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Sind Telematik-Tarife für Versicherungen gerecht? Sind Telematik-Tarife für Versicherungen gerecht?
Versicherte empfinden Telematik-Tarife nur dann als gerecht, wenn sich diese auf beeinflussbare Verhaltensmerkmale beziehen und nicht auf Lebenssituation oder das Schicksal der Versicherten. Das... Sind Telematik-Tarife für Versicherungen gerecht?

Versicherte empfinden Telematik-Tarife nur dann als gerecht, wenn sich diese auf beeinflussbare Verhaltensmerkmale beziehen und nicht auf Lebenssituation oder das Schicksal der Versicherten. Das ist ein Ergebnis einer Studie von Prof. Horst Müller-Peters vom Institut für Versicherungswesen der TH Köln. Zudem untersuchte er, unter welchen konkreten Rahmenbedingungen Versicherte einen Telematik-Tarif abschließen würden. Die Ergebnisse sind in der Publikation „Geschäft oder Gewissen? Vom Auszug der Versicherung aus der Solidargemeinschaft“ des Goslar-Instituts erschienen, die Prof. Müller-Peters gemeinsam mit Prof. Dr. Fred Wagner von der Universität Leipzig verfasst hat.

Telematik-Tarife nennt man die Verbindung von Versicherungstarifen mit elektronisch erfassten Daten über das Verhalten der Menschen. Diese eröffnen der Versicherungsbranche ganz neue Möglichkeiten. Durch die Vernetzung der Autos kann zum Beispiel ermittelt werden, wie viel tatsächlich mit dem Fahrzeug gefahren wurde und wie. Für eine risikoarme Fahrweise könnte die Versicherung für den Versicherten günstiger werden. „Wir wollten in unserer Studie untersuchen: Entspricht das dem Gerechtigkeitsempfinden der Versicherten? Und welche Merkmale dürften eine Rolle spielen und welche sind tabu?“, erläutert Müller-Peters. 1.070 repräsentativ gewichtete Personen nahmen an einer 15-minütigen Online-Befragung teil. Schwerpunkt der Fragen war neben der KFZ- Versicherung auch die Krankenversicherung. Zudem untersuchte Müller-Peters auch, unter welchen konkreten Rahmenbedingungen Versicherte einen Telematik-Tarif abschließen würden. Die Ergebnisse wurden in der Publikation „Geschäft oder Gewissen? Vom Auszug der Versicherung aus der Solidargemeinschaft“ des Goslar-Instituts veröffentlicht. (Verfasst von Prof. Müller-Peters gemeinsam und Prof. Dr. Fred Wagner von der Universität Leipzig )

Prof. Müller-Peters_TH Köln

Prof. Müller-Peters_TH Köln, Foto: Thilo Schmülgen / TH Köl



Verhalten darf berücksichtigt werden – Schicksal nicht

Der Großteil der Befragten unterscheidet ganz klar zwischen leicht beeinflussbaren und nicht oder nur schwer veränderbaren Merkmalen. Über 60 Prozent der Befragten halten es für gerecht, wenn die Punkte in Flensburg und das Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit bei der KFZ-Versicherung berücksichtigt werden. Der Einbezug des Wohnorts des Halters oder häufiges Nachtfahrten hingegen wird als ungerecht empfunden. Bei der Krankenversicherung werden unter anderem die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen, aber auch Tabak- und Alkoholkonsum werden als gerechte Merkmale empfunden. Vererbte Krankheiten, genetisch bedingte Risiken oder der ausgeübte Beruf hingegen auf keinen Fall. „Natürlich ist die Einschätzung von Gerechtigkeit höchst subjektiv. So halten es nur 13 Prozent der befragten Raucher für gerecht, wenn rauchende Versicherte einen Aufschlag bezahlen müssen, während über 70 Prozent der Nichtraucher dies gerecht finden“, so Müller-Peters.

