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Exklusiv Interview – Metalogy im Gespräch mit THRESHOLD-Gitarrist und Mitbegründer KARL GROOM – Teil 1 Exklusiv Interview – Metalogy im Gespräch mit THRESHOLD-Gitarrist und Mitbegründer KARL GROOM – Teil 1
Nach dem ersten Teil der Tour zum aktuellen Album „Legends Of The Shires“ haben sich THRESHOLD im zweiten Teil der Tour aufgemacht, das Werk... Exklusiv Interview – Metalogy im Gespräch mit THRESHOLD-Gitarrist und Mitbegründer KARL GROOM – Teil 1

Nach dem ersten Teil der Tour zum aktuellen Album „Legends Of The Shires“ haben sich THRESHOLD im zweiten Teil der Tour aufgemacht, das Werk in seiner Gänze zu spielen. Vor dem Konzert im Colos-Saal in Aschaffenburg stand THRESHOLD-Gitarrist und Mitbegründer KARL GROOM Michael von METALOGY Rede und Antwort und erzählte über die Besonderheiten, ein Album komplett zu spielen, über den Sängerwechsel vor dem Album, die Erfahrungen der letzten 25 Jahre und vieles mehr. Lest hier Teil 1 des dreiteiligen Interviews.

Hallo Karl, Ihr habt gerade den zweiten Teil Eurer „Legends Of The Shires“-Tour gestartet. Was hat Euch dazu bewegt, das Album komplett zu spielen?

Karl: Eigentlich fühlt es sich nicht wie ein zweiter Teil unserer Tour an, weil wir seit dem ersten Konzert der Tour durchweg unterwegs sind. Aber es ist wirklich anders. Ja, wir haben uns entschieden, das Album komplett von Anfang bis Ende zu spielen. Aber das war von Anfang an auch der Plan für dieses Album. Als Richard und ich mit dem Schreiben anfingen und wir nach 60 oder 70 Minuten Musik immer noch etwas zu sagen hatten, wurde es halt ein längeres Album. Also machten wir einen Plan. Zunächst wollten wir vier Seiten einer Vinyl-Platte vollbekommen. Das Ergebnis passt aber nicht auf eine CD, also wurde es eine Doppel-CD. An diesem Punkt dachten wir dann über das Konzept nach. Die Musik sollte in einem Fluss sein, so dass du das Album in einem durchhören kannst und auch die Geschichte des Albums mitbekommst. Und wir beschlossen damals schon, dass wir das Album irgendwann einmal live in einem durch spielen wollen. Sowas führt in einer Show zu einer ganz anderen Dynamik. Aus verschiedenen Gründen ist sowas schwieriger live zu spielen. Die Songs sind zwar anspruchsvoll, aber die Herausforderung ist nicht der technische Aspekt. Es ist das Erzeugen einer Atmosphäre in einer Live-Show. Es gibt auf dem Album Stücke, die wir normalerweise nicht spielen würden – ruhige Songs, Akustik-Elemente und so. Oder man hat eine Pause und niemand weiß, wie er klatschen soll. Das ist eher die Herausforderung aus diesem Blickwinkel. Aber es ist etwas, das wir definitiv machen wollten. Ein ganzes Album zu spielen ist immer etwas komplett neues. Ich hoffe, dass genug Leute das Album in seiner Gänze erleben wollen. Das Set ist halt das komplette Album. Der Hauptteil des Sets ist also das Album bis zu einer Pause für die Zugabe. Wir spielen also erst einmal 90 Minuten am Stück und danach nochmal drei Songs als Zugabe. Das sind dann Songs von den anderen Scheiben. Das ist eine komplett neue Erfahrung im Vergleich zum ersten Teil der Tour.

Was ist für Euch dabei die größte Herausforderung?

Karl: Es war eine große Herausforderung 30 bis 35 Minuten an Musik neu zu lernen. Das gilt umso mehr für Glynn. Nachdem er zurück in die Band kam, hatte er unglaublich viel zu lernen. Er musste etwas zwei Stunden Musik von den alten Alben und 83 Minuten vom neuen Album lernen. Es ist nicht so sehr der Gesang, aber er spielt ja auch noch Gitarre in einigen Stücken und muss sich gleichzeitig die Texte einprägen, die teilweise recht schwierig sind. Da gab es eine ziemlich große Lernkurve. Es gibt aber keine speziellen Herausforderungen, außer dass es ein paar wirklich komplizierte Arrangements auf dem Album gibt. Du musst also gut einprägen, welche Passage als nächstes kommt. Letzte Nacht habe ich tatsächlich einen Fehler gemacht. Ich habe eine falsche Gitarre gegriffen, um ein Stück zu spielen. Und die hatte eine andere Besaitung. Und als ich dann an die Stelle kam, wo ich die untere Saite brauchte, musste ich feststellen, dass da keine war. Das sind also die Herausforderungen.

Kannst Du uns etwas über die Story des Albums erzählen und was sie für Dich bedeutet?

