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Interview mit den Wacken Firefighters – Teil 2 Interview mit den Wacken Firefighters – Teil 2
Im zweiten Teil des Interviews erzählten uns Stefan und Ann-Kristin von den W:O:A Firefighters unter anderem viel Persönliches, über ihr eigenes soziales Engagement und... Interview mit den Wacken Firefighters – Teil 2

Im zweiten Teil des Interviews erzählten uns Stefan und Ann-Kristin von den W:O:A Firefighters unter anderem viel Persönliches, über ihr eigenes soziales Engagement und das der Wacken Veranstalter, ihre Ängste bezüglich Corona-Krise und vieles mehr.

Das W:O:A zeigt ja sehr viel soziales Engagement, wie zum Beispiel die Blutspendeaktion, Barrierefreiheit oder auch einer Gebärdendolmetscherin. Sind die W:O:A Firefighters dort involviert und unterstützt ihr das?

Ann-Kathrin: Jedes Jahr ist eine Rollstuhlfahrerin da, die einen kleinen Teddy dabeihat. Und jedes Jahr kommt sie mit diesem Teddy an und wir wissen schon, dass der jedes Jahr bei uns auf die Bühne bzw. auf den Lautsprecher muss. Das ist gesetzt. Und dann ist sie natürlich auch jedes Jahr bei uns vorne im Graben. Vorletztes Jahr war auch eine ganze Gruppe Rollstuhlfahrer bei uns dabei und die sind nachher mit zu uns in den Backstage-Bereich gekommen und haben mit uns Fotos gemacht.

Stefan: Einmal sind wir einem Aufruf der DKMS gefolgt. Einer unserer Kollegen suchte einen Spender für den Neffen eines Bekannten – ein 9-jähriger Junge. Das haben wir natürlich sofort auf unserer Internetseite veröffentlicht – denn zu so etwas gibt es keine zweite Meinung. Es war klar, dass wir helfen. Ich bin auch selber als Knochenmarkspender registriert und bin in der Kartei. Ich kann das Ganze nur absolut befürworten. Wir haben das also auf unserer Facebook-Seite gepostet – mit grandiosem Erfolg, denn wir haben bald erfahren, dass für den Jungen ein Spender gefunden wurde. Total klasse. Wir wissen zwar jetzt nicht, ob es geholfen hat, hoffen aber das Beste. Warum soll man seinen Bekanntheitsgrad für solche Dinge nutzen, und sich sozial engagieren.

Wir haben auf der Kieler Woche auch mal die Stiftung Mensch aktiv unterstützt. Am „Krach-Mach-Tach“ haben wir mit dem Chor der Stiftung Mensch aus Meldorf einen Auftritt gemacht. Die haben also einen Chor und wir haben dazu das Stück gespielt. Wir haben zusammen auch an einem Wettbewerb teilgenommen, wo die dann ganz weit vorne gelegen haben. Das hat uns natürlich gefreut. Es macht einfach Spaß für diese Leute etwas zu machen. Du siehst sofort eine Reaktion, ob das gefällt. Es ist einfach schön, wenn wir Freude spenden können. Wenn es irgendwas gibt, was wir als Musikzug unterstützen können, dann sind wir immer gerne mit dabei.

Ganz weit vorne sind natürlich ICS mit den ganzen Aktionen, die sie machen. Blutspende. Stiftung Mensch. Die T-Shirts werden, glaube ich, auch in einer Behinderteneinrichtung gedruckt. Es wird unheimlich viel in diese Richtung gefördert. Das ist richtig klasse.

Bezüglich der DKMS finde ich wichtig, dass man das auch immer wieder in Erinnerung ruft. Sonst gehen die Leute da nicht hin. Gerade in der Pandemie ist das schwierig. Dabei heißt es ja mittlerweile „Stäbchen rein, Spender sein.“ Das ist im Endeffekt ja nur ein Abstrich. Schön wäre es, wenn man diesen Test direkt neben dem Corona-Test mitmachen könnte. Das würde sicherlich jede Menge Spender gegeben.

