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Interview mit HEAVYSAURUS Gitarrist Christof Leim – Teil 1 Interview mit HEAVYSAURUS Gitarrist Christof Leim – Teil 1
HEAVYSAURUS erfreuen auf ihrer „Retter der Welt“-Tour die Nachwuchs-Metaller und ihre Metal-Eltern. Gitarrist Christof Leim alias Riffi Raffi nahm sich vor den Gigs im... Interview mit HEAVYSAURUS Gitarrist Christof Leim – Teil 1

HEAVYSAURUS erfreuen auf ihrer „Retter der Welt“-Tour die Nachwuchs-Metaller und ihre Metal-Eltern. Gitarrist Christof Leim alias Riffi Raffi nahm sich vor den Gigs im Colos-Saal in Aschaffenburg die Zeit und beantwortete ausführlich die Fragen von Kinderreporter Joshua und Michael vom Metalogy-Team. Er erzählte über die Besonderheiten von Metal für Kinder, die Pflege der Dino-Kostüme, die Botschaften in den Texten und vieles mehr. Hier Teil 1 der zweiteiligen Serie.

Hallo Christof. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns nimmst.

Michael: Wie fühlt es sich an, wieder zurück auf der Bühne zu sein?

Christof: Das ist natürlich total cool. So geht es ja allen, die Musik machen, die Musik lieben und die gerne auf Konzerte gehen. Das ist durchweg so. Ich habe von Leuten gehört, die beim ersten Konzert nach der Pandemie oder beim ersten Festival mit diesem besonderen Feeling ein bisschen „Pipi“ in den Augen hatten. Da hatte man extra eine Sonnenbrille an. Und für uns als Band ist die Rückkehr auf die Bühne natürlich wichtig, weil es ja unser Job ist. Einige in der Band und insbesondere in den Crews leben davon. Der Cash-Flow war ja für alle zwei Jahre lang nicht ganz optimal.

Joshua: Eure aktuelle CD heißt „Retter der Welt“. Welcher Gedanke steckt dahinter und wer ist auf die Idee gekommen?

Christof: Gute Frage. Finnland hat ja Heavysaurus hervorgebracht. Das ist zehn Jahre her. Dort gab es eine Heavy Metal-Band, die hieß Thunderstone. Deren Drummer und Gitarrist haben damals Kinder gekriegt, die sich irgendwann für Rockmusik und Metal interessierten. Die Eltern wollten aber nicht, dass sie die ganze Zeit extreme Sachen a la „Seek and Destroy“ hören. Also haben sie sich Heavysaurus ausgedacht. Das Konzept kam dann nach Deutschland. Natürlich können wir hier die finnischen Texte nicht übernehmen. Die werden dann eingedeutscht. Es kann gut sein – mein Finnisch ist jetzt non-existent -, dass der Song „Retter der Welt“ in Finnland so entstanden ist. Der Gedanke dahinter steckt im Text und ist auch im Video zu sehen: Wir müssen ein bisschen auf den Planeten aufpassen. Da sind Aussagen drin wie: „Du musst deinen Müll wegräumen.“ oder „Wir müssen Energie sparen.“ Die Erderwärmung ist halt Tatsache. Unser Sänger Mr. Heavysaurus macht während der Show eine entsprechende Ansage. „Hey Kinder, wollt ihr mit uns die Welt retten?“ Wenn es so einfach wäre, bin ich sofort dabei. Der Song selber ist aber auch geil.

Joshua: Welches ist dein Lieblingslied auf der CD?

Christof: Von der ersten Heavysaurus-CD ist es „Kaugummi ist mega“. Der ist super und lässt sich sehr gut spielen. Er ist ein bisschen Van Halen-mäßig. (Anmerkung: Christof trägt ein Van Halen-Shirt.) Von der zweiten CD konnten wir ja noch gar nicht so viele Songs live spielen, weil uns ja der Stöpsel gezogen wurde. Aber ich spiele gerne „Ich will einen Milchshake“, da der so einen AC/DC-Groove hat und „Retter der Welt“, der ein bisschen härter ist und eine coole Rhythmik im Chorus hat.

Joshua: Welches war das erste Lied, das du je auf Gitarre gespielt hast?

Christof: Da gebe ich dir jetzt die Antwort, die dir alle Gitarristen geben werden, die älter sind als 20: „Smoke on the water“ von Deep Purple. Das Riff ist 50 Jahre alt und ganz einfach. Den kann jedes Kind spielen. Aber der, der das erfunden hat, hat damit Millionen verdient. Das zweite Lied war „Holy Diver“ von Dio.

