Desert Fest 2018 – Nachbericht – Tag 2
NewsRückblicke 4. Juli 2018 Lydia Dr. Polwin-Plass
Anfang Mai trafen sich Rockfans aus aller Welt zum Desert Fest in Berlin, um das durch den Metal hervorgerufene, wundervolle Lebensgefühl zu zelebrieren und zu genießen. Lest hier was sich so alles an Tag 2 passiert ist.
So wie die neunundzwanzig Bands kamen die Besucher aus aller Welt in das an diesem Wochenende sonnenverwöhnte Berlin. Ob Finnen, Polen, Südeuropäer, überall hörte man fremde Zungen, die sich doch alle verstanden, da der Besuchsgrund sie einte.
Samstag 05.Mai : Tag 2
Der zweite Festivalakt war beinahe fest in schwedischer Hand. Ganze sechs der zehn Kombos kamen aus dem Land der außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten.
Auch dieser Tag bot eine starke Einführung.
Mit den amerikanischen, viel tourenden Stoner-Doomern „High Rebel“ wurde das Fußvolk wieder stimmig auf das zu erwartende Programm eingestellt und auf kommende Nackenattacken vorbereitet.
Auf und vor dem Podium wurden eifrig die Köpfe durch die Klänge des US-Quintetts (ein-) geschüttelt
Zunächst erschallte bei den vier französischen Doom Rockern von „Necromancer“ zu harter Gitarrenarbeit zarter Gesang. Kritische Stimmen könnten sagen, dass dies passend zur eher kleinen, schmächtigen Statur des Sängers sein würde. Doch die wurden schnell eines besseren belehrt. Zwischendurch haute dieser nämlich ein Gebrüll raus, das dazu taugte dem Bandnamen alle Ehre zu machen und Tote zu erwecken.
Beinahe alles, was schwedische Musiker anpacken, scheint zu gelingen. So auch bei den vier Jungs von „Dead Lord“. Gepfefferter, unterhaltsamer, klassischer Hard Rock schallte einem entgegen. Mit Titeln wie „Too late“ oder „Hammer to your heart“ ließen sie die Zeiten hochleben als Hard Rock noch die angesagteste Populärmusik war. Das seit 2012 bestehende Quartett gab sich optisch wie musikalisch wie Glanzlichter dieser Ära. Sie zeigten sich zudem sehr lebendig, obwohl der Unwissende bei dem Bandnamen wohl etwas Gediegeneres, zum Doom tendierendes erwartet hätte.
Die jungen Schwedenmädels von „Maida Vale“markierten die erste Vertretung der weiblichen Fraktion. Selbstredend standen sie ihren männlichen Kollegen in nichts nach. Unermüdlich wankte Sängerin Matilda Roth zu ihrem Psychedelic Rock umher und tanzte wie zum Hexensabbat. Dabei schwang sie abwechselnd Maracas und den Schellenring zum Takt der einlullenden Klänge. Unweigerlich fühlte man sich an Formationen wie Jefferson Airplane erinnert, auch wenn die Damen zuweilen deutlich härter zugange waren.
Mit „Horisont“ ging es weiter im skandinavischen Programm.
Das Quintett aus Göteborg glänzte wie „Dead Lord“ zuvor auf dieser Bühne mit tollem Hard Rock. Am zentral positionierten Keyboard zeigte sich der Tastenspieler und Hauptsänger, wie der Rest der Truppe auch, gut aufgelegt. Die meist klasse Songs, die vom Siebziger Sound bis hin fast schon ins Metallische gingen, deckten eine gute Palette ab. Damit zeigte sich ihre Musik als im wahrsten Sinne des Wortes „Horizont erweiternd“. Beim Lied „Letare“, das vom Gitarristen in ihrer Landessprache gesungen wurde, brachten sie noch eine zusätzliche, nordische Würze mit ein.
Das Trio americano „Buffalo King“ brillierte mit oftmals ruhigem aber auch krachendem Psychedelic Rock. Die Band musste die erste kleine Panne des Festivals hinnehmen, als dem Gitarristen und Sänger sein Instrument während des Vortrages verstummte. Der Schlagzeuger überbrückte die kurzen Reparaturarbeiten mit einem spontanen Solo. Dabei quittierte er die Situation mit einem gelassenen Lächeln. Die Zuschauer honorierten die Aktion und spendeten reichlich Beifall. Danach boten die Drei eine unterhaltsame und auch fehlerfreie Darbietung.
