zum Arbeiten vollkommen ausreichend. Wenn man nicht unbedingt Schlagzeug zu Hause aufnehmen will, reicht es.

Im Moment mache ich viel Vocal Coaching.

Wie alt sind deine Kinder?

Herbie: Der Sohn ist 18 und die Tochter 14.

Wie stehst du denn zur Massentierhaltung?

Herbie: Schwierig, ich versuche eigentlich schon immer so gut wie möglich einzukaufen, was oft nicht so leicht ist. Wir kaufen selten abgepackte Sachen und kaufen viel Bio. Alles was ich machen kann, mache ich. Billigprodukte sind meist aus Massentierhaltung. Da zahle ich lieber das Dreifache und hab was Ordentliches gekauft. Ich mag gerne natürliches Kochen und kaufe eigentlich keine Fertigprodukte. Ich hab mein ganzes Leben noch keine Maggitüte aufgerissen. Ich frag mich immer wer die Produkte in den riesigen Regalzeilen kauft? Ich versuche immer qualitativ Hochwertiges zu kaufen, auch beim Gemüse. Das ist oft in den türkischen Läden oder italienischen Supermärkten recht schön.

Aber Massentierhaltung ist einfach scheiße. Da gibt’s nichts dran zu rütteln. Die Frage ist halt nur, was kann man beim Kauf da selber kontrollieren. Am liebsten hätte ich da einen kleinen Dorfschlachter, der das Fleisch vom Bauern bekommt. Wo man reinkommt und das riecht alles natürlich, wo man weiß, wo’s herkommt. Da muss ich in Hannover noch schauen, um sowas zu finden.

Man schmeckt das ja auch. Man tut sich da selber auch keinen Gefallen. Wenn das Tier vorher schön auf der Weide gestanden hat, ist das natürlich viel besser.

Avantasia_Fulda 2019 © Lydia Polwin-Plass

Ich bin ja auch ein Genießertyp.

Mit den Nahrungsmitteln ist es in Deutschland prinzipiell problematisch. Wenn man alleine bedenkt wie viele Nahrungsmittel jeden Tag weggeschmissen werden, das macht einen wahnsinnig traurig.

Bäckereien zum Beispiel: Jeder Kunde will um 18h immer noch die gesamte Auswahl haben, dann wird zu viel produziert und dann wird alles in den Container geschmissen.

Deshalb mag ich das auch an den kleinen Schlachtereien, wenn die einfach auch mal nichts mehr da haben, wenn ich es nicht vorbestellt hab‘. Wenn die ihre bestimmte Menge haben und die ist dann halt auch irgendwann weg und nichts muss weggeschmissen werden.

Das Überangebot ist ein echtes Problem. Wie beim Bäcker die Brötchen werden dann die Tiere auch irgendwo verscharrt.

Mir wird auch immer ganz schlecht, wenn ich sehe, was sich Leute so auf’s Fließband legen. Nur fertig abgepackte Wurst und nur das Billigste vom Billigen. Wenn das Fleisch schon gar kein richtiges Fleisch mehr ist.

Lest in den nächsten Tagen Teil 3 der 6-teiligen Interviewserie mit Herbie Langhans auf METALOGY.

Hier der bereits veröffentlichte 1. Teil.

https://metalogy.de/interview-mit-herbie-langhans-firewind-avantasia-radiant-sonic-haven-beyond-the-bridge-etc-teil-1/

Und hier unser Interview aus 2018.

https://metalogy.de/interview-mit-herbie-langhans-saenger-bei-beyond-bridge-sinbreed-und-ryffhuntr/

 

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de