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Exklusiv Interview – Metalogy im Gespräch mit THRESHOLD-Gitarrist und Mitbegründer KARL GROOM – Teil 2 Exklusiv Interview – Metalogy im Gespräch mit THRESHOLD-Gitarrist und Mitbegründer KARL GROOM – Teil 2
Nach dem ersten Teil der Tour zum aktuellen Album „Legends Of The Shires“ haben sich THRESHOLD im zweiten Teil der Tour aufgemacht, das Werk... Exklusiv Interview – Metalogy im Gespräch mit THRESHOLD-Gitarrist und Mitbegründer KARL GROOM – Teil 2

Nach dem ersten Teil der Tour zum aktuellen Album „Legends Of The Shires“ haben sich THRESHOLD im zweiten Teil der Tour aufgemacht, das Werk in seiner Gänze zu spielen. Vor dem Konzert im Colos-Saal in Aschaffenburg stand THRESHOLD-Gitarrist und Mitbegründer KARL GROOM Michael von METALOGY Rede und Antwort und erzählte über die Besonderheiten, ein Album komplett zu spielen, über den Sängerwechsel vor dem Album, die Erfahrungen der letzten 25 Jahre und vieles mehr. Lest hier Teil 2 des dreiteiligen Interviews.

Würdet Ihr das komplette Album auch auf einem Festival spielen?

Karl: Wenn wir auf einem Festival 90 Minuten spielen dürfen, dann ja. (lacht) Wir haben letztens in Mailand und in Budapest gespielt, wo wir fast das komplette Album und ein paar andere Songs gespielt haben, wie bei den meisten Shows. Aber wir haben nicht das komplette Album in der richtigen Reihenfolge gespielt. Wenn uns wirklich jemand fragen würde das zu machen, dann, denke ich, würden wir es machen, wenn wir sie uns als Band buchen würden.

Habt Ihr bereits Pläne für die Zeit nach der Tour?

Karl: Wir haben da Einiges in Planung, was wir noch nicht angekündigt haben. Wir sind für ein paar Sachen ein Jahr im Voraus gebucht worden. Da sind einige Sachen, die wir machen werden. Wie gesagt gehen wir zum Beispiel nach Norwegen. Ich glaube in April oder Mai gehen wir nach Norwegen und Finnland. Und dann sind da verschiedene Festivals in unserem Hinterkopf. Dann werden wir nächstes Jahr auch noch einmal in den USA und hoffentlich Kanada spielen. Wir waren dort dieses Jahr und es ist richtig gut gelaufen. Das werden wir also nochmal machen. Und irgendwann werden wir uns an ein neues Album setzten. Wir haben damit noch nicht angefangen, aber Glynn wird definitiv wieder daran beteiligt sein. Er freut sich schon total darauf und wir möchten das auch so. Daraus wird dann wieder etwas Neues entstehen. Wir haben das ja seit 1995 nicht gemacht. (lacht)

Gibt es eine Location, ein Festival oder ein Land in dem Du gerne mal spielen würdest?

Karl: Die Shows in Griechenland habe ich immer sehr genossen. Da ist es sehr schön und warm. Und es gibt großartige Open-Air-Locations. Da werden wir sicherlich wieder hin zurückkehren. Manchmal ändern sich aber auch ein paar Gegebenheiten. Wir sagten sonst, dass, wenn wir in England gespielt haben, die Leute zurückhaltend und ruhig waren. Es kamen auch nicht so viele Leute zu den Shows. Jetzt ist es dagegen einer der besten Orte. Dinge ändern sich halt andauernd. Das eine Mal sind die Leute sehr zurückhaltend und ein paar Jahre später hat sich das komplett geändert. Es war genau dasselbe mit den Holländern. Früher haben die nur an der Bar gesessen, geschaut und kaum geklatscht. Auch das hat sich komplett geändert. Es gibt noch ein paar Orte, wo wir gerne mal spielen würden, die sich aber noch nicht ergeben haben. Das liegt auch gar nicht so sehr an uns selber. Das hängt unserem Agenten ab und von den Promotern, wo wir gerade gebucht werden.  Alles, was machbar ist und wir uns leisten können. Wir machen als Band zwar Alben, weil wir die Musik lieben, aber die wirkliche Belohnung ist es, diese live zu spielen und wir genießen die Gigs richtig.

Du bist jetzt seit 30 Jahren im Business, oder?