Unsere Ergebnisse zeigen auch, dass die Versicherten bei der Krankenversicherung etwas skeptischer sind gegenüber telematischen Merkmalen, als bei der KFZ-Versicherung“, sagt Müller-Peters. Das korrespondiere mit ihren Bewertungen der verschiedenen Versicherungsbranchen. 68 Prozent der Befragten halten es für legitim, wenn eine Autoversicherung Gewinne erwirtschaftet, aber nur 36 Prozent finden dies bei der gesetzlichen Krankenkasse in Ordnung.

Wieviel Ersparnis muss sein  – welche Technik darf sein

Stellt man die Frage, ab wie viel Prozent Ersparnis die Befragten überhaupt einen Telematik-Tarif abschließen würden, ähneln sich die Ergebnisse für die KFZ- und die Krankenversicherung. Jeweils etwas mehr als 30 Prozent der Befragten wären zu einem Tarifwechsel bereit, jedoch erst ab einem Preisvorteil von 30 Prozent. „Allerdings gibt es auch eine relativ große Gruppe, die unter keinen Umständen einen solchen Tarif abschließen würde: Bei der KFZ-Versicherung sind das 31 Prozent, bei der Krankenversicherung 38 Prozent“, sagt Müller-Peters. Als Aufzeichnungsinstrumente könnten sich 39 Prozent der Autofahrer, die für solche Tarife offen sind, einen Stecker im Zigarettenanzünder vorstellen. 35 Prozent wären für eine Box im Motorraum. Bei der Krankenversicherung sprechen sich 53 Prozent der Befürworter für ein Fitnessarmband aus-  45 Prozent für eine intelligente Armbanduhr. Sogar ein Chip unter der Haut käme für zwölf Prozent in Frage.

Sinkende Kosten durch Verhaltensänderung oder Negativselektion

Würden die Versicherungsprämien vom Fahrstil oder vom Gesundheitsverhalten abhängen und gäbe es regelmäßig dazu Rückmeldung, würden die meisten Befragten eine Verhaltensänderung der Betroffenen erwarten. 70 Prozent vermuten, dass die meisten vorsichtiger fahren würden.67 Prozent glauben, dass die Menschen sogar mehr auf ihre Gesundheit achten würden. Das wäre ein sehr positiver Effekt. Bei der Wirkung auf die eigene Person sind sie jedoch etwas skeptischer: Nur 46 Prozent können sich eine Änderung beim eigenen Fahrstil und nur 48 Prozent beim eigenen Gesundheitsverhalten vorstellen.
 
Wenn wir davon ausgehen, dass sich durch Telematik-Tarife das Verhalten positiv verändert, sinken auf lange Sicht die Versicherungskosten und die Versicherer werden ihre Tarife entsprechend anpassen. Allerdings müssen wir annehmen, dass vor allem diejenigen wechseln, die davon profitieren. Übrig bleibt eine Negativselektion an Versicherungsnehmern, für die – wenn sich Telematik-Tarife sehr stark verbreiten – die Kosten auch steigen können“, so Müller-Peters.

Die kostenlose Publikation „Geschäft oder Gewissen? Vom Auszug der Versicherung aus der Solidargemeinschaft“ von Prof. Horst Müller-Peters und Prof. Dr. Fred Wagner ist entstanden im Auftrag des Goslar Instituts, Studiengesellschaft für verbrauchergerechtes Versichern e. V., eine Initiative der HUK-Coburg. 

Die ausführlichen Ergebnisse finden Sie hier: http://goslar-institut.de/fileadmin/fuerAdmin/bilder/Broschueren/2017/_GESCHA%CC%88FT_ODER_GEWISSEN_…

Die TH Köln bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind mehr als 25.000 Studierende in über 90 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin. Die TH Köln wurde 1971 als Fachhochschule Köln gegründet und zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.

Foto: Foto: Thilo Schmülgen / TH Köln

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Lydia Dr. Polwin-Plass

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