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Das war Wacken 2017- Das Festival der Superlativen – Rückblick für die ganze Woche Das war Wacken 2017- Das Festival der Superlativen – Rückblick für die ganze Woche
Das weltgrößte Heavy Metal Festival ist vorbei für dieses Jahr. Wieder gaben sich 75 000 zahlende Metalheads, geschätzte 100 000  gesamt, auf den legendären... Das war Wacken 2017- Das Festival der Superlativen – Rückblick für die ganze Woche

Das weltgrößte Heavy Metal Festival ist vorbei für dieses Jahr. Wieder gaben sich 75 000 zahlende Metalheads, geschätzte 100 000 gesamt, auf den legendären norddeutschen Kuhwiesen die Kante, feierten, besuchten Konzerte und lebten fröhlich mit und im inzwischen dazugehörenden Schlamm.
Tag 1: Montag

Montagnachmittags ist der erste Anreiseflow anscheinend vorbei, Campground D ist voll, I wird gerade besiedelt. Noch steht das knallgrüne Gras schienbeinhoch, es regnet nicht. Verhältnismäßig viele auf I stellen sehr große Pavillons auf; wer fast eine Woche auf einem Acker wohnt, will ja auch einen gewissen Luxus haben. Montags gibt es ja nichts zu tun außer Musik hören und sich zu betrinken, und genau das wird in verschiedenem Ausmaße getan. Die nebenliegenden Campingplätze J und X sind noch unberührt und neben sauberen Dixies und etwas Ruhe bieten sie auch einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang, den man gemeinsam mit ein paar Mücken bewundern kann.

Tag 2: Dienstag

Am Dienstag ist dann heiter Sonnenschein und lädt zum gemeinsamen Weiterfeiern ein, recht viel anderes gibt es ja auch erst mal nicht zu tun. Das Bändchen kann man sich bereits holen. In diesem Jahr ist es getreu des 2017er Farbschemas zum Teil „glutfarben“ , also dunkelrot und orange. Allerdings ist der Großteil des Bändchens knallgelb, das Rotorange ziert nur die Bändchenenden. Naja. Man wird es auf jeden Fall unter den anderen leicht finden.

Alle paar Wege trifft man auf eine Flunkyball-Gruppe, einige spielen auch Bierpong. Der überbordende Großteil der Leute ist nett, wie es sich gehört; ein Camp screened die neue, Sonntagnacht erschienene Folge der siebten „Game of Thrones“-Staffel für alle Interessierten.

Tag 3 Mittwoch

Mittwoch eröffnet das Wackinger Village und die Essens- und Merchstände, die kleineren Bühnen werden auch schon bespielt. Leider können die kultigen Piratenrocker Mr. Hurley und die Pulveraffen dieses Jahr das Wacken Open Air nicht beehren.

Das Wetter ist wechselhaft und manchmal etwas grau. Abends warten eine ganze Menge Leute vor dem Zelt auf Annihilator und strömen dann zuhauf hinein, die Laune kocht hoch, langsam ist das Wackengefühl wieder da. Anschließend treten tatsächlich die Boomtown Rats auf, die vor allem mit ihrem Hit „I don’t like mondays“ bekannt sind, den auch das ganze Zelt laut mitsingen kann. Mit flauschigen weißgrauen Haaren sieht Bob Geldof ein bisschen aus wie Dr. Brown (mit einem zeitlos schicken Leopardenanzug) aus Zurück in die Zukunft und scheint, seinem Blick nach zu urteilen, bereits in anderen Sphären zu sein.

Wacken_2017_©Pedro Jonen

4. Tag Donnerstag:

Donnerstag endlich der endgültige Startschuss: die Main Stages werden eröffnet. Mit Europe und ihrer Rockhymne Final Countdown geht es weit zurück in die 80er. Auch greifen die Veranstalter tieeeef in die Rock’n’Roll-Kiste und lassen Status Quo auftreten, die beweisen, dass auch nach vielen Jahrzehnten beschwingter Rock (’n’Roll) immer eine gute Wahl ist. Der Klassiker Whatever You Want hüpft beschwingt über das Infield, You’re In The Army Now zeigt auch dieses Mal wieder, dass er besonders mit Live-Chor überzeugen kann, und spätestens bei Rockin‘ All Over The World, das Ende der 70er das Radio eroberte, stimmt jeder ein. Bald darauf haben Accept die Ehre, mit Orchester zu spielen. Nach einigen reinen Accept Stücken steigt das Orchester ein und spielt lange die „Headbangers Symphony“, ein Instrumental-Orchester-Projekt des Accept-Gitarristen Hoffmann, und dann spielen Accept und Orchester vereint weghauende Lieder wie Balls To The Walls und beweisen einmal mehr, dass Klassische Instrumente und Metal ganz wunderbar Hand in Hand gehen können. Danach spielt der Headliner des Abends, Volbeat, vor einem randvollen Infield bis in die Nacht.

