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Interview mit Victor Smolski – Teil 3 Interview mit Victor Smolski – Teil 3
Auf ihrer „Kingslayer“-Tour spielten ALMANAC auch im Colos-Saal /Aschaffenburg. Mastermind VICTOR SMOLSKI gab auf diesem Teil der Tour ein Best-of-Programm aus verschiedensten Abschnitten seiner... Interview mit Victor Smolski – Teil 3

Auf ihrer „Kingslayer“-Tour spielten ALMANAC auch im Colos-Saal /Aschaffenburg. Mastermind VICTOR SMOLSKI gab auf diesem Teil der Tour ein Best-of-Programm aus verschiedensten Abschnitten seiner Schaffenskunst zum Besten. Vor dem Konzert erzählte Victor Lydia und Michael von Metalogy.de Neuigkeiten von ALMANAC, über Charity Projekte, sein Hobby, seinen Sohn, seine Pläne und vieles mehr. Lest hier den dritten Teil der 4-teiligen Interview-Serie mit Victor Smolski.

Wirst Du auch wieder etwas zusammen mit Mike Terrana machen?

Victor: Ja, wir haben uns ein paarmal auf Festivals getroffen, aber momentan ist nichts geplant. Ich hatte Andre (Hilgers, ex-Rage) jetzt eingeladen und er hat jetzt auf unserem ersten Konzert getrommelt. Wenn ich ihn irgendwo treffe, habe ich damit kein Problem. Ich habe mit niemandem ein Problem. Auch bei Almanac, bei der Bandbesetzung, da gibt es einfach unterschiedliche Energien. Das hat mit Streit nichts zu tun. Da hat keiner mit irgendwem gestritten. Aber Andy (B. Franck) zum Beispiel hat einen normalen Bürojob und bekommt nicht immer frei. Und wenn man eine Tour plant und sein Chef sagt Nein, dann hat man ein Problem. Und wir mussten ein paar Tourneen und Konzerte absagen, weil er nicht konnte. Und das war nicht lustig für die Band. Und David, er lebt nicht mehr in Deutschland, da ist die Anreise zu den Proben sehr schwierig. Und auch darunter leidet die ganze Band. Da muss man leider ein paar Kompromisse machen. Was ist besser? Wir quälen uns und die ganze Band oder wir lassen es lieber. Und ehrlich gesagt, hat jede Änderung die Band besser gemacht. Sowohl mit dem Bassisten-Wechsel, als auch mit dem Schlagzeuger-Wechsel wurde die Band unglaublich gestärkt. Und wir alle haben Spaß an der Musik und die gleichen Ziele. Sowas ist echt möglich.

Du bist ja sozial engagiert. Unterstützt Du noch das Projekt „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“?

Victor: Mehr oder weniger. Ich unterstütze Projekte und bin jetzt auch Botschafter für UNICEF. Weltweit. Auch in Korea war ich jetzt gerade schon mehr oder weniger politisch unterwegs. Wegen der Grenze. Und da haben wir Musiker ein paar Projekte am Start. Wegen der ganzen Geschichte. Ich habe viel Ähnliches erlebt. Ich habe Perestroika erlebt. Ich habe den Mauerfall erlebt, alles hautnah. Man sammelt dann schon Erfahrungen. Auch dieser ganze kulturelle Austausch.

Ich sage mal so: Hier in Deutschland bin ich Ausländer, mehr oder weniger, obwohl ich seit zwanzig Jahren hier wohne, mit deutschem Pass. Dennoch bin ich Ausländer. Wie man sich in einem anderen Land integriert ist sehr wichtig: Für manche Leute ist das total easy und sie akzeptieren andere Kulturen und manche benehmen sich wie Vollarschlöcher. Und das hasse ich absolut. Und ich habe wirklich mit manchen Immigrationen Probleme – also wir gehen jetzt nicht in die Tiefe. Die Politik und manche Politiker kotzen mich tierisch an, denn Deutschland verliert seine Kultur, seine Identität. Das ist sehr hart und das finde ich total blöd. Wenn ein Land seine eigene Kultur vernichtet, blöder geht’s nicht. Ich finde auf der anderen Seite aber auch gut, wenn man weltweit unterwegs ist und ich habe ja auch sehr viel im Ausland gelebt und bin sehr viel gereist, dann ist man irgendwann ein Weltmensch geworden. Ich fühle mich phantastisch in Deutschland. Ich fühle mich auch phantastisch in Belarus, also Weißrussland. Ich wohne auch auf Gran Canaria. Kulturell hab ich kein Problem wenn sich alles vermischt. Menschen kommen sehr gut klar miteinander, wenn sie sich gegenseitig respektieren. Und das geht. Und ich sehe auch aus meiner Erfahrung heraus, speziell auch aus meiner Musikerfahrung, wie gut Musik Leute verbindet und blöde Stresssituationen vermeiden kann.

