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Interview: LONG DISTANCE CALLING im Gespräch mit Metalogy – Teil 1 Interview: LONG DISTANCE CALLING im Gespräch mit Metalogy – Teil 1
Am 19. Januar unterstützten LONG DISTANCE CALLING die Prog-Legende Fates Warning bei ihrer Show im Colos-Saal /Aschaffenburg. Bassist Jan Hoffmann und Gitarrist Dave Jordan... Interview: LONG DISTANCE CALLING im Gespräch mit Metalogy – Teil 1

Am 19. Januar unterstützten LONG DISTANCE CALLING die Prog-Legende Fates Warning bei ihrer Show im Colos-Saal /Aschaffenburg. Bassist Jan Hoffmann und Gitarrist Dave Jordan standen vor der Show Metalogy.de Rede und Antwort und erzählten vom neuen Album „Boundless“, der anstehenden Headliner-Tour und vielem mehr. Lest hier Teil 1 der vierteiligen Serie. 

Hallo Jan, hallo Dave, Eure neue CD heißt „Boundless“ – grenzenlos. Gab es eine Intention hinter diesem Titel?

Jan: Ja, es war uns halt wichtig, dass der Titel passt. Zur Musik und zu dem ganzen Drumrum. Wie es entstanden ist, das Werk. Dass wir wieder zu viert sind und dass wir Beschränkungen, die Vocal-Sachen mit sich bringen, über Bord geworfen haben.

Dave: Eigentlich sind bisher alle Long Distance Calling Platten so entstanden, dass der Vierer-Kern, sprich Janosch, Flo, Jan und ich die Songs geschrieben haben. Und danach immer noch eine Instanz nachgeschaltet war, die irgendwas aufaddierte hat. Sie es Reimut, der die Samples gemacht hat, sei es Matze, der Keyboards und den Gesang gemacht hat oder im letzten Fall der Petter zum Beispiel. Das heißt halt immer für dich, du musst dich an einem bestimmten Punkt zurücknehmen und Lücken lassen in der Hoffnung, dass diese Lücken von den Leuten, die danach kommen, quasi gefüllt werden. Die „Boundless“ war die erste Platte, bei der wir vier alleine verantwortlich für die Mucke waren und wir letztendlich das machen konnten, was wir machen wollten.

Jan: Und auch keine Lücken lassen wollten. Sondern, dass von Anfang an alles wasserdicht war quasi. Das war uns wichtig.

War das ein Lerneffekt aus den letzten Platten?

Beide: Auf jeden Fall.

Dave: Eine neue Platte ist immer der Lerneffekt  aller vergangenen Platten. Sollte es zumindest sein.

Im Video zu „Out There“ sieht man Euch in den Dolomiten. Wie kam es dazu? Wer hatte die Idee?

Jan: Die hatte Janosch. Um den Titel und die Musik auch optisch umzusetzen. Es hat ja auch einen Reisecharakter. Die Leute sagen immer, dass unsere Musik zum Reisen im Kopf einlädt. Da haben wir gesagt, ja warum reisen wir nicht einfach mal. Und zwar auch irgendwo hin, wo es auch sehr eindrucksvoll aussieht. Da mussten wir halt nach Italien fahren für. Das hat sich dann gelohnt. Also für uns, für die Bilder. Das war schon toll.

Seid ihr geübt im Bergwandern oder Bergsteigen?

Jan: Ich habe es noch nie gemacht.

Dave: Ich habe es so ein paar Mal gemacht. Auf jeden Fall. Klar. Auch mit Klettern und Verbindung und so. Wichtig war auch, gerade in den Dolomiten, dass man sich auch so ein bisschen fokussiert, weil alles andere eigentlich Außen vor ist. Du bist halt ein bisschen raus aus der Situation. Also nur wir vier. Also du und der Weg, der vor Dir liegt. Es war auch sehr schön, sich das Ganze nochmal vor den Kopf zu halten und die Ruhe zu genießen. Und eben nur das zu machen und sonst nichts anderes.

Jan: Und auch keine Story im Prinzip zu haben, die vom Wesentlichen ablenkt. Das sind in dem Fall halt die Musik und die Bilder einfach. In Kombination.

Hängt das auch damit zusammen, dass Ihr keinen Sänger habt? Ist es schwerer ohne Sänger eine Message rüber zu bringen?

Dave: Du transportierst nicht Nachrichten, du transportierst Emotionen. Was die Leute mit den Emotionen dann machen, ist ihre eigene Sache. Wir liefern den Soundtrack, aber den Inhalt, den Film dazu macht jeder selbst. Ich finde das eine total schöne und romantische Herangehensweise.

Jan: Der Songtitel gibt natürlich so einen gewissen Kick-off, so eine leichte Idee, wo es unserer Meinung nach hingehen könnte, aber letztendlich ausfüllen muss das der Hörer für sich selber. Ist halt nur so eine grobe Richtung. Jeder Titel ist ein Wort, das jeder für sich auch nochmal anders interpretiert wahrscheinlich. Wenn man einen kompletten Text hat, an dem man sich entlang hangeln kann, der konkret ist, ist es natürlich viel einfacher, aber auch viel eingeschränkter. Auch über das Thema „Boundless“ halt.

Habt ihr denn Feedback darüber bekommen von den Fans, dass Ihr wieder ohne Sänger unterwegs seid?

Jan: Egal, was du machst, du kannst es nie allen recht machen. Da gab es ein paar, die das schade fanden, aber der große Teil findet das gut ohne Sänger.