Joshua: Wer schreibt die Songs für Heavysaurus?

Christof: Die kommen von der finnischen Band. Die meisten. Ein paar sind auch Coverversionen. Für die deutsche Variante von Heavysaurus wurden auch ein paar Kinderlieder oder traditionelle Songs adaptiert, wie „Heavysaurus-Tag“, was während der Show immer ein Knaller ist. Der ist ziemlich einfach und auch nicht besonders aufregend zu spielen, kommt aber immer gut an. Alle anderen Lieder, also die richtigen Heavysaurus-Songs, kommen alle vom Produzenten aus Finnland.

Joshua: Warum spielt ihr überhaupt in Dinosaurier-Kostümen?

Christof: Das ist eine grundlegende Frage. Das ist ja ein Gesamtkonstrukt, hinter dem eine Geschichte steckt. Dinosaurier sind aus einem Ei geschlüpft und machen Heavy Metal. Dann müssen wir das natürlich auch so umsetzen. Du bist ja mit 9 Jahren schon am oberen Ende unserer Zielgruppe. Aber überlege dir mal, was für Fünfjährige cool ist: Astronauten, Rennautos und Dinosaurier. Wir müssen natürlich das ganze Ding auf die Bühne bringen. Du wirst sehen, die Kostüme sehen auch total gut aus.

Joshua: Ist es schwierig Gitarre zu spielen, wenn du dein Kostüm anhast – besonders an den Händen?

Christof: Sehr gute Frage. Die Kostüme machen es schwierig, weil man sich nicht so frei bewegen kann. Die Füße zum Beispiel. Hast du im Freibad schonmal Schwimmflossen angehabt und bist damit rumgelaufen? So fühlt sich das an. Man lernt damit umzugehen, aber das ist natürlich schwer. Manche von uns sehen auch nicht so richtig gut, weil das Gesichtsfeld eingeschränkt ist. Das mit den Händen lösen wir anders. Das wirst du gleich sehen. Auf den ganzen Fotos haben wir Handschuhe an – Lederhandschuhe. Mit denen kann ich natürlich nicht spielen. Die habe ich also auf der Bühne nicht an. Beim Bassisten und beim Keyboarder ist es dasselbe. Dafür male ich mir die Hände grün an. Mit den Handschuhen könnte ich aber nicht spielen.

Joshua: Und wie ist es an so heißen Tagen wie heute?

Christof: Oha. Das ist ein immer wiederkehrendes Thema. Ich sage es mal so: Nach der Show ist die Frisur im Eimer. Da gibt es aber noch ein paar Feinheiten. Wir haben alle sogenannte Sportler-Funktionswäsche drunter. Die ist danach auch komplett nass. Das Schlimme ist, die stinkt dann auch. Und heute haben wir auch noch zwei Shows hintereinander. Bei den Open Airs ist es mitunter schwierig. Uns ist es einmal passiert, dass bei einem ganz normalen Erwachsenen-Open Air zum Kinderprogramm um 13 Uhr die Sonne richtig gebrannt hat und wir unsere Ventilatoren nicht hatten, weil bei der Organisation etwas nicht klappte. Mittlerweile gehen wir ohne Ventilatoren nicht auf die Bühne. Das war damals hart für den Sänger. Körperlich am anstrengendsten ist Singen und Schlagzeugspielen. Der Schlagzeuger ist aber immer hinten und sitzt. Der Sänger dagegen ist vorne, ist im Fokus und bewegt sich viel. Und er bekommt sowieso weniger Luft. Irgendwann ist ihm auch schwindelig geworden. Es ist mir auch schon passiert, dass ich wegen der Hitze ein Riff vergessen habe. Das ist echt hart.

Joshua: Ist euer Sänger dann umgefallen?

Christof: Fast. Deswegen gibt es bei uns jetzt immer Ventilatoren. Wir haben auch gestern noch darüber geredet – als wir auf einem österreichischen Open Air gespielt haben –, dass wir uns mittlerweile schon etwas dran gewöhnt haben. Es ist anstrengend, aber gehört dazu. Also, was Lordi, KISS, Gwar oder auch Slipknot mitmachen, das können wir jetzt ein bisschen verstehen.

Joshua: Wie macht ihr die Dino-Kostüme sauber?