Wie sehr hat der Ausfall des W:O:A 2020 euch bzw. die Region getroffen?

Stefan: Zu der wirtschaftlichen Situation an sich kann ich wenig sagen. Wir haben natürlich die Geschäfte, wie Edeka oder Netto, wo die Leute dieses Jahr nicht zum Einkaufen hingekommen sind. Das hat sich bei denen sicherlich im Umsatz widergespiegelt. Wie das mit anderen Personen ist, kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass es durch die ganze Corona-Geschichte für uns durchaus problematisch wird. Wir haben keine Mitgliedsbeiträge und unterhalten uns komplett selber. Wir kriegen auch kein Geld von der Feuerwehr und sonstiges, sondern wir spielen unsere Gelder selber ein. Gelder, von denen wir Noten kaufen oder die Ausbildung bezahlen. Wir sorgen im Endeffekt für uns selbst.

Durch Corona ist uns natürlich alles an Auftritten und an Einnahmen, die für die Künstler da sind, weggebrochen. Die Einnahmen sind regelrecht gleich Null. Die Ausgaben blieben aber eine Zeit lang noch bestehen.

Wenn wir jetzt noch die Miete für einen Raum oder Kosten für Leasing-Instrumente hätten, dann würde es für uns ganz, ganz schlimm aussehen. Uns geht es derzeit aber noch relativ gut, wenn ich da an die anderen Künstler denke, die immense Einbußen hatten. Auch während des W:O:A sind ganz viele Helfer unterwegs, wie die Security, die Trafficcontrol, die Kartenverkäufer oder die einzelnen Stände, die haben alle enorme Einbußen.

Es gibt durch die Corona-Zeit und weil Wacken nicht stattgefunden hat, ein ganze Menge Verlierer. Wenn ich sehe, wie groß für uns über die ganze Corona-Zeit der Schaden ist und dann daran denke, dass andere von diesen Einnahmen leben müssen, dann ist das schon eine ganz dramatische Situation.

Wieviele Auftritte haben die Firefighters sonst durchschnittlich im Jahr?

Stefan: Das sind schätzungsweise 35 – 40 Auftritte im Jahr. Dabei sind natürlich die drei Auftritte beim W:O:A. Aber so besonders das W:O:A auch ist, ist es für uns ein Auftritt wie jeder andere. Wir machen ja auch noch andere Auftritte. Der Musikzug lebt ja nicht nur vom W:O:A. Aber die Auftritte sind alle weg. Wir haben sonst Oktoberfeste. In Großenbrode wird jedes Jahr ein großes Oktoberfest gefeiert, wo ganz viele Leute sind. Da haben wir immer den Frühschoppen gemacht. Da ist es am letzten Tag richtig abgegangen.

Oder im Zelt bei der Firma Möbel Kraft haben wir auf dem Oktoberfest gespielt. Das alles fehlt gerade einfach. Es fehlt einem aber auch für das eigene Bewusstsein oder das eigene Gefühl, dass man in dem Jahr wirklich was gerissen hat. Das fehlt einfach. Normalerweise haben wir am Ende des Jahres eine Veranstaltung, die die einen Weihnachtsfeier nennen wir nennens „Wir-haben-fertig„. Das Letzte, was wir hatten, war das Probenwochenende in Heide. Danach war zappenduster.

Was war denn bei euren Auftritten bisher für euch das Schönste bzw. das Schlimmste?

Ann-Kathrin: Das Schlimmste war mal ein Frühschoppen, bei dem wir extra Trachten angezogen hatten und bei dem nur 8 oder 9 Leute saßen. Wir waren für 2 Stunden engagiert worden und sollten Oktoberfestmusik machen. Wir hatten uns extra zurecht gemacht mit Dirndl und Latzhose. Und dann saßen da nur 8 Leute. Das war so frustrierend. Das fand ich ganz schlimm.