Karl: Ich schreibe die Musik und Richard die Texte. Er entwickelt also das Konzept. Im Konzept hier geht es um ein Individuum, das verschiedene Situationen erlebt und bezieht sich auf den Zustand der Unabhängigkeit. Eine Bedeutung könnte der Brexit sein – die Trennung von UK und der Europäischen Union. Eine andere Betrachtungsweise desselben Textes könnte aber auch eine Scheidung sein, also eine persönliche Situation. Wir versuchten also diesen doppelten Aspekt durch jeden einzelnen Song zu führen. Generell geht es aber um ein Individuum, das sich durch das Leben kämpft.

Was ist Dir an dem Album wichtiger – die Musik oder die Botschaft?

Karl: ich finde es am wichtigsten, dass wir beides kombinieren und miteinander verknüpfen können. Zum Beispiel als bei „Subsurface“ haben diese beiden Punkte unglaublich gut zusammengepasst. Und das Album ist genau deswegen eines meiner Lieblingsalben. Du hast einfach das Gefühl, dass jeder einzelne Song aus einem guten Grund auf diesem Album ist. Nicht nur, weil es die besten Songs sind, die geschrieben wurden. Die Songs passen einfach genau zusammen. Und das ist auch das, was wir dieses Mal hinbekommen haben. Es ist fast unmöglich, so etwas bei jedem Album hinzubekommen. Es funktioniert einfach nicht jedes Mal. Besonders, wenn mehrere Leute in das Schreiben involviert sind. Dieses Mal hat es aber gepasst. Ich liebe es einfach, wenn beides sich so gut miteinander verbindet. Normalerweise schreibe ich die Musik. Ich mache ein Demo mit Schlagzeug, Bass, Melodien und Keyboards dabei. Das schicke ich dann Richard und er kreiert die Texte und die Vocals der Songs. Und dann schauen wir uns das nochmal zusammen an, ob wir nicht noch etwas ändern wollen, damit es besser zusammen passt. Wir bringen also beides zusammen. Wir beide wissen sehr genau, wie der andere arbeitet und wir müssen meistens nur noch das Feintuning machen. Die Schwierigkeiten kommen dann, wenn andere Bandmitglieder in das Schreiben involviert sind. Da ist es eher eine Herausforderung alles auf eine Linie zu bekommen. Aber wir kriegen das immer sehr gut hin. Beim letzten Album hat Steve das erste Mal einen Song geschrieben – „On The Edge“. Der ist richtig gut geworden und ich denk, dass das gar nicht auffällt.

Bevor das neue Album entstand, hat Damian (Wilson) die Band verlassen und Glynn (Morgan) kam zurück. Hat das das Album beeinflusst?

Karl: Meiner Ansicht nach: Nein. Aber ich kann hier nicht für Richard sprechen. Ich schreibe nie mit einem bestimmten Sänger im Kopf. Wenn du dir die Historie von Threshold anschaust, hatten wir drei Sänger. Damian dreimal, Glynn zweimal und Matt für eine lange Zeit. Wenn ich nun für einen bestimmten Sänger schreiben würde, würde das meine Kreativität einschränken. Was wir tatsächlich machen, ist, dass wir die Demo-Versionen der Songs von Richard´s Frau einsingen lassen, also einer Frauenstimme. Es gibt keine Beziehung dazu, dass wir an einen bestimmten Sänger denken. Das ist der Weg um offen zu bleiben für neue Ideen. Es ist genau so, wenn ich die Gitarrensoli schreibe. Ich benutze dazu keine Gitarre, weil meine Finger einfach an gewisse Abläufe gewohnt sind und so würde ich immer dasselbe schreiben, weil ich in Muster verfalle. Und so kann ich jedes Mal etwas Neues erschaffen. Es gab also nie einen Einfluss (durch die Sänger). Ich denke, dass es vom Schreiben her kein Problem ist. Als Damian das erste Mal sagte, dass es in Betracht zieht die Band zu verlassen, was Mitte 2016 war, haben Richard und ich direkt gesagt, dass es großartig wäre, wenn Glynn auf diesem Album singen würde, weil der Stil darauf zu seiner Stimme passen würde. Und dann nahmen die Dinge ihren Lauf. Wir haben uns von Damian getrennt und das Erste voran wir dachten war, Glynn anzurufen um zu fragen, ob er Interesse hätte. Er saß dann ja auch nicht gerade rum und hatte nichts zu tun. Aber er hatte schon mal ein paar Jahre vorher gesagt, dass er Interesse hätte, wieder in der Band zu spielen. Das war dann ein einfacher Übergang diesbezüglich. Das andere Problem war, dass Pete, unser andere Gitarrist, beschlossen hatte, die Band zu verlassen. Ich glaube, das war kurz bevor Damian die Band verlassen hat. Das hat die ganze Sache verändert. Aber es ist erstaunlich, wie sich die Dinge dann ergeben haben. Man weiß, dass man nicht irgendeinen neuen Gitarristen nehmen möchte. Neue Leute können auch Ärger mit sich bringen. Das weiß man vorher nie. Und dann fanden wir heraus, dass Glynn auch Gitarre spielt und wir fragten ihn, ob er gerne Sänger und Gitarrist sein würde. Er hat das in seiner eigenen Band Mindfeed für eine ganze Weile gemacht – er spielte dort Gitarre und sang. Für uns macht das den Sound etwas klarer. So, wie wir es jetzt machen, ist es sogar etwas übersichtlicher.

