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Interview: GEOFF TATE im Gespräch mit METALOGY, Teil 2 Interview: GEOFF TATE im Gespräch mit METALOGY, Teil 2
Im Rahmen seiner Operation: Mindcrime 30th Anniversary Tour zelebriert ex-Queensryche-Sänger Geoff Tate dieses Überalbum in voller Länge. Vor der Show im Colos-Saal in Aschaffenburg... Interview: GEOFF TATE im Gespräch mit METALOGY, Teil 2

Im Rahmen seiner Operation: Mindcrime 30th Anniversary Tour zelebriert ex-Queensryche-Sänger Geoff Tate dieses Überalbum in voller Länge. Vor der Show im Colos-Saal in Aschaffenburg stand er Metalogy Rede und Antwort. Ein bisschen Philosophisches und ein paar Fakten aus seinem Musikeralltag – lest hier den zweiten Teil des zweiteiligen Interviews.

Auf deiner Homepage war zu lesen: „This year for the holidays I am doing a concert in my own community and donating 100% of the proceeds to MercyWatch.“  Liegt es dir besonders am Herzen, die Welt ein bisschen besser zu machen?

Geoff: Ich habe es einfach satt zu sehen, dass Menschen auf der Straße leben müssen.

Du hattest zudem den Song „When the wind blows“ mit obdachlosen Musikern aufgenommen. Wie kam es dazu?

Geoff: Ja. Da gibt es verschiedene Aspekte.

Ich interessiere mich schon seit Jahren für Obdachlosigkeit. Ich schrieb dazu zum Beispiel den Song „Della Brown“ vom Album „Empire“. Das Thema beschäftigt mich sehr. Im Laufe meines Lebens musste ich einen enormen Anstieg an Obdachlosigkeit beobachten. Das ist einfach auffällig. Als ich jung war, gab es kaum Obdachlose und nun sieht man sie überall auf der ganzen Welt. Und das ist ein echtes Problem. Als Hobby-Sozialwissenschaftler frage ich mich, wie das passieren konnte. Was ist da los? Es gibt ein paar grundlegende Aspekte, die ich einfach nicht verstehe.

Ich hatte mit einer Gruppe zu tun, die „MercyWatch“ heißt. Das ist eine großartige Gruppe von Ärzten, Psychiatern, Psychologen und Psychiatrie-Sozialarbeitern. Sie haben sich zusammengetan um ihre Zeit, Energie und ihr Geld den Obdachlosen widmen – um Obdachlosigkeit zu bekämpfen.

Sie nehmen das auf verschiedene Weise in Angriff: Seelsorge, Rehabilitierung, Hilfe beim Drogenentzug. Sie verschaffen Betroffenen Plätze in psychologischen Einrichtungen. Auch mit Stellenvermittlung als späteren Schritt. Das ist eine großartige Organisation und ich bin sehr beeindruckt von ihnen. Also gab ich letzten November ein Konzert, um Spenden zu sammeln gegen Obdachlosigkeit und für MercyWatch. Ich habe zudem einen Song geschrieben, der irgendwann in den nächsten Monaten veröffentlicht wird und dessen Umsätze komplett an MercyWatch gehen. Besonders interessant an dem Song, neben der Tatsache, dass er Obdachlosigkeit und die daraus resultierende Verzweiflung sehr realistisch darstellt, ist, dass er er Darbietungen von Leuten, die tatsächlich obdachlos sind, enthält. Der Song ist nun in Arbeit und ich bin sehr stolz darauf. Hoffentlich wird er etwas Geld einbringen und hilft die Gruppe Mercy Watch zu fördern, an die ich wirklich glaube. Und hoffentlich gibt es irgendwann Maßnahmen gegen Obdachlosigkeit, die wirklich funktionieren. Zur Zeit hat keiner wirklich ein Rezept dagegen.

Wo wir gerade von Projekten reden: Du hattest letztes Jahr Gastauftritte bei Avantasia und dem „Ghostlight“-Album; zum Beispiel in Wacken. Wie war das?

Geoff: Das war großartig. Tobias (Sammet) hatte mich gefragt, ob ich bei dem Album mitmachen wolle. Wir haben dann einen Song zusammen geschrieben, der richtig gut wurde. Er mochte ihn. Ich mochte ihn. Und später im Sommer sagte er, dass sie ein paar Shows machen würden und ob ich nicht mitmachen wolle. Ich glaube, ich habe dann drei Shows mit ihnen gemacht. Letzten Sommer spielte ich das Barcelona Festival, einen Gig in der Schweiz und dann das Wacken-Festival. Das war super und es hat Spaß gemacht, mit so kreativen Leuten zusammen zu arbeiten. Und Tobi ist fantastisch.