Karl: Nicht mit Threshold. Kommerziell gesehen, sind wir seit 25 Jahren dabei. Davor haben wir in irgendwelchen Pubs Cover-Versionen gespielt. Das hat geholfen, spielen zu lernen.

Was ist für Dich der größte Unterschied zwischen dem Aufnehmen von Alben und Live-Spielen zwischen damals und heute?

Karl: Die Aufnahmen sind total anders. Alleine wegen dem Equipment. Als wir anfingen gab es noch Tonbänder-Rohlinge. Analoge Tonbänder, die du mit Isopropanol sauber gemacht und entmagnetisiert hast. Oder die Drummer zum Beispiel konnten kein Drop-In machen und mussten das ganze Stück von Anfang bis Ende durchspielen bei der Aufnahme. Diese Dinge haben sich geändert. Wenn du heute einen Fehler machst am Anfang, machst du einfach ein Drop-In. Und wenn du dir die Technik zu Eigen machst, kannst du viel kreativer sein, weil es heute viel mehr Möglichkeiten bei den Ausnahmen gibt. Der Nachteil ist, dass es deutlich länger dauert, ein Album aufzunehmen, weil es mehr Möglichkeiten gibt. Du lässt es nicht einfach so, wenn du ein Produkt mit einer besseren Qualität bekommen kannst. Beim Live-Spielen hat sich für gerade letztens eine Sache geändert. Wir setzten ein neues Tool ein. Statt ein Mikrofon vor den Lautsprecher zu stellen, kommt das direkt raus und in den PA. So hast du den gleichen Sound jeden Abend. Der Vorteil ist auch, dass der Keyboarder den Sound für dich ändern kann. Du musst also nicht mehr mit den Pedalen auf der Bühne rumhantieren. Wenn du also spielst und es kommt ein Solo, dann ändert sich der Sound einfach. Das ist für mich deutlich weniger stressig.

Ihr wart und seid eine Inspiration für viele Bands. Was hat Dich damals beeinflusst und was inspiriert Dich heute noch?

Karl: Ich denke für Threshold waren das immer Bands außerhalb des Progressive Metal. Keiner von uns hört wirklich Progressive Metal. Der einzige Grund, warum wir in diesem Genre gelandet sind, ist, dass der ursprüngliche Gitarrist Nick und ich damals Metal Bands hörten, wie Testament, Metallica und so. Und unser Bassist Jon, der damals die Texte schrieb – ich habe ursprünglich gesungen – stand auf Pink Floyd, Rush und andere Progessive Metal Bands. Und wir haben uns damals überlegt, diesen beiden Musikarten zu vermischen und daraus unseren eigenen Sound zu machen. Und zu der Zeit, als wir einen Plattenvertrag unterschrieben haben, gab es das Genre Progressive Metal gerade. So sind wir irgendwie von selbst in diese Ecke gerutscht. Und daher kommen unsere Einflüsse von außerhalb des Progressive Metal. Für mich ist das zum Beispiel Mike Oldfield, die elektronische Phase, wie „Songs Of Distant Earth“ und diese Art von Alben. Auch My Dying Bride, die einen sehr umgebenden und atmosphärischen Sound haben. Ich mag alles, was melodisch ist. Auch immer noch Sachen von härteren Bands. Einen spezifischen Einfluss gab es aber nicht. Wir wollten ja unseren eigenen Sound erschaffen. Ich denke, dass das Gute daran ist, wenn Du keine anderen Progressive Metal Bands hörst, dass du diese dann auch nicht kopieren kannst. Sonst verlierst du schnell deine eigene Identität. Unser Vorteil ist, dass wir seit dem Anfang dieses Genres mit dabei sind. Ich denke, wenn wir jetzt anfangen würden, hätten wir es viel schwerer, weil es so viele andere Bands gibt. Es gibt so viele gute Bands, die nie einen Plattenvertrag unterschreiben werden. Es ist deutlich schwerer, wenn es erst einmal viele Bands gibt. Wenn du dir das Genre ansiehst, gab es am Anfang Bands, wie Yes, Pink Floyd und Genesis, die auch heute noch erfolgreich und sehr bekannt sind, weil sie einfach zu den ersten Bands des Genres gehörten. Wenn sie heute anfangen würden, wäre das wahrscheinlich ganz anders. Sie hatten halt die Chance, sich am Anfang zu entwickeln.

