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Interview: GEOFF TATE im Gespräch mit METALOGY Teil 1 Interview: GEOFF TATE im Gespräch mit METALOGY Teil 1
Im Rahmen seiner Operation: mindcrime 30th Anniversary Tour zelebriert ex-Queensryche-Sänger Geoff Tate dieses Überalbum in voller Länge. Vor der Show im Colos-Saal in Aschaffenburg... Interview: GEOFF TATE im Gespräch mit METALOGY Teil 1

Im Rahmen seiner Operation: mindcrime 30th Anniversary Tour zelebriert ex-Queensryche-Sänger Geoff Tate dieses Überalbum in voller Länge. Vor der Show im Colos-Saal in Aschaffenburg philosophierte er ein wenig mit Metalogy und erzählte interessante Geschichten über das Album. Lest hier den ersten Teil des zweiteiligen Interviews.

Hallo Geoff, das neue Album deiner Band Operation: mindcrime „The New Reality“ wurde vor 2 Monaten veröffentlicht. Wie waren die Reaktionen auf das Album? Was sagten die Fans dazu?

Geoff: Ich habe keine Ahnung. Ich beachte das gar nicht. Ich bin einer von der Sorte, der etwas herausbringt und dann direkt mit der nächsten Sache, die ansteht, weitermacht. Ich warte nicht lange auf eine Bestätigung.

Dieses Album schließt eine Trilogie aus „The Key“ und „Resurrection“ ab. Kannst du uns etwas über die Story und die Message dahinter erzählen?

Geoff: Das ist eigentlich eine Geschichte, die auf meiner Vorstellung von Zeit basiert. Als Beispiel: Ich bin ein Hobby-Sozialwissenschaftler und ich beobachte gerne die Entwicklung der Menschheit. Ich mag es zu sehen, wie wir uns weiterentwickeln und zurückentwickeln. Und ich denke, dass etwas, was wir als menschliche Rasse haben, eine sogenannte kognitive Faulheit ist. Wir füllen viele unserer (Wissens-)Lücken indem wir lernen etwas zu tun und wir akzeptieren dabei das Lernen als den Weg. Und weil wir etwas gelernt haben, halten wir es nicht für notwendig, es nochmal zu hinterfragen. Wir machen dann einfach weiter damit und halten daran fest, bis wir es schließlich Tradition nennen. Und später rechtfertigen wir es, indem wir sagen, dass es Tradition ist. Wenn man nun in der Realität die Zeit als ein menschliches Konstrukt betrachtet, hat diese eigentlich keine andere Bedeutung als die, die wir ihr selber zumessen.

Dass wir die ganze Aufmerksamkeit und all diese Bedeutsamkeit auf die Zeit setzen: Ich stehe auf. Ich gehe schlafen. Ich gehe zur Arbeit. Wie spät ist es? Was passiert zurzeit? Zeit, Zeit, Zeit, Zeit, Zeit – In Wirklichkeit ist diese nur eine Erklärung für das einfache menschliche Wesen. Primitive Menschen haben sich das ausgedacht und wir übernehmen es als unsere Wahrheit und Tatsache. In unserem Leben legen wir so viel Aufmerksamkeit auf die Zeit. Das geht mittlerweile sogar soweit, dass wir glauben, dass wir nicht durch den Weltraum reisen können wegen der Zeit. Zeit ist ein großes Problem für uns. Sie ist aber nur soweit ein Problem, wie wir denken, dass sie es ist.

In meiner Story entwickelt der Hauptcharakter einen Algorithmus, ein Computerprogramm, das es dem User erlaubt, die Realität auf eine andere Weise zu betrachten. Unsere Vorstellung von Zeit ist eine Realität, die wir selbst konstruiert haben. Die neue Technologie hat nun die Fähigkeit und das Potential, alles zu ändern, was die Wahrnehmung unserer Existenz betrifft. Denn nun brauchen wir keinen Treibstoff mehr, um durch den Weltraum dorthin zu gelangen, wo wir gerade hin wollen. Nun können wir durch unsere Vorstellung dorthin gelangen und sind dann auch tatsächlich dort. So wird die Technologie etwas unglaublich Wertvolles. Die Story geht hierüber als zentrales Thema. Und dann geht es noch um die standardmäßigen klassischen menschlichen Situationen, wie Habgier, Machtkämpfe und darum, dass wir in unserem Leben so sehr mit Machtkämpfen beschäftigt sind. Das ist zusammengefasst in etwa die Story, auch wenn es eine längere Zusammenfassung war. (lacht).

Heute werdet Ihr das komplette Operation: mindcrime-Album spielen. Werdet Ihr auch neue Songs spielen?

Geoff: Nicht einen einzigen.

Hast Du eine besondere Beziehung zum Album Operation: mindcrime?

Geoff: Klar. Es ist ein besonderer Zeitpunkt, da es das 30-jährige Jubiläum des Albums ist. Es wurde vor 30 Jahren veröffentlicht. Deswegen liegt der Fokus darauf, dieses Album zu spielen. Es ist wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich es komplett spiele. Ich genieße das. Ich dachte, es wäre gut dieses Albums noch einmal den Fans zu präsentieren und es sie noch einmal hören zu lassen.

Wirst Du Songs von anderen Queensryche-Alben spielen?

Geoff: Ja, als Zugabe.

Welche Pläne hast Du für die nächsten Jahre?