Würdest Du gerne an ähnlichen Projekten wie Avantasia teilnehmen?

Geoff: Ich werde pausenlos gefragt, ob ich nicht an Projekten teilnehmen möchte. Ein paar Leute, die heute Abend zur Show kommen, wollen mit mir über Dinge sprechen, die sie planen. Etwas, das ich gerade an meiner jetzigen Situation sehr schätze, ist die Freiheit zu habe, verschiedene Sachen auszuprobieren. Ich mag es mit verschiedenen Gruppen von Leuten an verschiedenen Sachen zusammen zu arbeiten. Das ist sehr befriedigend. Vorher, als ich bei Queensryche war, da konnte ich nichts außerhalb der Band machen. Das war gegen die Regeln der Band. Und die Band war pausenlos beschäftigt. Da ergaben sich nicht gerade viele Möglichkeiten. Jetzt kann ich tun und lassen, was ich will. Wenn also jemand wie Tobias sagt, dass sie eine Show machen und ob ich rüber komme und mitmachen möchte, kann ich sagen: Klar, lass uns das machen.

Vermisst Du die Zeit mit Queensryche?

Geoff: Nein. Wir hatten unsere Zeit. Wir hatten eine gute Zeit. Aber ich denke: 30 Jahre mit denselben Leuten ist genug. Wir hatten ein paar gute Projekte zusammen, aber es muss ja nicht auf ewig so weitergehen.

Wir würden gerne aus eigenem Interesse wissen, was die Bedeutung des Songs „Lady Jane“ (vom Empire Album) ist?

Geoff: Die Bedeutung von „Lady Jane“? Ich kann gar nicht sagen, ob es eine spezielle Bedeutung gibt. Es ist eher eine Wortmalerei um ein Mädchen, das ich von der Schule kannte. Sie war kein besonders beliebtes Mädchen. Sie war eher autistisch und in sich selbst gekehrt. Und die Leute haben Späße mit ihr gemacht und sie schikaniert. Ich verarbeitete mit diesen Wortbildern meine Eindrücke von ihr aus meiner Sichtweise heraus.

Du hast viele persönliche Songs geschrieben. Gibt es einen, der Dir am meisten bedeutet?

Geoff: Davon gibt es wirklich viele. Es gibt einen auf den späteren Queensryche-Alben – ich denke er ist auf der „Dedicated to Chaos“ – der „Broken“ heißt. Diesen Song habe ich über meine Großmutter geschrieben. Er ist ein unglaublich persönlicher Song. Der Text beschreibt, wie es für mich war, als ich bei ihr war als sie starb. Der Song geht über sie.

Wir haben da ein paar persönliche Standardfragen, die wir Dir gerne stellen möchten. Ist das in Ordnung?

Geoff: Ja.

Welches ist Dein Lieblingstier?

Geoff:  Mein Hund Elvis.

Welcher ist Dein Lieblingsfilm?

Geoff: Ich habe eigentlich keinen wirklichen Lieblingsfilm. Es gibt Filme, die ich mir gerne ansehen. Tja. Nein. Eigentlich habe ich wirklich keinen LIEBLINGS-Film. Ich mag zum Beispiel den Directors-Cut von „Bladerunner“. Das ist ein Film mit tollen Aufnahmen, tollen Schauspielern und die Musik von Vangelis hat das Ganze hervorragend präsentiert. Bei „Bladerunner“ passt einfach alles. Bei vielen Filmen passt nicht alles zusammen. Dann sind die Schauspieler schlecht oder die Story macht keinen Sinn oder die Musik passt nicht. Die Musik ist sehr häufig in den Filmen ein großer Faktor. Und insbesondere Vangelis hat einen unglaublichen Job bei „Bladerunner“ gemacht. Aus der Sicht eines Musikers ist das einer der Soundtracks, die dir einfach im Gedächtnis bleiben. Er hatte einen großen Einfluss auf viele Musiker. Ein gutes Beispiel ist, dass heutzutage viele Regisseure sagen, dass der Soundtrack so sein soll, wie Vangelis es für „Bladerunner“ gemacht hat. Was Vangelis so perfekt gemacht hat, ist, dass er die Musik mit den Bildern verknüpfte. Und soetwas findet man nicht so häufig. Das ist schon herausragend.

Welche ist Deine Lieblings-CD, die Du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest?