Wie läuft bei Euch das Songwriting ab?

Jan: Songwriting gibt es bei uns natürlich. Sonst gäbe es ja keinen Song (lacht).

LONG DISTANCE CALLING, Pressefoto: Michael Winkler

LONG DISTANCE CALLING, Pressefoto: Michael Winkler

Dave: Es gibt bei uns zwei Ansätze. Der eine ist: Wir treffen uns zu viert einfach im Proberaum. Keiner auch nur einen Anschein von auch nur irgendeinem Plan und irgendeiner legt mit irgendetwas los und alle anderen steigen drauf ein. So dass sich dann etwas Schönes entwickelt und wir sagen dann: Cool. Lasst uns darauf aufbauen. Da gucken wir dann halt, wie man von da aus halt ausgehen kann, wie die Dramaturgie halt werden kann. Oder wir spielen einfach ganz viel und schauen, was sich daraus entwickelt. Gerade die „Trips“ war halt  extrem so, dass wir halt viel von vornherein festgelegt haben. Das muss so und so klingen und das muss in die und die Richtung gehen. Und dieses Mal war es eher andersrum, dass wir ein Riff hatten oder ein Lick oder irgendeine Harmonie und dann einfach mal gespielt haben und geguckt haben: Wo zieht es uns eigentlich hin? Nicht selber viel lenken im Vornherein, sondern einfach mal gucken und probieren und dann mal sehen, was passiert. Und dann passieren auch so komische Unfälle wie „Like a River“ zum Beispiel, wo du plötzlich einen Folk-Morricone-Song dann hast.

Jan: Oder, dass die Platte so hart geworden ist. Das war überhaupt nicht geplant. Also es gab höchstens so eine Idee im Vorfeld, dass die Platte ein bisschen düsterer wird halt vielleicht, aber düster heißt ja nicht hart. Dass die letztendlich so hart geworden ist, das ist einfach so passiert. Und das hat Spaß gemacht. Und dann hat sich das so ergeben.

Wen Ihr Euch so sehr auf die Musik fokussiert, ist das live eine besondere Herausforderung für Euch, z.B. von Sound her? Legt Ihr besonderen Wert auf den Sound?

Jan: Ja. Total. Wir haben einen sehr, sehr guten Soundmann zum Glück. Wir haben dieses Mal die Gitarren und Bass selber aufgenommen. Also er hat uns aufgenommen, die Saiteninstrumente. Und ich habe das gestern noch zu einem Kumpel gesagt: Das Schöne jetzt für mich ist zum Beispiel – das war bei den letzten Platten nicht so (zu Dave: Bei euch war das wohl schon immer so) – Ich habe einfach genau den Bass irgendwie halt dann benutzt, meinen Amp, den Verzerrer vom Amp und dann halt fertig. Es lässt sich halt komplett reproduzieren und das in Kombination mit dem guten Soundmann, da fühlt man sich sehr sicher und wohl. Aber wir legen auf den Sound natürlich extrem viel Wert. Weil das einfach gerade ohne Sänger ultrawichtig ist.

Wenn Ihr live an eine Location kommt, die Ihr noch nicht kennt. Wie geht Ihr da vor?

Jan: Da hat man im besten Falle einen Soundmann, der sich gut vorbereitet hat und sich informiert hat. Der weiß, was da für ein Mischpult steht. Der vielleicht sogar schon was vorprogrammiert hat, was diesem Digitalmischpult da entspricht und der halt weiß, wie man so einen Raum ausmisst und alles Mögliche. Dann kommt es natürlich darauf an, wie die Band spielt. Es kommt darauf an, wie die Amps eingestellt sind. Also – ohne Namen zu nennen – es gibt auch Bands, die sind seit 20 Jahren auf Tour und die supportet man und Dave muss denen die Amps einstellen, weil die einfach einen scheiß Amp-Sound haben. Das sind so viele Kombinationen oder viele Punkte, die in Summe einen guten Sound ergeben. Da legen wir extrem viel Wert drauf.

Dave: Das ist natürlich eine lange, lange Kette. Es fängt halt mit einem selbst an; wie gut oder wie beschissen man da spielt. Da kannst du auch einen geilen Mischer und einen  teuren Amp haben und es klingt hinten raus trotzdem beschissen. Du musst also einigermaßen gezockt sein. Dan ist halt die Frage: Was spielst Du so und was kommt da raus? Und halt wie man zusammen spielt, also, wie tight ist man. Also, was kommt da raus und wie weit kann man das verstehen, was da rauskommt, auch im Bandkontext. Es gibt auch viele Bands, die zusammen halt ziemlich viel Geräusch machen, aber du hörst halt nicht, was der Einzelne macht, zum Beispiel der Bassist. Bei uns ist das total wichtig, weil wir ja zum Teil auch in den verzerrten Passagen Harmonien und Mehrklänge haben. Die Verständlichkeit ist ultrawichtig. Allerdings, wenn die wiederum keine Wucht hat, funktioniert das halt auch nicht. Die körperliche Ebene muss halt auch bedient werden.

Jan: Dynamik.

Dave: Du suchst halt ständig einen Kompromiss. Und guckst halt: Wo finde ich die Lücke, wo man noch halt optimieren kann. Das ist schon ziemlich komplex. Aber da geben wir uns auch sehr viel Mühe.

Interview: Michael Glaeser

Pressefotos: Michael Winkler

Morgen könnt ihr hier auf Metalogy.de den zweiten Teil der vierteiligen Interviewserie lesen.

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