Christof: Zu selten. Es gibt ja viele Auftritte von Leuten in Kostümen – zum Beispiel Leute, die als Maus bei der Sendung mit der Maus oder als Maskottchen bei der WM rumlaufen – und daher gibt es da ein paar Tricks und Regeln. Man soll möglichst wenig ins Kostüm schwitzen, sondern immer in seine Klamotten. Das heißt, dass wir immer langärmlige Sachen drunter anhaben. Dann werden die Kostüme regelmäßig an irgendwelche Profis zum Reinigen gegeben. Es gibt wirklich Firmen, die diese Kostümverwaltung machen und diese auch reparieren, wenn sie mal kaputt gehen. Heute Morgen um 10 Uhr bin ich tatsächlich in die Fußgängerzone von Aschaffenburg gegangen und habe eine Flasche Wodka gesucht. Der Langhaarige geht Wodka kaufen (lacht). Warum? Weil wir die Kostüme nach der Show mit einer Mischung halb Wodka, halb-Wasser einsprühen. Das ist eine 20%ige Mischung, die wie Reinigungsalkohol wirkt. Genau die richtige Mischung, damit nachher Schweiß und Bakterien nicht anfangen zu stinken. Wir haben extra Cases, also große Schränke, in denen die Kostüme dann hängen und in denen Lüftungen eingebaut sind. Da muss man echt aufpassen. Am Ende des Jahres werden die echt „würzig“ sein.

Michael: Tauscht ihr die irgendwann oder bekommt neue?

Christof: Nein, das wäre zu teuer. Es sind ja alles Einzelanfertigungen aus Leder. Die kommen aus Finnland. Diese jetzt sind die alten Kostüme der finnischen Band. Deshalb müssen wir sie ausgiebig pflegen.

Joshua: Wie kamt ihr auf die Idee mit den Dino-Kostümen und überhaupt Metal für Kids zu machen?

Christof: Die Idee kommt ja aus Finnland. Ich hatte das ja schon angerissen: Die haben Kinder gekriegt und sich gedacht Metal für Kinder zu machen. Mit einer entsprechenden Story. Aber die wollten halt trotzdem richtigen Hardrock und Heavy Metal machen. Eltern (auch deine) werden wissen, dass ein Lied, das Kinder in deinem Alter gut finden, etwa 200-mal läuft. Dann ist es besser es ist ein guter Rock oder Pop-Song als der Bi-Ba-Butzemann.

Joshua: Wollt ihr eine bestimmte Botschaft an die Kinder vermitteln oder nur Spaß haben?

Christof: Es steckt tatsächlich eine Botschaft drin, die Mr. Heavysaurus auch sagt. Da gibt es insbesondere zwei Songs: Der erste ist „Retter der Welt“. Ganz klar. Das ist ein superwichtiges Thema. Wenn deine Eltern und ich noch grauhaariger sind und du erwachsen bist, wird es auf der Welt echt gruselig, wenn wir nicht aufpassen. Viele Leute wollen das leider nicht hören, aber das ist so. Die Wissenschaft sagt das auch, egal was die AfD davon hält. Ein anderes Thema, das in vielen Heavysaurus-Texten und auch in einem, den wir gerne spielen, auftaucht, sind Dino-Metalheads. Du (Michael) bist Festival-Gänger und kennst das. Es gibt eine vage empfundene Zusammengehörigkeit auf Festivals. Von den Leuten her ist das zwar nicht mehr homogen. Alleine von der Altersstruktur her. Aber wir singen über die Dino-Metalheads und darüber, dass es egal ist, ob groß oder klein, schwarz, weiß oder grün bist. Das ist eine ganz einfache Botschaft, aber die wird immer ganz stark unterstrichen.

Joshua: Was denkst du, ist für Kinder das Interessanteste am Metal?

Christof: Heavysaurus (grinst)… Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, wenn du mit deinen Kumpels und Kumpelinnen spielst, wird‘s auch öfter mal laut. Ab und zu muss man mal etwas Gas geben. Metal und Rock haben einen ähnlichen Ausdruck. Du kannst richtig was rauslassen. Mitsingen, Tanzen, Springen, Schreien. Die Dinos haben ja auch einen Schlachtruf „Rarrrr!“. Das ist einer unserer wichtigen Songs. Und wenn 400 Kinder „Rarrrrr!“ machen, ist das schon ganz süß und ziemlich cool. Deinen Eltern geht es sicherlich genauso. Bei Metal kannst du richtig was rauslassen. Katharsis ist das Klugscheißerwort dafür.

Morgen gibt’s dann Teil 2 zu lesen.

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