Geoff: Ich könnte mich gar nicht entscheiden und keine mitnehmen. Ich habe sowieso die ganze Zeit Musik in meinem Kopf. Ich bräuchte eigentlich gar nicht Musik hören, aber ich muss ja.

Dein Lieblingsessen?

Geoff: Ich liebe alles Mögliche an Essen. Eigentlich gibt es gar kein Essen, das ich nicht mag.

Hast Du einen speziellen Lieblings-Wein?

Geoff: Ich liebe Wein zum Essen (lacht). Ich suche den Wein aus, der zum jeweiligen  Gericht passt. Die Franzosen wissen zum Beispiel zweifellos, wie man eine gute Ente zubereitet. Die beste Ente, die ich je gegessen hatte, war französisch zubereitet. Ich würde einen Malbec aus Zentralfrankreich nehmen, der hervorragend dazu passt. Ich liebe es auch, wie die Deutschen Schwein zubereiten. Ich liebe einen Grauburgunder dazu. Also einen Wein, der dazu passt.

Deine Hobbies, außer Musik?

Geoff: Meine Frau und ich teilen uns ein Hobby. Wir restaurieren gerne zusammen alte Häuser. Über die Jahre haben wir verschiedenste Häuser erworben und haben sie in ihr ursprüngliches Design zurückversetzt mit ein paar modernen Ergänzungen, wie eine Küche. (lacht) Das Haus, in dem wir gerade leben, als wir das gekauft haben, hatte es keine Küche und nur ein Badezimmer. Wir haben ein komplett neuen Boden eingebaut und eine neue Küche und ein Badezimmer mit Dusche. Ich mag Tischlerarbeiten und habe da richtig Spaß daran.

Dein liebstes Reiseziel?

Geoff: Ich war bisher in 63 Ländern. Mein Ziel ist es daraus 127 Länder zu machen. Ich möchte überall hinreisen, wo es mir möglich ist. Ich liebe es zu reisen.

Gibt es etwas, das Du unseren Metalogy.de-Lesern sagen möchtest?

Geoff: Es gibt etwas über die Deutschen, was ich ganz interessant finde. Viele Deutsche verlassen den Ort, wo sie leben kaum und nur, wenn sie ins Ausland verreisen. In Deutschland gibt es zum Beispiel Leute, die in München wohnen, aber nie in Süd-West-Deutschland zum Beispiel in Freiburg waren. Sie bleiben lieber in ihrer Region. Und das ist etwas, was ich den Deutschen sagen will: Reist in euren Land herum. Es ist wunderschön. Es ist ein tolles Land. Es gibt so viele coole Sachen hier. Ich liebe eure Technologie und Ingenieurwissenschaften. Ihr seid da um einiges besser als so viele andere Orte auf der Welt. Auch das Sozialsystem, das ihr aufgebaut habt, ist unglaublich, so dass es jeder gerne kopieren würde. Es gibt so viele tolle Sachen in Eurem Land und ihr solltet stolz darauf sein. Es ist ein Denkmal für die Welt.

Gibt es etwas, das Du gar nicht beherrschst, was Du gar nicht kannst?

Geoff: Ich liebe es zu essen und ich liebe gutes Essen, aber ich kann überhaupt nicht kochen. Deswegen schätze ich auch gutes Kochen als eine Art Kunst. Ich bin zwar ein Kritiker, kann es aber selber nicht.

Was sind Deine größten Ängste?

Geoff: Nicht genug Zeit zu haben. Ich möchte einfach weiterleben. Ich möchte nicht sterben. Ich hoffe, dass bald die Technologie erfunden wird, damit ich mindestens 200 Jahre alt werde. Das ist, was ich mir wünsche.

Gibt es etwas, das Du hasst?

Geoff: Ja. Ich hasse Beurteilungen. Wenn Leute einander beurteilen und wenn sie das aufgrund ihrer eigenen Fähigkeiten machen, dann ist das oberflächlich und arrogant. Wir sind nicht alle gleich. Wir lernen Sachen unterschiedlich schnell und verstehen Sachen unterschiedlich. Und nur auf jemanden wütend zu sein und ihn niederzumachen, nur weil er nicht auf demselben Level ist, wie man selber, ist furchtbar. Sowas macht mich traurig und wütend.

Vielen Dank für das Interview.

Interview: Michael Glaeser und Lydia Polwin-Plass

Lest hier auf Metalogy auch den ersten Teil des Interviews:

Interview: GEOFF TATE im Gespräch mit METALOGY Teil 1

und den Konzertnachbericht lest hier:

Nachbericht: Geoff Tate´s Operation: Mindcrime + Till Death Do Us Part, 06.02.2018, Colos-Saal

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de