Wenn Du übst, was für Songs spielst Du dabei am liebsten? Threshold-Songs oder auch andere?

Karl: Wir spielen nichts anderes als Threshold-Songs. Wir covern nichts. Das ist das Gute daran, wenn Du eine Band hast. Du hast eigene Alben und musst keine Cover-Songs spielen. Ich hatte nie viel Spaß daran, anderer Leute Musik zu spielen. Wie ich gesagt habe, einer der Gründe, warum wir die Band gegründet haben war, dass wir diese Progressive- und Metal-Einflüsse hatten und Musik daraus machen wollten, die zu dieser Zeit noch nicht existierte. Eine Kreuzung aus Progressive und Metal. Das war warum wir damit starteten. Da waren andere Bands die sich um die Cover gekümmert haben. Wir haben zwischendurch mal ein paar Covers gespielt. Ich glaube eines war von Muse. Ich glaube wir haben noch ein anderes gemacht. Aber das hat mir nie richtig Spaß gemacht. Ich habe mich immer geschämt, anderer Leute Musik zu spielen. Ich denke immer, dass die das selber besser können als wir. Wenn jemand unsere Songs covert, denke ich auch, dass wir das besser können als die. Das Original ist immer am besten.

Metalogy.de schreibt über Metal nicht nur als Musik, sondern auch als Lebenseinstellung oder Philosophie. Was bedeutet Metal für Dich persönlich als Lebenseinstellung oder Philosophie?

Karl: Was den Musikstil anbetrifft, ist es bei mir das progressive Element in unserer Musik, das am wichtigsten ist. Für mich ist das Problem bei Metal, das es für einige Jahre sehr vorhersehbar war, was die Struktur der Musik anbetraf. Ich liebe den Power und die Begeisterung, besonders die Begeisterung auf der Bühne und die Energie, die dadurch entsteht. Aber für mich gab es da immer eine Eingeschränkung. Die Songs wurden immer vorhersehbarer bezüglich der Melodien und der Texte. Progressive war der Weg, um da rauszukommen. Ich bin bis heute dankbar, dass Jon Jeary (Bassist) damals unsere Musik beeinflusst hat. Dadurch haben wir einen viel größeren Spielraum. Ich glaube nicht, dass wir 11 Studioalben später hier sitzen würden und überhaupt noch hier wären, ohne das Progressive Element. Es hätte ansonsten gar nicht viel zu tun gegeben. Wenn du mal nachdenkst, wie viele verschiedene Songstrukturen wir haben. Die sind so unterschiedlich. Das wäre ohne Progressive gar nicht möglich. Heute gibt es mehr Bands, die ein Progressive Element mit aufnehmen. Es gibt Extreme Metal Bands, ich mag zum Beispiel Meshuggah, die ein Progressive Element haben. Viele Bands bauen das heute mit ein, weil es mehr Freiheiten in der Struktur gibt. Zudem gibt es bestimmte Erwartungen bezüglich der Länge eines Songs. Ich glaube, das ist es, was es mir angetan hatte. Da ist das Genesis-Album „Trick Of The Tail“ zu erwähnen. Man muss sich die Art und Weise anhören, wie es aufgebaut ist. Da übernehmen auch mal die Keyboards die Führung. Es gibt nicht unbedingt einen Strophe-Refrain-Struktur, sondern auch Instrumentelles. Und am Ende bringen sie alle musikalischen Themen zusammen, um alles noch einmal zu rekapitulieren. Da ist unglaublich viel Kreativität in dieser Musik und das ist das wichtige Element. Wir nehmen dann noch Metal dazu. Das gibt uns eine zusätzliche Dynamik, wenn wir diese beiden Stile vermischen.

Wann hast Du angefangen zu spielen und hattest Du damals Unterricht?