Das W:O:A gehört für mich immer zu den Höhepunkten. Von der ganzen Stimmung und von den Leuten her. Unser Weihnachtskonzert in der Kirche war auch ganz toll. Das haben wir bisher zweimal gemacht. Einmal mit Godewind und einmal mit Sternenklang. Die beiden Konzerte fand ich toll, weil wir zeigen konnten, dass wir auch was anderes spielen können. Toll finde ich auch den karitativen Weihnachtsmarkt in Wanderup, dessen Einnahmen immer an das Kinderhospiz gespendet werden. Da spielen wir auch immer im Gerätehaus der Feuerwehr. Das bringt auch immer total gute Laune. Das sind für mich so die Highlights.

Ist denn auf dem W:O:A mal richtig was schief gelaufen?

Ann-Kathrin: Ja, wir sollten nicht auf die Bühne. Da sind wir mit dem Bus reingefahren worden und da waren wohl welche von der Security, die nicht wussten, wer wir sind. Wir hatten aber auch jemanden mitbekommen, die uns reinbegleitet und auch das entsprechende Bändchen anhatte, um überall reinzudürfen. Wir selber haben „Stuff“-Bänder gehabt, was bedeutet, dass wir hinter die Bühnen dürfen. Wir sind also angekommen und mit Sack und Pack ausgestiegen. Und da war ein Riesen-Zaun vor dem zwei von der Security saßen.

Die Dame, die uns begleitete, hat denen dann gesagt, dass wir zur Bühne müssen. Es war ja damals extra der Wall eingerissen worden, damit wir direkt an die Bühne kommen. Die Antwort war: „Nö, ihr kommt hier nicht durch.“ Als wir gesagt hatten, dass wir die Wacken Firefighters sind, haben die nur gesagt, dass sie uns nicht kennen. Wir haben dann gesagt, dass wir auf die Bühne müssen um dort Musik zu machen. Die blieben bei ihrem Nein und haben erstmal eine geraucht.

Da habe ich gesagt: „Ok. Wir fahren wieder und ihr habt ein Problem, wenn wir da nicht gleich auf der Bühne stehen“. Das fanden die erstmal amüsant, aber nach dem unsere Begleiterin richtig Druck gemacht hat, haben sie dann telefoniert. Die hielten uns für einen Chor, der auf die Bühne wollte um zu singen, obwohl wir  unsere Instrumente in der Hand hatten. Da mussten wir erstmal darauf hinweisen, dass wir Musik machen und nicht singen und dass wir die Wacken Firefighters sind.

Die haben am Telefon trotzdem wieder gesagt, dass wir ein Feuerwehrchor seien. Da war die Antwort am Telefon, dass es sowas nicht gäbe und wir nicht reinkommen würden. So wurde die Zeit schon etwas knapp. Da habe ich etwas gemacht, was ich eigentlich nicht mache: Ich habe bei Holger (Hübner) angerufen, hatte ihn aber nicht gleich dran gehabt, sondern seine rechte Hand von ihm. Die hat nur geseufzt und fragte, an welchem Checkpunkt wir den seien. Die Punkte haben alle eine Bezeichnung und unsere Führerin hat das dann durchgegeben. Holgers rechte Hand sagte nur, dass die jetzt einen Anruf bekommen müssten und das Tor gleich aufgehen müsste. Die gingen tatsächlich direkt ans Telefon und nickten nur ganz eifrig. Da sind sie dann aufgesprungen und haben das Tor aufgemacht. Wir sind also rein und haben Musik gemacht.