Ebenfalls zu dritt und aus den USA betraten die Bostoner Doom Metaller „Elder“ das Geschehen. Durch die lange Spieldauer ihrer Lieder reichten ganze fünf an der Zahl, zu denen die neuen „Sanctuary“, „Blind“ und „The Falling Veil“ gehörten, um ein die Anhängerschaft zufriedenstellendes Programm abzuliefern.
Mehr konnte in der 55-minütigen Auftrittszeit auch nicht aufgefahren werden.
Umringt von vier Saiteninstrumentalisten und dem Schlagzeuger zeigte sich bei der multinationalen Truppe „Lucifer“ die nächste Frau im Bunde. Kraftvoll komplettierte ihre Stimme den dargebotenen Occult Rock. Johanna Sadonis, die zwar optisch dem nordischen Urtyp entspricht und gut ins skandinavische Rahmenprogramm passte, stammt ursprünglich aus Berlin und hatte somit ein Heimspiel.
Der Teufel entpuppte sich also zumindest visuell als blonder Engel mit stattlicher Stimme.
So reihte sich die Band ein in die Folge großartiger Bands an diesem Samstag, der sich noch stärker besetzt präsentierte als der Vortag.
Daher war es nur passend, dass an diesem Abend sich die Meister der vortrefflichen Tempovariation „Graveyard“ die Ehre gaben. Trotz klagenden Gesangs schaffen Graveyard es immer wieder die Laune der Lauschenden zu heben. In neuer Formation trat die Band auf die Bühne. Lediglich Sänger und Gitarrist Joakim Nilsson, sowie Gitarrist Jonatan Larocca-Ramm sind noch von der Originalbesetzung an Bord. Zur Verstärkung wurden Schlagzeuger Oskar Bergenheim und Bassist Truls Mörck geholt. Letzterem wurden zwei Lieder zum Besingen überlassen. Dabei konnte er, trotz tadelloser Wiedergabe, jedoch nicht ganz die Magie des Hauptsängers erreichen.
Nichtsdestotrotz sind die Jungs aus Göteborg live stets ein Genuss und ein absoluter Höhepunkt eines musikalisch hochwertigen Festivaltages. Das viel beachtete „Hisingen Blues“ durfte da natürlich nicht im Programm fehlen und wurde gleich als Drittes zum besten gegeben. Mit „Please don’t“ und „The Fox“ wurde vorab das neue Album „Peace“ präsentiert.
Sirenengeheul läutete zwischenzeitlich den Beginn von „An Industry of Murder“ an. Die letzten Lieder huldigten der starken „Hisingen Blues“-Ära, die in diesem Abschnitt durch „Uncomfortably Numb“, „I ain’t to live here“ und „The Siren“ vertreten wurde.
Auch beleuchtungtechnisch wurde das gefeierte Ensemble stark in Szene gesetzt. In jeder Hinsicht sind sie dem Headliner-Status gerecht geworden. Im Gegensatz zu „Monster Magnet“ Tags zuvor hielten sie auch ihre Zeit ein und erfüllten absolut ihr Soll.
Auch dieses Mal klapperte und zischte die Roboterband „One Love Machine Band“ zum Vergnügen der Zuschauer während der Umbauphase zwischen den finalen Auftritten des Tages.
Der Name der den Abend abschließenden Gruppe „Yuri Gagarin“ ist vortrefflich gewählt . Abgespaceter Psychedelic Rock wurde kredenzt, bei dem ein Synthesizer den Gesang ersetzte und die abgedrehte Wirkung ergänzte.
Die erzeugten Klänge waren wahrlich zum Abheben in andere Sphären gedacht.
Doch auch wie einst der russische Kosmonaut und Namensgeber bei seinem Weltraumaufenthalt landete man im Anschluss wieder sicher auf der Erde.
So ging ein ereignisreicher Festivaltag zu ende, der mit hochwertigen musikalischen Erlebnissen angereichert war.
Man konnte nun erschöpft, aber auch glücklich ob der akustischen Genüsse, ins Bett fallen, um für den wieder früh beginnenden Folgetag gewappnet zu sein.
Lest morgen hier auf Metalogy Teil 3
Nachbericht: Daniel Oestreich
Lydia Dr. Polwin-Plass
Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de