Durch einen kurzen, aber sehr heftigen Regensturm am Donnerstagnachmittag muss leider ein weiteres Mal der Boden zumindest an den gefährdeten Stellen wie häufig frequentierte Hauptwege und direkt vor den Mainstages sowie im Wackiger Village als für dieses Wacken verloren erklärt werden. Die Wegplatten direkt zum Infield helfen zwar wirklich sehr, vielleicht auch die Drainagen, über denen der Boden auf wenigen Zentimetern „drauf stehbar“ ist, aber insgesamt ist die knallgrüne Wiese trotzdem, wie zu erwarten, zu einem wieder Schlammloch geworden. Das hält die matscherprobten Wackengänger natürlich nicht davon ab, auch am Freitag auf’s Infield zu strömen, um beispielsweise Grave Digger zu sehen oder Kissin‘ Dynamites ersten Wackenauftritt zu erleben.

Amon Amarth_Wacken_2017_©Lydia Polwin-Plass

Mit Sonata Arctica am Nachmittag gibt es auch ein Tröpfchen Power Metal, um das sich die getreuen Fans versammeln. Danach – das Wetter ist inzwischen wieder sehr freundlich – spielen Saltatio Mortis ihre doch ausgesprochen bekannten Lieder; das Publikum ist ziemlich textsicher. Bei Apocalyptica, die mit ihren vier Celli Metallica covern, entgleitet der Mitsingchorus etwas; niemand ist sich exakt sicher, wann der Text von Nothing Else Matters in der Coverversion genau einsetzt. Dennoch ein geiler Gig.

Irgendwann wird es Zeit für Megadeth, die den heutigen Headlinerslot bekommen haben und ein tolles Konzert abliefern.

Das Konzert von Marilyn Manson danach scheint verschieden gut aufgenommen zu werden. immerhin ließ er das Publikum 20 Minuten auf sich warten, was in Wacken sehr unüblich ist.

Währenddessen spielt Psychotic Waltz, progressives Metal-Jethro Tull mit Querflöte, geheimnisvolle Flötenklänge durch das Zelt, was zu so später Stunde leider nur mehr mittelmäßig viel besucht ist. Danach spielen ASP auf der Hauptbühne den Spätnachts-Slot.

5. Tag Samstag:

Auch Samstag treibt sehr genretypischer Power Metal die Stimmung seines zahlreich erschienenen Publikums nach oben: Twilight Force treiben ihr Metier auf die Spitze und sind nicht die einzigen, die ganz offensichtlich Spaß haben. Eine so gute Konzertfeier zu so früher Uhrzeit ist schon sehenswert und vielleicht stimmungsmäßig sogar einer der Höhepunkte. Während Russkaja auf der Louder Stage (Hand aufs Herz: der Party Stage) die Leute einen dichten Reigen und im Kreis hüpfen lässt, trocknet die fast schon heiße Sonne ganz langsam den Boden und man könnte sogar fast darauf sitzen. Freilich ist der Boden direkt vor den Hauptbühnen immer noch biologisches Sodom und Gomorrha, in dem tausende Füße versinken, während ihre Besitzer an der kultigen Metal-Messe von Powerwolf teilnehmen.

Alice Cooper hat mit dem Spielslot in der Abendsonne ungewöhnlich viel Licht zur Verfügung, was etwas in Kontrast zu seinem Stil steht, doch das schränkt die Laune natürlich nicht ein. Mit einer soliden Setlist und einem letzten  Ace Of Spades für Lemmy ist ein guter Beginn gelegt für die nicht mehr abebbende Stimmung bei Amon Amarth, die Kurs nehmen auf ein ohrenbetäubendes Konzert. Amon Amarth muss nicht eingepegelt werden, die drehen einfach alle Regler auf voll, abgehen ist angesagt.

Nachdem das Viking Death Metal Schiff wieder in seinen Hafen eingekehrt ist, geht der letzte Headlinerslot an Tobias Sammets Musikprojekt Avantasia, das als einzige zwei volle Stunden spielen darf. Eine Setlist mit praktisch durchweg altbekannten Liedern (vielleicht hätte man mal ein paar noch nie oder sehr selten gespielte spielen können…) holt jeden irgendwo zum Mitsingen ab und die vorderen Reihen singen auch treu jedes Wort laut mit. In guter Verfassung und mit ein paar Sängern, die es nach Wacken geschafft haben, verabschiedet sich Tobias Sammet fürs erste mit Avantasia, um ab Herbst mit seiner eigentlichen Band Edguy sein Fünfundzwanzigjähriges zu touren. Man mag überlegen, ob diese Tour ihn auch über Wacken 2018 führt…

Eindrücke_Wacken_2017_©Pedro Jonen

Zum Glück nur moderater Matsch machte den Festivalbetrieb gut möglich, die Wege waren bestapfbar, die Säuberungswagen kamen durch, Bier war genug da, das Wetter hielt halbwegs, wenn auch mit kräftigen Windböen. Auch von den Campingplätzen war noch runterzukommen, an einigen Stellen vielleicht mit etwas Mühe.

Das nächste Wacken findet vom 2.8 – 4.8 2018 stat, das Ticket kostet wieder 220 €. Einige Bands sind schon bestätigt, etwa Amorphis, Arch Enemy, Epica, Running Wild, Sepultura, Knorkator, Firewind und bisher allen voran Nightwish, die im Frühling 2018 eine Art Wir-sind-wieder-da-Tour durch Amerika touren und wie vermutet im Sommer offenbar klugerweise von Wacken gebucht wurden.

Nachbericht: Clara C. Wanning

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