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FOTOSTRECKE und Nachbericht: CHRIS TALL mit „Schönheit braucht Platz“ in Frankfurt FOTOSTRECKE und Nachbericht: CHRIS TALL mit „Schönheit braucht Platz“ in Frankfurt
Nach den großen Erfolgen seiner beiden Soloprogramme „Selfie von Mutti“ und „Und jetzt ist Papa dran!“, mit denen er vor der Pandemie die Arenen... FOTOSTRECKE und Nachbericht: CHRIS TALL mit „Schönheit braucht Platz“ in Frankfurt

Nach den großen Erfolgen seiner beiden Soloprogramme „Selfie von Mutti“ und „Und jetzt ist Papa dran!“, mit denen er vor der Pandemie die Arenen des Landes füllte, legt der preisgekrönte Comedian Chris Tall mit einem neuen Programm nach. Seit März 2023 ist der Hamburger wieder auf Tournee, um seine Fans mit „Schönheit braucht Platz“ aufs Neue zu begeistern. Gestern gastierte er in der Süwag Energie ARENA (Ballsporthalle Frankfurt). Nachfolgend ein paar Fotos von der Veranstaltung und ein Nachbericht.

„Schöner, schneller, breiter“ ist die Devise des Comedians. Chris ist zwar mittlerweise schlank und rank, feiert aber nach wie vor die Rundungen seiner Fans und betont gleich zu Beginn des Programms, wie unwichtig Äußerlichkeiten sind und dass man sich auf keinen Fall wegen seines Äußeren von anderen verunsichern lassen sollte.

„Schönheit braucht Platz!“ – Vom Cluburlaub zum Mocktailabend, vom FIFA Zocken zu Babyparties, vom Binge-Watching zum Haustierkauf und  – einem naja nicht ganz so gelungenen Date: Chris versucht jeder Situation etwas Positives abzugewinnen und verhilft der Schönheit zu ihrem Recht; auch wenn das ab und zu gehörig schief geht! So quält er sich zum Beispiel durch einen Vorsorge-Termin beim Arzt, um am Ende seine geschundene Seele mit einem Barbesuch zu befriedigen. Die neue Whatsapp-Gruppe seiner Kumpels mit dem Namen „Happa happa Dudu – Babyface Emoji“ speichert er zwar mit Würgegedanken ab, begibt sich aber dennoch in die Höhle der Löwen und nimmt an einem Geburtsvorbereitungskurs teil. Köstlich auch Chris‘ Parodien auf seine Kollegen Mario Barth oder Atze Schröder, seine Ausführungen über kleine Kinder, Fische, vor allem Kugelfische und Seegurken oder seine Konversation mit einem Papagei.

Genüsslich seziert Chris Tall auch in seinem neuen Programm seine Erlebnisse und zieht sich und alle Beteiligten durch den Kakao. Es geht um Familie, Freundschaft, den täglichen Kampf im Alltag junger Menschen und natürlich um Ernährung. Und hier meine einzige kleine Kritik an Chris‘ Programmpunkt zum Vegansimus. Ich selbst bin leider NICHT vegan, da ich die Kraft und Konsequenz dazu nicht habe, obwohl ich einsehe, dass diese Lebensform eigentlich – angesichts des Klimawandels, der zu einem Großteil durch die inhumane und grausame Massentierhaltung verursacht wird – die einzige richtige wäre. Und ich ziehe an dieser Stelle meinen imaginären Hut vor allen Veganern, die nicht aus egoistischen Gründen, sondern wegen Umwelt und Tierhaltung auf Fleischkonsum verzichten. Und vor allem auch vor jenen, die sich gestern unwohl gefühlt haben, als über sie ziemlich hart hergezogen wurde. Zum Glück gibt es diese – mittlerweile hervorragenden – Fleischalternativen, denn vegan ist man meist nicht aus Privatvergnügen, sondern weil man etwas bewegen will. Befremdlich fanden wir vor allem die Reaktion vieler im Publikum, die – so hatte man den Eindruck – stolz darauf waren, diesen Massentierhaltungswahnsinn mit möglichst hohem Fleischkonsum zu unterstützen. Obwohl das bestimmt alles andere als Stärke beweist.