Habt Ihr schon mal in Betracht gezogen, andere Alben komplett zu spielen? Zum Beispiel zu einem Jubiläum eines Eurer Alben?

Karl: Wir haben das ja bereits mit „For The Journey“ beim letzten Mal gemacht. Und mit diesem Album ja nun auch. Möglich wäre es für das 25-Jährige von „Psychedelicatessen“ nächstes Jahr, das auch mit Glynn damals war. Wir haben darüber nachgedacht. Aber wir haben verschiedene Shows nächstes Jahr, bei denen wir „Legends Of The Shires“ komplett spielen. Wir werden zum Beispiel in Norwegen spielen, wo sie zwei Shows haben wollen: Eine mit dem kompletten „Legends Of The Shires“-Album und eine Zweite mit den ganzen anderen Songs. So wird es für „Psychedelicatessen“ also nicht hinhauen, weil wir sonst drei verschiedene Sets einstudieren müssten und sehr viel mehr vorbereiten und lernen müssten. Generell wäre es aber möglich. Es muss nur gerade alles zusammen passen. Ich denke, für uns war das Album, mit dem Threshold reifer wurde und sind veränderte, „Hypothetical“, unser fünftes Album. Ich denke, wenn der Zeitpunkt eines Jubiläums kommt, das 25te vielleicht, dann werden wir es komplett spielen, weil es für uns ein Wendepunkt war. In der Zwischenzeit, bin ich mir sicher, werden wir „Into The Light“ von „Psychedelicatessen“ neu einstudieren, um das anstehende Jubiläum gebührend zu feiern und werden es zu unserer Setliste hinzufügen.

Welches Threshold-Album ist Dein Favorit?

Karl: Wie gesagt, „Subsurface“ war schon immer mein Favorit und wird es auch immer sein. Als Musiker sagt man normalerweise, dass das aktuelle Album der Favorit sei, weil man es leid ist, die alten Songs immer wieder zu spielen. Aber „Subsurface“ liebe ich aufgrund des Wesens dieses Albums und wie es geplant wurde. Denn, wenn du es hörst, wirst du dafür belohnt, wenn du es in einem durchhörst. Ich liebe die Art, wie das Album funktioniert. Die Texte sind sehr zusammenhängend. Generell geht es um politische Themen, aber es geht mehr um Kommentieren als um Predigen.  Es geht um Politik und Medien. Deswegen ist auch der Fernseher auf dem Cover. Das war also bisher mein Lieblingsalbum. Aber ich denke, wenn ich in ein paar Jahren noch einmal „Legends Of The Shires“ anhöre, könnte es mein neuer Favorit sein, weil ich ein paar Songs davon einfach liebe. Ich kann das aber nicht beurteilen, bevor nicht mindestens zwei Jahre vergangen sind. Ich muss vergessen, wie ich es komponiert habe und wie es geschrieben wurde. Danach kann ich es mir besser als Außenstehender anhören.

Und welches war bisher das erfolgreichste Album?

Karl: „Dead Reckoning“. Das war 2007, glaube ich. Das war Matt´s letztes Album und auch das erfolgreichste. Aus irgendeinem Grund, den ich selber nicht verstehe. Es war zu einer Zeit, wo die Band noch viele CDs verkaufte. In den letzten Jahren ist es schwer geworden, überhaupt zu bestimmten, wieviel du verkaufst. Als Plattenlabels das erste Mal mit Download konfrontiert wurden, wurden Downloads folgendermaßen gewertet: Wenn Du eine CD mit 10 Songs hast und ein Song davon hundertmal heruntergeladen wurde, wurde das als 10 CDs gewertet. Nun gibt es Streaming und Du kannst Streaming nicht bewerten. Das ist nicht machbar. Du kannst physische LPs oder CDs zählen, aber es ist schwierig, etwas Neues auszuarbeiten.

Ihr habt Eure Tour gerade gestartet und hattet bisher zwei Shows. Wie liefen die?

Karl: Die erste Show war sicherlich so etwas wie ein Aufwärmen für jede Band. Wir haben drei Bands auf der Bühne, die sich erstmal zurecht finden müssen. Die erste Show war in einer kleinen Halle in Aachen. Gestern waren wir in der Schweiz. Da hatten wir etwas mehr Platz. Da hat es besser gepasst.  Wir haben dann ein paar Sachen verändert. Wie ich gesagt habe, ist es schwierig, das  ganze Album zu spielen. Das Album zu spielen und direkt die Reaktionen zu bekommen, ob die Pausen zwischen den Songs und bei den Vocals richtig gesetzt waren. Wir haben gemerkt, was bei der ersten Show schief gelaufen ist und haben herausgefunden, wie wir das korrigieren können.  Einfach ein paar Songs anders hintereinander spielen und es passt viel besser. Trotzdem waren es tolle Shows. Wir sind bisher sehr zufrieden.

Lest morgen den zweiten Teil der dreiteiligen Interviewserie.

Interview: Michael Glaeser

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