Karl: Ich hatte keinen richtigen Unterricht. Ein Freund von mir war Bassist und der ist dann in seiner Band Gitarrist geworden. Und zwei Wochen bevor sie ihre erste Show hatten, ist der Bassist ausgestiegen. Mein Freund fragte mich verzweifelt, ob ich einspringen könnte. Ich sagte, dass ich das nicht kann. Ich hatte eine Akustikgitarre, als ich 10 Jahre alt war, aber ich hatte seitdem nicht gespielt. Und er sagte, dass er mir das beibringen würde. Also hat er mir innerhalb von zwei Wochen beigebracht Bass zu spielen und ich habe diese erste Show hinter mich gebracht. Ich hatte so viel Spaß daran, dass ich in der Band als Bassist blieb – von 16 bis etwa 23. Und danach war ich in einer Band, die keine Gitarristen finden konnte. Zu der Zeit war es leichter einen Bassisten zu finden. Daher haben wir uns entschlossen, dass ich Gitarre spielen würde, weil es leichter war einen Bassisten zu finden. Und so kam das dann. Es war aber eine andere Art von Band. Eher Pop-Musik. So habe ich also angefangen Gitarre zu spielen, aber ich mochte den Musikstil nicht so wirklich. Also habe ich mich nach einer Möglichkeit umgesehen, etwas anderes zu spielen. Ich möchte es lieber Rockgitarre zu spielen. Ich habe also mit 21 angefangen Gitarre zu spielen. Ich konnte vorher aber schon Bass und ein bisschen Akustikgitarre gespielt. Das Einzige, worin ich Unterricht hatte, war Klavier. Meine Oma war Pianistin und auch Lehrerin. Sie gab mir Klavierunterricht. Dadurch war es für mich auch einfacher Gitarre zu lernen, weil ich die Theorie hinter der Musik kannte. Ich konnte Akkorde spielen und ein bisschen Klavier. Es stellte sich später für mich heraus, dass Klavier das beste Instrument ist, um das Arbeiten im Studio zu lernen. Es gibt viele Dinge dort, die wie ein Keyboard aufgebaut sind. Selbst die Software, um die Vocals zu bearbeiten. Da muss man ein Grundverständnis von Harmonien und der grundlegenden Struktur haben. Klavier war also das erste Instrument für mich.

Spielen Deine Kinder ein Instrument?

Karl: Eines hat angefangen Klavier zu spielen. Ich nehme aber nie eine Gitarre mit nach Hause. Wenn ich versuche, ihnen Gitarre beizubringen, dann drehen sie überall dran rum und treten auf den Pedalen rum. Die lasse ich also lieber im Studio.

Wenn Du an die Threshold-Songs denkst. Welcher bedeutet Dir persönlich am meisten?

Karl: Sicherlich ist „Snowblind“ derzeit mit Favorit, weil er eine Art Mikrokosmos von Threshold-Musik ist. Es ist ein relativ kurzer Song, 7 Minuten oder so, der alle musikalischen Elemente abdeckt, die für Threshold typisch sind. Die soften und melodischen Abschnitte, die aggressiven Sounds, die zweistimmigen Gitarren mit Harmonien, der progressive Part in der Mitte. Das sind alles Elemente, die für Threshold stehen. Das ist einer der neueren Songs. Mein Favorit bezüglich des Textes ist „The Ravages of Time“. Ich liebe es, wie Jon Worte benutzt, an die man nicht mal denkt.  Manchmal benutzt er Worte, bei denen ich im Wörterbuch nachschauen muss. Es ist für andere Leute ein ganz anderer Gedankengang, den er verwendet. Das ist immer etwas Unerwartetes für mich. Das sind aber auch die interessanten Momente.

Hast Du eine bestimmte Erwartung an diese Tour?

Karl: Ich weiß gar nicht, was ich erwarten soll. Ich weiß von der „For The Journey“-Tour, dass es ein anderes Gefühl ist, wenn du das Album komplett spielst. Es fühlt sich sehr kontrolliert an, wenn du das Album der Reihe nach runterspielst, im Vergleich zu einem normalen Set. Das ist anders. Jeder weiß, was als nächstes kommt. Wenn du dann bei der Zugabe angekommen bist und dann Songs vom normalen Set spielst, fühlt sich das irgendwie seltsam an. Ich erwartete also, dass das etwas anders sein würde. Letzte Nacht hat das ziemlich gut zusammen gepasst und ich hoffe, dass das so weitergeht. Wir haben zurzeit viel Spaß daran als Band live zu spielen. Das ist richtig harmonisch und funktioniert richtig gut. Wir sind glücklich mit allem. Das ganze Team ist richtig gut. Auch die Support-Bands sind klasse. Wir tourten mit The Silent Wedding ja schon mal und Maxxwell sind auch großartig. Das ist einfach ein tolles Paket.

Lest morgen den dritten Teil der dreiteiligen Interviewserie.

Interview: Michael Glaeser

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de