Und am nächsten Tag saßen sie da wieder und wollten uns wieder nicht durchlassen. Wir haben nochmal unsere Bänder gezeigt und meinten nur, dass das bei ihnen nicht auf dem Plan stehen würde. Ich habe nur gefragt, ob ich schon wieder mit Holger telefonieren müsse. Nachdem unsere Begleiterin aber ordentlich Druck gemacht hat, haben sie uns widerwillig reingelassen. Das war ein echter Burner. Ich weiß nicht, ob die da noch arbeiten. Ein Erlebnis war es trotzdem.

Stefan: In 2015, dem Jahr in dem wir alle so abgesoffen sind, kam der Stagemanager auf mich zu und sagt, dass wir die ersten seien, die überhaupt spielen würden. Die anderen Gruppen, die sonst dran gewesen wären, konnten nicht spielen, weil die gar nicht auf den Platz gekommen sind. Er fragte mich dann, ob ich eine Hülse haben wollte, also ein Bier. Warum nicht, dachte ich. Er sagte nur, dass ich echt aufpassen müsse. Ich fragte, warum und was denn so schlimm an dem Bier sei, wäre es vielleicht warm? Er erklärte mir dann, dass das Bier schön kalt sei, das Problem wäre ein anderes: Das Bier haben sie auf den Platz bekommen, aber die Toiletten waren noch nicht da. Und die kämen auch so schnell nicht. Ich solle auf keinen Fall auf die Idee kommen, mich irgendwann irgendwo an den Rand zu stellen.

Das Bier war also da, aber die Toilettenfirma ist mit ihren Fahrzeugen nicht auf das Gelände raufgekommen. Wir haben dann gespielt und es hat geregnet wie aus Eimern. Es gibt auch noch ein tolles Bild von mir im Regenmantel und der Trompete in der Hand. Wir hatten vielleicht 2000 Leute. Das war in Anbetracht dessen, was da sonst so ist, relativ wenig. Nach uns haben die Blechblos’n gespielt, eine Band, mit der wir echt gute Kontakte haben, weil die immer entweder vor uns oder nach uns gespielt haben.

Auch auf der Kieler Woche treffen wir uns immer. Da sind echte Freundschaften entstanden. Dann kam also der Chef von denen, der Roland Schleifer, auf mich zu und fragte, wieviele Leute beim Regen bei uns denn so gewesen seien. Ich sagte, dass wegen dem schlechten Wetter halt nur 2000 etwa waren. Da sagte er, dass bei ihnen nur 20 gewesen wären. Das ist für so eine Band, die richtig gut ist, natürlich der Horror.

Da kriegt man echt Frust, wenn bei so einem Auftritt überhaupt nichts los ist. Auf der anderen Seite war es das Jahr, an dem wir mit unseren T-Shirts nicht ausgekommen sind. Unsere damalige Kassenwartin hatte das mit dem Wetter vorausgesehen und angefangen, die T-Shirts einzuschweißen. Wir hatten dann nachher den Luxus gehabt, trockene T-Shirts verkaufen zu können. Die sind alleine deswegen weggegangen, weil die alle schön trocken waren. Seitdem sind die Dinger bei uns eingeschweißt. Man weiß ja nie, was kommt.

Das Jahr war aber auch wirklich schlimm. Ich habe auf dem Gelände auch einen mit seinem superaufgemotzten Golf GTI gesehen. Da habe ich mich echt gefragt, wer mit so einem Auto auf ein Open Air Festival und dann auch noch auf die Wiese fährt. Der hätte eigentlich wissen müssen, dass er damit schwimmen geht. Vielleicht war er das erste Mal da und so jung wie der aussah, war das Auto wohl vom Papa.

Könnt ihr nochmal genauer erklären, warum angeblich das Wacken Open Air teilweise in Gribbohm stattfindet?

Stefan: Das ist tatsächlich so.

Ann-Kathrin: Naja, man weiß das nicht genau. Man kann ja auch sagen, dass dadurch, dass es immer größer geworden ist,  jetzt ein großer Teil in Holzniendorf stattfindet. Vor ein paar Jahren war es aber wirklich so, dass das W:O:A mehr in Gribbohm stattfand. In irgendeinem Jahr haben sie einen Aprilscherz veröffentlicht, dass es jetzt G:O:A, also Gribbohmer Open Air heißt und nicht mehr W:O:A.