Almanac Colos-Saal © Lydia Polwin-Plass

Auf Metalogy.de schreiben wir nicht nur über Metal/Rock als Musik, sondern auch über den Lebensstil der Metalheads oder Metaller. Wie würdest Du Metal/Rock als Lebensstil beschreiben? Was bedeutet Metal für Dich?

Victor: Ich glaube, Metal ist Freiheit. Es bedeutet unabhängig zu sein. So wie früher die Hippies und diese ganze Hippie-Bewegung: Freiheit und das Leben zu genießen. So ist Metal für mich auch ein bisschen eine Befreiung vom ganzen Stress im Leben. Ich meine, Metal kann auch sehr aggressiv und böse sein. Das heißt aber nicht, dass man auf die Bühne gehen muss und jemandem in die Fresse hauen muss. Das ist nicht die Art von Aggressivität, wo man Vollattacke macht. Das ist einfach diese Energie, die rauskommt, weil sich irgendwann etwas angesammelt hat. Wie ein Ventil, das man aufmacht. Ich finde Metal ist wirklich Befreiung. Metal hat unglaublich viel Power und das ist die Energie, die in uns drinsitzt. Metal zeigt, vielleicht mehr als andere Arten von Musik, dass wir unheimlich viel Power haben.

Spielt Dein Sohn auch schon ein Instrument?

Victor: Er macht alles. Er probiert einfach alles aus. Er konzentriert sich jetzt nicht auf ein bestimmtes Instrument aber ich vermittle ihm einfach alles. Er hat eine Gitarre, Keyboards, er trommelt. Er probiert alles, er singt. Er hat seine eigene Anlage und brüllt da irgendwas rein wie „We will rock you“ oder so. Ich zeige ihm alles, aber ich lenke ihn noch nicht in eine bestimmte Richtung. Da muss er den Einstieg schon selber finden und dabei kann ich ihm dann helfen. Jetzt macht er einfach mal alles.

Er sitzt auch schon im Kart. Er fährt schon Kart. Mit Vier ist er schon ein richtiges Rennkart gefahren. Das war unglaublich. Da war ich sprachlos. Ich hab‘ total Schiss gehabt, dass er irgendwo in eine Mauer knallt. Aber er hat das so gut gemacht, das ich sprachlos war.

Ich sage  mal so: Alle Kinder sind talentiert, es ist nur die Frage, wie man diese Talente weiterentwickelt. Man muss dabei auf den Charakter achten. Alle Kinder haben schon ihre Persönlichkeit, auch wenn sie das nicht äußern können, aber sie haben schon direkt von Anfang an ihren Charakter. Und sie wissen genau, was sie mögen und was nicht. Und das darf man nicht brechen, man muss erkennen: Ok, so tickt er. Und das muss man weiterentwickeln und nicht steuern. Man muss helfen und unterstützen und mal gucken.

Ob er Musiker wird oder nicht, das kann ich jetzt nicht sagen. Er hat zumindest seinen Spaß bei den Konzerten und beim Soundcheck. Er findet es schon gut irgendwie. Und er kann schon Vieles unterscheiden. Er kennt schon viele Songs von mir und weiß genau, wer wann und welcher Sänger wann und wie dran ist. Und da versuche ich manchmal ihn zu verarschen und was spielen, das ähnlich klingt, aber er weiß ganz genau, wenn es nicht ich bin. Er kriegt schon viel mit. Ich bin da mal gespannt und will ihn nicht quälen oder zwingen Musiker zu werden, wenn er eigentlich was anderes möchte. Er muss glücklich sein. Das ist die Hauptsache.

Was erwartet uns denn beim Konzert heute?

Almanac Colos-Saal © Lydia Polwin-Plass

Victor: Mein Best-of sozusagen. Wir reisen heute wirklich durch meine Geschichte. Das wird Mind Odyssey sein. Das wird Rage sein. Das wird LMO sein. Das wird die Geschichte meiner Deutschland-Zeit sein. Viele Songs, die mir viel bedeuten. Es war wirklich interessant, die Setliste zu machen, bei so vielen Songs, die ich gemacht habe. Das ist wirklich irre. Aber ich hab‘ dafür Feedback gesammelt von vielen Leuten, auch von Musikern und was geschaut was Patrick auch singen möchte und was zu unserem Line-up passt. Ich finde es ist wirklich gut gelungen. Wir haben auch unglaublich gutes Feedback von den Fans bekommen.

Gibt es eine Band, mit der Du gerne mal zusammenarbeiten würdest?

Victor: Da gibt es unglaublich viele tolle Musiker. Durch diese Soloauftritte, die ich mache, treffe ich auch wahnsinnig viele Musiker. Auf der NAMM-Show habe ich jetzt auch viel gejammt mit vielen Musikern in Amerika. Die NAMM in Los Angeles. Die Frankfurter Musikmesse leider stirbt mehr und mehr. Und die NAMM-Show ist die weltweit größte Musikmesse. Da triffst Du einfach alle. Da geht es nicht nur um Gitarren und Amps, sondern da trifft man auch die Elite der Musiker. Und es gibt unglaublich viele Konzerte. Das ist immer spannend, Kumpels zu treffen.