Ansonsten war Chris wieder großartig, witzig, schlagfertig, spontan und zeigte sich auch in vielerlei Hinsicht empathisch und tolerant. Seine Geschichten sind schräg und mitunter auch etwas unappetitlich oder gnadenlos realistisch. Unter anderem erzählte er, dass er sich wegen seiner Fettleber trotz seiner Platzangst in eine für ihn viel zu enge MRT-Röhre quetschen musste. Schuld an seiner Fettleber war natürlich auch nicht die jahrelange fettreiche und feuchtfröhliche Ernährung, sondern die Poké Bowl, die ihm seine Freundin aufgezwungen hatte. Und obwohl er einige Vorlieben seiner neuen Freundin, die Fische und Seegurken als Haustiere bevorzugt, niemals verstehen wird, weiß er, dass sie genau die richtige für ihn ist. Denn was ist letztlich schöner als die Liebe? Und diese demonstrierte Chris auch in seiner Interaktion mit dem Publikum vielfach. Er drückte und tröstete zwei traurige Damen, die eine gleichgeschlechtliche Beziehung haben und sich von der Gesellschaft und teilweise ihren Familien unverstanden fühlen, genauso wie Fans, die unter Zwangsstörungen leiden. Hier wiederum zeigte sich das Publikum sehr solidarisch und geizte nicht mit Standing Ovations.

Vor allem im zweiten Teil nach der Pause, war Chris wieder voll und ganz in seinem Element. Die Pointen kamen Schlag auf Schlag und auf jeden Fall unfassbar witzig. Das Publikum, das zu 99 Prozent nicht aus Frankfurt stammte, feierte Chris den kompletten Abend hindurch und machte fleißig mit, wenn es von Chris dazu aufgefordert wurde. Unter anderem sang es mit ihm Ballermannlieder oder folgte seinen Aufrufen zu diversen Abstimmungen. Frauen ermunterte er mehr die Sau raus zu lassen und Männer zu akzeptieren, wenn sich Frauen auf ihr Niveau herunterlassen möchten. Grammatikfehler von Eltern bei der Zurechtweisung ihrer Kinder nahm er auch auf unterhaltsamste Weise auf’s Korn. „Malte Frederik Bonifazius, geh runter von die Kofferband, du bist nicht besser wie die anderen und nicht der einzigste hier.“

Extrem witzig auch Chris‘ Beschreibung eines Horror-Urlaubs und des Alltags von Animateuren auf Mallorca.

So ist auch bei „Schönheit braucht Platz!“ keine Show wie die andere. Denn jeden Abend stellt Chris seine eigenen Gags auf den Kopf und tritt in  Schlagabtausch mit seinem Publikum, um am Ende festzustellen: Mist, jetzt habe ich mich schon wieder selbst verarscht!

Einen besonderen Gänsehautmoment erlebte Chris vor der Pandemie bei einer Publikumsimprovisation in Oldenburg: Dort spendeten Chris’ Fans spontan 8000 Euro an eine Zuschauerin, die wegen einer Spastik in den Beinen an den Rollstuhl gefesselt ist und deren Krankenkasse keine besonderen Hilfsmittel für den Aufbau ihrer Muskeln zahlen wollte, da „der Kosten-Nutzen-Faktor“ nicht gegeben sei. Nach der Aktion konnte sich die   starke und mutige Frau ein spezielles Fahrrad kaufen, das ihre Situation vereinfachte. Auch gestern gab es jede Menge solcher Gänsehautmomente. Vor allem, als Chris als Zugabe ein bisschen von seinen eigenen Problemen erzählte und ihm vom Publikum dafür viel Liebe und Verständnis entgegengebracht wurde. „Ich habe die besten Fans der Welt“, erinnert sich und uns Chris Tall immer wieder.

Wieder einmal war die rundherum tolle Veranstaltung auch hervorragend organisiert von S-Promotion.

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Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de