Damals gab es von ICS auch richtige T-Shirts. Das wurde von ICS richtig groß aufgezogen. Es war sozusagen ein Eingeständnis von ICS, dass das W:O:A gar nicht in Wacken, sondern in Gribbohm stattfindet (lacht). Dabei erinnert mich G:O:A aber eher an die Musikrichtung Goa, aber das ist was anderes.

Wir würden euch jetzt gerne ein paar Schlagworte nennen und ihr sagt uns, was euch dazu einfällt. Ok?

Stefan/Ann-Kathrin: Alles klar.

Rituale

Stefan:Wacken, Wacken, Feuerwehr“. Wenn ich auf der Bühne stehe, hinter mir die Leute noch alles aufbauen und ich die Metalheads mit einer Welle schonmal ein bisschen in Stimmung bringe, dann brüllen sie alle „Wacken, Wacken, Feuerwehr“. Ich würde sagen, dass das ein Ritual ist.

Ernährung

Ann-Kathrin: Flüssig. Nichts Spezielles, aber flüssig.

Dann reden wir nicht von Tee?

Ann-Kathrin: Nicht wirklich.

Stefan: Ein nahrhaftes Getränk auf alle Fälle.

Nachhaltigkeit

Ann-Kathrin: Der Name: „Wacken Firefighters“. Auf dem W:O:A sind wir die Wacken Firefighters und wenn wir weiterengagiert werden, wollen sie auch immer die Wacken Firefighters haben, obwohl wir der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Wacken sind.

Ihr tretet also auch auf anderen Veranstaltungen als W:O:A Firefighters auf?

Ann-Kathrin: Die wollen uns natürlich gerne so verkaufen. Bei der Werbung können sie den Namen gerne benutzen, aber irgendwo muss dann stehen, dass wir „Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Wacken auch bekannt als W:O:A Firefighters“ sind.

Stefan: Wir sagen den Leuten aber auch, dass sie fragen sollen, ob sie den Namen benutzen dürfen. Den Namen haben sich ICS bzw. Holger Hübner rechtlich schützen lassen. Er hat uns mal gesagt, dass er das für uns gemacht hat. Wir können den Namen aber nutzen, wie wir wollen. Das ist für Holger kein Problem. Er meinte, dass es aber auch durchaus sein könne, dass andere den Namen nutzen, ohne das mit uns abzusprechen und es dann zu einem Schaden käme. Diesen Fall haben wir letztens sogar einmal schon gehabt. Da hat ein Veranstalter gemeldet, dass die Wacken Firefighters irgendwo spielen würden und wir wurden dann auf Facebook angeschrieben. Da haben sich Fans total gefreut, dass wir in deren Dorf spielen würden. Da habe ich erstmal geschrieben, dass wir da überhaupt nicht spielen würden. Der hat uns dann das Programm geschickt, wo wir angeblich spielen sollten, aber es gab überhaupt keinen Vertrag mit uns. Ich weiß jetzt nicht, was daraus geworden ist, aber auf jeden Fall hat der mit dem Namen geworben, obwohl er das nicht durfte. Ich kann mir aber vorstellen, dass Holger das nicht so gerne gesehen hat.

Werte

Stefan: Instrumente. Wenn man mal so überschlagen würde, wenn wir auf der Bühne sitzen, an Werten an Instrumenten da ist, kommt da schon ganz schön was zusammen. Gut, nicht jeder hat jetzt so wie ich eine Trompete für 4.000 Euro, aber eine Tuba kostet auch gerne mal 10.000 – 15.000 Euro. Das sind schon ordentliche Werte.

Ann-Kathrin: Freundschaft. Die ist ganz wichtig.

Wacken

Ann-Kathrin: Kühe. Dorf.