Geoff: Dieses Jahr werde ich touren, touren, touren. Zu so vielen Orten wie möglich.  Danach habe ich keine festen Pläne. Vielleicht eine Pause. Die letzten fünf Jahre waren sehr arbeitsorientiert. Ich habe fünf Alben in den letzten fünf Jahren veröffentlicht. Ich würde schon gerne eine kleine Pause davon machen. Deshalb bin ich das ganze Jahr auf Tour. Um meine Gedanken frei zu bekommen, von der kreativen Seite her, und nur an die Live-Performances zu denken.

Wo verbringst Du deine Pausen?

Geoff: Ich werde die teilweise in Seattle verbringen, teilweise in Irland und teilweise in Süddeutschland, wo wir unseren Wein machen. Meine Familie lebt außerhalb von Freiburg. In ein paar Tagen werde ich dahinfahren. Genau gesagt in zwei Tagen.

Wann kamst Du auf die Idee, Wein zu machen?

Geoff: Ich habe meinen ersten Wein hergestellt als ich 14 Jahre alt war. Und seitdem war ich daran interessiert. Und während ich um die Welt gereist bin, habe ich verschiedene Weine von verschiedenen Orten probiert. Dadurch wurde ich ein Fan der europäischen Weine insbesondere. Besonders französischem und  deutschem Wein. Auch die spanischen Weine mag ich ein bisschen. Nicht so sehr die Italienischen, obwohl die eigentlich sehr gut sind. Ich startete damit, meinen eigenen Wein professionell herzustellen in 2007. Das ist mein erster Jahrgang. Mittlerweile sind einige Jahrgänge dazugekommen.

Welche Sorten an Trauben verwendest Du?

Geoff: Pinot Noir und Pinot Grigio. Der Name meines Weins ist „Insania“ und wir stellen ihn in als Rotwein und Weißwein her.

Eine Frage zum Album „Operation: mindcrime“: Wer hatte damals (vor 30 Jahren) die Idee zu diesem Konzept-Album?

Geoff: Die hatte ich. Es war etwas, das ich damals schon einige Zeit machen wollte. Als ich damals die Band gründete, wollte ich schon in diese Richtung gehen. Als ich groß geworden bin, habe ich meine ersten musikalischen Erfahrungen mit Prog-Rock-Alben, wie sie heute genannt werden, gemacht: YES „Close to the edge“, Genesis „The lamb lies down“, Beatles` verschiedene Konzept- und Storyalben. Das waren Alben, zu denen ich eine Beziehung hatte als ich aufwuchs. Also wollte ich auch die Band in diese Richtung lenken. Und wenn du die Entwicklung der ersten Alben betrachtest, erkennst du in welche Richtung es ging. Wir begannen ziemlich groß mit den Ideen für einige Songs auf „Warning“ und gingen dann in eine ganz andere Richtung mit „Rage for Order“. Es ging dann zunächst darum eine Story zu finden. Die fiel mir schließlich eines Tages ein, als ich in Montreal, Kanada gelebt hatte. Und so fiel mir die Story ein und….. boom!

Hast Du damals mit dem Erfolg gerechnet?

Geoff: Nein. Ich denke, niemand erwartet einen solchen Erfolg. Wenn du etwas schreibst, folgst du deinem Enthusiasmus, du lehnst dich in diese Richtung und begeisterst dich für das, was du machst, und dann bringst du es raus. Und manchmal stehen die Sterne dann günstig, manchmal nicht. Damals war die Plattenindustrie noch komplett anderes als sie es heute ist. Glücklicherweise haben wir bei einem großen Label damals unterschrieben – mit einem Vertriebsnetz und einem Werbebudget. Dadurch war es uns möglich, die Platte überhaupt zu verkaufen. Dazu muss ich noch eine Geschichte erzählen, die eigentlich ganz witzig ist – für ein paar Leute zumindest – und für mich ist sie es auch: Als wir „Operation: mindcrime“ veröffentlicht haben, kam die Platte zunächst gar nicht so gut an. Das war eine ziemliche Enttäuschung für unsere Plattenfirma und unser Management. Und die kamen zu uns und sagten: „Eure Platte verkauft sich nicht, also müsst ihr Jungs ins Studio gehen und eine neue schreiben. Die Plattenfirma wird dann dabei bleiben.“ Also haben wir damit angefangen. Das war, als das Album bereits über ein Jahr auf dem Markt war. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir genauso viele Exemplare verkauft, wie von „Rage for Order“. Also machten wir uns bereit, wieder ins Studio zu gehen. Und dann rief uns der Kerl an, der damals MTV leitete und er bat uns, ein Video aufzunehmen. Er hatte das Album gehört und liebte es. Wir sagten: Ok. Wir machen ein Video. Und….(schnippt mit dem Finger) …verkauften 500.000 Alben. Und einen Monat später hatten wir eine Millionen Alben verkauft. Das ist die Macht des Fernsehens. Der Einfluss von Werbung damals war atemberaubend, auch in der Musik.

Interview: Michael Glaeser und Lydia Polwin-Plass

Lest hier auf Metalogy auch den zweiten Teil des Interviews:

Interview: GEOFF TATE im Gespräch mit METALOGY, Teil 2

und den Konzertnachbericht:

Nachbericht: Geoff Tate´s Operation: Mindcrime + Till Death Do Us Part, 06.02.2018, Colos-Saal

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de