Aber welche Bands? Puh. Ja. Da gibt es unglaublich viele. Wenn wir von der Prog-Szene reden, würde mich natürlich sehr interessieren, mit Dream Theater auf Tour zu gehen. Ich habe die Jungs schon getroffen und kenne sie, aber vielleicht ein bisschen rumjammen und gucken, wie die ticken. Es gibt auch andere coole Prog-Bands, wie Spock´s Beard oder Symphony X. Aber nicht nur solche Musik-Freaks. Ich würde auch gerne mit den Jungs der Alten Schule touren, wie den Priest-Jungs. Ich finde, diese 80er-Bands ticken irgendwie anders. Diese alten Rocker sind anders. Sie haben mit der Musik aus ganz anderen Gründen angefangen. Bei neuen Bands ist sehr viel Kommerz von Anfang an in den Gedanken. Mit Management und Plattenfirmen. Die alten Rocker denken anders. Wenn ich überlege, ich habe die Rush-Jungs getroffen und die haben ganz einfach eine andere Mentalität. Die denken anders auch über Musik. Klar, ich finde auch böse Jungs, wie Meshuggah sehr interessant. Oder Five Finger Death Punch. Das hat auch eine geile Energie, was die da produzieren. Es gibt unglaublich einfach viele tolle Musiker.

Hast Du ein persönliches Idol gehabt, als Du mit dem Musikmachen begonnen hast?

Victor: Ein bestimmtes nicht. Das habe ich nie gehabt. Ich habe wirklich viele, viele, viele Musiker entdeckt und ich habe viele tolle Erlebnisse gehabt. Ich habe mit Pink Floyd getourt. Da habe ich die Jungs kennengelernt, sie haben damals in Moskau gespielt. Da habe ich die Crew kennengelernt und wir haben die Pink Floyd-Crew sogar später auf meinem Konzert gehabt. Wir haben die Laser-Show damals gemietet. Das war wirklich ein sehr interessantes Erlebnis. Auch verrückte Jungs, wie Frank Zappa, das sind alles völlig verrückte Künstler. Diese ganzen alten Bands haben wirklich Rock´n´Roll gemacht. Ich habe auch einiges erlebt mit Mötley Crue und auch  Metallica. Die haben angefangen Business zu machen und alles zu produzieren. Das ist schon sehr interessant. Mit den Jungs einfach zu reden. Oder wenn man Schenker trifft. Auch die Scorpions. Viele hier wissen gar nicht, wie viel die Scorpions in Amerika getourt sind und wie erfolgreich die in Amerika waren. Das ist schon wahnsinnig. Wer viel Zeit in Amerika verbringt, der verliert hier viel und umgekehrt: Wer viel hier macht, den kennt dort niemand. Das ist ganz interessant, mit alten Bands zu sprechen. Zum Beispiel nicht weit von Köln gibt es das Dieter Dierks Studio, wo die Scorpions viel aufgenommen haben. Wo Michael Jackson aufgenommen hat. Ich bin so gerne in so einem Studio, wo ich auch mit Dieter Dierks darüber quatschen kann, wie das früher war. Ich finde auch die alten Festivals, wo ich früher zum Beispiel in Roskilde gespielt habe, als Roskilde noch groß war, das war ein wahnsinniges Erlebnis. Wo die Musik total bunt gemischt war. Und die Backstage-Erlebnisse vergesse ich nie. Das waren schon andere Zeiten. Ok, damals waren auch viele Drogen im Spiel und es war ein bisschen anders. Viele Musiker haben damit auch übertrieben. Aber trotzdem war es interessant, die Gespräche zu verfolgen, wie sie komponiert haben und was da los war. Also, ich würde gern mehr mit dieser alten Szene touren, weil es da immer viele tolle Geschichten gibt, das ist sehr spannend. Die moderne Welt ist einfach ein bisschen zu digital geworden für mich. Da wird viel programmiert, nachgebessert, kopiert und gemalt. Das klingt alles ähnlich. Die neue Generation, die über das Telefon Musik hört, das ist nicht meine Generation.

Morgen könnt ihr hier auf Metalogy.de den vierten Teil der 4.teiligen Interviewserie mit Victor Smolski lesen.

Lest hier den 1. und 2. Teil des Interviews:

Interview mit Victor Smolski Teil 1
http://metalogy.de/interview-mit-victor-smolski-teil-1/

Interview mit Victor Smolski – Teil 2
http://metalogy.de/interview-mit-victor-smolski-teil-2/

Lest dazu auch unseren Review zum neuen Album

Review: ALMANAC – KINGSLAYER

Und seht euch die Fotostrecke zum Gig im Colos-Saal an

FOTOSTRECKE: Almanac, Enemy Inside und New Level im Colos-Saal

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de