Schwarz

Ann-Kathrin: Kult.

Stefan: Kult und cool.

Toleranz

Stefan: Toleranz kannst du auch in Zusammenhang mit Inklusion nennen. Wenn ich sehe, wie mit behinderten Leuten oder auch Leuten jeglicher Hautfarbe umgegangen wird, dann ist da definitiv ganz, ganz viel Toleranz auf dem Wacken Open Air. Gerade der Umgang und die Förderung im Bereich behinderter Menschen ist dort phänomenal.

(Anmerkung: Ann-Kathrin fährt während des Interviews ihre Tochter zum Reiterhof und führt das Interview dabei locker weiter. Dabei zeigt sie ihre Verbindung zum W:O:A mit ein paar sehr coolen W:O:A-Kopfstützenbezügen.)

Alter

Stefan: Spielt keine Rolle.

Ann-Kathrin: Bunt gemischt.

Stefan: Da gibt es auch eine coole Geschichte. Das war in der Bunten oder so in der August- oder September-Ausgabe. Ann-Kathrin’s Mutter ist 78. Ein W:O:A war sie mit ihrem Strohhut und ihrer hellen Blumenbluse anwesend und hat sich dann plötzlich als Titelbild auf der Bunten wiedergefunden.

Ann-Kathrin: Und meine Tochter, die 12 Jahre alt ist, spielt bei den Firefighters auch mit. Trompete.

Stefan: Alter spielt also absolut keine Rolle.

Finanzen

Ann-Kathrin: Unwichtig. Ich rede natürlich nur von uns jetzt. Wir bekommen natürlich was für die Auftritte. Wir bekommen auch die T-Shirts gestellt. Ich finde, das ist schon eine Menge. Wir dürfen dabei sein. Deswegen finde ich, sollten die Finanzen keine ganz so große Rolle spielen.

Stefan: Das sehe ich genauso. Die Finanzen waren in unserem Bereich nie das große Thema beim W:O:A. Ich finde es aber total klasse, dass das W:O:A junge Bands fördert und dafür sehr, sehr viele Bühnen zur Verfügung stellt. Wenn ich bedenke, dass da über 150 Bands spielen und jede Band im Endeffekt etwas dafür bekommt, dann spiegelt sich das natürlich im Eintrittspreis wider. Das ist natürlich die Mischkalkulation, die der Veranstalter machen muss.

Wenn man jetzt mal betrachtet, was die Eintrittskarte kostet und dagegen betrachtet, was man auf dem W:O:A geboten bekommt, ist das vollkommen ok. Wenn ich dagegen sehe, dass Leute für ein Metallica-Konzert 200 Euro ausgeben – und das für nur eine Band. Auf dem W:O:A bekommst du dafür mehr als eine halbe Woche und ganz viele Bands für denselben Preis. Manchmal sind ja auch die ganz jungen Bands viel interessanter als die alten Hasen. Immer wenn man die jungen Bands sieht auf dem W:O:A ist das immer unglaublich interessant. Man kann sich ja sowieso die ganze Zeit rumtreiben und auf jeder Bühne ist irgendwas los.

Beim nächsten Mal soll ja auch mittwochs schon das Infield geöffnet werden. Dann gäbe es ja eine logische Konsequenz. Hinter vorgehaltener Hand könnte man ja sagen, dass man wegen Corona Abstand halten muss und wir im Biergarten 30.000 Leuten haben und die Konsequenz daraus wäre, dass wir auf einer der Hauptbühnen spielen müssten. Man müsste die 30.000 in einen Bereich stellen, wo sie immer noch genug Abstand halten könnten. Nein. Keine Angst. Wir wollen gar nicht auf eine der großen Bühnen. Es würde uns zwar reizen, aber im Infield, wo über 70.000 reinpassen würden unsere 30.000 echt klein aussehen. Da ist mir ein vollkommen überfüllter Biergarten lieber als auf irgendeiner Hauptbühne zu spielen.

Ann-Kathrin: Ich will auch gar keine andere Crew haben. Der Biergarten ist top.

Stefan: Wir sind ja auch eigentlich für den Biergarten zuständig. Wir sind ursprünglich eingeladen worden, um Blasmusik für den Biergarten zu machen. Das sollte schon so bleiben. Never change a running system.

Umweltschutz

Stefan: …wird ganz groß geschrieben beim W:O:A. Alles was da so eingeschleppt wird, wird alles so zurückgeführt, dass da kein Umweltschaden entsteht. Die ganzen Plätze werden nach dem W:O:A von Helfern ganz akribisch abgesucht und selbst der kleinste Kronkorken wird eingesammelt, damit das nachher nicht in die Erntemaschinen kommt. Die könnten sonst eventuell davon kaputt gehen. Da bleibt wirklich am Ende nichts übrig von dem, was da hinterlassen wird.

Schade ist es nur manchmal, dass es Leute gibt, die meinen ihren Müll zurücklassen zu müssen. Weil bei den Mengen an Müll, die nachher zusammengesammelt werden, sich das aus finanzieller Sicht – ich bin zum Glück nicht derjenige, der das kalkulieren muss – irgendwann nicht mehr lohnt. Es spiegelt sich dann irgendwann im Preis für die Karten wider, wenn alleine der Abtransport vom Müll ein Viertel des Eintrittspreises ausmacht.

Umweltschutz ist da eine ganz, ganz große Nummer. Auch diese sagenumwobene Bierpipeline, die über das Gelände läuft, ist auch dafür da, dass die LKWs nicht ständig auf dem Gelände rumgurken müssen und was kaputt machen. Man versucht das Ganze irgendwie sauber zu halten, was letztendlich auch die Nachhaltigkeit wieder unterstreicht. Ich finde, die machen da einfach einen genialen Job.

Zusammenhalt

Ann-Kathrin: Zusammenhalt ist ganz wichtig. Zum einen beim Musikzug selbst, sonst würde das alles gar nicht so planmäßig funktionieren. Nur durch den Zusammenhalt im Musikzug kann man sich auch so gut präsentieren und so gute Musik machen. Zusammenhalt ist wichtig. Bei uns jedenfalls.

Stefan: Definitiv

Familie

Ann-Kathrin: Erstmal sind wir im Musikzug eine große Familie. Dann gibt es im Musikzug ganz viele Familien. Das bin ich mit meiner Tochter und Stefan, meinem Freund. Dann haben wir eine Familie dabei, da spielen zwei Kinder, der zukünftige Schwiegersohn und die zukünftige Schwiegertochter spielen mit. Oder bei einer anderen Familie spielen Vater und Sohn mit. Wir haben also viele kleine Familien in einer großen Familie. Und beim W:O:A gehören wir natürlich zur großen Familie der Metalheads.

Stefan: Und jeder kann sich auf den anderen verlassen.

Ann-Kathrin: Alle arbeiten mit. Alle arbeiten zusammen.

(Gesellschaftliche) Verantwortung

Stefan: Leute die fröhlich sind, können nichts Böses machen. Wer fröhlich zusammen feiert, hat gar keine Gedanken irgendwelche Scheiße zu bauen. Die Leute auf dem W:O:A und auch wir haben einfach Spaß und irgendwie eine Verantwortung diesen Spaß weiterzutragen. Dafür zu sorgen, dass der Zusammenhalt da ist und man den Spaß verbreitet.

Wir haben auch noch ein paar persönliche Fragen, die wir standardmäßig immer stellen.

Was ist euer Lieblingstier?

Ann-Kathrin: Hund. Großer Hund.

Stefan: Elefant.

Lieblingsessen?

Stefan: Vorhanden. Hauptsache vorhanden.

Ann-Kathrin: Unsere Schafskäse-Creme.

Lieblingsbuch?

Ann-Kathrin: Habe ich keines. Ich habe Elizabeth George als Lieblingsschriftstellerin, die eine Krimiserie schreibt. Die lese ich gerne, aber ein spezielles Buch habe ich nicht.

Stefan: Ich habe damals „Das Boot“ gelesen. Als großen Wälzer, bevor ich mir den Film angeschaut habe. Dann war ich vom Film leider extrem enttäuscht, obwohl der Film auch sehr gut war. Aber im Vergleich zu dem Buch war das ein riesiger Unterschied.

Lieblingsgetränk?

Ann-Kathrin: Wein.

Stefan: Wein und Bier. Hefeweizen auch.

Lieblings-CD?

Ann-Kathrin: Habe ich keine.

Stefan: Ich habe ganz aktuell gerade eine. Mein Trompeten-Lehrer Rüdiger Baldauf hat gerade ein Jazz-Album aufgenommen. „Strawberry Fields“, auf dem er Beatles-Titel entsprechend interpretiert. Auf dem Cover hat er da, wo sonst die Beatles laufen würden, Käfer drauf gemalt. Cooles Ding.

Was würdet ihr euch für euch persönlich am meisten wünschen?

Ann-Kathrin: Dass wir gesund bleiben.

Stefan: Gesundheit ist ganz wichtig. Und, dass wir irgendwann die Corona-Pandemie besiegen können.

Was würdet ihr euch für die Welt am meisten wünschen?

Stefan: Weniger Leute, die Donald Trump gut finden. Was er sich letztens gerade geleistet hat. „Trump verurteilt die Ausschreitungen.“ war heute die Pressemitteilung, wobei er das ja selber mit angeschubst hat. Und wenn ich mir vorstelle, dass der möglicherweise nach vier Jahren wieder kandidieren könnte, sollte man ja noch auf ein Amtsenthebungsverfahren hinwirken.

Ann-Kathrin: Mehr Akzeptanz und mehr Frieden.

Eure größte Angst?

Ann-Kathrin: Meine größte Angst ist, dass meiner Familie was passiert. Meine Familie soll gesund bleiben. Dass keiner zu Schaden kommt und dass jedes der Kinder seinen Weg findet, wäre sehr wichtig für mich.

Eure größte Freude?

Ann-Kathrin: Musik machen.

Stefan: Wieder Musik machen.

Welche Auswirkung hat eurer Meinung nach die Corona-Krise auf das Musik-Business?

Stefan: Definitiv. Auch auf das Musikbusiness im Großen gesprochen. Nicht nur auf die Musiker, sondern alles, was drum rum ist.  Das sind die Leute, die für das Catering zuständig sind oder die Security. Die ganzen Roadies. Die, die den Bühnenaufbau machen oder die Beleuchtung. Die Tontechniker. Und so weiter…und so weiter. Da hängt eine ganze Menge dran. Es sind nicht nur die Künstler, sondern auch alles was drum herum ist. So gesehen sind die Künstler bei uns ein ganz großer Arbeitgeber. Das darf man nicht vergessen. Und wenn die Künstler nichts mehr machen können, schlafen auch gleichzeitig die ganzen Veranstaltungstechniken und sonstiges ein. Ich glaube, Grönemeyer hat mal sowas gesagt wie: Wenn die ganze Sache vorbei ist, können wir wieder loslegen, haben aber keine Leute mehr, die uns helfen.

Das ist eine meiner größten Sorgen, dass nachher alles kaputt ist. Weil die Leute von etwas leben müssen, suchen sie sich einen anderen Job. Und wenn derjenige dann einen anderen Job hat, dann versuch dem Arbeitgeber mal zu sagen, dass man mal eben für vier Wochen weg ist, um beim W:O:A mitaufzubauen. Das geht halt nicht. Das wird nachher das große Problem werden.

Vielen Dank für das nette Interview.

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de